Schachweltmeisterschaft
Es liegt in der Natur des Menschen, sich zu vergleichen und herauszufinden, wer der Beste ist. Im Schach tun wir dies mit der Schachweltmeisterschaft.
Folgendes musst Du über die Schachweltmeisterschaft wissen:
- Was ist die Schachweltmeisterschaft
- In welchem Format wird die Weltmeisterschaft gespielt?
- Warum ist die Schachweltmeisterschaft wichtig?
- Alle bisherigen Weltmeister
- Fazit
Was ist die Schachweltmeisterschaft?
Die Schachweltmeisterschaft ist eine Veranstaltung, bei der der beste Schachspieler der Welt ermittelt wird. Der amtierende Weltmeister im klassischen Schach ist Magnus Carlsen. Im Schnellschach und im Blitz werden separate Weltmeisterschaften ausgetragen.
Offizielle Schachweltmeisterschaften werden seit 1886 ausgetragen. Damals haben die Spieler die Weltmeisterschaften aber noch selbst arrangiert. Das System endete 1946 mit dem Tod von Alexander Aljechin und 1948 begann der Weltschachverband FIDE alle drei Jahre eine Weltmeisterschaft zu organisieren. 1993 gründete Weltmeister Garry Kasparov seinen eigenen Schachverband, die PCA (Professional Chess Association). Die PCA organisierte dann separate Weltmeisterschaften und somit gab es dann zeitgleich zwei Weltmeister. Während die FIDE weiterhin Weltmeisterschaften organisierte, hielt zuerst Garry Kasparov und später Vladimir Kramnik den Weltmeistertitel der PCA.
2006 kam es zur großen Wiedervereinigung der Schachverbände und PCA Weltmeister Kramnik spielte gegen FIDE-Weltmeister Veselin Topalov um die Krone im Schachsport. Kramnik hat dieses Duell knapp gewonnen und seitdem richtet nur noch die FIDE Schachweltmeisterschaften aus.
Neben der offenen Weltmeisterschaft im klassischen Schach richtet die FIDE aber noch weitere Schachweltmeisterschaften aus. Dies sind die Damen-, Junioren- und Senioren-Weltmeisterschaften sowie die Weltmeisterschaften im Blitz- und Schnellschach.
In welchem Format wird die Weltmeisterschaft gespielt?
Die Schachweltmeisterschaft hat im Laufe der Geschichte viele verschiedene Formate gehabt. Normalerweise wird sie im Duell zwischen zwei Spielern ausgetragen. Nur 1948 und 2007 wurden hiervon aufgrund außergewöhnlicher Umstände Ausnahmen gemacht. Aber selbst das Duell-Format hat sich ständig geändert. Früher konnten die Weltmeisterschaften schier endlos dauern—was sie auch getan haben. Das heutige Format ist auf 14 klassische Partien begrenzt.
Die FIDE versucht nun regelmäßig alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft auszurichten. Dabei tritt immer der amtierende Weltmeister gegen einen Herausforderer, den Sieger des Kandidatenturniers, das der Weltmeisterschaft vorausgeht, an.
Die ungekürzte Geschichte der Schachweltmeisterschaften
Dies ist eine detailliertere Zusammenfassung der Geschichte der Weltmeisterschaften. Sie beinhaltet auch das jeweilige Format und den Prozess der Qualifikation. Eine übersichtlichere Auflistung aller Weltmeister findet Ihr hier.
- 1886: Wilhelm Steinitz und Johannes Zukertort spielen erstmals um den offiziellen Titel des Schachweltmeisters. Steinitz gewint das Duell mit 10:5.
- 1886-1937: Der Weltmeister darf seinen Herausforderer selbst bestimmen und kann auch die Bedingungen festlegen. Meistens obliegt es dem Herausforderer, das Preisgeld aufzubringen und Sponsoren zu finden. Dies führte dazu, dass manchmal weniger qualifizierte Spieler das Geld aufbringen konnten und somit den Vorzug vor einem potenziell besseren Spieler erhielten. Da in dieser Zeit die Partien immer häufiger Remis endeten, schrumpften die Formate nach und nach. Anfangs musste ein Spieler noch 10 Partien gewinnen - am Ende war es ein Best-of-30-Format.
- 1937-1948: Der Zweite Weltkrieg unterbricht natürlich aus das Geschehen in der Schachwelt und 1946 stirbt der amtierende Meister Alexander Aljechin. Ab jetzt organisiert die FIDE die Weltmeisterschaften, beginnend mit einem Fünf-Spieler-Turnier im Jahr 1948, das von Mikhail Botvinnik gewonnen wurde.
- 1948-1972: Die FIDE begründet den Weltmeisterschaftszyklus. 1949 wird ein Interzonenturnier ausgerichtet (in späteren Jahren wird es dann mehrere Interzonenturniere geben), um die Kandidaten für ein Turnier 1950 und die Weltmeisterschaft 1951 zu bestimmen. Die Weltmeisterschaft selbst wurde dann im Modus Best-of-24 gespielt, wobei der Titelverteidiger seinen Titel bei einem 12:12 Unentschieden behält. Dieses System wiederholte sich alle drei Jahre. 1963 wird eine Klausel, die einem entthronten Weltmeister einen Rückkampf garantierte, aufgehoben. Botvinnik hatte diese Klausel zweimal genutzt, um seinen Titel zurückzugewinnen.
- 1972-1984: Bobby Fischer wird Weltmeister und fordert für seine Titelverteidigung 1975 ein First-to-10-Format sowie den Titelerhalt bei einem 9:9 Unentschieden. Die FIDE lehnt die letztere Forderung ab und Fischer gibt den Titel kampflos auf. Das Best-of-24-Format wird jedoch von 1978-84 durch ein First-to-Six-System ersetzt.
- 1984-1993: Die Weltmeisterschaft 1984 endet nach 48 Partien ohne Sieger, obwohl der amtierende Weltmeister Anatoly Karpov gegen seinen Herausforderer Kasparov mit 5:3 führt. 1985 wird die Weltmeisterschaft erneut ausgetragen, aber diesmal mit dem alten Best-of-24-Format. Karpov verliert, bekommt aber einen Rückkampf, qualifizierte sich erneut 1987 und 1990 zwei weitere Male für eine Weltmeisterschaft. Kasparov gewinnt aber alle Duelle und erst 1993 schaffte es Nigel Short, Karpov als Herausforderer abzulösen.
- 1993-2006: Kasparov und Short spielten für die PCA und nicht mehr für die FIDE. Die FIDE richtete aber parallel dazu eigenen Weltmeisterschaften aus. Während dieser Zeit gab es im Weltschach wenig bis gar keine Kontinuität. Ende der 90er Jahre ging die FIDE zu einem KO-Format über, während die PCA ihre Weltmeisterschaften weiterhin als Duelle zwischen 2 Spielern austrug. Aus Protest über die wechselnden Formate gab Karpov seinen Titel kampflos zurück. Obwohl auch heute noch der Weltcup im KO-Format gespielt wird, kommt es bei diesem Format recht häufig vor, dass am Ende nicht der stärkste Spieler gewinnt - was bei einer Weltmeisterschaft aber nicht sein sollte und deshalb wurde dieses Format zu Recht kritisiert. Bei der PCA gab es eine kurze Rückkehr zu handverlesenen Herausforderern und Kasparov räumte im Jahr 2000 das Recht ein, gegen ihn um die Weltmeisterschaft zu spielen. Zur großen Überraschung von allen Experten konnte Kramnik das Best-of-16-Duell gewinnen. 2004 verteidigte er seinen Titel gegen Peter Leko und es sollte das letzte Mal sein, dass der Weltmeister seinen Titel durch ein Unentschieden behält. 2005 verkleinerte die FIDE das Teilnehmerfeld des KO-Turniers um die Weltmeisterschaft von 128 auf 8 Spieler und Topalov ging daraus als Sieger hervor.
- 2006-2008: Die Schachverbände haben sich offiziell wiedervereinigt und PCA-Weltmeister Kramnik konnte sich gegen den FIDE-Weltmeister Topalov durchsetzen. Das Format ist jetzt ein Best-of-12 und das es keinen Herausforderer gab, wurde festgelegt, dass bei einem Unentschieden ein Entscheid im Schnellschach und bei Bedarf im Blitzschach und am Ende im Armageddon fallen sollte. Das dieses System gegenüber der alten Regelung, dass der Titelverteidiger bei einem Unentschieden seinen Titel behält als fairer gilt, wird es bis heute beibehalten.
- 2007-2010: 2007 fand ein Turnier um die Weltmeisterschaft statt, das Viswanathan Anand gewinnen konnte. Da Kramnik seinen Titel ohne ein Duell verloren zu haben verloren hatte, spielte er 2008 gegen Anand um die Weltmeisterschaft, das Anand gewinnen konnte. 2009 spielten Topalov und Gata Kamsky ein Duell, um den Herausforderer von Anand zu ermitteln. Topalov gewann zwar dieses Match, verlor aber dann die Weltmeisterschaft 2010 gegen Anand.
- 2010-2014: Anands Anspruch auf den Titel war nun absolut gefestigt und somit wurden wieder Kandidatenturniere eingeführt, um den Herausforderer zu ermitteln. (Kamski hatte sich das Recht für ein Duell gegen Topalov in einem ähnlichen Wettbewerb erspielt). Anand sollte dann in 3 Jahren 3 Weltmeisterschaften spielen. 2012 besiegte er Boris Gelfand, 2013 verlor er gegen Carlsen und 2014 zog er, nachdem er das Kandidatenturnier gewonnen hatte, erneut gegen Carlsen den Kürzeren.
- 2014-2020: Die Weltmeisterschaft findet jetzt nicht mehr, wie von 1958 bis 1993 alle 3 Jahre, sondern alle 2 Jahre statt. Das Format ist ein Best-of-12 mit einem anschließenden Tiebreak (falls nötig). 2018 endeten alle 12 klassischen Partien zwischen Carlsen und Fabiano Caruana Remis.
- 2020: Aufgrund der COVID-19-Pandemie muss das Kandidatenturnier unterbrochen werden und konnte erst nach über einem Jahr Unterbrechung zu Ende gespielt werden.
- 2021: Ian Nepomniachtchi gewinnt das Kandidatenturnier und unterliegt Carlsen im November in Dubai im Match um die Weltmeisterschaft, die jetzt im Modus Best-of-14 gespielt wird.
- 2022: Da der 2-Jahres-Rhythmus nicht unterbrochen werden sollte, fand bereits 2022 das nächste Kandidatenturnier statt und Ian Nepomniachtchi konnte es erneut gewinnen.
- 2023: Carlsen gab bekannt, dass er seinen Titel nicht verteidigen wird. Laut den Regularien der FIDE spielt Nepomniachtchi statt gegen den Titelverteidiger, gegen den Zweitplatzierten des Kandidatenturniers, den Chinesen Ding Liren, um den Titel.
Warum ist die Schachweltmeisterschaft wichtig?
Die Schachweltmeisterschaft ist wichtig, weil dabei der beste Schachspieler der Welt ermittelt wird. Bevor Weltmeisterschaften stattfanden, konnte immer nur spekuliert werden, wer der beste Spieler der Welt ist. Einige dieser Spieler sind Gioachino Greco (17. Jahrhundert), Francois Philidor (18. Jahrhundert), Louis de La Bourdonnais (frühes 19. Jahrhundert) und Adolf Anderssen und Paul Morphy die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv waren.
Außerdem entstehen bei diesen Turnieren oft neue Konzepte, die zur Weiterentwicklung des Spiels beitragen. Da die Spieler viel Zeit und Energie in ihre Vorbereitung stecken und auch während den Partien viel Zeit zum Nachdenken haben, sind die WM-Partien immer von höchster Qualität.
Alle bisherigen Weltmeister
Hier ist eine Liste aller bisherigen Weltmeister. Sie enthält keine Spieler, die zwischen 1993 und 2006 FIDE-Weltmeister waren und natürlich auch keine Spieler, die vor 1886 inoffizielle Weltmeisterschaften gewannen.
In der rechten Spalte findet Ihr Lektionen von NM Jeremy Kane, in denen Ihr sehen könnt, wie der jeweilige Weltmeister gespielt hat!
# | Weltmeister | Jahre | Lektion |
1 | Wilhelm Steinitz | 1886-94 | Play Like Steinitz! |
2 | Emanuel Lasker | 1894-1921 | Play Like Lasker! |
3 | Jose Raul Capablanca | 1921-27 | Play Like Capa! |
4 | Alexander Alekhine | 1927-35, 1937-46 | Play Like Alekhine! |
5 | Max Euwe | 1935-37 | Play Like Euwe! |
6 | Mikhail Botvinnik | 1948-57, 1958-60, 1961-63 | Play Like Botvinnik! |
7 | Vasily Smyslov | 1957-58 | Play Like Smyslov! |
8 | Mikhail Tal | 1960-61 | Play Like Tal! |
9 | Tigran Petrosian | 1963-69 | Play Like Petrosian! |
10 | Boris Spassky | 1969-72 | Play Like Spassky! |
11 | Bobby Fischer | 1972-75 | Play Like Fischer! |
12 | Anatoly Karpov | 1975-85 | Play Like Karpov! |
13 | Garry Kasparov | 1985-2000 | Play Like Kasparov! |
14 | Vladimir Kramnik | 2000-07 | Play Like Kramnik! |
15 | Viswanathan Anand | 2007-13 | Play Like Anand! |
16 | Magnus Carlsen | 2013-heute | Play Like Carlsen! |
Fazit
Du weißt jetzt, was die Schachweltmeisterschaft ist und wie sie funktioniert. Wirf doch einen Blick auf unsere Event-Seite um über die neuesten Partien und Ergebnisse der verschiedenen Schachturniere auf dem Laufenden zu bleiben.