Schachbegriffe
Zugzwang

Zugzwang

Das Ziehen der Figuren ist ein natürlicher Teil des Schachs und auch wichtig, wenn Du gewinnen möchtest. Aber manchmal wäre es schön, wenn Du einen Zug aussetzen könntest, oder? Das ist die Idee, die hinter Zugzwang steckt und das musst Du darüber wissen:


Was ist Zugzwang?

Das deutsche Wort Zugzwang wird im Schach übrigens auf der ganzen Welt verwendet. Die Idee hinter diesem Begriff ist es, dass es in bestimmten Stellungen für einen Spieler ein Vorteil wäre, wenn er einen Zug aussetzen könnte, da jeder Zug seine Stellung verschlechtert. Da er aber gezwungen ist einen Zug auszuführen, ist er im Zugzwang.

Sehen wir uns einfach ein praktisches Beispiel an, um das Konzept besser zu verstehen. Diese Partie wurde bei der Weltmeisterschaft 1951 zwischen Mikhail Botvinnik und David Bronstein gespielt. Botvinnik brachte Bronstein mit dem Zug 57.Lg5 in Zugzwang, denn egal welchen Zug Bronstein jetzt spielen würde, er würde immer verlieren:

Warum ist Zugzwang eine so starke Waffe?

Normalerweise wollen die Spieler im Schach ihre Figuren ziehen und damit ein Tempo gewinnen. Manchmal kann die Pflicht, einen Zug ausführen zu müssen, jedoch zu großen Schwierigkeiten führen: Zugzwang!

Wenn ein Spieler im Zugzwang ist, führt ihn das per Definition zu einer schlechteren Stellung als der, in der er sich gerade befindet. Wenn der Spieler in dieser Stellung einen Zug macht, verliert er normalerweise Material. Auf der Eliteebene des Schachs reicht ja bereits ein kleiner Vorteil zu Sieg. Eine Figur ohne Kompensation zu verlieren, kann also verheerend sein.

Die nächste Partie hat Jose Raul Capablanca gegen Leopoldo Carranza gewonnen, indem er durch Zugzwang einen Spieß forcierte und damit einen Turm gewann.

Beispiele aus der Geschichte

Im Laufe der Schachgeschichte haben wir schon viele Beispiele für Zugzwang gesehen und viele davon sind wunderschöne Meisterwerke von Spielern, die ein außergewöhnliches Verständnis für die Positionskonzepte des Schachs haben.

Eines der bekanntesten Beispiele für positionellen Zugzwang stammt von Aaron Nimzowitsch, dem Autor des berühmten Schachbuches My System. Nimzowitsch spielte mit Schwarz gegen den starken Spieler Friedrich Saemisch und schaffte es, alle Figuren von Weiß einzuschränken und ihn in eine verlorene Stellung zu zwingen. Saemisch konnte nur noch aufgeben.

Natürlich wusste auch der zweite Schachweltmeister der Geschichte, Emanuel Lasker, wie man seinen Gegner in Zugzwang bringt. In der zweiten Partie um die Weltmeisterschaft 1896 brachte er Wilhelm Steinitz durch seinen Zug 34...Tg8 in Zugzwang. Steinitz musste seinen Bauern auf f5 und bald danach die Partie aufgeben.

Zugzwang im Endspiel

Zugzwang ist in vielen Endspielen das entscheidende Konzept. Zu wissen, wie man seinen Gegner berechnet und in eine Zugzwang-Stellung bringt, kann den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren ausmachen.

Hier siehst Du ein sehr berühmtes Beispiel. Diese Stellung ist als "gegenseitiger Zugzwang" bekannt. Wer zuerst ziehen muss, verliert. Sehen wir uns einfach an, was passieren würde, wenn Weiß am Zug wäre:

A classical zugzwang position.
Weiß ist am Zug und Schwarz gewinnt.

Ein weiteres Beispiel für Zugzwang siehst Du in dieser bekannten Studie:

Viele Endspiele kannst Du nur gewinnen, wenn Du Deinen Gegner in Zugzwang bringst. Wenn Du Dich im Schach verbessern willst, musst Du dieses Konzept verstehen und beherrschen. Ansonsten wirst Du viele Siege nicht nach Hause bringen können.

Test

Da Du das Konzept von Zugzwang jetzt kennst, ist es Zeit für einen kleinen Test. Wenn Du alle Aufgaben lösen kannst, bist Du schon ein echter Zugzwang-Meister!

Aufgabe 1: Kannst Du Deinen Gegner dazu zwingen, seinen König aus dem Weg zu ziehen, damit Du Deinen Bauern umwandeln kannst?

Aufgabe 2: Solltest Du den gegnerischen Bauern direkt angreifen oder etwas anderes versuchen?

Fazit

Zu wissen, wie Du Deinen Gegner an die Wand stellen und seine Unfähigkeit, einen Zug auszusetzen, ausnutzen kannst, ist eine großartige Möglichkeit, Dein Spiel zu verbessern. Achte doch bei Deiner nächsten Partie auf die eingeschränkten Figuren Deines Gegners und nutze die Gelegenheit, um ihm keine guten Züge zu hinterlassen!

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Sieh Dir die Video-Lektion an

Einen Artikel zu lesen ist eine fantastische Möglichkeit, um etwas Neues zu lernen, aber es ist nicht jedermanns Sache. Das Ansehen eines Videos kann genauso lehrreich sein! Sieh Dir doch einfach diese kurze Video-Lektion über Zugzwang an, um die eben erklärten Konzepte besser zu verstehen oder zu vertiefen. Wir sehen uns wieder bei der nächsten Lektion!