Lucena Stellung
Eine gute Endspieltechnik wird Dir nicht nur helfen, viele Endspiele zu gewinnen. Sie verbessert auch Deine allgemeinen schachlichen Fähigkeiten. Die Lucena Stellung kommt in Endspielen sehr häufig vor und deshalb solltest Du sie unbedingt kennen und wissen, wie man diese Stellung gewinnt.
Hier ist, was Du über die Lucena Stellung wissen musst.
- Was ist die Lucena Stellung?
- Warum ist die Lucena Stellung wichtig?
- Wie gewinnt man die Lucena Stellung?
- Tricks und Fallen in der Lucena Stellung
- Test
- Fazit
Was ist die Lucena Stellung?
Die Lucena Stellung ist eine Stellung in Turmendspielen, die sehr häufig vorkommt. Sie tritt auf, wenn der Bauer die vorletzte Reihe erreicht hat, der angreifende König das Umwandlungsfeld besetzt und der Turm den verteidigenden König vom Bauern abschneidet. Der Bauer darf allerdings kein Randbauer sein.
Der Name Lucena stammt vom Theoretiker und Schachmeister Luis Ramirez de Lucena, dem Autor des ältesten erhaltenen gedruckten Schachbuchs. Ironischerweise sind sich die Historiker aber einig, dass diese Stellung in seinem Buch überhaupt nicht erwähnt wird.
Warum ist die Lucena Stellung wichtig?
Turmendspiele sind die Endspiele, die im Schach am häufigsten vorkommen. Daher ist es sehr wichtig, Turmendspiele zu kennen. Bei einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern solltest Du immer die Lucena Stellung anstreben, denn wenn Du sie beherrscht, kann Dein Gegner nicht mehr verhindern, dass Du gewinnst.
Wenn Du sie allerdings nicht kennst wirst Du große Schwierigkeiten haben, die Partie zu gewinnen.
Wie gewinnt man die Lucena Stellung?
Sehen wir uns einfach ein Beispiel an. Weiß hat seinen Bauern auf dem Feld d7, seinen König auf dem Umwandlungsfeld d8 und der Turm schneidet den schwarzen König ab.
Zuerst musst du das Problem von Weiß in dieser Stellung verstehen. Der König befindet sich auf dem Feld d8 und deshalb kann der Bauer von d7 unmöglich nach d8 ziehen. Weiß möchte den König beiseite ziehen, damit er seinen Bauern umwandeln und die Partie gewinnen kann.
Schwarz will das natürlich verhindern und wird den weißen König, sobald er sich hinter der Deckung des Bauern hervorwagt, mit Schachs drangsalieren. Wenn Weiß beschließt, den Spieß umzudrehen und mit seinem König den schwarzen Turm zu jagen, wird der Bauer auf d7 verloren gehen.
Da wir jetzt das Problem von Weiß verstanden haben, sehen wir uns die Lösung für dieses Problem an. Weiß möchte eine Barriere zwischen dem schwarzen Turm und seinem König schaffen, damit der König ein sicheres Feld hat und der Bauer auf die Grundlinie ziehen kann.
Wenn Du verstanden hast, dass Dein Turm für Deinen König als Schutzschild fungieren muss, bist Du der Lösung schon einen Schritt näher. Die richtige Technik besteht jetzt darin, den Turm auf die vierte Reihe zu ziehen (falls Du diese Stellung mit Schwarz erreichst, wäre es die fünfte Reihe). Sehen wir uns jetzt wieder die Stellung an und überlegen: Würde die Idee von Schwarz jetzt weiterhin funktionieren?
Nein, würde sie nicht! Wenn Schwarz nun versucht, Weiß durch ewige Schach an der Umwandlung des Bauern zu hindern, kann Weiß eine Barriere schaffen, um seinen König zu schützen und die Partie zu gewinnen. Und deshalb muss Weiß seinen Turm auf die vierte Reihe ziehen.
Die Tatsache, dass der Turm eine Barriere für seinen König schaffen kann, ist die wichtigste Idee in der Lucena Stellung. Wenn der angreifende Spieler diese Stellung erreicht, ist ihm der Sieg sicher. Dafür müssen wir aber noch einige weitere wichtige Punkte dieses Endspiels verstehen.
Damit diese Strategie funktioniert ist es wichtig, dass der feindliche König von der Aktion abgeschnitten ist. Wenn der verteidigende König mehr als zwei Reihen vom Bauern entfernt ist, benötigst Du dieses Turmmanöver aber gar nicht.
Wenn der König des Gegners jedoch nur eine Reihe von Deinem Bauern entfernt ist, musst Du die Sache zuerst Vorbereiten, denn damit Du gewinnen kannst, muss der König immer mindestens zwei Reihen von Deinem Bauern entfernt sein.
Der erste Schritt ist also, den feindlichen Monarchen weiter von Deinem Bauern wegzutreiben. Diese Aufgabe muss Dein Turm übernehmen.
Jetzt hat Dein Gegner zwei Möglichkeiten: Er kann seinen König von Deinem Bauern wegziehen oder ihn näher bringen. Sehen wir uns zuerst an, was passiert, wenn er sich Deinem Bauern nähert.
In diesem Fall kannst Du Deinen König gefahrlos auf die Seite ziehen, denn jetzt verhindert der schwarze König die lästigen Schachs des schwarzen Turms und auch ein Schach auf der Grundlinie kann nicht verhindern, dass Dein Bauer das Umwandlungsfeld erreicht.
Den König näher an den Bauern zu ziehen ist also ein Eigentor. Deshalb muss Schwarz ihn wegziehen und wir haben genau die Stellung erreicht, die wir schon zuvor analysiert haben.
Tricks und Fallen in der Lucena Stellung
Wenn Dein Gegner mit der Lucena Stellung vertraut ist, wird er alles in seiner Macht Stehende tun, um Dich daran zu hindern, die richtigen Angriffszüge zu spielen. Seine beste Chance ist es, Dich mit anderen Verteidigungsideen zu überraschen.
Ein Trick, den Dein Gegner versuchen kann, ist es, sofort nachdem Dein Turm auf die vierte Reihe gezogen ist, mit seinem König Deinen Turm anzugreifen. Seine Idee ist es, Deinen Turm daran zu hindern, Deinen König abzuschirmen.
Auf den ersten Blick sieht es jetzt vielleicht so aus, als ob dieser aggressive Zug Deine Pläne durchkreuzt hätte. Schließlich ist ja jetzt Dein Turm angegriffen und Du musst ihn ziehen, damit ihn Dein Gegner nicht schlagen kann.
Allerdings hat Dein Gegner seinen König jetzt auf die fünfte Reihe gezogen und damit die Grundlinie völlig ungeschützt gelassen. Du kannst also einfach Deinen Turm auf die achte Reihe ziehen und damit das Umwandlungsfeld Deines Bauern decken.
Deshalb war es übrigens auch wichtig, dass Du Deinen Turm auf die vierte und nicht auf die fünfte Reihe gezogen hast. Würde Dein Turm auf der fünften Reihe stehen, würde dieser Trick von Schwarz sogar funktionieren!
Jetzt aber funktioniert die Strategie von Schwarz, Deinen König mit ewigen Schachs zu nerven, nicht mehr. Da Dein König nicht mehr an die Verteidigung Deines Bauern gebunden ist, kannst Du ihn gefahrlos an den schwarzen Turm heranziehen, bis dieser kein Schach mehr geben kann. Und dann hast Du einen Zug Zeit, um Deinen Bauern in eine Dame umzuwandeln.
Ein anderer Versuch Deines Gegners, um Dich aus dem Konzept zu bringen, könnte so aussehen: In dieser Stellung gibt er Dir einfach nicht das Schach, das Dir bei der Ausführung Deines ursprünglichen Plans nur helfen würde, sondern macht einen Abwartezug. Jetzt kannst Du Deinen König nicht näher an Deinen Turm heranbringen, da Dein König ja weiterhin den Bauern auf d7 decken muss.
Jetzt begehen viele Anfänger einen tödlichen Fehler. Sie denken, wenn ich die Barriere für meinen König nicht auf der vierten Reihe errichten kann, dann errichte ich sie eben einfach auf der fünften Reihe. Jetzt hat Schwarz aber einen überraschenden Zug, der ein Remis erzwingt. Er kann ausnutzen, dass Dein König überlastet ist und gleichzeitig Deinen Turm UND Deinen Bauern deckt. Beides kann er aber nicht schaffen:
Aber was ist dann der richtige Zug? Am einfachsten gewinnst Du, indem Du den Turm wie vorhin auf die Grundlinie ziehst und damit wieder das Umwandlungsfeld des Bauern kontrollierst.
Und wie Du diese Stellung gewinnst, hast Du ja gerade vorher gelernt.
Wie Du jetzt gesehen hast, hat Schwarz keine Möglichkeit, die Umwandlung des Bauern zu verhindern, wenn Weiß die Lucena Stellung beherrscht.
Test
Da Du jetzt die Lucena Stellung kennst, ist es Zeit für einen kleinen Test. Pass aber immer auf die Tricks Deines Gegners auf!
Aufgabe 1: Mit welchem Zug bereitest Du in dieser Stellung den Aufbau des Schutzschildes für Deinen König vor?
Aufgabe 2: Dein Gegner will Deinen König auf dem Feld b1 einsperren. Wie kannst Du ihn befreien und danach den Angriff auf Deinen Turm entgehen?
Aufgabe 3: Wie kommst Du in dieser Stellung voran?
Fazit
Du kennst jetzt die Lucena Stellung und weißt wie man sie gewinnt. Wenn Du möchtest, kannst Du jetzt gleich weitermachen und Dir diese Lektion über die Philidor Stellung ansehen. Viel Spaß dabei