Karlsbader Bauernstruktur
Wenn Du schon länger Schach spielst, bist Du sicher schon einmal über den Begriff "Karlsbader Bauernstruktur" gestolpert. Das ist eine bekannte Bauernstruktur, die aus vielen verschiedenen Eröffnungen entstehen kann und in diesem Artikel erfährst Du alles, was Du über die Karlsbader Bauernstruktur wissen solltest.
- Was ist die Karlsbader Bauernstruktur?
- Warum ist die Karlsbader Bauernstruktur wichtig?
- Pläne in der Karlsbader Bauernstruktur
- Fazit
Was ist die Karlsbader Bauernstruktur?
Die Karlsbader Bauernstruktur kann aus vielen Eröffnungen entstehen, aber am typischsten ist die Stellung, die aus der Abtauschvariante des abgelehnten Damengambits heraus, also nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.e3 und c6, entsteht:
Diese Eröffnungsvariante wurde bei einem Turnier in der tschechischen Kleinstadt Karlsbad 1923 populär und daher kommt auch der Name Karlsbader Bauernstruktur. Wenn wir aus dem obigen Diagramm die Figuren entfernen, können wir die Bauernstruktur besser sehen:
Beide Seiten haben jeweils zwei Bauerninseln und Weiß hat seinen c-Bauern gegen den e-Bauern von Schwarz getauscht, was zu halboffenen Linien führt. Weiß hat am Damenflügel zwei Bauern auf a2 und b2 und Schwarz verfügt mit seinen Bauern auf a7, b7 und c6 über die Bauernmehrheit am Damenflügel.
Warum ist die Karlsbader Bauernstruktur wichtig?
Die Karlsbader Bauernstruktur ist wichtig, weil sie beiden Seiten zahlreiche Möglichkeiten bietet und weil die Struktur über viele Eröffnungen erreicht werden kann. Zum Beispiel aus der Caro-Kann-Verteidigung, Skandinavisch, Nimzo-Indisch und vielen anderen 1.d4-Eröffnungen.
Sehen wir uns an, wie wir die Karlsbader Bauernstruktur mit Schwarz aus verschiedenen Eröffnungen erreichen können.
In der Abtauschvariante der Caro-Kann-Verteidigung erreichen wir diese Struktur nach den Zügen 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.Sf3 Sc6 5.Ld3 Lg4 6.c3 und e6:
In dieser Stellung hat Schwarz die Karlsbader Bauernstruktur erreicht. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine fast identische Stellung wie bei der Abtauschvariante des Damengambits, nur mit umgekehrten Farben. Wenn wir alle Figuren entfernen, erscheint wieder die Karlsbader Bauernstruktur:
Sehen wir uns die Skandinavische Verteidigung an. Nach den Zügen 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.d4 c6 5.Sf3 Sf6 6.Ld2 Lf5 7.Lc4 e6 8.0-0 Dc7 9.Lb3 Ld6 10.De2 0-0 11.Tfe1 Sbd7 12.Tad1 Sb6 13.h3 und Sbd5 haben wir diese Stellung auf dem Brett:
Das ist jetzt noch keine Karlsbader Bauernstruktur, aber wenn Weiß jetzt den schwarzen Springer auf d5 schlägt und Schwarz mit dem c-Bauern zurückschlägt, haben wir wieder die uns schon bekannte Bauernstruktur. Hier ist die Stellung nach den Zügen 14.Sxd5 cxd5 und 15.c3:
Im Wesentlichen hat Schwarz wieder einmal seinen c-Bauern gegen den e-Bauern von Weiß getauscht und verfügt über zwei Bauern am Damenflügel, die einer weißen Bauernmehrheit gegenüberstehen - ein weiteres Beispiel für die Karlsbader Bauernstruktur. Wie bereits erwähnt, bietet diese Bauernstruktur beiden Spielern unglaublich viele Möglichkeiten und großartige Pläne. Sehen wir uns also einige davon an.
Pläne in der Karlsbader Bauernstruktur
Der bekannteste Plan in der Karlsbader Bauernstruktur ist der Minoritätsangriff, der auftritt, wenn der Spieler, der auf einer Seite des Bretts weniger Bauern hat, mit seinen Bauern die Bauernmehrheit des Gegners angreift. In der Karlsbader Bauernstruktur wird dieser Angriff gestartet, indem die beiden Bauern am Damenflügel auf die Mehrheit am Damenflügel losstürmen.
Das Ziel eines Minoritätsangriffs ist es, die Bauernstruktur am Damenflügel vorteilhaft zu verändern. Hier ist ein klassisches Beispiel für einen Minoritätsangriff. Es stammt aus dem Jahr 1939 und wurde vom damaligen Weltmeister Jose Raul Capablanca gegen Harry Golombek gespielt:
Ein weiterer beliebter Plan in der Karlsbader Bauernstruktur ist der Durchbruch im Zentrum mit e3-e4. Oft wird dabei der f-Bauer zuvor nach f3 gespielt, damit er den Vorstoß nach e3 unterstützen kann.
Das Ziel des Vorstoßes e3-e4 ist, Raum im Zentrum zu gewinnen. Hier ist ein klassisches Beispiel für den Vorstoß nach e4. Es stammt aus der Weltmeisterschaft 1993 zwischen Garry Kasparov und Nigel Short. Am Ende waren die Zentrumsbauern von Kasparov zu viel des Guten für Short:
Auch der Pillsbury Angriff ist ein angesehener Plan für Weiß. Hier platziert Weiß seinen Springer auf e5 und unterstützt ihn mit dem Bauernvorstoß f2-f4. Dieser Plan zieht normalerweise einen Angriff am Königsflügel nach sich. In der nächsten Partie sehen wir, wie Harry Pillsbury höchstpersönlich einen brillanten Angriff am Königsflügel durchführt:
Das waren nur einige der bekanntesten Pläne in der Karlsbader Bauernstruktur. Es gibt noch viele andere, die Du kennen solltest, wenn Du vorhast, Deinem Eröffnungsrepertoire eine Eröffnung hinzuzufügen, bei der die Karlsbader Bauernstruktur auf dem Brett erscheinen kann, war das ein sehr guter Anfang.
Fazit
Du weißt jetzt, was die Karlsbader Bauernstruktur ist, warum sie wichtig ist, wie sie erreicht werden kann und vieles mehr. Sieh Dir doch noch diese großartige Videoserie von Großmeister Dejan Bojkov über die Karlsbader Bauernstruktur an, um Dein Wissen über diese Bauernstruktur zu vertiefen.