Die besten Schachspieler der Welt

Harry Nelson Pillsbury

Harry Nelson Pillsbury
Vollständiger Name
Harry Nelson Pillsbury
Gelebt von
Dec 5, 1872 - Jun 17, 1906 (Alter 33)‎
Geburtsort
Somerville, Massachusetts, USA
Föderation
Vereinigte Staaten

Bio

Harry Nelson Pillsbury war ein Shootingstar des Schachs: Nach dem Gewinn des mit Weltklassespielern besetzten Hastings-Turniers von 1895 und der amerikanischen Meisterschaft von 1898 erkrankte er schwer und verstarb 1906 im Alter von nur 33 Jahren.

Obwohl er bis ins frühe 20. Jahrhundert mit einigem Erfolg weiterspielte und sich gegen Emanuel Lasker gut behaupten konnte, hat Pillsbury nie um die Weltmeisterschaft gespielt.

Die Anfänge seiner Karriere

Pillsbury wurde 1872 in der Nähe von Boston, Massachusetts, USA, geboren. Er begann erst mit 16 Jahren Schach zu spielen, lernte jedoch schnell. 1892 lebte er in New York und bestritt gegen Weltmeister Wilhelm Steinitz 3 Partien, bei denen er jeweils eine Vorgabe von einem Bauer hatte und gewann zwei dieser Partien.

Hastings 1895

Pillsbury spielte sein erstes internationales Turnier 1895 im englischen Hastings. 22 Spieler traten im Round Robin Format gegeneinander an. Unter ihnen war der amtierende Weltmeister Lasker, der ehemalige Weltmeister Steinitz und weitere europäische Spitzenspieler wie Mikhail Chigorin und Siegbert Tarrasch.

Hastings 1895
18 der 22 Teilnehmer des Turniers von Hastings. Pillsbury sitzt in der ersten Reihe zwischen Lasker and Tarrasch (als vierter von rechts). Image in the public domain in the United States.

Zum Auftakt musste Pillsbury gleich gegen einen der besten Spieler spielen: Chigorin. Er verlor die Partie, aber passte sich schnell an das Niveau an und lieferte in der zweiten Runde eine großartige Offensivleistung gegen Tarrasch ab (siehe „Beste Partie“ weiter unten). Von da an verlor der bislang unbekannte Amerikaner nur noch zwei Partien - gegen Lasker und Carl Schlechter

Vor der letzten Runde hatte Pillsbury einen halben Punkt Vorsprung auf Chigorin und musste gegen Isidor Gunsberg antreten. Die Geschichte besagt, dass Pillsbury dachte, dass ihm ein Remis für den Turniersieg genügen würde und sich deshalb für eine solide Eröffnung entschied. Als Pillsbury jedoch realisierte, dass Chigorin seine Partie wahrscheinlich gewinnen würde, musste er Gunsberg besiegen, um seinen Vorsprung von einem halben Punkt zu behalten. Er schaffte es und hatte damit eines der bis dahin stärksten Turniere der Schachgeschichte gewonnen.

St. Petersburg 1895-1896

Pillsburys Leistung in Hastings (+15 -3 =3) machte ihn von heute auf morgen zu einem bekannten Spieler. Die besten 5 Spieler von Hastings—Pillsbury, Chigorin, Lasker, Tarrasch und Steinitz—wurden außerdem zu einem Turnier in St. Petersburg eingeladen und alle außer Tarrasch nahmen die Einladung an.

In der ersten Hälfte des sechsfachen Round-Robin Turniers (das heißt, dass jeder Spieler sechsmal gegen jeden anderen spielte) war Pillsbury genauso dominant wie in Hastings. Er gewann fünf Partien und verlor nur eine einzige. Somit lag er mit 6,5 von 9 möglichen Punkten in Führung. Unter seinen Siegen in der ersten Turnierhälfte waren auch zwei Siege gegen Lasker, darunter ein Sieg mit den schwarzen Figuren in der ersten Runde.

Dann wurde Pillsbury leider krank und konnte in der zweiten Turnierhälfte keine einzige Partie gewinnen. Ob Pillsbury hier schon an der Syphilis, die schließlich sein Leben gefordert hat, erkrankt war, oder ob er einfach eine Grippe hatte, ist bis heute unklar. Fest steht nur, dass Lasker das Turnier mit zwei Punkten Vorsprung auf Steinitz gewonnen hat. Pillsbury wurde vor Chigorin immerhin noch Dritter.

Die späte Karriere

Nachdem Pillsbury 1896 in Nürnberg und Budapest den dritten Platz belegt hatte, kehrte er nach Hause zurück und bestritt 1897 ein Match gegen Jackson Showalter. Während Showalter und die US-Presse das Match für ein Duell um die amerikanische Meisterschaft ansahen, bestand Pillsbury darauf, dass die US-Meisterschaft nicht auf dem Spiel stand. Er hätte das Match fast verloren, aber ein kritischer Sieg in Partie 14 (siehe unten) hat das Blatt gewendet, und Pillsbury gewann mit einem Ergebnis von +10 -8 =3.

In einem weiteren Duell im Jahr 1898 besiegte Pillsbury Showalter ohne Probleme und nahm danach den Titel des US-Meisters an. Er sollte den Titel ohne weitere Partien bis zu seinem Tod behalten.

Auch bei internationalen Turnieren war Pillsbury weiterhin aktiv: 1898 teilte er sich mit Tarrasch den ersten Platz in Wien (verlor aber ein Playoff mit 2.5:1.5) und wurde 1899 geteilter Zweiter in London (wenn auch 4,5 Punkte hinter Lasker). In Paris erspielte er sich im Jahr 1900 ebenfalls den zweiten Platz (2 Punkte hinter Lasker) und das Turnier von München im selben Jahr konnte er gewinnen.

Ein leichter Turniersieg in Buffalo im Jahr 1901 festigte Pillsburys Position als Amerikas stärkster Spieler. Das Jahr 1904 sollte er jedoch mit einer Niederlage in einem Turnier in Cambridge Springs, Pennsylvania, abschließen. Sein amerikanischer Landsmann Frank Marshall gewann dieses Turnier mit 2 Punkten Vorsprung. Das Turnier ist aber nicht nur erwähnenswert, weil Pillsbury dort zum letzten Mal in seinem Leben gegen Lasker gewonnen hat.

Das Turnier war auch das letzte Turnier seines Lebens. Am 17. Juni 1906 starb Pillsbury im Alter von nur 33 Jahren an Syphilis.

Vermächtnis

Eine der größten Enttäuschungen in der Geschichte des Schachs ist, dass die Welt nie eine Weltmeisterschaft zwischen Pillsbury und Lasker gesehen hat. Ein solches Match schien im Laufe des Turniers in St. Petersburg, als Pillsbury eine positive Bilanz gegen Lasker hatte und kurz vor seinem zweiten großen Turniersieg in zwei Jahren stand, wahrscheinlich zu sein.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses in St. Petersburg und wenn man eine Showpartie aus dem Jahr 1900 mitzählt, hat Pillsbury eine ausgeglichene Bilanz gegen Lasker: fünf Siege und fünf Niederlagen. Es ist aber auch erwähnenswert, dass Lasker während der gesamten Karriere von Pillsbury das beste Schach seines Lebens spielte. Aber Pillsbury konnte den Erfolg von Hastings nie wiederholen und sie spielten nie um die Weltmeisterschaft. Angesichts ihrer Bilanz gegeneinander wäre es wahrscheinlich ein sehr hart umkämpftes Duell gewesen.

Harry Pillsbury
Ein undatiertes Foto von Pillsbury. Wikipedia (public domain).

Obwohl seine Karriere und sein Leben von seiner Krankheit viel zu früh beendet wurde, wird Harry Nelson Pillsbury wegen seines kometenhaften Aufstiegs und seiner tollen Bilanz gegen Lasker für immer eine Legende bleiben.

Beste Partie


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