GM Sergey Karjakin
Bio
Sergey Karjakin wurde im Alter von 12 Jahren und 7 Monaten der jüngste Schachgroßmeister der Geschichte. Sein größter Erfolg war die Schachweltmeisterschaft 2016, bei der er Magnus Carlsen (der zusammen mit Garry Kasparov als einer der beiden besten Spieler aller Zeiten angesehen wird) erst im Schnellschach Tiebreak unterlag. Dafür hat er sich aber 2012 den Weltmeistertitel im Schnellschach und 2016 den Titel im Blitzschach gesichert und in beiden Events Magnus Carlsen auf den zweiten Platz verwiesen.
Karjakin ist ein fester Bestandteil aller Top-Turniere und bekam aufgrund seiner brillanten Verteidigungskünste den Spitznamen "Russischer Verteidigungsminister" verliehen. Er gehört zu einer exklusiven Gruppe von Spielern, die Carlsen in absehbarer Zeit als besten Schachspieler der Welt entthronen können.
- Jugend und die Anfänge der Karriere (1995 bis 2009)
- Der Aufstieg zum Elite Spieler (2009 bis 2016)
- Die jüngsten Highlights (2016 bis 2018)
- Gegenwart und Zukunft
Jugend und die Anfänge der Schachkarriere (1995 bis 2009)
Karjakin ist der Inbegriff des Schachwunderkindes. Vielleicht geht er eines Tages sogar als das größte Wunderkind der Geschichte ein.
Im Alter von fünf Jahren lernte Karjakin Schach zu spielen und schockierte, nachdem von dem ukrainischen GM Vladislav Borovikov ausgebildet wurde, mit seinem rasanten Fortschritt die Schachwelt. Mit 11 Jahren und 11 Monaten wurde er zum jüngsten Spieler, der sich einen IM-Titel verdienen konnte. (Dieser Rekord wurde aber mittlerweile von GM Praggnanandhaa gebrochen). Mit 12 Jahren und sieben Monaten wurde Karjakin dann der jüngste Großmeister der Welt und dieser Rekord besteht bis heute.
Karjakin hat bereits in jungen Jahren große Erfolge gefeiert. So gewann er 1999 die U10-Europameisterschaft und 2001 die U12-Weltmeisterschaft. Im Jahr 2002 war er mit 11 Jahren der offizielle Sekundant von Ruslan Ponomariov bei der Weltmeisterschaft gegen Vassily Ivanchuk (im Schach ist ein Sekundant ein Assistent eines Spitzenspielers, der diesem dabei hilft, Gegner zu analysieren und Eröffnungsrepertoires vorzubereiten).
2003 gewann Karjakin ein 6-Partien-Duell gegen Damenweltmeisterin Alexandra Kosteniuk mit 4 zu 2. 2004 gewann er eine Blitzpartie gegen den amtierenden Weltmeister Vladimir Kramnik und bei der Schacholympiade sowohl eine Mannschafts- als auch eine Einzelgoldmedaille. Außerdem war er der einzige Spieler, der 2004 gegen einen Computer im Duell Mensch gegen Maschine gewinnen konnte (Ponomariov und Veselin Topalov nahmen an dieser Veranstaltung ebenfalls teil).
Im Jahr 2005 hatte sich der mittlerweile 15-jährige eine Elo von 2635 erspielt und der Name Karjakin tauchte erstmals unter den Top 100 der Welt auf. Im Alter von 18 Jahren durchbrach der die 2700-Schallmauer und kann sich seitdem als Super-GM bezeichnen. Mit Wijk aan Zee 2009 gewann er sein erstes richtig großes Turnier. Dabei verwies er Spieler wie Levon Aronian, Teimour Radjabov, Sergei Movesian, Magnus Carlsen und Leinier Domínguez Pérez auf die Plätze.
Der Aufstieg zum Elite Spieler (2009 bis 2016)
Nachdem er mit nur 19 Jahren in Wijk aan Zee gewonnen hatte, startete Karjakin als junger Erwachsener eine neue Ära seiner Schachkarriere. Vor seinem Treffen mit Magnus Carlsen im Jahr 2016 hatte er mehrere beeindruckende Turnierauftritte.
2010 wurde Karjakin beim Tal Memorial hinter den punktgleichen Levon Aronian und Shakhriyar Mamedyarov Dritter. Bei diesem Turnier traten 10 der besten Spieler der Welt gegeneinander an und Karjakin konnte Siege über Vladimir Kramnik und Boris Gelfand feiern. Eine weitere bemerkenswerte Leistung gelang ihm bei der 39. Schacholympiade im selben Jahr. Dort erspielte er sich an Brett 4 8 von 10 möglichen Punkten und wurde für seine Elo-Leistung von 2859 mit einer Einzel-Goldmedaille ausgezeichnet.
Bei der Schnellschachweltmeisterschaft 2012 gewann Karjakin mit 15 von 18 möglichen Punkten den Titel und verwies Carlsen und Veselin Topalov auf den zweiten und dritten Platz. Einen Monat später errang er beim Dortmunder Sparkassen Meeting dieselbe Punktzahl wie Fabiano Caruana, unterlag dem Amerikaner aber im Tiebreak.
2013 sollte das beste Jahr in Karjakins noch junger Karriere werden. Er gewann das Norway Chess 2013 mit 6 Punkten. Zweiter wurden Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura mit einem halben Punkt Rückstand. Der Fakt, dass Peter Svidler, Levon Aronian und Viswanathan Anand das Turnier mit jeweils 5 Punkten beendeten, zeigt das Kaliber dieses Turniers (Karjakins Elo war zu diesem Zeitpunkt niedriger als die Elo aller eben genannter Spieler). Interessant ist auch, dass vor dem Turnier ein Blitz-Turnier stattfand, bei dem die Setzliste für das Turnier ausgespielt wurde und welches Karjakin ebenfalls mit einem halben Punkt Vorsprung vor Carlsen, Anand und Nakamura gewann. Beim Norway Chess 2014 verteidigte Karjakin seinen Titel und konnte dabei einmal mehr gegen Carlsen gewinnen.
2015 konnte Karjakin im Finale des Weltcups gegen Peter Svidler einen 2 Punkte Rückstand wettmachen und das Turnier gewinnen. Dadurch hatte er sich gleichzeitig für das Kandidatenturnier qualifiziert.
Die jüngesten Highlights (2016 bis 2018)
Karjakin konnte das Kandidatenturnier 2016 in Moskau vor Fabiano Caruana und Viswanathan Anand gewinnen und sich damit das Recht für sichern, gegen Magnus Carlsen um die Weltmeisterschaft zu spielen.
Die Weltmeisterschaft fand dann Ende November im New York statt. Angesetzt waren 12 Partien und - falls nötig - Schnell- und Blitzschach Tiebreaks bis hin zu einer Armageddon Partie. Nach jeweils einem Sieg und 10 Remis fiel die Entscheidung dann auch wirklich erst im Tiebreak. In der ersten Runde endeten beide Partie wieder Remis aber die zweite Runde konnte Carlsen mit 2:0 für sich entscheiden und damit den Titel des Weltmeisters behalten.
Karjakin konnte sich aber schon einen Monat später für die Niederlage revanchieren. Ende Dezember gewann er (wieder im Tiebreak gegen Carlsen) die Weltmeisterschaft im Blitzschach. Karjakin und Carlsen lagen nach 21 Partien gemeinsam mit 16.5 Punkten in Führung und hatten die Drittplatzierten Daniil Dubov, Hikaru Nakamura und Alexander Grischuk deutlich distanziert.
beim Kandidatenturnier 2018 belegte Karjakin, punktgleich mit Shakhriyar Mamedyarov, den dritten Platz. Der Sieger Fabiano Caruana verlor dann, genau wie Karjakin 2 Jahre zuvor, die Weltmeisterschaft 2018 gegen Carlsen im Tiebreak.
Gegenwart und Zukunft
Heute spielt Karjakin regelmäßig bei Eliteturnieren in der ganzen Welt. Beim Gashimov Memorial 2019 im April belegte er gemeinsam mit Ding Liren den zweiten Platz hinter Magnus Carlsen. Zuletzt spielte Karjakin in der Grand Prix Serie, bei der sich der Sieger für das Kandidatenturnier 2020 qualifiziert und somit die Chance hat, an der Weltmeisterschaft 2020 teilzunehmen.
Wird er sich eine Chance erspielen, um Carlsen zu entthronen? Das bleibt abzuwarten, aber Karjakin ist eine tragende Säule bei Elite-Turnieren und gehört eindeutig zu den besten Spielern der Welt. Er hat gezeigt, dass er mit dem Weltmeister, der als einer der größten Spieler in der Schachgeschichte gilt, mithalten und ihn sogar (wiederholt) besiegen kann. Vielleicht kann Karjakin ja Carlsens Ruf als der beste Spieler aller Zeiten verderben.
Wie dem auch sei, Karjakin hat bereits ein Vermächtnis im Schach aufgebaut. Das Wunderkind ist mit Abstand der jüngste GM in der Geschichte (12 Jahre, 7 Monate und 0 Tage im Vergleich zu Bu Xiangzhi, der sich den GM-Titel mit 13 Jahren, 10 Monaten und 13 Tagen erspielte). Er hat gegen Carlsen um die Weltmeisterschaft gespielt und hätte ihn fast geschlagen und wäre damit "Weltmeister aller Klassen" (also im Regulären- Schnell- und Blitzschach) geworden. Dies sind die Erfolge eines Weltklassespielers, der im Jänner 2020 erst 30 Jahre alt wird. Er hat noch genug Zeit, um die Schachwelt erneut zu schockieren.