GM Peter Svidler
Bio
Peter Svidler ist achtmaliger russischer Meister und dreimaliger Kandidat für die Weltmeisterschaft. Mit einem zweiten Platz beim FIDE-Weltmeisterschaftsturnier 2005 kam er dem Titel des Weltmeisters am nächsten.
Die Anfänge seiner Karriere
Peter Svidler wurde 1976 in St. Petersburg, Russland (damals Leningrad, Sowjetunion) geboren. Mit sechs Jahren lernte er Schach, spielte 1989 bei seinem ersten großen Turnier (der UdSSR-Juniorenmeisterschaft) und wurde 1991 IM.
1993 wurde Svidler Schüler von Andrey Lukin. Obwohl Lukin ein IM wie Svidler war, nahm Svidlers Karriere Fahrt auf, als die beiden zusammenarbeiteten. Das nächste Jahr, 1994, war ein Meilenstein in Svidlers Entwicklung. Er gewann sowohl die U18-Weltmeisterschaft, als auch zum ersten Mal die russische Meisterschaft. Obwohl keiner der Wettbewerbe sehr stark besetzt war, konnte sich Svidler dort aber seine GM-Normen und damit den Titel eines Großmeisters erspielen.
Obwohl er 1995 und 1997 erneut die russische Meisterschaft gewann, kam Svidlers größter Erfolg der 1990er Jahre 1997 in Tilburg zustande. Zu den Stars bei diesem Turnier gehörten Garry Kasparov, Vladimir Kramnik, Michael Adams, Peter Leko, Judit Polgar und weitere Schachgrößen dieser Zeit. Svidler blieb bei diesem Turnier ungeschlagen (5 Siege und 6 Remis) und teilte sich am Ende mit Kasparov und Kramnik den Sieg. In der letzten Runde gewann er gegen Alexander Onischuk mit Schwarz und einige Runden zuvor gegen Kasparov mit Weiß.
Ein Jahr später durchbrach Svidler die 2700 Elo-Schallmauer und sicherte sich einen Platz in den Top10 der Welt. Beim FIDE-Weltmeisterschaftsturnier 1998 verlor er in der vierten Runde gegen Adams.
Die Jahre 2000 bis 2009
Svidler spielte weiterhin bei den großen Weltmeisterschaftsturnieren der FIDE und kam dort 2002, als er erst im Halbfinale gegen Ruslan Ponomariov verlor, dem Sieg am nächsten. 2004 lehnte Svidler, damals Sechster der Welt, die Teilnahme jedoch ab. 2005 verabschiedete sich die FIDE, unter anderem weil sich die verschiedenen Schachverbände der Wiedervereinigung näherten, vom viel kritisierten Format der KO-Turniere und schuf stattdessen Einladungsturniere für 8 Spieler.
Bei den Weltmeisterschaften 2005, die in Argentinien ausgetragen und von Veselin Topalov gewonnen wurde und 2007 (Sieger: Viswanathan Anand) war er dann wieder am Start. In dieser Zeit (2003 und 2008) gewann Svidler auch zum vierten und fünften Mal die russische Meisterschaft.
Bei der Weltmeisterschaft 2007 war Svidlers Leistung durchwachsen. In den ersten 5 Partien musste er sich zweimal geschlagen geben (gegen Alexander Morozevich in der dritten und gegen Anand in der fünften Runde). Danach hatte er keine Chancen mehr, das Turnier zu gewinnen und remisierte alle weiteren Partien. Nur in der letzten Runde konnte er gegen Alexander Grischuk gewinnen und seinen Landsmann damit auf den letzten Platz verweisen. Svidler beendete das Turnier auf Platz 5.
Die 2010er Jahre
Gleich zu Beginn des neuen Jahrzehnts feierte Svidler einen riesigen Erfolg, als er den Schachweltcup gewann. In der dritten Runde schaltete er mit Fabiano Caruana, der damals noch für Italien spielte, mit 3:1 aus. Im Achtelfinale überrollte er Gata Kamsky mit 2:0 und das Viertelfinale gewann er gegen Judit Polgar mit 1½ : ½. Das Halbfinale gegen Ponomariov gewann er mit demselben Ergebnis. Im Finale gegen Grischuk hatte Svidler zuerst die schwarzen Figuren und gewann mit einer Sizilianischen Verteidigung in nur 30 Zügen. Danach reichten ihm 3 Remis, um den Weltcup zu gewinnen.
Durch den Sieg beim Weltcup 2011 hatte sich Svidler auch für das Kandidatenturnier 2013 qualifiziert. Dort erspielte er sich respektable 8 Punkte, was ihn auf den dritten Platz brachte. Die Schlagzeilen bei diesem Kandidatenturnier machte aber ein junger Norweger namens Magnus Carlsen, der das Turnier und später auch den Weltmeistertitel gewann.
Svidler nahm noch an 2 weiteren Kandidatenturnieren teil. 2014 erhielt er eine Wildcard und beendete das Turnier zwei Punkte hinter Anand. 2016 war er als zweiter des Weltcups qualifiziert und schloss das Turnier mit 1½ Punkten Rückstand auf Sergey Karjakin ab.
Neben seinen Erfolgen beim Weltcup konzentrierte sich Svidler weiterhin hauptsächlich auf die russische Meisterschaft, die er in den Jahren 2011, 2013 und 2017 noch dreimal gewinnen konnte.
Svidler ist weiterhin als Spieler aktiv, aber in den letzten Jahren hat er seine Aufmerksamkeit auf andere Aktivitäten in der Schachwelt gerichtet. Im Dezember 2019 stand er auf Platz 28 der Welt.
Vermächtnis
In einer Zeit, in der die Schachverbände zerstritten waren und die von Spielern wie Kasparov, Kramnik, Anand und Carlsen bestimmt wurde, war es für Svidler immer eine schwierige Herausforderung, Weltmeister zu werden. Der Familienvater und Cricket-Fan wurde dennoch zu einem der Top-Spieler seiner Generation.
Svidlers insgesamt acht russische Schachmeisterschaften (1994, 1995, 1997, 2003, 2008, 2011, 2013, 2017) sind vielleicht seine größte Leistung im Schach. Rashid Nezhmetdinov hat mit fünf die zweitmeisten Siege in diesem Turnier errungen (obwohl Mikhail Botvinnik und Mikhail Tal das Vorgänger-Turnier, die sowjetische Schachmeisterschaft, jeweils sechsmal gewinnen konnten) und kein anderer Spieler kann mehr als 2 Siege bei diesem Turnier vorweisen. Svidlers Rekord dürfte also noch einige Zeit bestehen bleiben.
Svidlers internationale Bilanz ist ebenfalls beeindruckend. Besonders der Weltcup scheint ihm zu liegen, denn er konnte ihn 2011 gewinnen und 2015 das Finale erreichen. Er und Levon Aronian sind die einzigen Spieler, die in allen drei Kandidatenturnieren von 2013 bis 2016 dabei waren und er war bei unzähligen Teamwettbewerben ein wichtiges Mitglied im russischen Kader.