Unterumwandlung
Wenn jemand befördert wird, ist das fast immer ein Grund zum Feiern. Sowohl im Schach als auch im wirklichen Leben. Manchmal ist eine "kleine" Beförderung aber sogar besser als eine große - zumindest im Schach.
Was ist eine Unterumwandlung?
Wenn ein Bauer die gegnerische Grundlinie erreicht, wird er in eine andere Figur umgewandelt. Meistens entscheiden sich die Spieler dann natürlich mit der Dame für die stärkste Figur! Manchmal wählen Sie aber aus verschiedenen Gründen lieber eine Figur, die in der Rangordnung UNTER der Dame steht. Das nennt man dann eine Unterumwandlung.
Warum sind Unterumwandlungen wichtig?
Die Dame ist doch die stärkste Figur. Warum sollte da jemand auf die Idee kommen und seinen Bauern in eine schwächere Figur umwandeln wollen?
Tja. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Hauptgründe sind jedoch ein verheerender Angriff, die Vermeidung eines Remis und die Verteidigung gegen eine unmittelbare Drohung.
In der folgenden Partie zwischen den ehemaligen Weltmeistern Mikhail Tal und Boris Spassky fand Schwarz einen Weg, Material zu gewinnen, indem er seine Dame opfert und dadurch die Möglichkeit zu einer tödlichen Unterumwandlung bekommt. Tal musste nach Spasskys Unterumwandlung seine Dame opfern, um ein Schachmatt zu vermeiden.
Als Nächstes sehen wir ein Beispiel für eine Unterumwandlung, die ein Remis vermeidet. In der Partie zwischen Unterpromotion. In diesem Spiel zwischen Jaroslav Sajtar und Pal Benko hatte Sajtar erkannt, dass sein Gegner Patt wäre, wenn er seinen Bauern in eine Dame umwandelt. Nachdem er seinen Bauern aber in einen Turm umgewandelt hatte, konnte Benko einen legalen Zug ausführen und Saitar konnte die Partie natürlich auch mit dem Turm locker gewinnen.
Im letzten Beispiel sehen wir uns ein wunderschönes Endspiel zwischen den Großmeistern Hikaru Nakamura und Vladimir Kramnik an. Nakamura hatte eine sehr kreative Idee, mit der er ein Tempo gewonnen und damit die Partie gerettet hat. Hätte er seinen Bauern in eine Dame umgewandelt, hätte Kramnik seinen Bauern ebenfalls in eine Dame umwandeln können und weil die neue schwarze Dame gleich ein Schach gegeben hätte, danach auch die Partie gewonnen. Da er seinen Bauern aber in einen Springer umwandelte, gab der Springer ein Schach und nachdem Kramik seinen König aus dem Schach gezogen hatte, konnte Nakamura verhindern, dass die schwarzen Bauern die Grundlinie erreichen und hat die Partie gewonnen.
Test
Da Du jetzt das Konzept der Unterumwandlung kennst, ist es Zeit für einen kleinen Test. Löse die folgenden Aufgaben, indem Du die richtigen Unterumwandlungen vornimmst:
Aufgabe 1: Du hast bereits einen materiellen Vorteil und eine gewonnene Stellung. Es gibt aber einem Zug, der die Partie prinzipiell sofort beendet. Wie kannst Du am einfachsten gewinnen?
Aufgabe 2: Schwarz hat den hinterhältigen Plan, mit dem Zug Sd6 Deine neue Dame und Deinen König zu gabeln. Danach würde Deine neu gewonnene Dame sofort wieder vom Brett verschwinden und Schwarz hätte ein Remis erreicht. Wie schaffst Du es trotzdem, Dir eine neue Dame zu holen?
Fazit
Du kennst jetzt das Konzept der Unterumwandlung und hast gelernt, wann es sinnvoll ist, eine Unterumwandlung vorzunehmen. Mit dieser Lektion kannst Du Dein eben erlerntes Wissen sogar noch vertiefen.