Die besten Schachspieler:innen der Welt

Frank Marshall

Frank Marshall
Vollständiger Name
Frank Marshall
Gelebt von
Aug 10, 1877 - Nov 9, 1944 (Alter 67)‎
Geburtsort
New York City, United States
Föderation
Vereinigte Staaten

Bio

Frank James Marshall (1877-1944) war ein brillanter Offensivspieler und von 1909 bis 1936 US-amerikanischer Schachmeister. Als er 1907 um die Weltmeisterschaft spielte, wurde er von Titelverteidiger Emanuel Lasker besiegt. Marshall war defensiv nicht stark genug um Weltmeister zu werden, aber er gewann mehrere brillante Partien und leistete auch wichtige Beiträge zur Eröffnungstheorie.

Die Anfänge seiner Karriere

Marshall wurde in New York City geboren, verbrachte aber einen Großteil seiner Jugend in Montreal. Obwohl er erst im Alter von 10 Jahren Schach lernte, entwickelte er sich schnell zu einem starken Spieler der Montrealer Schachszene.

Die Partie, die Marshall 1900 in Paris gegen den Engländer Amos Burn spielte, wurde berühmt, weil Marshall später erzählte, dass er die Partie so schnell gewonnen hatte, weil es seinem Gegner nicht gelungen war sich seine Pfeife anzuzünden. Als er es schließlich geschafft hatte, war die Partie schon vorbei... und die Pfeife ging wieder aus.

Marshall belegte bei diesem Turnier hinter Lasker und Harry Pillsbury gemeinsam mit Geza Maroczy den dritten Platz.

Frank Marshall
Frank Marshall in seinen jungen Jahren. Wikipedia (public domain).

Cambridge Springs (1904)

Marshalls größter Sieg dürfte der Gewinn des Cambridge Springs Turniers von 1904 gewesen sein. Er verlor keine einzige der 15 Partien und gewann mit 2 Punkten Vorsprung auf David Janowsky und den amtierenden Weltmeister Lasker. Pillsbury und Jackson Showalter, die zu dieser Zeit zusammen mit Marshall die drei besten amerikanischen Spieler waren, hatten bei diesem Turnier ebenfalls mitgespielt.

Zu Marshalls Opfern gehörte Janowsky in einem 76 Züge langen Damengambit (siehe unten). Dies war eine von 5 Partien in diesem Turnier, die Marshall mit Schwarz gewinnen konnte. Mit Weiß hingegen gewann er hingegen "nur" gegen Showalter und Pillsbury.

Die WM gegen Lasker (1907)

1907 verteidigte Lasker zum ersten Mal seit zehn Jahren seinen Weltmeistertitel und sein Herausforderer war Marshall. Der erste Spieler, der acht Partien gewinnt, ist Weltmeister.

Marshall startete katastrophal in das Match und verlor die ersten drei Partien. Zwei davon mit Weiß. In den nächsten acht Partien schaffte er zwar sieben Unentschieden, verlor aber auch die achte Partie. Beginnend mit Partie 12 verlor Marshall viermal in Folge und Lasker gewann das Duell mit 8 Siegen, 7 Remis und 0 Niederlagen.

Marshall ging zwar nur in der 14. Partie, die er in 21 Zügen verlor, unter, aber obwohl seine anderen Niederlagen zwischen 37 und 69 Züge dauerten, war er Lasker eindeutig nicht gewachsen.

Lasker verteidigte seinen Titel in den nächsten 3 Jahren noch dreimal, bevor er ihn schließlich 1921 an Jose Capablanca verlor, aber nie mehr gegen Marshall. 1909 verlor Marshall ein Match gegen Capablanca, bei dem es aber nicht um die Weltmeisterschaft ging.

U.S. Meister (1909-36)

Die US-amerikanische Schachmeisterschaft wurde in den 1890er Jahre von Showalter und Pillsbury dominiert. 1898 gewann Pillsbury den Titel und behauptete ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1906. Drei Jahre später wurde dann ein Match zwischen Marshall und Showalter arrangiert.

Marshall gewann den Titel ohne Probleme. Es begann mit drei Siegen und einem Unentschieden aber Showalter konnte die fünfte Partie gewinnen. Nach zwei weiteren Unentschieden gewann Marshall wieder dreimal in Folge und war auf dem besten Weg, das Duell mit 7 Siegen, 2 Niederlage und 3 Remis für sich zu entscheiden. Die letzte Partie gewann Marshall gegen Showalters Albins Gegengambit.

1923 verteidigte Marshall seinen Titel gegen Edward Lasker (nicht zu verwechseln mit seinem entfernten Verwandten Emanuel Lasker). Lasker sollte sich als ein viel schwierigerer Gegner als Showalter erweisen und er gewann auch prompt die ersten beiden Partien.

In der dritten Partie erreicht Marshall dann ein Remis und nachdem er die Partien vier und fünf gewinnen konnte, war das Match wieder ausgeglichen. Lasker ging in der sechsten Partie dann wieder in Führung, aber in der siebten Partie konnte Marshall mit seinem Herausforderer erneut gleichziehen. Danach wurde das Duell ausgeglichener und 4 der nächsten 6 Partien endeten mit einem Remis. Die beiden anderen Partien hatte allerdings Marshall gewonnen und er gab die Führung nie wieder ab und beendete das Duell mit 5 weiteren Remis bei nur einer Niederlage in den letzten 6 Partien. Hier ist sein Sieg aus der 12. Runde, der letztendlich den Titelgewinn bedeutete:

Trotz des knappen Ausgangs dieses Matches - Marshall gewann 9½-8½ - verteidigte er seinen US-Titel nie wieder. Die war größtenteils auf seine Forderungen zurückzuführen, die potenzielle Herausforderer (einschließlich Lasker) für unangemessen hielten. Als 1936 ein Turnier um die US-Meisterschafts stattfand, nahm Marshall nicht teil und gab den Titel kampflos auf.

Obwohl er seinen US-Titel nur einmal verteidigte, war Marshall ein aktiver Turnierspieler und 1912 gelang ihm beim 18. Deutschen Schachkongress gegen Stefan Levitsky die vielleicht beste Partie seines Lebens. Eine Legende besagt, dass die Zuschauer nach seinem spektakulären 23. Zug Goldmünzen auf das Brett geworfen haben sollen. (Siehe unten: “Beste Partie”)

1918 zeigte Marshall gegen Capablanca dann erstmals den nach ihm benannten Marshall-Angriff in der Spanischen Eröffnung. Capablanca konnte die Partie zwar gewinnen, aber Marshalls Bauernopfer erwies sich als tiefgründige und durchaus respektable Reaktion auf den Ruy Lopez.

Vermächtnis

Marshalls größter Beitrag zur Schachtheorie ist der nach ihm benannte Angriff in der Spanischen Eröffnung. Andere Eröffnungen tragen jedoch auch seinen Namen, darunter zwei Varianten des Damengambits: 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 e6 4. e4 und 1. d4 d5 2. c4 Sf6. Die erste ist das Marshall-Gambit, während die zweite oft auf Amateurniveau gespielt, aber am besten vermieden werden sollte.

Marshalls Vermächtnis im US-Schach geht weit über seine Zeit als US-Meister hinaus. 1915 half er bei der Gründung eines Schachclubs in New York, der seinen Namen trägt und den er bis zu seinem Tod im Jahr 1944 leitete. Den Marshall Chess Club gibt es nach wie vor und einige der besten amerikanischen Spieler wie Fabiano Caruana und Bobby Fischer sind oder waren Mitglieder. Auch Weltmeister Magnus Carlsen hat den Club schon des Öfteren besucht.

Marshall war einer der besten Spieler in der US-amerikanischen Schachgeschichte und seine Präsenz ist bis heute in den USA und an den Schachbrettern auf der ganzen Welt spürbar.

 

Beste Partie


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