GM Maxime Vachier-Lagrave
Bio
Maxime Vachier-Lagrave (auch bekannt als “MVL”) ist ein französischer Super-Großmeister, der seit 2016 die meiste Zeit in den Top 5 der Weltrangliste zu finden ist. Seine Elo erreichte im August 2016 einen Höchststand von 2819. Nur 6 Spieler konnten jemals eine höhere Elo erreichen.
Vachier-Lagrave ist dreimaliger französischer Schachmeister, fünfmaliger Gewinner des Bieler Großmeisterturniers und zweimaliger Blitz-Europameister. Als einer der weltbesten Schachspieler gehört Vachier-Lagrave auf die kurze Liste der aktiven Spieler, die eine realistische Chance auf den Weltmeistertitel haben.
- Die Anfänge seiner Karriere (1994 bis 2004)
- Teenager-Großmeister und Französischer Meister (2004 bis 2009)
- Schachprofi und Europameister im Blitzschach (2010 bis 2015)
- Die siebte-höchste Elo der Geschichte (2016 bis 2019)
- Gegenwart und Zukunft
Die Anfänge seiner Karriere (1994 bis 2004)
Zu Weihnachten bekam der vierjährige Maxime von seinem Vater ein Schachbrett geschenkt und es dauerte nicht lange, bis das zukünftige Schachwunderkind eine Leidenschaft für das Spiel entwickelte
1997 startete seine Karriere mit dem Gewinn von vier französischen Jugendmeisterschaften. Laut seiner Webseite begann es mit einem U8-Titel in Montlucon und endete mit dem U20-Titel in Reims (2004), den er mit gerade einmal 13 Jahren gewinnen konnte. Ein Jahr zuvor, im Alter von 12 Jahren, belegte er den zweiten Platz bei der U14-Schachweltmeisterschaft und errang drei dritte Plätze in den Altersklassen U10, U14 und U16.
Im Jahr 2004, als er 13 Jahre alt war, erhielt Vachier-Lagrave seinen IM-Titel.
Teenager-Großmeister und Französischer Meister (2004 bis 2009)
Maximes Reise zum Großmeistertitel begann im Jahr 2004. Er wurde Dritter bei der Pariser Meisterschaft und erzielte dabei eine Leistung von 2703, was die Anforderungen für seine erste GM-Norm weit übertraf. Seine zweite Norm erhielt er durch den Gewinn des NAO GM-Turniers 2004 mit einer Leistung von 2605. Beim Evry GM-Turnier 2005 erzielte einer Leistung von 2712. Dies brachte ihm den zweiten Platz und seine dritte und letzte Norm ein.
Ende Februar 2005 wurde Vachier-Lagrave dann offiziell Großmeister. Als er den Titel erhielt war er 14 Jahre, vier Monate und sechs Tage alt, was ihn zu einem der jüngsten Großmeister in der Geschichte macht. Im selben Jahr spielte Vachier-Lagrave dann erstmals bei den französischen Schachmeisterschaften und wurde mit 7 von 11 möglichen Punkten Dritter.
Im Jahr darauf beendete er die französische Meisterschaft mit 6 von 11 möglichen Punkten, was für den fünften Platz genügte. Bei der französischen Meisterschaft 2007 erzielte der 16-jährige Vachier-Lagrave dann 7,5 Punkte und teilte sich damit mit Vladislav Tkachiev den ersten Platz. Zwei Schnellschachpartien brachten keinen Sieger hervor und somit mussten 2 Blitzpartien über den Turniersieg entscheiden. Vachier-Lagrave gewann beide und wurde damit erstmals Französischer Meister.
Vachier-Lagrave zeigte in diesen Anfängen seiner Schachkarriere aber schon mehrere beeindruckende Leistungen. Bevor er französischer Meister wurde, belegte er bei den Aeroflot Open 2006 mit 6 von 9 möglichen Punkten, nur einen halben Punkt hinter den Führenden und mit einer Leistung von 2775 den sechsten Platz. Im selben Jahr gewann Vachier-Lagrave auch das Young Masters-Turnier in Lausanne. Er war der jüngste Spieler in einem Feld, zu dem unter anderem auch Vugar Gashimov, Wang Yue und Radoslaw Wojtaszek gehörten.
2008 gewann Vachier-Lagrave das Gyorgy Marx VI-Turnier mit einem halben Punkt Vorsprung auf Alexander Beliavsky. Er blieb dort ungeschlagen und erzielte 7 von 10 möglichen Punkten. Kurz danach wurde er Zweiter in der französischen Schachmeisterschaft. Ein Ergebnis, das er 2009 wiederholen würde.
Vachier-Lagraves beeindruckendste Leistung seit dem Gewinn der französischen Schachmeisterschaft 2007 war 2009, als er beim Bieler Großmeisterturnier seinen großen internationalen Durchbruch feierte. Auch hier blieb er ungeschlagen und ließ die Zweitplatzierten Alexander Morozevich und Vassily Ivanchuk einen halben Punkt hinter sich. Bemerkenswert war sicher auch, dass sich Fabiano Caruana und Boris Gelfand bei diesem Turnier den letzten Platz teilten.
Später in diesem Jahr spielte Vachier-Lagrave bei den Junioren-Schachweltmeisterschaften. Er wurde mit 10,5 von 13 möglichen Punkten gemeinsam mit Sergei Zhigalko erster und besiegte dann Zhigalko im Tiebreak, um die Meisterschaft zu gewinnen. Durch diesen Sieg qualifizierte sich Vachier-Lagrave für den Weltcup 2011, bei dem er in der zweiten Runde ausschied.
Schachprofi und Europameister im Blitzschach (2010 bis 2015)
Bis Sommer 2010 war Vachier-Lagrave nur Teilzeitschachspieler. Nach seinem Bachelor-Abschluss in Mathematik wurde der 19-jährige französische Meister aber dann Vollzeit-Schachprofi.
Nachdem er offiziell Profi geworden war, zeigte er gleich zwei beeindruckende Leistungen. Im Oktober spielte Vachier-Lagrave beim 14. Unive-Turnier 2010. Das war ein Doppel-Round-Robin-Turnier zwischen ihm Alexei Shirov, Anish Giri und Sergei Tiviakov. Vachier-Lagrave besiegte den Top-Gesetzen Shirov einmal, Tiviakov zweimal und remisierte beide Partien gegen den 16-jährigen Giri. Damit hatte er das Turnier mit einem vollen Punkt Vorsprung gewonnen. Ende Dezember nahm Vachier-Lagrave an der Blitz-Europameisterschaft teil und gewann das Event mit 22/26 Punkten. Auf den Plätzen landeten Ivanchuk (20/26) und Ruslan Ponomariov mit 19.5/26.
Im nächsten Jahr jagte ein Highlight das nächste. Es begann Anfang 2011, als er bei seiner ersten Teilnahme beim Tata Steel-Schachturnier in Wijk aan Zee Fünfter wurde und dabei ein Remis gegen die Nummer 1 der Welt, Magnus Carlsen, erzielte.
Im August 2011 spielte Vachier-Lagrave nach 2 zweiten Plätzen in den Jahren 2008 und 2009 und nachdem er das Event 2010 ausgelassen hatte, wieder bei der Französischen Meisterschaft mit. Vachier-Lagrave blieb einmal mehr ungeschlagen und sicherte sich mit 7/11 Punkten seine zweite französische Meisterschaft. Unter den Teilnehmern war unter anderem auch der sechsfache Sieger Etienne Bacrot.
Bei der französischen Meisterschaft 2012 führte er eine Runde vor Schluss, gemeinsam mit den punktgleichen Bacrot, Romain Edouard und Christian Bauer die Tabelle an. Tragischerweise starb aber Bauers Kind in der Nacht vor der letzten Runde und die Spieler beschlossen die letzte Runde abzusagen und alle 4 Führenden teilten sich den Titel des Französischen Meisters 2012.
In diesem Jahr gewann der dreimalige französische Meister dann noch das SPICE Cup Festival 2012 mit 6 von 10 möglichen Punkten. Bei diesem Turnier spielten 6 der besten Spieler der Welt: Vachier-Lagrave, Le Quang Liem, Ding Liren, Csaba Balogh, Wesley So und Georg Meier. Das Jahr 2012 beendete Vachier-Lagrave, indem er mit 18.5 von 22 möglichen Punkten zum zweiten Mal die Blitzweltmeisterschaft gewann. Der Zweitplatzierte Gabriel Sargissian hatte einen ganzen Punkt weniger als MVL und Vladislav Tkachiev gewann mit 17 Punkten Bronze.
2013 holte sich Vachier-Lagrave seinen zweiten Sieg beim prestigeträchtigen Bieler Großmeisterturnier. Nach den klassischen Partien teilten sich vier Spieler den ersten Platz. Dann besiegte Vachier-Lagrave im Halbfinale der Playoffs Ding Liren mit 2:0 und Alexander Moiseenko (der Bacrot im zweiten Halbfinale besiegt hatte) im Finale mit 1,5:0,5.
Im August 2013 gelang Vachier-Lagrave beim Schachweltcup, einem Einzelausscheidungsturnier mit 128 Spielern, die nächste beeindruckende Leistung. Auf Platz 23. gesetzt eliminierte er zuerst Alexander Shabalov (Nr. 106), Isan Reynaldo Ortiz Suarez (Nr. 87), Leinier Dominguez Perez (Nr. 10) und Gelfand (Nr. 7). Im Viertelfinale besiegte er den an Nummer 2 gesetzten Fabiano Caruana und musste sich erst im Halbfinale der Nummer 3 der Setzliste, Vladimir Kramnik, der den Weltcup dann auch gewann, geschlagen geben.
In den nächsten beiden Jahren setzte Vachier-Lagrave seine Siegesserie in Biel fort. Er gewann das Turnier 2014 und 2015 mit jeweils einem halben Punkt Vorsprung vor Wojtaszek. Damit hatte er das Bieler Großmeisterturnier dreimal in Serie und insgesamt zum vierten Mal gewonnen.
Des Weiteren wurde Vachier-Lagrave beim Tata Steel Turnier 2015 geteilter Zweiter hinter Magnus Carlsen, bei der Blitz-WM 2015 alleiniger Zweiter hinter Alexander Grischuk und bei den London Chess Classics 2015 geteilter Erster. Nachdem er in den Playoffs Giri besiegt und gegen Carlsen verloren hatte, wurde er in der Gesamtwertung aber nur auf Platz 3 aufgeführt. Diese stark kritisierte Wertung basierte auf dem Sonneborn-Berger Punktesystem.
Die siebt-höchste Elo der Geschichte (2016 bis 2019)
Was Vachier-Lagrave im Juli 2016 geschafft hat, führte zu seiner vielleicht beeindruckendsten Leistung im Schach bis heute. Beim Dortmunder Sparkassen Chess Meeting 2016, hatte er sich bereits eine Runde von Schluss den Turniersieg gesichert. Am Ende gewann er das Turnier mit 1.5 Punkten Vorsprung auf Leinier Dominguez und Kramnik and Caruana, die zu diesem Zeitpunkt beide eine Elo von über 2800 hatten.
Im Juli 2016 gewann er dann zum fünften Mal insgesamt und zum vierten Mal in Folge das Bieler Chess Festival. Anstelle des normalen Rundenturniers war es jedoch ein Match zwischen ihm und Peter Svidler, das Vachier-Lagrave mit 5.5:2.5 gewinnen konnte. Durch diesen Sieg stieg seine Elo auf 2819.
Die Zahl wurde in der FIDE-Ratingliste vom August 2016 offiziell. Damit wurde Vachier-Lagrave der siebt höchst bewertete Schachspieler aller Zeiten.
Danach erzielte er beim Sinquefield Cup 2017 einen großen Sieg. Er gewann das Turnier mit einem halben Punkt Vorsprung auf Carlsen und Viswanathan Anand. Levon Aronian und Sergey Karjakin teilten sich bei diesem Eliteturnier den vierten Platz. Durch diesen Sieg übernahm Vachier-Lagrave auch die Führung in der Grand Chess Tour, die aber am Ende des Jahres Carlsen, mit einem hauchdünnen Vorsprung von 3 Punkten doch noch gewinnen konnte. Der Drittplatzierte lag 9 Punkte hinter Vachier-Lagrave.
Im Laufe des Jahres 2018 konnte er seine Silbermedaillensammlung weiter ausbauen. Beim Gibraltar Chess verlor er das Playoff gegen Aronian und auch beim St. Louis Rapid and Blitz, den London Chess Classics und der Grand Chess Tour 2018 wurde er Zweiter. In November konnte Vachier-Lagrave dann aber bei den Shenzen Masters 2018 doch noch einen Turniersieg feiern. Dort hatte er eine bessere Feinwertung als Giri und Ding, die das Turnier ebenfalls mit 5.5 von 10 möglichen Punkten beendet hatten.
2019 hatte er weitere Beinah-Siege. Im Mai teilte er sich beim Grand Chess Tour Rapid & Blitz Turnier an der Elfenbeinküste den zweiten Platz mit Hikaru Nakamura. Beim FIDE Grand Prix in Riga im Juli verlor er erst im Armageddon gegen Shakhriyar Mamedyarov und im Herbst verlor er das Halbfinale des Weltcups 2019 gegen den späteren Sieger Teimour Radjabov. Das Spiel um den dritten Platz konnte Vachier-Lagrave dann gegen Yu Yangyi gewinnen.
Im Juli konnte sich Vachier-Lagrave aber in die Siegerliste eines weiteren Super-Turniers eintragen. Er gewann das Grand Chess Tour Event in Paris vor Anand, Grischuk und Ian Nepomniachtchi.
Einen ganz großen Sieg konnte der Franzose dann noch am 20. November 2019 feiern. An diesem Tag wurde er praktisch Vater, da er IM Danny Rensch im Bulletschach "adoptierte". Dieses spezielle Adopt-A-Danny-Event basierte auf dem beliebten Begriff "Adoption" in der Schachsprache. Das bedeutet, dass man gegen jemanden 10 Partien hintereinander gewinnt. Die Veranstaltung brachte der Dave Thomas Foundation, die sich um (echte) Adoptionen kümmert, 1.700 US-Dollar.
Gegenwart und Zukunft
Beim Kandidatenturnier 2020-21 sprang Vachier-Lagrave als Ersatz für Teimour Radjabov ein, der sich aufgrund der COVID-19 zurückgezogen hatte. Am 26. März 2020 wurde das Kandidatenturnier dann wegen der Pandemie unterbrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Vachier-Lagrave das Turnier gemeinsam mit Ian Nepomniachtchi angeführt.
Die zweite Hälfte des Kandidatenturniers 2020-21 verlief für Vachier-Lagrave nicht so gut wie die erste, aber er beendete das Turnier dennoch mit einem Ergebnis von 8/14 auf dem zweiten Platz. Man kann mit Sicherheit sagen, dass er zu der engeren Auswahl an Spielern gehört, die eine realistische Chance haben, irgendwann Weltmeister zu werden.
Seinen größten Erfolg des Jahres 2021 konnte er bei der Blitz-WM feiern. Dort konnte er, obwohl er zu Beginn des zweiten Tages noch zwei Punkte Rückstand auf die Spitzenreiter hatte, das Playoff gegen Jan-Krzysztof Duda erreichen und den Titel gewinnen.
Im Jahr 2022 gewann Vachier-Lagrave das Superbet Chess Classic Romania im Playoff gegen Levon Aronian und Alireza Firouzja und bei der auf Chess.com ausgetragenen Speed Chess Championship 2022 erreichte er das Halbfinale, wo er Magnus Carlsen unterlag.
2023 führte er bei der Pro Chess League das französische Team Blitz bis ins Halbfinale, konnte dort aber nicht antreten und ohne seine Hilfe war für das Team im Halbfinale Endstation.
Der Name Vachier-Lagrave ist bei den Tabellen von Elite-Schachturnieren regelmäßig an der Spitze zu finden und er ist, wie seine drei französischen Meisterschaften und die siebthöchste Elo aller Zeiten beweisen, einer der stärksten Spieler der Welt.
Da MVL scheint bereit zu sein, noch viele Jahre lang auf dem höchsten Level zu spielen und wir dürfen gespannt sein, wie er seinen beeindruckenden Schach-Lebenslauf noch weiter ausbauen wird.