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Wesley So schlägt Onischuk und gewinnt seine erste US Meisterschaft

Wesley So schlägt Onischuk und gewinnt seine erste US Meisterschaft

MikeKlein
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Es scheint, dass die PRO Chess League nur das Aufwärmen war.

Nachdem er dort letzten Monat  den MVP Titel für die beste Einzelleistung aller Spieler gewann, hat GM Wesley So heute erneut  seine überragenden Fähigkeiten im Schnellschach demonstriert und die  US Meisterschaft 2017 gewonnen. Er besiegte im Finale den US-Meister von 2006, GM Alex Onischuk, der mit 41 Jahren um ein Haar der älteste US Meister seit 2002 geworden wäre.

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Die besten Schachspieler der USA: GM Wesley So und WGM Sabina Foisor bei der Abschlußfeier der US Meisterschaften 2017.

Die Bedenkzeit betrug heute 25 Minuten pro Spieler und Partie, und somit 10 Minuten mehr als in der PRO Chess League, aber auch mit dieser Zeit erwies sich So als unschlagbar und gewann den TieBreak mit 1.5-0.5. Wesley So wurden für die erste Partie die weißen Figuren zugelost und beide Spieler suchten sofort Komplikationen.

"Ein Bauer ist ein Bauer, und zwei Bauern sind zwei Bauern," erklärte So seine Vorliebe für Material gegenüber Initiative.

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GM Wesley So fand kurz Zeit um während der ersten Partie ins Publikum zu blicken.

Mit mehr Zeit auf der Uhr fand So den teuflischen Zug 20.Lg4!!. Der Zug ist viel besser als einfach den Turm zurückzuschlagen, denn er erhält die Spannung in der Stellung, und führte dazu, dass So seinen Zeitvorsprung noch weiter ausbauen konnte..

"Ich bin gewiß kein schlechter Großmeister, aber über diesen Zug hätte ich nicht einmal nachgedacht," sagte GM Elshan Moradiabadi dazu.

Onischuk's Uhr zeigte laufend zwischen 5 und 9 Minuten weniger an, als die Uhr seines Gegners, was im Schnellschach eine Welt ist.

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"Irgendwann bin ich eingebrochen," sagte Onischuk zu Chess.com. Er fand nicht, dass er zu langsam gespielt habe, und behauptete sogar das Gegenteil. Er sagte, er hätte sich besser in den kritischen Momenten besser mehr Zeit lassen sollen.

Als er nach seinem Ruf als solider Spierler, der mit Schwarz gerne auf Remis spielt, gefragt wurde, antwortete Onischuk, dass er sehr gerne mit den schwarzen Figuren die Initiative übernimmt und dass er durchaus auch mit Schwarz gewinnen wollte.

"Nach Db3 hatte ich jedoch keine Chance. Eigentlich mag ich Stellungen, in denen ich einen oder zwei Bauern opfere" sagte er. Und er betonte auch, dass das Marshall Gambit zu seinem Standart Repertoire gehört. 

Zwischen den beiden Partien war eine 10 minütige Pause angesetzt. So verbrachte diese 10 Minuten indem er mit seinen Begleitern umherspazierte während Onischuk es vorzog, sich mit seiner Frau zurückzuziehen.

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GM Alex Onischuk verbrachte die 10 Minuten zwischen den beiden Partien mit seiner Frau.

In der zweiten Partie hatte Onischuk nichts mehr zu verlieren. Eine Situation die er schon aus dem Hauptturnier kannte.

Der Königsindische Angriff schien nur eine kleine Chance auf einen Sieg zu beinhalten aber nachdem er mit dem Läuferpaar gegen 2 Springer spielte, hatte er genau dieses Ungleichgewicht auf dem Brett, das er haben wollte.

"Das ist der einzige Weg um gegen Wesley zu gewinnen," sagte Onischuk zu seiner Entscheidung, schon früh von der Theorie abzuweichen.

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Bevor die Playoffs begannen fragte der Schiedsrichter, IA Franc Guadalupe (mitte), die beiden Spieler ob sie noch Fragen hätten. Ohne zu diesem Zeitpunkt zu Wissen, dass die Meisterschaft durch eine Zugwiederholung entschieden werden würde. fragte GM Alex Onischuk nach der genauen Prozedur, um eine Zugwiederholung zu reklamieren,

Wichtiger als das war aber, dass Onischuk in der zweiten Partie schneller spielte und nicht in einen Zeitnachteil gegenüber seinem 18 Jahre jüngeren Kontrahenten kam. Der Versuch eines Durchbruchs 32. a5! kam schnell und überzeugend. Auch wenn durch diesen Vorstoß kein Freibauer entstand, ermöglichte er Onischuk, schnell die Flanken zu wechseln und auf dem Königsflügel weiterzuspielen.

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GM Alex Onischuk hatte zwei Mehrbauern und mehr Zeit, konnte aber keinen Weg finden, die Verteidigung von So zu überwinden.

Die weiße Armee stand kurz vor der Eroberung der schwarzen Festung als So schließlich mit einer forcierten Zugwiederholung ein Remis erzwang und sich damit den Titel des US Meisters 2017 sicherte.

"I wünschte ich könnte mit den Springern so gut umgehen wie Wesley," sagte Onischuk nach der Partie.

Analyse von GM Elshan Moradiabadi:

Wenn zwei Bauern jetzt wirklich zwei Bauern sind, wie Wesely So behauptete, dann war diese Partie eine Ausnahme. Wesley meinte, dass Onischuk nicht den B-Bauern schlagen, sondern mit 42. Ld5 die Initiative bahalten hätte sollen.

"Das war heute alles andere als leicht" sagte So. "Alex Onischuk hat mir in der zweiten Partie alles abverlangt und gekämpft wie ein Löwe."

So gab im Anschluß noch ein Interview für Chess.com, das wir in Kürze hier veröffentlichen.

Nachdem die Playoffs beendet waren sagte Onischuk zu Chess.com, dass er sich nur etwa 30 Minuten lang auf den heutigen Tag vorbereitet hat, und sich dabei mehr auf verschiedene Szenarios (also wer zuerst Weiß haben wird, und die möglichen Ausgänge der ersten Partie) konzentrierte, als auf bestimmte Eröffnungen.

"Ich glaube ich habe wirklich gut gespielt," sagte Onischuk zu Chess.com. "Ich war nur langsamer als er."

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GM Wesley So nimmt die Glückwünsche seiner Pflegemutter, Lotis Key, entgegen.

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"Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Turnier gewonnen habe, so wie ich gespielt habe" sgte So. "Meine Leistung hier ist stark Verbesserungswürdig. Ich hatte große Probleme, Partien zu gewinnen."

Onischuk äusserte große Bedenken, als er danach gefragt wurde, ob er denn den Titel nächstes Jahr gewinnen wollte und erinnerte an seine geringen Siegchancen vor dem Turnier in diesem Jahr.

"Als allererstes musst du 3 bestimmte Spieler hinter dir lassen" sagte er, und meinte damit die 3 Top10 Spieler im Teilnehmerfeld. Dann verwies er noch auf die Stärke aller anderen Teilnehmer. "Ich glaube ich kann nächstes Jahr nur gewinnen, wenn die alle die französische Nationalität annehmen. Vor dem Turnier hatte ich die Hoffnung einen der großen 3 hinter mir zu lassen. Dann hofft ich auf zwei. Aber alle drei? Wie soll das gehen?"

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GM Alex Onischuk war hochkonzentriert als er heute im Club ankam. Der einzige Moment, in dem er seine Konzentration unterbrach, war, als er sich daran erinnerte, seiner Frau die Tür aufzuhalten.

Ob er jetzt mehr Turniere spielen werde, nachdem er seit der letzten US Meisterschaft nur ein einziges Turnier gespielt hatte (das Carlos Torre Memorial im Dezember), und jetzt sein bestes Rating seit 2010 hat?

"Ich hoffe, dass meine Leistung andere inspiriert!" antwortet er, und verwies auf sein Alter von 41. Sei letzten beiden Wochen seien für ihn wie ein Urlaub gewesen.

"Ich habe wirklich jede Minute dieses Turniers genossen."

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Alle Grafiken sind von: Spectrum Studios.

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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