Mikhail Chigorin
Bio
Mikhail Chigorin war ein russischer Weltklassespieler. Er belegte 1889 beim Turnier in New York den geteilten ersten Platz und gewann 1899, 1901 und 1903 die ersten drei all-russischen Meisterturniere, die als Vorgänger der russischen Meisterschaften gelten. Chigorin gilt als der Urvater der sowjetischen Schule und spielte zweimal gegen Wilhelm Steinitz um die Weltmeisterschaft.
- Stil
- Von den Anfängen bis zum Weltklasse-Spieler
- Weltmeisterschaften
- Das Leben nach den WM-Kämpfen
- Vermächtnis
Stil
Chigorins Stil war taktisch, aggressiv und sehr einfallsreich. Wie die meisten Spieler aus den 1860er bis 1890er Jahren spielte er romantisch mit vielen Opfern und heftigen Angriffen. Er spielte einzigartige Eröffnungen wie das Evans-Gambit und sein berühmtes 1.e4 e6 2.De2-System. In diesem Beispiel aus dem späten 19. Jahrhundert spielt Chigorin gegen die Französische Verteidigung von Siegbert Tarrasch, der zu dieser Zeit ebenfalls ein Weltklassespieler war, sein eigenes Off-Beat System das dem, was wir heute als Königsindischen Angriff kennen, sehr nahe kommt und beendet sie mit einer schönen taktischen Kombination:
Von den Anfängen bis zum Weltklasse-Spieler
Chigorin lernte Schach erst im Alter von 16 Jahren und nahm das Spiel erst mit 24 Jahren ernst. Nachdem er seine Ausbildung abgeschlossen und eine Karriere als Regierungsbeamter begonnen hatte, kündigte er seinen Job, um sich ganztägig dem Schach widmen zu können. In den späten 1870er Jahren gründete er ein Schachmagazin und begann, Matches gegen etablierte russische Meister zu spielen.
Nachdem er 1880 den starken russischen Meister Semyon Alapin besiegt hatte, wurde er schnell als einer der stärksten Spieler des Landes anerkannt. Hier ist ein frühes Beispiel für Chigorins aggressive Spielweise, bei dem er seine sehr früh seine Dame opfert, um mit seinem Läuferpaar und einem Turm ein Mattnetz zu spinnen:
1881 gab Chigorin in Berlin sein internationales Debüt. Er belegte hinter den Weltklassespielern Johannes Zukertort und Joseph Blackburne, aber vor vielen bekannten Meisterspielern, zusammen mit Szymon Winawer den dritten Platz. Beim historischen Londoner Turnier von 1883 belegte er hinter Zukertort, Wilhelm Steinitz und Blackburne, aber vor vielen Weltklassespielern den vierten Platz.
Nach diesem Turnier wurde er selbst als Weltklassespieler anerkannt. Im Jahr 1889 gewann Chigorin gemeinsam mit Max Weiss das starke New Yorker Turnier. Seine Leistung in diesem Turnier ermöglichte es ihm, Weltmeister Steinitz zu einem Match um den Titel herauszufordern.
Weltmeisterschaften
1889 spielen Chigorin und Steinitz zum ersten Mal um die Weltmeisterschaft. Dies war zugleich auch die erste offizielle Titelverteidigung eines Schachweltmeisters überhaupt. Chigorin spielte gut, verlor das Match aber letztendlich mit 10,5 : 6,5. Drei Jahre später spielten Chigorin und Steinitz erneut um den Titel. Der Rückkampf von 1892 brachte viele denkwürdige Partien hervor und das Match war noch knapper als das erste. Am Ende konnte Steinitz aber dann doch mit einem knappen Vorsprung von 2 Punkten (12,5 : 10,5) gewinnen.
Bei Chigorins brillantem Sieg in der ersten Runde der Weltmeisterschaft von 1892 setzt er sein geliebtes Evans-Gambit ein und erhält für seinen geopferten Bauern eine großartige Kompensation. Er bekam auf d6 einen Oktopus-Springer, den er später für einen mächtigen Angriff, der den König von Steinitz für den Rest der Partie auf der sechsten Reihe hielt, opferte:
Das Leben nach den WM-Kämpfen
Obwohl Chigorin nach seinen Niederlagen gegen Steinitz nie wieder um den Weltmeistertitel spielen sollte, hat er aber weiterhin Schach gespielt. Am Ende seiner Karriere hatte Chigorin gegen Steinitz 24 Partien gewonnen und 27 verloren (8 Partien endeten Remis). Hier ist ein schöner Sieg von Chigorin aus dieser Zeit, bei dem er die schwarzen Felder am Königsflügel dominierte, bevor er das Spiel beendete, indem er die gesamte Grundlinie kontrollierte:
1893 remisierte er ein Match gegen Siegbert Tarrasch, der zu dieser Zeit als einer der fünf besten Spieler der Welt galt. 1895 erzielte Chigorin in Hastings das wohl beste Ergebnis seiner Karriere. Er belegte hinter Harry Pillsbury, aber vor Emanuel Lasker, Tarrasch und seinem alten Rivalen Steinitz den zweiten Platz. Die folgende Partie aus dem Jahr 1896 gegen Tarrasch zeigt, dass Chigorin kein eindimensionaler Spieler war und auch das Endspiel beherrschte:
Von 1899 bis 1903 gewann Chigorin die ersten drei russischen Meisterschaften, was dazu beitrug, dass er als stärkster russischer Spieler dieser Zeit gilt. Chigorin unterrichtete, lehrte und spielte bis zu seinen letzten Tagen Schach. Nach einem Turnier im Jahr 1907 wurde bei ihm eine fortgeschrittene Form von Diabetes diagnostiziert. Im Jänner 1908 ist Chigorin an dieser Krankheit gestorben.
Vermächtnis
Am meisten wird Chigorin natürlich aufgrund seiner beiden Weltmeisterschaften gegen Steinitz in Erinnerung bleiben. Unvergessen bleiben aber auch sein brillanter Angriffsstil, seine Eröffnungsinnovationen und seine allgemeinen Beiträge zum Schach. Die ehemaligen Weltmeister Mikhail Botvinnik und Vasily Smyslov (und viele weitere Schachgrößen) sagen, er habe einen enormen Einfluss auf die sowjetische Schachschule im 20. Jahrhundert gehabt.
Chigorins Beiträge zur Eröffnungstheorie sind beachtlich. Viele Innovationen im Evans-Gambit, die bis heute verwendet werden, stammen von Chigorin. Die in der Spanischen Partie nach ihm benannte Variante ist bis heute sehr beliebt und die ausgefallene Chigorin-Verteidigung gegen das Damengambit (1.d4 d5 2.c4 Sc6?!) wird immer noch von abenteuerlustigen Spielern eingesetzt. Er war auch der erste, der gegen die französische Verteidigung den Zug 2.De2 spielte. Seine einfallsreichen Eröffnungsinnovationen haben sich bis heute bestens bewährt.
Chigorins Partien begeistern weiterhin Schachspieler auf der ganzen Welt und werden in Büchern, Artikeln und Videos studiert. Sein Angriffsstil inspirierte eine ganze Generation russischer Spieler. Das 1909 erstmals ausgetragene Chigorin-Gedenkturnier findet seit 1947 ununterbrochen statt - ein wunderbarer Beweis für das große Vermächtnis dieser Schachlegende.