Die besten Schachspieler der Welt

GM Pia Cramling

Pia Cramling
Vollständiger Name
Pia Ann Rosa-Della Cramling
Geboren
Apr 23, 1963 (Alter 61)‎
Geburtsort
Stockholm, Schweden
Föderation
Schweden
Profile

Rating

Bio

Wenn man an skandinavische Schachgrößen denkt, fällt einem wahrscheinlich als Erstes der Norweger Magnus Carlsen ein. Dänemark hatte in den 1960er und 1970er Jahren den großen Bent Larsen und auch Aron Nimzowitsch war ein halbes Jahrhundert zuvor nach Dänemark eingewandert. Island hatte 1989 mit Johann Hjartarson immerhin die Nummer 11 der Welt und Schweden hat neben der Schachlegende Ulf Andersson auch den aktuellen Top100 Spieler Nils Grandelius ... und die fünfte Frau der Geschichte, die den Großmeister-Titel erlangte: Pia Cramling.

Die Anfänge der Karriere

Cramling wurde am 23. April 1963, also 10 Tage nach dem späteren Weltmeister Garry Kasparov, in Stockholm geboren. 

Mit 10 Jahren trat sie einem Schachclub in der Region Stockholm bei und mit 12 Jahren nahm sie an ihrem ersten Turnier teil. Nur drei Jahren später war Cramling bereits Mitglieder der schwedischen Damen-Nationalmannschaft und erzielte bei der Olympiade 9 von 10 möglichen Punkten.

1980er Jahre

Im Alter von 20 Jahren wurde sie IM und nur ein Jahr später spielte sie gegen Viktor Korchnoi eine ihrer bis heute bekanntesten Partien. Berichten zufolge nahm Korchnoi, der drei Jahre zuvor gegen Anatoly Karpov um die Weltmeisterschaft gespielt hatte, seine Niederlage nicht besonders sportlich.

1985 unternahm Cramling ihren ersten großen Versuch, die Weltmeisterschaft der Damen zu gewinnen. Zu dieser Zeit spielten die Damen noch im gleichen System wie die Herren und das Teilnehmerfeld des Kandidatenturniers wurde in einer Reihe von Zonen- und Interzonenturnieren ermittelt. Nach dem dritten Platz bei einem Interzonenturnier in Havanna im Jahr 1985 belegte Cramling beim Kandidatenturnier in Malmö in ihrem Heimatland den vierten Platz. Damit war sie die bestplatzierte nicht-sowjetische Teilnehmerin.

Die größten Erfolge in diesem Jahrzehnt erzielte Cramling bei Schacholympiaden. 1984 in Thessaloniki erspielte sie sich am ersten Brett 10,5 von 13 möglichen Punkten und bekam dafür die Goldmedaille im Einzel und 1988 wiederholte das Kunststück mit 12,5 von 14 möglichen Punkten.

Pia Cramling, 1988
Cramling bei der Schacholympiade 1988. Foto: Wikipedia, CC BY 3.0

1989 remisierte Cramling ihre einzige offizielle Turnierpartie gegen ihren Landsmann Ulf Andersson.

1990er Jahre

Cramling erreichte 1992 ihre letzte GM-Norm und war damit nach den Georgierinnen Nona Gaprindashvili und Maia Chiburdanidze und Susan und Judit Polgar aus Ungarn erst die fünfte Frau in der Geschichte, die den Großmeisterstatus erlangte. Als das 20. Jahrhundert zu Ende ging, war Cramling immer noch einer von nur sechs Großmeisterinnen. Im Jahr 2022 wurde Elisabeth Pähtz die 40. Großmeisterin.

Zu dieser Zeit war Cramling nicht nur die beste Dame Schwedens, sie war sogar eine der besten Spielerinnen des Landes überhaupt. Von 1990 bis 2000 spielte sie bei Olympiaden viermal im schwedischen Herrenteam. Cramlings größter Einzelerfolg bei diesen Einsätzen kam 1992, als sie mit 7,5/10 die viertbeste Leistung am vierten Brett erzielte. 1996 lag in der schwedischen Rangliste nur noch Ulf Andersson vor ihr und mit Cramling am zweiten Brett belegte Schweden den 11. Platz.

1993 belegte Cramling beim Interzonenturnier in Jakarta den sechsten Platz und beim anschließenden Kandidatenturnier in Tilburg wurde sie Dritte. Damit war sie automatische für das Kandidatenturnier 1997 qualifiziert, aber in Groningen belegte sie nur den achten Platz.

21. Jahrhundert

Eines ihrer besten Turniere überhaupt war die Einzel-Europameisterschaft der Damen 2003, die sie mit einer Punktzahl von 8,5/11 gewann. 2010 krönte sie sich in Rijeka, Kroatien, erneut zur Europameisterin und hier erzielte sie sogar 9 von 11 möglichen Punkten. Cramling beeindruckte auch beim Gibraltar Open 2009, als sie in einem Teilnehmerfeld von 191 Spielern den siebten Platz belegte.

Bei den kommenden Weltmeisterschaften, die jetzt im K.-o.-Format stattfanden, war sie weniger erfolgreich. Ohne das Viertelfinale zu erreichen, spielte sie 2000 (zweite Runde), 2004 (dritte Runde) und 2006 (zweite Runde) im neuen Format. 2008 erreichte sie das Halbfinale, unterlag dort aber Alexandra Kosteniuk. 2015 erreichte Cramling erneut das Halbfinale und musste sich Natalia Pogonina geschlagen geben. Bei der WM 2017 hieß die Endstation dann erneut Kosteniuk.

Pia Cramling, 2017
Cramling 2017 in Riad. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

2014 spielte Cramling bei der Schacholympiade erneut für die schwedische Damenmannschaft und gewann Bronze im Einzel an Brett 1. Bei der Olympiade in Chennai 2022 gewann Cramling dann 38 Jahre nach ihrer ersten Goldmedaille ihre dritte Goldmedaille im Einzel. Eine unglaubliche Leistung.

Pia Cramling bei der Schacholympiade 2022 in Chennai. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Vermächtnis

Cramling ist bis heute die einzige Schwedin und sogar die einzige Spielerin aus einem skandinavischen Land, die Großmeisterin wurde. Bei acht Damenolympiaden gewann sie 65 Partien und verlor nur drei. Der einzige Erfolg, der in ihrem Lebenslauf fehlt, ist eine Weltmeisterschaft, aber die Europameisterschaft gewann sie zweimal.

1984 war Cramling die Nummer eins in der Weltrangliste der Damen und während der gesamten 1980er und 1990er Jahre war sie in den Top 5 der Damen-Weltrangliste zu finden.

Cramling stammt zwar nicht aus einer Schachfamilie, aber sie hat eine gegründet. Sie heirate den spanischen Großmeister Juan Manuel Bellon Lopez und wurde 2002 Mutter einer Tochter. Diese Tochter, Anna Cramling, wurde selbst eine starke Schachspielerin, die den WFM-Titel trägt und schon zweimal zusammen mit ihrer Mutter bei Schacholympiaden für Schweden antrat. Noch bekannter ist Anna aber als Streamerin und Pia Cramling tritt des Öfteren in den Live-Streams ihrer Tochter auf und gibt Unterricht, erzählt Anekdoten oder analysiert live die Partien ihrer Tochter. Auch auf dem YouTube-Kanal von Anna Cramling ist die gesamte Cramling-Familie ab und zu gemeinsam zu sehen.

 

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