Der Schachtürke
Stell dir vor es würde eine Maschine geben, die alle menschlichen Schachspieler:innen schlagen kann. Das klingt sehr gewöhnlich. Aber was wäre, wenn es diese Maschine bereits im achtzehnten Jahrhundert, lange bevor es Computer und elektrischen Strom gab, gegeben hätte?
In diesem Artikel erfährst du alles über den sogenannten Schachtürken, der die Welt erschütterte, indem er berühmte Menschen wie Napoleon Bonaparte und Benjamin Franklin besiegte.
Was ist der Schachtürke?
Der Schachtürke, oder nur Türke, war angeblich ein Schachroboter, der Schach auf hohem Niveau spielen und die meisten seiner zeitgenössischen Intellektuellen und prominenten Persönlichkeiten besiegen konnte.
Der angebliche Roboter bestand aus einer in türkischer Tracht gekleideten Figur eines Mannes, die hinter einem Tisch mit einem Schachbrett saß und eine rauchende Pfeife in ihrer Hand hielt. In ihrem Inneren befanden sich angeblich nur mechanische Teile, die die Maschine antrieben.
Die Geschichte des Schachtürken
Der Schachtürke wurde 1769 von dem österreichisch-ungarischen Hofbeamten und Mechaniker Wolfgang von Kempelen konstruiert und gebaut. Er behauptete, seine Maschine wäre ein Automat, der selbstständig Schach spielen könne.
Im Frühjahr 1770 demonstrierte von Kempelen der Kaiserin Maria Theresia von Österreich und ihrem Hof seine Erfindung und der angebliche Roboter gewann gegen all seine Herausforderer. Danach unternahm er eine ausgedehnte Reise nach Paris, London und in verschiedene deutsche Städte, auf der er die Fähigkeiten seines künstlichen Schachspielers vorführte.
Im Rahmen dieser Tour besiegte der Pseudoautomat prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Napoleon Bonaparte und Benjamin Franklin. Der Schachtürke bekam sogar die Chance, gegen Francois-Andre Danican Philidor, der zu seiner Zeit als der beste Schachspieler der Welt galt, zu spielen. Obwohl Philidor gewann, erklärte er danach, dass es eine seiner härtesten Partien gewesen war.
Obwohl der Schachtürke auf der ganzen Welt als Schachautomat berühmt wurde, stimmte das nicht, denn die Maschine konnte nicht unabhängig Schach spielen.
Die "Maschine" funktionierte, indem sich starke und kleingewachsene Schachmeister im Inneren versteckten und die Arme des angeblichen Roboters von innen bedienten. Obwohl viele Menschen, darunter auch der berühmte Schriftsteller Edgar Allan Poe, vermuteten, dass dies der Fall war, gelang es aber niemanden, dafür einen Beweis zu erbringen.
Der Schachtürke wechselte dann mehrmals seinen Besitzer und setzte seine Welttournee mehr als 80 Jahre lang fort und wurde schließlich dem Museum von Charles Willson Peale gespendet. 1854 wurde der Schachtürke dann bei einem Brand in diesem Museum zerstört. Erst nach seiner Zerstörung enthüllte der Sohn eines seiner ehemaligen Besitzer in einer Reihe von Artikeln für das amerikanische Schachmagazin The Chess Monthly das Geheimnis, das hinter (oder besser gesagt "in") dem Türken steckte.
Das Vermächtnis des Schachtürken
Die Tatsache, dass eine Maschine besser Schach spielen konnte als Menschen, sorgte weltweit für Aufruhr. Die Existenz eines Geräts, das Menschen in einem intellektuellen Unterfangen wie Schach schlagen konnte, ließ einige Menschen mit Furcht daran denken, was noch kommen könnte.
Der Schachtürke inspirierte aber auch Wissenschaftler wie Charles Babbage, der 1819 eine Partie gegen den Schachtürken in London verlor. Er ahnte zwar, dass der Schachtürke nur ein Schein-Automat war, aber er fragte sich, ob es möglich wäre, einen echten Schachautomaten zu bauen. Seine später konstruierten mechanischen Rechenmaschinen waren eine der ersten Grundlagen für die heutigen Computer.
Fazit
Du weißt jetzt, was der Schachtürke war, wer ihn geschaffen hat, wie er funktionierte und vieles mehr. Wenn du gegen einen echten Schachautomaten spielen möchtest, kannst du auf Chess.com gegen einen unserer zahlreichen Bots spielen, die sogar den Spielstil und die Stärke von verschiedenen bekannten Schachspieler:innen und anderen Persönlichkeiten nachahmen.