David Janowsky
Bio
David Janowsky war ein polnischer Weltklassespieler. Am meisten ist er für seine Duelle mit Emanuel Lasker bekannt. Außerdem ist er Erfinder und Namensgeber der Janowsky-Variante in der Altindischen Verteidigung. Jose Raul Capablanca sagte über ihn: "Wenn er in Form ist, ist er einer der gefährlichsten Gegner überhaupt."
- Stil
- Vom Anfänger zum Weltklassespieler
- Weltmeisterschafts-Herausforderer
- Die Duelle mit Lasker und die Weltmeisterschaft
- Das Leben nach der WM und sein Vermächtnis
Stil
Janowskys Stil war taktisch und aggressiv. Es war dafür bekannt, dass er nur sehr wenige Remis machte und sagte auch: "Ich verabscheue das Endspiel!" Janowsky spielte sehr schnell und konnte besonders mit dem Läuferpaar hervorragend umgehen. Besonders beeindruckend waren seine raffinierten und tiefen Pläne. Ein schönes Beispiel dafür ist diese Partie, die Janowsky mit dem Zug 20.Dh6 wunderschön beendet!
Vom Anfänger zum Weltklassespieler
Janowsky wurde im heutigen Weißrussland geboren und zog 1890 nach Paris. Er begann seine Schachkarriere Mitte der 1890er Jahre und hatte fast von Anfang an großen Erfolg. Beim Nürnberger Turnier 1896 belegte er vor Wilhelm Steinitz, Carl Schlechter, Mikhail Chigorin und 11 weiteren Meistern den fünften Platz. Aufgrund seiner starken Ergebnisse vor der Jahrhundertwende wurde Janowsky schnell als Weltklassespieler angesehen.
Beim Wiener Turnier von 1899 wurde Janowsky, hinter Siegbert Tarrasch und Harry Pillsbury, aber vor Steinitz, Schlechter, Chigorin, Geza Maroczy, Semion Alapin und anderen starken Spielern, Dritter. 1899 teilte sich Janowsky beim Turnier in London mit Pillsbury und Maroczy den zweiten Platz hinter Lasker. Schlechter, Chigorin, Steinitz und weitere Schachmeister landeten hinter ihm. Diese Partie wurde bei diesem Turnier in London gespielt und Janowsky setzt Schlechter mit einem sehenswerten Damenopfer Schachmatt:
Weltmeisterschafts-Herausforderer
1899 besiegte Janowsky Frank Marshall in einem kurzen Match (3 Siege, 1 Niederlage) und forderte dann den amtierenden Weltmeister Lasker heraus. Obwohl dieser die Herausforderung prinzipiell annehmen wollte, konnten sich die Spieler nicht auf Bedingungen einigen und die Weltmeisterschaft wurde verschoben. Obwohl diese beiden Spieler dann 10 Jahre lang kein Match spielen sollten, war klar, dass Lasker Janowsky als einen würdigen Herausforderer für die Krone ansah.
1901 belegte er in Monte Carlo vor Isidor Gunsberg, Marshall und weiteren Schachgrößen dieser Zeit den vierten Platz. Ein Jahr später wiederholte er diese Leistung (diesmal ließ er unter anderem Tarrasch, Schlechter, Chigorin und Marshall hinter sich).
Beim historischen Cambridge Springs-Turnier von 1904 belegte Janowsky hinter Marshall den zweiten Platz und verwies Spieler wie Lasker, Jackson Showalter, Schlechter, Chigorin, Pillsbury auf die Plätze. Bei diesem Turnier waren sieben Spieler der Top10 der Welt angetreten.
Die folgende brillante Angriffspartie von Janowsky fand 1905 in Ostende statt. Er spielt eine sehr solide Eröffnung und startet dann eine Opferkombination: Er opfert zuerst einen Springer auf h6 und dann einen Turm auf f7, um Tarraschs Königsflügel aufzureißen. Ein weiterer denkwürdiger Angriff!
Bei diesem Turnier in Ostende belegte Janowsky, gemeinsam mit Tarrasch (hinter Maroczy) den zweiten Platz. Im Teilnehmerfeld befanden sich so illustre Namen wie Schlechter, Marshall, Chigorin und Alapin. Im selben Jahr konnte Janowsky das Turnier in Barmen gewinnen. Den ersten Platz musste er sich zwar mit Schlechter teilen, aber Marshall, Chigorin, Alapin und sieben weitere Schachmeister hatten das Nachsehen.
Bei diesem Turnier gelang Janowsky ein wahres Meisterwerk. Die Eröffnung ist solide und stark. Nachdem sich Janowsky auf dem Feld d6 einen gedeckten Freibauern erspielt hatte, begann er, einen Königsangriff aufzubauen. Die Partie wird mit einem Figurenopfer, das zu einem gewonnenen Endspiel führt, beendet:
Im Jahre 1907 hatte das Turnier von Ostende eine ganz besondere Bedeutung, da der Sieger des Turniers eine Chance auf die Weltmeisterschaft haben würde. Dieses Turnier hatte sechs Teilnehmer und Janowsky belegte den dritten Platz (gemeinsam mit Marshall, aber hinter Tarrasch und Schlechter). Er war mit seinem Ergebnis nicht zufrieden und entschied, dass er nach dem Ende der Weltmeisterschaft von 1908 Lasker erneut herausfordern würde.
Die Duelle mit Lasker und die Weltmeisterschaft
Im Mai 1909 spielte Janowsky ein kurzes Match gegen den Weltmeister Lasker. Das Ergebnis war ein 2:2-Unentschieden und aufgrund dieses Ergebnisses bat Janowsky um ein Duell um die Weltmeisterschaft. Lasker stimmte zu, aber er hatte bereits einer weiteren Herausforderung zugestimmt. Da sich Lasker auf sein Duell mit Schlechter im Jahr 1910 vorbereiten musste, stimmte Lasker einem längeren Match gegen Janowsky zu. Dieses wurde im Oktober und November 1909 ausgetragen.
Das zweite Match zwischen Lasker und Janowsky gewann der Weltmeister überlegen mit 8:2 (Janovsky gewann eine Partie und remisierte zwei). Einige Monate später behielt Lasker gegen Schlechter bei der Weltmeisterschaft 1910 die Oberhand und Janowsky war der nächste Herausforderer.
Die Weltmeisterschaft 2010 zwischen Lasker und Janowsky wurde in einem bis dahin völlig neuem Format gespielt: Wer zuerst 8 Partien gewinnt, ist Weltmeister. Remis werden gestrichen. Dieses Match lief für Janowsky aber noch unglücklicher, als das letzte. Lasker nahm Janowsky völlig auseinander und gewann 8 der ersten 11 Partien, ohne eine einzige zu verlieren. Dieses Duell ging als die einseitigste Weltmeisterschaft aller Zeiten in die Geschichte ein.
Das Leben nach der WM und sein Vermächtnis
Nach der Weltmeisterschaft von 1910 spielte Janowsky auf hohem Niveau weiter. Seine Turnierleistungen waren zwar nicht mehr so konstant, aber seine Gesamtergebnisse waren immer noch gut. Während des Mannheimer Turniers 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Das Turnier wurde unterbrochen und die Spieler aus Ländern, mit denen Deutschland jetzt Krieg führte, wurden interniert. Darunter waren Janowsky und der zukünftige Weltmeister Alexander Aljechin. Janowsky wurde aber nur kurze Zeit festgehalten und reiste dann über die Schweiz in die USA aus.
Beim New Yorker Turnier von 1916 belegte Janowsky hinter dem zukünftigen Weltmeister Jose Raul Capablanca den zweiten Platz. In einer besonders bösartigen Partie in diesem Turnier spann Janowsky nach dem berühmten Läuferopfer auf h7 um Oscar Chajes König herum ein Mattnetz, aus dem es kein Entkommen gab. Ein denkwürdiger Angriff!
Nach diesem Turnier begann Janowskys Spielstärke abzunehmen, aber ihm gelangen noch einige Meisterwerke. 1921 gewann er das Turnier von Atlantic City und 1925 gelang ihm noch eine der besten Partien seiner Karriere (die Partie gegen Friedrich Saemisch, die oben im Abschnitt Stil gezeigt wird). 1927 verstarb Janowsky in Frankreich an Tuberkulose.
Janowsky wird den Schachfans wegen seines Kampfgeistes und dem einseitigen Match gegen Lasker für immer in Erinnerung bleiben. Aber auch sein kreativer und wilder Angriffsstil und die Langlebigkeit seiner Karriere wird unvergessen bleiben. Er besiegte alle ersten vier Weltmeister (Steinitz, Lasker, Capablanca und Aljechin). Eine Leistung, die außer ihm nur Tarrasch vollbringen konnte. Die Janowsky-Variante in der Altindischen Eröffnung wird auch heute noch als Überraschungswaffe verwendet und seine denkwürdigen Angriffe und Kombinationen werden bis heute in Büchern, Artikeln und Videos behandelt.