Francois-Andre Danican Philidor
Bio
Francois-Andre Philidor war ein französischer Schachspieler und Autor. Er war wohl der erste Schachspieler mit einem echten modernen positionellen und nicht nur mit einem taktischen Sinn. Am bekanntesten ist seinen Fokus auf das Bauernspiel. Nach ihm ist aber auch eine Eröffnung, eine Stellung im Endspiel und ein Mattbild benannt.
Jugend
Philidor wurde 1726 in dem französischen Ort Dreux geboren. Dieser Ort hatte Ende des 18. Jahrhunderts etwa 5000 Einwohner und liegt ungefähr eine Autostunde westlich von Paris. Philidor wuchs in einer musikalischen Familie auf, aber um das Jahr 1940 entwickelte er auch ein Interesse für Schach. Der Musik kehrte er aber nie den Rücken und komponierte zwischen 1756 und 1796 30 Opern.
Philidors Lehrer, Legall de Kermeur, ist heute am besten als Namensgeber für das Seekadettenmatt bekannt, das ja im englischen Legal Mate heißt. Und so wurde Legall auch der erste von so vielen Trainern in der Schachgeschichte, die von ihren talentiertesten Schülern übertroffen wurden. Anfangs gab Legall Philidor noch einen Turm vor, aber das war schon bald nicht mehr nötig.
Karriere
Zu dieser Zeit beschränkte sich die französische Schachszene im Prinzip auf einen Ort: das Cafe de la Regence in Paris. Dort erlangte er seinen Ruf als bester Schachspieler des Landes. Die 1740er Jahre verbrachte er fast komplett in Holland und England und baute von dort aus seinen Ruf auf dem gesamten Kontinent aus.
Die meisten seine Partien waren Kaffeehauspartien und insbesondere in den 1740 Jahren wurde keine einzige davon aufgezeichnet. Die einzigen Aufzeichnungen, die wir über Philidors Partien vor 1780 haben, stammen aus seinem Buch und er hat nicht erwähnt, wer die darin gezeigten Partien gespielt hat. Einige Partien waren wahrscheinlich Kompositionen und oft zeigt Philidor so zahlreiche und lange Varianten, dass unklar ist, welche Variante in der Partie eigentlich gespielt wurde.
Aufgrund der großen Bekanntheit von Philidor, die sich aus Siegen gegen Philip Stamma und Abraham Janssen sowie seiner Dominanz bei Simultanveranstaltungen mit verbundenen Augen ergab, gab es keinen Spieler, der Philidor Mitte des 18. Jahrhunderts gewachsen war. Er blieb bis weit in sein späteres Leben hinein ein starker Spieler und seine vielleicht bekannteste Partie spielte er 1790 gegen Captain Smith (verfügbar am Ende dieser Biografie).
Das Buch Praktische Anweisung zum Schachspiel
Nur ein Jahrzehnt, nachdem er das Schachspiel erlernt hatte, war Philidor in der Szene bereits dominant und schrieb eine der ersten großen Abhandlungen über Strategien: L’Analyse du jeu des Echecs. Zu Deutsch: Praktische Anweisung zum Schachspiel (Der Titel der Originalausgabe "L'Analyse des Echecs: Contenant Une Nouvelle Methode Pour apprendre en peu de Tems a fe Percetioner dans ce Noble Jeu" ist für französischen Muttersprachler bereits beim Aussprechen ein Genuss. Das Buch wurde erstmals 1749 veröffentlicht und 1777 und 1790 nachgedruckt.
Es war zwar nicht das erste Schachbuch der Geschichte, denn in den Jahrhunderten vor Philidor hatten Luis Ramirez de Lucena, Ruy Lopez de Segura, Pedro Damiano und Gioachino Greco bereits ihr Wissen über das königliche Spiel in der westlichen Welt verbreitet. So wichtig aber diese Bücher auch waren, sie konzentrierten sich hauptsächlich auf grundlegende Eröffnungen und taktische Probleme.
Philidor war der erste, der die großartigen strategischen Prinzipien erklärte, mit denen er der dominierende Spieler seiner Zeit geworden war. Wo Greco eine Partie zeigte, die im achten Zug mit einem Schachmatt endet, zeigte Philidor drei Varianten einer Partie mit 40 Zügen, von denen jede einzelne Variante ihren eigenen Bildungszweck hatte.
Philidor und die Bauern
Philidor ist für nichts bekannter, als für seinen Umgang mit den Bauern. Anders als die meistern Spieler seiner Zeit benutzte er Bauern nicht, um sie für den kleinsten Schimmer eines Angriffs zu opfern, sondern fand dafür eine viel bessere Verwendung. Er kontrollierte mit seinen Bauern das Zentrum, öffnete oder schloss damit Linien und Diagonalen, schuf Freibauern und vermied rückständige oder isolierte Bauern. Vor allem war er aber ein großer Fan von Bauernketten.
Philidor nahm auf gewisse Weise das hypermoderne Schach der 1920er Jahre vorweg, indem er erkannte, dass Bauern voneinander getrennt werden müssen.
Obwohl er zu seiner Zeit der offensichtlich erfolgreichste Spieler der Welt war, war Philidors neuer Ansatz umstritten. Seine Kritiker haben sich am Ende aber tatsächlich in einigen Punkten durchgesetzt. Philidor schwörte nämlich nach den Zügen 1.e4 e5 2.Sf3 auf 2...d6 und nicht wie seine Kritiker auf den Zug 2...Sc6.
Insgesamt war die Kritik an seinen Ideen jedoch ähnlich wie die Reaktionen, die Wilhelm Steinitz über ein Jahrhundert später für seine neuen Ideen erhalten sollte. Letztendlich erweisen sich diese neuen Methoden aber gegenüber den alten als so überlegen, dass sie übernommen oder zumindest ziemlich ernst genommen werden mussten.
Vermächtnis
Obwohl keine aufgezeichneten Partien aus Philidors besten Jahren (1780 war er schließlich schon 53 Jahre alt) und insgesamt nur sehr wenige Partien überlebten, hinterließ er dank seines Buches und der darin beschriebenen Strategien unauslöschliche Spuren im Schach.
Bei Philidor ging es aber um viel mehr als nur um Bauern. Es gibt mehrere Schachkonzepte, die seinen Namen tragen. Es gibt die Eröffnung, die zwar mittlerweile als passiv angesehen wird, aber immer noch beliebt ist. Viele Endspiele sind nach Philidor benannt. Am bekanntesten ist dabei sicher die Philidor-Stellung in einem Turmendspiel. Es gibt sogar ein Philidor-Matt, das die meisten aber unter einem anderen Namen kennen: Das erstickte Matt.
Wir wissen heute mehr über Schach als je zuvor, aber es war Francois-Andre Philidor, der uns die ersten Schritte auf diesem langen Weg gezeigt hat.