Die besten Schachspieler:innen der Welt

GM Ju Wenjun

Ju Wenjun
Foto: Maria Emelianova/Chess.com.
Vollständiger Name
Ju Wenjun
Geboren
Jan 31, 1991 (Alter 33)‎
Geburtsort
Shangai, China
Föderation
China
Profile

Rating

Bio

Ju Wenjun ist eine chinesische Großmeisterin und seit Mai 2018, nachdem sie Tan Zhongyi in einem Match besiegt hatte, die amtierende Damen-Weltmeisterin. Seitdem hat Ju ihren Titel zweimal erfolgreich verteidigt. Zuerst bei einem Turnier im November 2018 und danach einem Match 2020 gegen Aleksandra Goryachkina.

Die Anfänge ihrer Karriere

Ju Wenjun wurde 1991 in Shanghai geboren und nennt die Stadt bis heute ihr Zuhause. Im Jahr 2004, im Alter von nur 13 Jahren, belegte Ju den zweiten Platz bei der asiatischen Damenschachmeisterschaft. Damit qualifizierte sie sich für ein Turnier um die Damen-Weltmeisterschaft 2006 und erreichte dort überraschend die dritte Runde. Dort verlor die an Nummer 53 gesetzte Ju jedoch gegen die an fünf gesetzte Maia Chiburdanidze. An den nächsten fünf Damen-Weltmeisterschaften im Zeitraum von 2008 bis 2017 nahm Ju ebenfalls teil, jedoch ohne einen wirklich großen Erfolg zu erzielen.

Ju Wenjun, 2008
Ju Wenjun im Jahr 2008. Foto: Wikipedia, CC BY-SA 3.0.

In der Zwischenzeit erspielte sich Ju 2009 den WGM-Titel und überschritt im selben Jahr erstmals auch die magische Schwelle von 2500 Elo-Punkten.

2010 wurde Ju im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal chinesische Damen-Meisterin und 2014 holte sie sich den Titel erneut.

Im November 2014 wurde Ju der Großmeistertitel verliehen. Die drei dafür benötigten Normen sowie die erforderlichen 2500 Elo-Punkte hatte sie zwar schon im Oktober 2011 erreicht, aber ein bloßer Schreibfehler verhinderte eine frühere Anerkennung.

Der Weg zur Weltmeisterin

Im März 2017 erreichte Ju ein Rating von 2604. Abgesehen davon, dass sie im April 2019 noch einmal genau 2600 erreichte, ist dies der einzige Monat ihrer Karriere, in dem sie die 2600 Elo-Schwelle überschreiten konnte, aber sie war in diesem Zeitraum auch nie niedriger als mit 2561 bewertet.

Seit 2017 war ihre Landsmännin Tan Zhongyi Damen-Weltmeisterin und Ju qualifizierte sich für ein Match um die Weltmeisterschaft 2018, indem sie den Damen Grand-Prix 2015-16 gewann.

Das Duell ging über 10 Runden und einem Remis zum Auftakt folgten 5 Siege in Folge. Ju gewann die zweite, dritte und fünfte Partie und lag damit mit 3½-2½ in Führung. Danach wurde keine einzige Partie mehr gewonnen, aber das reichte Ju, um ihren Vorsprung über die Ziellinie zu retten und sich zur Damen-Weltmeisterin zu krönen.

Amtierende Weltmeisterin

Bereits wenige Monate nach ihrem Titelgewinn musste Ju den Titel bereits zum ersten Mal verteidigen. Als Top-Gesetzte eines K.o.-Turniers für 64 Spielerinnen gewann sie die erste Runde mit 2:0 und dann jede Runde vor dem Finale mit 1½-½. Im Finale traf Ju auf dann auf die Ehefrau von Alexander Grischuk, Kateryna Lagno.

Dieses Duell ging nur über 4 Partien und nach einem Remis in der ersten Runde musste sich Ju in der zweiten Partie geschlagen geben. Damit lag die Chinesin zum ersten Mal in ihrer Karriere in einem Match im Rückstand und nach einem Remis in der dritten Partie musste Ju die vierte Partie unbedingt gewinnen, um ein Playoff zu erzwingen. Und sie hatte Schwarz!

Die Partie dauerte nur 32 Züge und dann stand fest: Ju's Angriff auf den König ihrer russischen Herausforderin war einfach zu stark!

Das nun folgende Playoff bedeutete, dass die Weltmeisterschaft im klassischen Schach durch 4 Partien Schnellschach entschieden wird - ein Kuriosum, das auch bei den Herren Anwendung findet. Nach 2 Remis zum Auftakt konnte Ju die nächsten beiden Partien gewinnen und hatte damit ihren Titel erfolgreich verteidigt.

Danach führte die FIDE auch für die Damen einen fixen WM-Zyklus ein, der dem der Herren ähnelt. Im Mai 2019 fand ein Vollrundenturnier für 8 Spielerinnen statt, aus dem Alexandra Goryachkina als Siegerin hervorging und sich damit das Recht erworben hatte, Ju im Jänner 2020 um die Weltmeisterschaft herauszufordern. Während das Match gegen Tan im Jahr 2018 noch 10 Partien umfasst hatte, sollte dieses Match jetzt - wie bei den Herren - über 12 Partien gehen.

Nach drei Remis zum Auftakt konnte Ju die vierte Partie gewinnen:

Durch Niederlagen in den Partien fünf und acht geriet Ju zwar dann in Rückstand, aber nach zwei Siegen in Folge hatte sie sich die Führung zurückerobert und benötigte nur noch 2 Remis zur Titelverteidigung. 

In der 11. Partie konnte sie das benötigte Remis erzielen, aber die 12. und letzte Partie ging wieder an ihre Herausforderin und so kam es erneut zu einem Schnellschach-Playoff. Wie schon im November 2018 begann das Playoff mit zwei Remis und Ju konnte erneut die dritte Partie gewinnen. Diesmal endete die vierte Partie zwar "nur" Remis, aber das reichte völlig aus, um den Titel zu behalten.

Olympiaden

Ju ist bei den letzten sechs Schacholympiaden für China angetreten und hat dabei in den Jahren 2016 und 2018 mit ihrer Mannschaft die Goldmedaille gewonnen.

Ju Wenjun, 2016
Ju bei der Schacholympiade 2016. Foto: Wikipedia, CC BY-SA 2.0.

Bei der Olympiade 2016 waren die Chinesinnen dank der Feuerkraft der langjährigen Nummer eins der Damen-Weltrangliste Hou Yifan auf dem ersten Brett und Ju Wenjun auf dem zweiten Brett die großen Favoritinnen und wurden dieser Rolle auch gerecht.

Bei der Olympiade 2018 spielte Ju dann erstmals auf Brett 1 und auch in Abwesenheit von Hou Yifan gewannen die Chinesinnen Gold. Ju spielte dabei eine noch wichtigere Rolle als 2016 und erbrachte sogar die beste Elo-Leistung aller Teilnehmerinnen des gesamten Damenturniers.

Die nächste Schacholympiade wurde dann aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 und nur Online ausgetragen. Bei dieser Olympida spielten kombinierten Mannschaften aus Herren und Damen im Schnellschach-Modus und Ju kam für China an Brett 4 (am zweiten Damenbrett) zum Einsatz. Im Halbfinale war für die Chinesen dann Endstation und Ju, die im Viertelfinale noch beide Partien gegen die Polin Monika Socko gewonnen hatte, verlor dabei beide Partien gegen Alexandra Kosteniuk.

Bei der Schacholympiade 2022 nahm China immer noch aufgrund der Corona-Pandemie nicht teil.

Gegenwart und Zukunft

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat man Ju Wenjun, wie viele andere chinesische Schachstars, bei internationalen Turnieren nicht mehr gesehen. Das letzte Turnier, an dem Ju teilgenommen hatte, war der Damen-Grand-Prix in Lousanne, bei dem sie aber 22 Elo-Punkte verlor und auf Platz 6 in der Damen-Weltrangliste abrutschte.

Im Juni 2021 spielte sie dann bei der Chinesischen Meisterschaft der Herren und belegte dort einen achtbaren neunten Platz. Derzeit ist Ju Wenjun in der Pro Chess League für die Shanghai Tigers im Einsatz und hat zum Auftaktsieg der chinesischen Mannschaft beigetragen.

Im Juli 2023 hat Ju ihren WM-Titel zum dritten Mal verteidigt, nachdem sie Lei Tingjie in einem Match über 12 Partien besiegt hatte.

Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund ihrer Beständigkeit hat sich Ju auf jeden Fall einen Platz unter den besten Schachspielerinnen aller Zeiten gesichert. Und außerdem hat die Chinesin ja auch noch viele Jahre vor sich.

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