Emanuel Lasker
Bio
Emanuel Lasker gilt bis heute als einer der stärksten Schachspieler aller Zeiten. Er war der zweite Weltmeister und hielt den Titel 27 Jahre lang von 1894 bis 1921. In dieser Zeit konnte er den Titel fünfmal erfolgreich verteidigen.
Spielstil
Laskers Spielstil war universell. Er beschränkte sich nicht auf die positionellen Regeln oder Gesetze von Steinitz, sondern verfolgte einen flexibleren Ansatz, der seiner Zeit voraus war. Lasker war einfach ein guter Schachspieler der sowohl kompromisslos angreifen, wie auch hartnäckig verteidigen konnte. Und er konnte seinen Stil dem Gegner anpassen. Hier ist eine wunderbare Angriffspartie von Lasker gegen Euwe, der ein Jahr später Weltmeister werden würde. Lasker opferte seine Dame und dominierte danach mit seinen Türmen und Springern das gesamte Brett:
Die Anfänge
Lasker lernte Schach im Alter von 11 Jahren von seinem Bruder Berthold. Während seiner Teenagerjahre in Berlin lebte er mit Berthold, der in den 1890er Jahren ebenfalls ein Weltklasse-Spieler war, zusammen. 1889 gewann Lasker mehrere Turniere und seinen Meistertitel.
Von 1890 bis 1893 gewann Lasker viele Duelle gegen Topspieler wie Mieses, Bird, Blackburne oder Showalter. Im gleichen Zeitraum spielte er auch außergewöhnlich gut bei Turnieren. 1892 wurde Lasker bei einem internationalen Turnier in Amsterdam Zweiter und gewann zwei Turniere in London. Ein Jahr später gewann er das Turnier mit 13 von 13 möglichen Punkten.
Dann forderte er Siegbert Tarrasch zu einem Duell heraus. Tarrasch lehnte das Angebot ab und empfahl Lasker, zuerst ein paar größere internationale Turnier zu gewinnen. Daraufhin forderte Lasker den amtierenden Weltmeister Wilhelm Steinitz heraus.
Weltmeister
Steinitz nahm Laskers Herausforderung an und die beiden einigten sich auf ein Duell im Jahr 1984. Zur großen Überraschung der gesamten Schachwelt konnte Lasker dieses Duell überzeugend mit 12:7 gewinnen. Dadurch wurde Lasker der zweite offizielle Schachweltmeister der Geschichte.
Hier ist ein Beispiel aus diesem Duell: Lasker zerstört zuerst die Bauernstruktur von Steinitz (dem König des positionellen Schachs) um dann langsam Bauer für Bauer einzusammeln und schließlich ein gewonnenes Endspiel auf dem Brett zu haben:
Viele Spieler dachten damals, dass Laskers Sieg ein Zufall war, oder führten den Sieg auf Steinitz hohes Alter zurück. Dabei war Steinitz erst 58 Jahre alt. Der Hauptkritikpunkt war aber, dass Lasker noch nie ein Match gegen Chigorin oder Tarrasch gespielt hatte. Lasker widerlegte seine Kritiker am Brett. Er beendete das Turnier in Hastings 1895 vor Steinitz und Tarrasch und gewann das Elite-Turnier von St. Petersburg 1896 vor Steinitz, Chigorin und Pillsbury).
In den Jahren 1896-97 fand der Rückkampf um die Weltmeisterschaft statt. Das Ergebnis war das gleiche, aber die Punktzahl war noch einseitiger. Lasker gewann den Rückkampf gegen Steinitz mit 12.5 : 4.5 (10 Siege, 2 Niederlagen, 5 Remis). Danach ging Laskers Erfolgsserie weiter. 1899 gewann er das Turnier von London und 1900 das Turnier von Paris. Hier ist ein Beispiel für Laskers Angriffsstärke zu dieser Zeit:
Von 1900 bis 1904 spielte Lasker kein ernsthaftes Schach, aber dann stand das berühmte Turnier von Cambridge Springs auf dem Programm. Lasker wurde gemeinsam mit Janowski Zweiter und ließ damit Showalter, Schlechter, Chigorin, Mieses, Pillsbury, Teichmann und weitere Top-Spieler dieser Zeit hinter sich. Gewonnen hat das Turnier aber Frank Marshall, der sich dadurch auch das Recht erspielt hatte, Lasker um die Weltmeisterschaft herauszufordern.
Der Kampf um die Weltmeisterschaft zwischen Lasker und Marshall fand dann 1907 statt. Das Ergebnis war ein weiterer beeindruckender Sieg für Lasker, der das Duell mit 11.5 : 3.5 gewann (8 Siege, 7 Remis). Lasker hatte jetzt in Weltmeisterschaftspartien eine unglaubliche Bilanz von 23 Siegen, 7 Niederlagen und 16 Remis.
1908 kam es dann endlich zu einer Weltmeisterschaft zwischen Lasker und Tarrasch. Tarrasch war der festen Überzeugung, dass es im Schach positionelle Regeln und Gesetze gab, die nicht gebrochen werden durften. Tarrasch aber widerlegte Laskers Logik und verteidigte seinen Titel mit 10.5 : 5.5 (8 Siege, 3 Niederlagen, 5 Remis).
1909 teilte sich Lasker den Turniersieg des Chigorin Memorial Turniers in St. Petersburg mit Rubinstein und etwas später in diesem Jahr stand die Titelverteidigung gegen Janowski auf dem Programm. Lasker gewann das Duell mit 8:2 (7 Siege, 1 Niederlage, 2 Remis) und gewährte Janowski dann eine Revanche, die er aber mit 9.5 : 1.5 (8 Siege, 3 Remis) noch deutlicher gewann.
Bis zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere schien Lasker in Duellen unbesiegbar zu sein. Seine Fähigkeit, mehrere Stile zu spielen, half ihm sehr, da er sich mit Leichtigkeit an seine Gegner anpassen konnte. Erst 1910 hatte Lasker zum ersten Mal in einer Weltmeisterschaft Probleme.
1910 spielte Lasker gegen Carl Schlechter. Schlechter hatte den Ruf, sehr oft zu remisieren, was ihm zwar bei großen offenen Turnieren nicht half, aber in Duellen eine starke Waffe war. Vor der letzten Partie lag Schlechter mit 5: 4 in Führung und in der letzten Partie stand Schlechter dann bereits auf Gewinn. Er benötigte zwar nur noch ein Remis um Weltmeister zu werden, aber nachdem er den Sieg verpasst hatte verlor er völlig den Faden und verlor die Partie. Somit endete wie Weltmeisterschaft mit 5 : 5 und Lasker behielt seinen Titel.
Von 1911 bis 1921
Nach der WM gegen Schlechter sollte es 10 Jahre dauern, bis Lasker seinen Titel erneut verteidigen konnte. 1911 nahm Lasker zwar Verhandlungen mit Capablanca auf, aber die beiden konnten sich nicht über die Bedingungen für eine Weltmeisterschaft einigen und 1912 einigte er sich dann zwar mit Rubinstein über die Bedingungen, aber Rubinstein konnte die notwendigen finanziellen Mittel für eine Weltmeisterschaft nicht aufbringen. So spielte Lasker 1914 das historische Turnier von St. Petersburg und verwies dort die zukünftigen Weltmeister Capablanca und Aljechin, sowie Tarrasch, Marshall, Nimzowitsch, Rubinstein, Janowski, Blackburne und weitere Top-Spieler auf die Plätze.
Wie wir bereits erwähnt haben, konnte Lasker seinen Stil nach Belieben ändern. Er benutzte oft den Stil von jemandem gegen ihn! In der letzten Runden des St. Petersburger Turniers 1914 besiegte Lasker Capablanca, indem er dessen positionelle Ideen gegen ihn einsetzte:
Leider brach aber kurz nach diesem Turnier der 1. Weltkrieg aus und fast alle schachlichen Aktivitäten wurden eingestellt. 1916 trug Lasker ein Duell gegen Tarrasch aus und gewann mit 5.5 : 0.5. 1918 gewann er ein 4-Spieler Turnier vor Rubinstein.
1920 einigten sich dann Lasker und Capablanca für die Bedingungen zu einer Weltmeisterschaft, die 1921 ausgetragen werden sollte. Das Duell sollte über 24 Partien gehen und der erste Spieler, der 12.5 Punkte erzielen würde, sollte Weltmeister sein (dieses Format wurde von 1951 bis 1971 auch von der FIDE angewandt). Lasker gab das Match aber schon nach 14 Partien auf, da er hoffnungslos im Rückstand lag.
Das Leben nach der Weltmeisterschaft
Laskers 27-jährige Zeit als Weltmeister endete mit der Niederlage gegen Capablanca, aber er nahm weiterhin mit großem Erfolg an verschiedenen Turnieren teil. 1923 gewann Lasker das Moravska Ostrava Turnier vor Reti, Grünfeld, Tartakower, Euwe, Tarrasch, Bogoljubov, Spielmann, Rubinstein und weiteren Spielern.
1924 gewann Lasker das berühmte Turnier von New York vor Weltmeister Capablanca, Aljechin, Marshall, Reti, Maroczy, Bogoljubov, Janowski und anderen. Hier ist ein Beispiel aus diesem Turnier, in dem Lasker den zukünftigen Weltmeister in einer verworrenen Stellung (also genau in der Art von Stellung, die Aljechin so liebte) überspielte:
Lasker setzte seine Erfolge 1925 beim Turnier in Moskau fort. Dort belegte her hinter Bogoljubov, aber vor Capablanca, Marshall, Tarakower, Reti, Grünfeld, Rubinstein, Sämisch und anderen den zweiten Platz. Nach diesem Turnier gönnte sich Lasker aber dann eine lange Pause und sollte erst 1934 beim Turnier in Zürich wieder am Brett sitzen.
1935 belegte Lasker im Alter von mittlerweile 66 Jahren den dritten Platz in Moskau. Er lag nur einen halben Punkt hinter den Turniersiegern Botvinnik and Salo Flohr, aber vor Capablanca, Levenfish, Kan, Lilienthal, Ragozin, Alatortsev, Pirc, Chekhover und weiteren starken sowjetischen Spielern. Hier ist Laskers Partie gegen Capablanca aus diesem Turnier. Ein Marathon-Endspiel mit Dame gegen Turm und Läufer:
Vermächtnis
Lasker ist den Schachfans nicht nur wegen seiner Zeit als Weltmeister, sondern auch als Schachtheoretiker bis heute in Erinnerung. Seine Beiträge zur Spanischen Eröffnung, dem Damengambit, der Französischen und der Sizilianischen Verteidigung werden bis heute gespielt. Lasker war aber auch ein Schach-Autor. Er publizierte fast sein gesamtes Leben in Schachzeitschriften und veröffentlichte fünf Schachbücher. Sein Leben und seine Partien werden bis heute in Büchern, Videos und Artikeln behandelt.
Neben seinen legendären Leistungen am Brett war er auch Mathematiker, Philosoph und Dramatiker. Albert Einstein war ein guter Freund von Lasker und schrieb die Einleitung zu Laskers Biografie. Dort stellt Einstein fest: "Emmanuel Lasker war zweifellos einer der interessantesten Menschen, die ich in meinen späteren Jahren kennengelernt habe. Es gibt nur wenige Männer, die ein ehrliches Interesse an all den großen Problemen der Menschheit und gleichzeitig eine so einzigartige Persönlichkeit hatten."
Aus diesen Gründen, seiner denkwürdigen Langlebigkeit an der Spitze der Schachwelt, den Generationen von Spielern, die er inspiriert hat, und mehr, wird Lasker immer als einer der größten Weltmeister aller Zeiten in Erinnerung bleiben.