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Zentrale Runde der Schachbundesliga in Berlin

Zentrale Runde der Schachbundesliga in Berlin

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| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Dieses Wochenende steht der Höhepunkt der Saison auf dem Programm, denn in Berlin finden gleich 3 Runden der Schachbundesliga statt. Bei den Herren werden Vorentscheidungen im Meisterschafts- sowie Abstiegskampf fallen und die Frauen werden sogar ihren Meister küren.

In der 9. Runde hatten es bei den Herren gleich 2 Mitfavoriten mit ihren "Farmteams" zu tun. Der SV 1930 Hockenheim gewann dabei souverän gegen die mit Superstar Shakhriyar Mamedyarov angetretenen Viernheimer mit 5.5 : 2.5 und festigte dadurch seinen dritten Tabellenplatz. Mamedyarov konnte zwar seine Partie gegen Sam Shankland an Brett 1 für Viernheim gewinnen, es sollte aber der einzige Sieg für den Außenseiter bleiben.

Mamedyarov
Shakhriyar Mamedyarovs Sieg hat Viernheim nicht gereicht / Foto: Maria Emelianova/chess.com
Sam Shankland
Sam Shankland musste sich nach 60. Zügen geschlagen geben / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Deutlich mehr Probleme hatte es der deutsche Serienmeister Baden Baden, der wie üblich mit einer Weltauswahl antrat, gegen den "kleinen Bruder" Deizisau. Deizisau hatte mit Georg Meier, Matthias Blübaum, Vincent Keymer, Andreas Heimann und Dimitrij Kollars immerhin 5 deutsche Spieler aufgeboten. Nach den noch punktlosen Münchnern vom MSA Zugzwang und Dresden, die jeweils 7 Bretter mit deutschen Spielern besetzten, am meisten!
Dass der Kampf gegen das Who is Who der Schachwelt, das für Baden Baden am Start war, bis zum letzten Augenblick spannend blieb, war allerdings den Deizisauer Legionären geschuldet. Peter Leko gewann an Brett 1 gegen Fabiano Caruana genauso, wie sein Mannschaftskollege an Brett 2, Gata Kamsky gegen Maxime Vachier-Lagrave. Da jedoch Vishy Anand, Levon Aronian und Radoslaw Wojtaszek für Baden Baden den vollen Punkt einfahren konnten, konnte der Tabellenführer mit 4.5 : 3.5 gewinnen.
Georg Meier hatte sicher nicht seinen besten Tag erwischt und musste seine Partie gegen Levon Aronian bereits nach 24. Zügen aufgeben.

Leko, Gamsky, Caruana, MVL

Gata Kamsky und Peter Leko konnten ihre Partien gegen Fabiano Caruana und MVL gewinnen... / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Anand, Aronian

...aber Vishy Anand und Levon Aronian glichen für Baden Badan aus. / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Baden Badens Hauptkonkurrent um den Meistertitel ist die SG Solingen mit ihrem Superstart Markus Ragger. Der Grazer ist übrigens drauf und dran als erster deutschsprachiger Schachspieler der Geschichte die 2700 Schallmauer zu durchbrechen! Zum 6:2 Sieg seiner Solinger konnte Markus zwar nur ein Remis beisteuern, da seine Mannschaft aber an den hinteren Brettern hervorragend punktete, war dies heute völlig ausreichend.

In einem rein deutschen Duell an Brett 7 konnte der Solinger GM Alexander Naumann gegen den Düsseldorfer IM Lars Stark den vollen Punkt verbuchen:

Predojevic
Borki Predojevic steuerte an Brett 3 einen vollen Punkt zum Sieg seiner Solinger bei / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Die am Anfang dieses Artikels erwähnten MSA Zugzwang und USV TU Dresden, die jeweils mit 7 deutschen Spielern antraten, konnten leider keine Punkte verbuchen. Zugzwang ziert nach der 3:5 Niederlage gegen Augsburg weiterhin das Tabellenende und ist somit der heißeste Abstiegskandidat und Dresden verlor mit 2.5 : 5.5 gegen Berlin. Den Bericht über die Herren möchte ich mit einem Statement über einen Spieler von Dresden abschließen, der bei einer Live-Übertragung dieser Runde (und nicht nur da) in einem völlig falschen Licht dargestellt wurde!

Liviu-Dieter Nisipeanu ist Deutscher! Seine Mutter ist deutsche und Dieter hat seit seiner Geburt einen deutschen Pass. Er ist nicht eingebürgert! Ja, er ist in der rumänischen Stadt Brasov aufgewachsen, aber 2014 hat er lediglich die Föderation gewechselt und nicht seine Nationalität! Dieter spricht perfekt und akzentfrei deutsch und wenn er englisch spricht, dann sogar mit deutschem - und nicht mit rumänischem Akzent! Er ist genauso deutscher wie die in Las Vegas lebenden Söhne von Steffi Graf oder der in der Schweiz lebende Sohn von Michael Schumacher! Punkt.

Liviu-Dieter Nisipeanu

Liviu-Dieter Nisipeanu (links) mit seinem Mannschaftskameraden, GM Zoltan Almasi / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Tabelle nach Runde 9

Platz Mannschaft Spiele Punkte BP
1 OSG Baden-Baden 8 16 47
2 SG Solingen 9 16 46,5
3 SV Hockenheim 8 14 45,5
4 SF Deizisau 8 12 42
5 Hamburger SK 8 12 35,5
6 SV Werder Bremen 9 11 41,5
7 SC Viernheim 8 10 34
8 USV TU Dresden 8 8 30
9 SG Turm Kiel 8 7 27
10 SV Mühlheim Nord 9 6 33
11 SF Berlin 8 6 28,5
12 BCA Augsburg 9 5 26,5
13 Düsseldorfer SK 9 2 24,5
14 SV 1920 Hofheim 8 1 22
15 MSA Zugzwang 9 0 20,5

Damen-Bundesliga

In der Damen-Bundesliga spielen nur 12 Teams und somit wird dieses Wochenende bereits die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft 2019 fallen. Ein weiterer Unterschied zu den Herren ist auch, dass die Mannschaften nur aus 6 Spielerinnen bestehen.

Der Top-Favorit ist allerdings ebenfalls Baden Baden, die an diesem Wochenende mit GM Alexandra Kosteniuk (Russland) und GM Antoaneta Stefanova (Bulgarien) die einzigen beiden GM´s nach Berlin gelotst haben. Ob es für Baden Baden reichen wird, ist allerdings noch extrem unklar, denn in den ersten 8 Runden wurden zu viele Punkte verschenkt und Tabellenführer Bad Königshofen hat ein relativ leichtes Restprogramm!

Dem Führungsduo dicht auf den Fersen liegt der Hamburger SK, bei dem mit Filiz Osmanodja, Sarah Hoolt und Judith Fuchs die halbe deutsche Olympiamannschaft im Einsatz ist und der SK Schwäbisch Hall.

Bad Königshofen setzt auf einen Mix aus deutschen und russischen Spielerinnen. Ohne Superstars aber dafür mit einer Menge Herzblut punkteten sie sich kontinuierlich durch die Saison und kamen auch gestern zu einem 4 : 2 Sieg gegen SV Hofheim.

Dina Belenkaya
Dina Belenkaya brachte durch ihren Sieg gegen Nicol Zahn Bad Königshofen einen Schritt näher zum Titelgewinn / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Baden Baden kam durch die Siege von Kosteniuk und Stefanova zu einem ungefährdeten Sieg über Karlsruhe, bei denen die beiden Schweizer Olympiateilnehmerinnen Lena Georgescu und Gundula Heinatz im Einsatz sind.

Die Mattkombination von Alexandra Kosteniuk gegen Lena Georgescu war wirklich wunderschön:

Kosteniuk
Ex Damen-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk gewann an Brett 1 für Baden Baden. / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Die Mädels vom SK Schwäbisch Hall hatten mit den Spielerinnen um Elisabeth Pähtz vom SF Deizisau keine großen Probleme und gewannen mit 5:1. Wie schon der Springer von Kosteniuk war auch der Springer von IM Irina Bulmaga dem Läufer von WGM Elena Köpke absolut überlegen.

Elisabeth Pähtz

Elli Pähtz musste sich mit ihren Deizisauerinnen der Übermacht aus Schwäbisch Hall beugen. / Foto: Maria Emelianova/chess.com

Einen Punkt mehr als Schwäbisch Hall hat der Hamburger SK, die sich zwar nicht mit einer Großmeisterin, dafür aber mit einer Spielerin, bei der es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, wann sie Großmeisterin wird, verstärkt haben: Der Iranerin Sarasadat Khademalsharieh. Sie gewann dann auch ihre Partie gegen WGM Laura Unuk und leitete somit den 4 : 2 Sieg über TuRa Harksheide ein, den unsere Nationalspielerin Judith Fuchs schließlich unter Dach und Fach brachte.

Khademalsharieh, Sarasadat
Eines der größten Talente im Damenschach: Sarasadat Khademalsharieh / Foto: Maria Emelianova/chess.com
Filiz Osmanodja


Filiz Osmanodja konnte ihre Niederlage verschmerzen, denn ihre Mannschaft hat ja gewonnen. Foto: Maria Emelianova/chess.com

Tabelle nach Runde 9

Platz Mannschaft Spiele Punkte BP
1 SC Bad Königshofen 9 16 37,5
2 OSG Baden-Baden 9 15 39,5
3 Hamburger SK 9 15 37
4 SK Schwäbisch Hall 9 14 39
5 Rodewischer Schachmiezen 9 12 32,5
6 SF Deizisau 9 9 25,5
7 SK Lehrte von 1919 9 9 22,5
8 Karlsruher SF 1853 9 5 19,5
9 SV 1920 Hofheim 9 4 21
10 TuRa Harksheide 9 4 20,5
11 SC Rotation Pankow 9 4 19
12 FC Bayern München 9 1 10,5

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