Überlastung
Wenn eine Schachfigur zu viele Aufgaben gleichzeitig erfüllen muss, kann eine wunderschöne Stellung innerhalb von wenigen Zügen wie ein Kartenhaus zusammenfallen! Dieser Artikel erklärt Dir das Konzept der Überlastung und wie eine Überlastung das Ergebnis einer Partie verändern kann.
Was bedeutet Überlastung?
Im Schach versteht man unter einer Überlastung, dass eine Figur gleichzeitig mehrere Verteidigungsaufgaben erfüllen muss und nicht alle gleichzeitig erfüllen kann. Diese Verteidigungsrollen können den Schutz von Figuren, das Kontrollieren wichtiger Felder, oder Blockaden von Linien, Reihen oder Diagonalen umfassen.
Warum ist es wichtig, eine Überlastung zu erkennen?
Das Erkennen einer überlasteten Figur in der Stellung des Gegners ist ein wahrer Nährboden für Taktiken. Überlastete Figuren geben dem Gegner ein falsches Gefühl der Sicherheit und kann zu einem bösen Erwachen führen.
Hier haben wir eine Stellung aus einer Partie zwischen Jose Raul Capablanca und Rudolf Spielmann. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass alle angegriffenen Figuren von Schwarz gedeckt sind.
Wenn Du aber genauer hinsiehst, wirst Du erkennen, dass die schwarze Dame zwei Aufgaben erfüllen muss. Zum einen muss sie den Läufer auf e7 decken und zum anderen muss sie die Grundlinie verteidigen. Capablanca hat das sofort erkannt und den Läufer geschlagen!
Wenn die Dame den Turm schlagen würde, würde das Schach der weißen Dame auf dem Feld c8 zu einem Schachmatt führen. Schwarz kann den Turm also nicht schlagen und muss den Rest der Partie ohne seinen Läufer spielen. Capablanca hat dann natürlich locker gewonnen.
Überlastete Figuren können aber zu einer noch größeren Katastrophe führen. Sehen wir und einfach diese Partie zwischen Großmeister Vladimir Kramnik and Großmeister Nukhim Rashkovsky an.
Es hat den Anschein, als ob die schwarze Stellung zusammenhalten würde. Die beiden Türme decken sich gegenseitig und der vom f-Turm gedeckte Springer deckt die kritischen Felder h7 und g8. Aber halt! Eine Figur deckt gleich zwei kritische Felder? Kann das gutgehen?
Kramnik fand ein wunderbares Damenopfer und dann sah auch Rsahovsky das Unheil kommen und gab die Partie sofort auf.
Test
Da Du jetzt das Konzept der Überlastung kennst, ist es Zeit für einen kleinen Test! Versuche die nachstehenden Aufgaben mit Deinem neu erworbenen Wissen zu lösen.
Aufgabe 1: In dieser Partie zwischen GM Lubomir Ftacnik und GM Yasser Seirawan scheint Weiß all seine Figuren gedeckt zu haben. Findest Du heraus, mit welcher Idee Seirawan trotzdem Material gewinnen konnte?
Aufgabe 2: Das ist die 16. und letzte Partie um die Weltmeisterschaft 1908 zwischen Siegbert Tarrasch und Emanuel Lasker. Lasker spielte mit Schwarz und entdeckte eine überlastete Figur im weißen Lager. Findest Du sie auch?
Aufgabe 3: In diesem Kampf zwischen den Großmeistern Veselin Topalov und GM Magnus Carlsen hatte Topalov zunächst übersehen, dass eine seiner Figuren überlastet war. Als er es dann sah, gab er die Partie, noch bevor Carlsen einen Zug machen konnte, auf. Siehst Du, warum er aufgegeben hat?
Fazit
Du weißt jetzt, was eine überlastete Figur ist und wie sie sich auf eine Schachpartie auswirken kann. Wenn Du schon Premium-Mitglied bist, kannst Du Dir hier eine Lektion über überlastete Figuren ansehen, um das eben erlernte Konzept zu verinnerlichen. Falls Du noch kein Premium-Mitglied bist, kannst Du sie hier 7 Tage lang kostenlos ausprobieren.