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Kotov-Syndrom

Kotov-Syndrom

Das Berechnen verschiedener Varianten ist ein entscheidender Faktor für jeden Schachspieler. Und fast alle Spieler fallen dem Kotov-Syndrom zum Opfer, wenn sie versuchen, während ihrer Partien die beste Variante zu finden - zumindest, wenn sie dieses Syndrom nicht kennen!

Hier ist alles, was Du über das Kotov Syndrom wissen musst:


Was ist das Kotov-Syndrom?

Das Kotov-Syndrom beschreibt ein typisches Verhalten im Schach. Dabei denkt ein Spieler lange angestrengt über mehrere Alternativen für seinen nächsten Zug nach, kommt aber zu keiner klaren Entscheidung und spielt dann einen Zug, den er überhaupt nicht berechnet hat.

Der Begriff Kotov-Syndrom stammt von Großmeister Alexander Kotov, der dieses Verhalten in seinem Buch "Denke wie ein Großmeister" erstmals beschrieben hat. In dem Buch beschrieb Kotov einen falschen, aber sehr häufigen Denkprozess, der die Spieler häufig dazu veranlasst, sich für einen schlechten Zug zu entscheiden. 

Kotov Syndrome
In seinem Buch schreibt Kotov, dass selbst starke Spieler diesen Fehler machen. Foto: Dutch National Archives, CC.

Laut Kotov ist es in komplexen Stellungen, bei denen es viele Kandidatenzüge und Varianten gibt, sehr leicht, einen überhasteten Zug zu machen. In einer solchen Situation verbringen Spieler oft viel Zeit damit, zwei Züge und alle ihre Auswirkungen zu analysieren, ohne dabei zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Dabei wechseln Spieler sehr oft zwischen zwei Varianten hin und her und verschwenden damit wertvolle Bedenkzeit und unnötig viel mentale Energie.

Nachdem Weiß sehr viel Zeit damit verbracht hat, die ersten beiden Optionen zu bewerten, gibt er die Berechnung aufgrund von Zeitmangel oder Müdigkeit auf und spielt einen dritten Zug, ohne diesen überhaupt berechnet zu haben. Laut Kotov können solche Züge aber riesige Fehler sein und die ganze Partie kosten. 

Kotov zeigt uns dann auch die richtige Fortsetzung:

Warum ist das Kotov-Syndrom wichtig?

Kotov schreibt, dass ein Spieler ein System haben muss, um Varianten effektiv berechnen zu können und nicht dem oben beschriebenen Prozess zum Opfer zu fallen. Das Erkennen der Wichtigkeit eines Rechensystems und das Bewusstsein für das "Kotov-Syndrom" sind die ersten Schritte, um besser zu werden.

Um seine Variantenberechnung zu verbessern, schlug Kotov den sogenannten "Analysebaum" vor. Vereinfacht, sieht diese Technik so aus:

:

  1. Suche nach Kandidatenzügen — also Züge, die auf den ersten Blick vielversprechend aussehen;
  2. Analysiere alle Kandidatenzüge nacheinander. Aber jeden nur einmal;
  3. Vergleiche die resultierenden Stellungen nach jedem Zug und wähle die Beste aus.
Kotov Syndrome
Eine Illustration eines Analysebaums.

Obwohl kritisiert wird, dass seine Ideen unvollständig oder manchmal zu vage sind, werden viele von Kotovs Ideen bis heute angewendet. Seine Methode zur Variantenberechnung bringt Klarheit in den Denkprozess, reduziert Fehler und hilft, Gewinnzüge zu finden.

Test

Da Du jetzt das Kotov-Syndrom und die Kotov-Methode zur Variantenberechnung in einer Stellung kennst, ist es an der Zeit, Deine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen.:

Aufgabe 1: Welcher Zug führt am schnellsten zu einem Schachmatt?


Aufgabe 2: Was ist in dieser Stellung der Gewinnzug?


Fazit

Du weißt jetzt was das Kotov-Syndrom ist, wie leicht zu ihm zum Opfer fallen kannst und wie Du es umgehen kannst. Geh doch am besten gleich zu unseren Taktikaufgaben und versuche, die Varianten richtig zu berechnen. Denk nur daran, dass Du keinen Zug ausführen solltest, wenn Du nicht die gesamte Variante bis zum Ende vor Deinem geistigen Auge gesehen hast!