Sonderzüge im Schach
Wenn Du Deine Reise in die Schachwelt gerade erst begonnen hast, kannst Du von einigen seltsamen Zügen überrascht werden und einige davon sehen sogar so seltsam aus, dass die eigentlich gar nicht erlaubt sein können. Oder etwa doch?
Aber keine Sorge. In diesem Artikel erfährst Du alles, was Du über diese besonderen Züge wissen musst:
Was sind Sonderzüge?
Sonderzüge bedeuten im Schach, dass eine Figur anders zieht, als es die Regeln eigentlich vorschreiben. Die gute Nachricht ist, dass es nur drei davon gibt. Es ist aber äußerst wichtig, alle drei zu kennen!
Beim Erlernen des Schachspiels konzentrieren sich die meisten Menschen auf die Grundzüge der Figuren und darauf, was es bedeutet, ein Schach zu geben oder Schachmatt zu setzen. Diese Regeln genügen auch für die meisten Partien zwischen Anfängern, aber irgendwann hast Du oder Dein Gegner auch die Möglichkeit, einen Sonderzug zu spielen. Diese drei Sonderzüge sind die Rochade, die Bauernumwandlung und das en passant Schlagen.
Rochade
Die Rochade ist der einzige Zug im Schach, der es einem Spieler erlaubt, zwei Figuren gleichzeitig zu ziehen – den König und einen Turm. Das ist ein sehr wichtiger Zug, denn es wird Dir helfen, Deinen König in Sicherheit zu bringen und einen Deiner Türme schnell in den Kampf zu werfen.
Bei einer Rochade kannst Du Deinen König zwei Felder auf eine Seite ziehen und den Turm, in dessen Richtung der König gezogen ist, über den König herüber auf das Feld neben dem König stellen.
Und so sieht die Rochade dann aus:
Es gibt sogar eine kurze und eine lange Rochade. Bei der kurzen Rochade rochiert der König auf die Seite des Bretts, auf der er eh schon steht und bei der langen Rochade rochiert der König auf die Bretthälfte, auf der die Dame die Partie begonnen hat. In Österreich werden die beiden Rochaden in der Regel "kleine" und "große Rochade" genannt und im englischen Sprachraum brechen sich die Spieler lieber die Zunge und sagen "Rochade auf den Königsflügel" (Castling Kingside) oder "Rochade auf den Damenflügel" (Castling Queenside).
Auf Chess.com gibt es auch eine Lektion über die Rochade. Dort wird Dir auch erklärt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Du rochieren darfst.
Bauernumwandlung
Bauern sind die einzigen Schachfiguren, die nur vorwärts und niemals rückwärts ziehen dürfen. Was aber passiert, wenn ein Bauer die andere Seite des Bretts erreicht? Dann kommt der zweite Sonderzug ins Spiel und weil das gar nicht so selten vorkommt, ist die Bauernumwandlung wahrscheinlich der Sonderzug, von dem die meisten Anfänger wissen, dass es ihn gibt. Allerdings wissen die meisten nicht, wie das wirklich funktioniert.
Diese Regel erlaubt es einem Bauern, sich in eine beliebige eigene Figur, außer einem König, umzuwandeln.
Man muss diesen Bauern aber nicht zu einer Figur umwandeln, die zuvor geschlagen wurde – das ist ein weit verbreitetes Missverständnis unter Spielern, die das Spiel gerade lernen.
Selbstverständlich hat Chess.com auch zum Thema Bauernumwandlung eine Lektion, in der die ganze Prozedur genau erklärt wird.
En Passant
Der dritte und letzte Sonderzug im Schach ist nicht so bekannt wie die ersten beiden und die meisten Anfänger sind regelrecht schockiert, wenn sie ihn zum ersten Mal sehen. Sehr viele Spieler denken sogar, dass die betrogen wurden oder dass hier ein Programmierfehler vorliegen muss und es ist sogar das häufigste Anliegen, mit dem sich der Chess.com-Support beschäftigen muss!
Und das ist die en passent Regel: Wenn ein Bauer zwei Felder nach vorne zieht und direkt neben einem gegnerischen Bauern zum Stehen kommt, kann ihn der feindliche Bauer so schlagen, als wenn er nur einen Zug nach vorne gezogen wäre!
Dieses en passant Schlagen ist übrigens das einzige Schlagen, bei der die schlagende Figur nicht auf dem Feld landet, auf dem ihr Opfer stand.
Damit Du nicht selbst einmal von dieser Regel überrascht wirst, solltest Du Dir auch unbedingt die Chess.com Lektion über das en passant Schlagen ansehen!
Test
Da Du jetzt mit den speziellen Schachzügen vertraut ist, ist es an der Zeit zu sehen, ob Du sie auch schon anwenden kannst. Lies die Anweisungen und löse jede der folgenden Aufgaben mit den Sonderzügen, die Du gerade gelernt hast.
Aufgabe 1: Weiß hat seine Leichtfiguren entwickelt und will jetzt die Sicherheit seines Königs verbessern. Wie kann er das am besten machen?
Aufgabe 2: Weiß hat einen ganzen Haufen Figuren weniger. Sollte er aufgeben, oder kann er die Partie retten?
Aufgabe 3: Kannst Du das wunderschöne Schachmatt finden, das der französisch-australische Schachmeister Gunnar Gundersen A H Faul gesehen hatte, nachdem Schwarz den Zug g7-g5 gespielt hatte?
Fazit
Du kennst jetzt alle Sonderzüge im Schach und bist für Deine Partien bestens gerüstet. Versuche doch am besten, die eben gelernten Sonderzüge jetzt gleich in einer eigenen Partie anzuwenden!