GM Vladislav Artemiev
Bio
GM Vladislav Artemiev ist zweifellos einer der besten Schachspieler, den die russische Schachschule in den letzten Jahren hervorgebracht hat und nennt mittlerweile schon seit einigen Jahren die Top 50 der Weltrangliste sein sportliches Zuhause.
Seinen großen Durchbruch erlebte er im Jahr 2019, als er nicht nur Europameister wurde, sondern auch noch das Gibraltar Masters und mit der russischen Mannschaft die Mannschafts-WM gewinnen konnte. Dieses unglaubliche Jahr rundete er dann mit dem 2. Platz bei der Schnellschach-WM und einem Platz in den Top10 der Weltrangliste ab.
Artemiev ist ein Spieler, der uns noch viele Jahre begleiten sollte und es ist durchaus möglich, dass er erneut die Top 10 der Welt erreicht – sein Potenzial ist extrem hoch.
- Stil
- Die Anfänge seiner Karriere (2004 - 2015)
- Erfolge im Blitzschach (2016 - 2018)
- Gibraltar und Europameisterschaft (2019 - 2020)
- Gegenwart und Zukunft
Spielstil
Wie andere Top-Großmeister ist auch Artemiev sehr flexibel und in der Lage, sowohl in positionellen als auch in taktischen Stellungen zu glänzen. Wie die nachstehende Partie zeigt, neigt er dazu, nach aktiven Ideen zu suchen, die sich in einen klaren Vorteil verwandeln können. Nachdem Schwarz auf den Damenflügel rochiert hatte, öffnete Artemiev mit gleich mehreren Opfern die Stellung und startet einen verheerenden Angriff.
Und hier ist ein Beispiel dafür, wie Artemiev seinen Gegner in einer relativ trockenen Stellung einfach überspielt. Seine überlegene Technik im Mittelspiel und im Endspiel ist einfach sehenswert.
Die Anfäng seiner Karriere (2004 - 2015)
Artemiev lernte im Alter von sechs Jahren das Schachspielen. Es dauerte jedoch 4 Jahre, bis er zum ersten Mal an einem FIDE Turnier teilnahm und sich dort eine respektable Elo von 2046 erspielte. Im Februar 2009, einen Monat vor seinem 11. Geburtstag, gewann er das Omsk Championship Open Finale in Russland, was seine Elo auf 2136 erhöhte.
Ein Jahr später spielte Artemiev schlug Artemiev in einem Turnier zwei IMs und remisierte gegen einen GM und im selben Jahre wurde er FM. 2011 wurde er bei der Jugend-Europameisterschaft Dritter, erspielte sich zwei IM-Normen und gewann das zweite Mendeleev-Wertungsturnier der Kategorie IX vor mehreren Großmeistern, womit er seine erste GM-Norm erhielt.
Anfang 2012, bevor Artemiev 12 Jahre alt wurde, hatte er bereits den IM-Titel und eine Elo von 2459. Er gewann das World's Youth Stars-Turnier, ein Rundenturnier für Junioren und im nächsten Jahre verteidigte er diesen Titel mit unglaublichen 10,5 von 11 möglichen Punkten. Ebenfalls im Jahr 2013 gewann er die Russische Juniorenmeisterschaft und qualifizierte sich für die Blitzweltmeisterschaft, wo er mit 16 von 30 möglichen Punkten einen achtbaren 23. Platz erreichte und erstmals wertvolle Erfahrungen gegen die Weltelite sammeln konnte.
2012 und 2013 spielte Artemiev auch bei den U16-Olympiaden für Russland. Beim ersten Mal gewann er Einzel-Silber an Brett drei und verhalf seiner Mannschaft zu Gold. Im darauffolgenden Jahr gewann er für seine Turnierleistung von 2580 Einzel-Gold an Brett 1 und führte Russland zum Gewinn der Silbermedaille.
Anfang 2014 gewann Artemiev das Andranik Margaryan Memorial. Das war ein Rundenturnier für Nachwuchsspieler und 5 davon waren bereits Großmeister. Im Februar 2014 gewann der 15-jährige IM den Men’s Student Grandmaster Cup bei den Moskau Open mit zwei Punkten Vorsprung und einer atemberaubenden Turnierleistung von 2869.
Pünktlich zu seinem 16. Geburtstag im März 2014 erreichte Artemiev die Top-10 der Junioren-Weltrangliste. Nur einen Monat später befand er sich bereits in den Top 5 und fast die kompletten Jahre bis Dezember 2018, als er aus Altersgründen aus der Junioren-Weltrangliste gestrichen wurde, befand er sich unter den Top 3.
Bereits als Großmeister gewann Artemiev im März 2015 das Agzamov Memorial und im Juli 2015 die Russian Championship Higher League, was ihn für das Superfinale der Russischen Meisterschaft qualifizierte, bei der er im Mittelfeld landete. Beim Schach-Weltcup 2015 eliminierte er GM Surya Shekhar Ganguly in der ersten Runde und schied in der zweiten Runde gegen den dreifachen polnischen Meister GM Radoslaw Wojtaszek aus.
Erfolge im Blitzschach (2016 - 2018)
Im August 2016 gewann Artemiev bei der Juniorenweltmeisterschaft die Silbermedaille und Monate später sollte der talentierte russische Junior einen der größten Erfolge seiner jungen Karriere erringen.
Artemiev gewann überlegen die russische Blitzmeisterschaft 2016. Er beendete das Turnier mit 18 von 22 möglichen Punkten und zweieinhalb Punkten Vorsprung auf die GMs Dmitry Andreikin und Alexander Morozevich. Ein Jahr darauf konnte er seinen Titel mit einem halben Punkt Vorsprung auf Daniil Dubov und Vladimir Fedoseev verteidigen.
Das waren aber nicht die einzigen Blitz-Turniere, die der junge russische Großmeister gewinnen konnte. 2017 gewann Artemiev Gold beim Blitzschach-Event der IMSA Elite Mind Games, einem Wettbewerb, der andere Spiele wie Dame, Go und Bridge umfasst. Mit diesem Sieg über ein Feld, das nur aus über 2700 gewerteten GMs wie Alexander Grischuk, Yu Yangyi und Ding Liren bestand, erspielte sich Artemiev auch den zweiten Platz in der Blitz-Weltrangliste - hinter Magnus Carlsen.
Im Dezember 2018 krönte Artemiev seine Erfolge im Blitzschach mit dem Gewinn der Blitz-Europameisterschaft. Er erzielte 18,5/22 Punkte und lag damit anderthalb Punkte vor dem zweitplatzierten GM Ivan Cheparinov.
Gibraltar und Europameisterschaft (2019 - 2020)
Im Jänner 2019 konnte Artemiev das Gibraltar Chess Festival vor so starken Großmeistern wie Maxime Vachier-Lagrave, Levon Aronian und Wesley So mit einem halben Punkt Vorsprung gewinnen.
Im März desselben Jahres war Artemiev dann bei der Mannschafts-WM im Einsatz und verhalf Russland mit seinen 6,5 von 8 möglichen Punkten zum Gewinn der Goldmedaille. Artemiev war der einzige russische Spieler, der in allen acht Runden spielte und in der ersten Runde konnte er einen beeindruckenden Sieg gegen GM Alireza Firouzja landen. Artemievs Leistung bei diesem Turnier war so beeindruckend, dass sein Teamkollege Grischuk prophezeite, dass er der Nachfolger des vor kurzem zurückgetretenen GM Vladimir Kramnik werden würde.
Der Höhepunkt des Jahres sollte aber der Gewinn der Europameisterschaft werden und auch aufgrund dieser 8.5 von 11 möglichen erzielten Punkte stieg Artemievs Elo auf 2761 und er fand sich erstmals in den Top-10 der Welt wieder.
Der letzte Höhepunkt des Jahres 2019 war dann Schnellschach-WM, bei der Artemiev gemeinsam mit Firouzja und GM Hikaru Nakamura den zweiten Platz hinter Carlsen belegte.
In diesem Video zeigt IM Danny Rensch Artemievs Sieg über Maxime Vachier-Lagrave bei diesem Turnier.
Das waren aber nur die Höhepunkte des atemberaubenden Jahres 2019. Im selben Jahr hatte Artemiev zum Beispiel auch an der Speed Chess Championship teilgenommen und dort gegen Grischuk und Aronian überzeugende Siege errungen, bevor er im Halbfinale gegen Wesley So ausschied.
Im April 2020 gewann Artemiev dann die Abu Dhabi Super Blitz Challenge. Dort setzte er sich gegen ein mit Stars gespickten Feld von fünf Spielern der Top 10 der Welt und über 300 Großmeistern durch. Im nächsten Monat spielte Artemiev beim ersten FIDE Chess.com Online Nations Cup für die russische Mannschaft, die am Ende den vierten Platz belegte. Dort erzielte er in der ersten Runde gegen Aronian einen weiteren beeindruckenden Sieg, den uns Großmeister Simon Williams in diesem Video zeigt:
Gegenwart und Zukunft
Leider wurde Artemievs Karriere zwar zuerst von der Pandemie und danach von den politischen Ereignissen in Russland ausgebremst, aber er ist erst 25 Jahre alt und weiß bereits, wie es sich anfühlt, ein Top 10 Spieler zu sein. Er hat schon große Turniere und gegen die besten Spieler der Welt gewonnen und wenn man über zukünftige Schach-Superstars spricht, ist der Name Artemiev ein Muss.
In letzter Zeit war Artemiev besonders im Online Schach aktiv und hat dabei beeindruckende Erfolge gefeiert. So konnte er zum Beispiel schon viermal das Titled Tuesday Turnier gewinnen und in der PRO Chess League 2023 war er der dominierende Spieler der Brazil Capybaras. Leider konnten aber selbst die 3.5 Punkte, die Artemiev für seine brasilianische Mannschaft im Match gegen das französische Team Blitz erzielte, das Ausscheiden der Brasilianer nicht verhindern.
Dafür konnte sich Artemiev beim zweiten Turnier der Champions Chess Tour 2023, dem Chessable Masters, für die Gruppe I qualifizieren und wird bei der Tour ein gehöriges Wort um den Titel mitsprechen wollen.
