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Die Königsjagd

Die Königsjagd

Der König ist nackt und rennt, gejagt von der feindlichen Armee, verzweifelt über das Brett und versucht ein sicheres Versteck zu finden. Oh, wie die Helden gefallen sind! In diesem Artikel erfährst Du alles über eine der aufregendsten Sachen, die in einer Schachpartie passieren kann: Eine Königsjagd!


Was ist eine Königsjagd?

Eine Königsjagd bedeutet, dass ein Spieler den feindlichen König mehrmals schnell hintereinander angreift und ihn damit zwingt, sich weit von seinen ihn beschützenden Figuren und seiner Ausgangsposition zu entfernen. Eine Königsjagd beginnt normalerweise mit einem Figurenopfer des angreifenden Spielers, um den gegnerischen König freizulegen.

The king hunt in chess.
Paul Morphy opferte 1858 mehrere Figuren, um den gegnerischen König in die Mitte des Bretts jagen zu können.

Warum ist die Königsjagd wichtig?

Eine Königsjagd ist eine der aufregendsten Sachen, die im Schach passieren können. Neben ihrem ästhetischen Wert beendet eine gut durchgeführte Königsjagd auch die Partie mit einem Schachmatt oder verschafft dem angreifenden Spieler einen erheblichen Vorteil.

King hunt.
Lass den König nicht entkommen!

Zu wissen, wie man Schwächen um den König des Gegners herum erkennt und sie ausnutzt, um den Monarchen aus seiner Heimat zu locken, kann entscheidend sein. Wenn Du weißt, wie man eine Königsjagd startet, kannst Du ein besserer Schachspieler werden und sicher einige spektakuläre Siege erzielen.

Beispiele

Ein hervorragendes Beispiel für eine Königsjagd stammt aus der romantischen Schachzeit und einer Partie zwischen dem Amateurspieler Josef Matschego und dem Schachmeister Ernst Falkbeer. Nach sechs Zügen hatten die Spieler diese Stellung auf dem Brett:

Black will start hunting down the white king.
Weiß hat seinen Königsflügel völlig geöffnet. Der weiße König sollte anfangen, seine Schnürsenkel zu binden, weil er kurz davor ist, auf Wanderschaft zu gehen.

In dieser Stellung nahm Falkbeer seine Chance wahr und startete eine Königsjagd. Hier ist die ganze Partie mit Erklärungen von Großmeister Daniel Naroditsky.

Die Partien waren damals viel aggressiver und weniger präzise als heute und ermöglichten extravagante Schlachten wie die oben gezeigte. Dennoch sind Königsjagden nicht nur in älteren Partien zu finden. Selbst lange nach dem Niedergang des romantischen Spielstils im späten 19. Jahrhundert finden immer noch wilde Königsjagden statt.

Eines der bekanntesten Beispiele für einen solchen Angriff auf den König stammt aus einer Partie aus dem Jahr 1912 zwischen Edward Lasker und George Alan Thomas. Lasker (ein entfernter Verwandter des Weltmeisters Emanuel Lasker) hatte Weiß und hatte die folgende Stellung erreicht:

White sacrifices the queen to start a king hunt.
Lasker fand in dieser Stellung einen der schönsten Züge in der Geschichte des Schachs.

Für die meisten Menschen sieht diese Stellung für Schwarz vollkommen sicher aus. Lasker wusste jedoch, dass er mit dem richtigen Zug eine fabelhafte Königsjagd starten konnte. Sein nächster Zug brachte ihm einen Platz in unserer Liste der zehn besten Schachzüge aller Zeiten ein. Die Partie wurde wie folgt fortgesetzt:

Wie Du gerade gesehen hast, führen Königsjagden zu wunderschönen Schlachten, bei denen das Material fast keine Rolle spielt. Für einen erfolgreichen Angriff ist es nur entscheidend, den König hilflos im Zentrum festzunageln.

Fazit

Du weißt jetzt was eine Königsjagd ist und wie Du damit Partien gewinnen kannst.  Geh doch am besten jetzt gleich zu unseren Lektionen, um dieses Konzept mit der Hilfe von Großmeister Simon Williams zu verinnerlichen, oder lies diesen Artikel von Großmeister Gregroy Serper um Dir noch mehr wunderschöne Königsjagden anzusehen.