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Matthias Blübaum scheitert beim Weltcup nach einem großartigen Kampf an Vidit
Vidit (stehend) und Matthias Blübaum. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Matthias Blübaum scheitert beim Weltcup nach einem großartigen Kampf an Vidit

Merlin2017
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Jede Runde des FIDE Weltcups 2023 wird über einen Zeitraum von drei Tagen ausgetragen. An den ersten beiden Tagen spielen die Kontrahenten jeweils eine klassische Partie und wenn es nach diesen beiden Partien 1:1 Unentschieden steht, entscheidet ein Stichkampf am dritten Tag über das Weiterkommen. Genau diese Stichkämpfe der dritten Runde waren heute zu absolvieren und uns hat dabei natürlich besonders das Abschneiden von Alexandra Kosteniuk und Matthias Blübaum interessiert.

Alexandra Kosteniuk hatte aber leider einen rabenschwarzen Tag erwischt und gegen Teodora Injac in beiden Partien nicht den Hauch einer Siegchance und schied sang- und klanglos aus.

Matthias Blübaum hingegen lieferte sich einen großartigen Kampf mit dem indischen Großmeister Vidit. Mehrmals hatte Vidit die Chance das Match zu gewinnen, aber Blübaum startet ein Comeback nach dem anderen und gewann gleich mehrere hoffnungslose Stellungen. Am Ende fand er aber eine Rettung zu wenig und somit nahm dieses super-spannende Match einen aus deutscher Sicht unglücklichen Ausgang.

In der vierten Runde haben wir aber noch Vincent Keymer, Rasmus Svane und Elli Pähtz im Rennen und diese vierte Runde beginnt übermorgen, am Mittwoch, dem 9. August, um 13:00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden über die deutschsprachigen Chess24-Kanäle auf Twitch und Youtube, mit fachmännischen Kommentaren verschiedener deutscher Schachlegenden.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Montag.
Kommentator: The Big Greek

Das Format dieser Stichkämpfe hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich ganz einfach. Die Spieler spielen zuerst 2 Partien mit einer Bedenkzeit von 25+10 und sollte dann noch keine Entscheidung gefallen sein, geht es so weiter:

Neben den Duellen

Alexandra Kosteniuk - Teodora Injac und

Matthias Blübaum - Vidit

kam es auch in diesen Matches zu Stichkämpfen (Auswahl - fettgeschriebene Spieler haben gewonnen)

Vasyl Ivanchuk - Wei Yi 1.5:0.5

David Howell - Wang Hao 0.5:1.5 (damit spielt Rasmus Svane am Mittwoch gegen Wang Hao)

Peter Svidler - Jorden Van Foreest 1.5:0.5

Raum Mamedov - Ian Neopmniachtchi 0.5:1.5

Mustafa Yilmaz - Fabiano Caruana 0:2

Jules Mussard - Wesley So 1.5:2.5

Jetzt aber zu den beiden Vertretern deutschsprachiger Schachverbände:

Matthias Blübaum - Vidit 3:4

In der ersten Partie spielte Vidit 46. Züge lang perfektes Schach - und dann unterlief ihm ein Anfängerfehler. Uns war das gleich aus drei Gründen Recht:

  1. hat Matthias dadurch die Partie gewonnen
  2. können wir aus dem Fehler lernen und
  3. ist es immer schön zu sehen, dass auch mal einem Großmeister ein solcher Fehler, der uns in unseren eigenen Partien die Tränen in die Augen treibt, unterläuft.

In der zweiten Partie entstand aus einer Caro-Kann Eröffnung eine wilde Stellung und Blübaum suchte sein Heil in der Offensive. Leider lief er dabei in einen Konter, gegen den kein Kraut gewachsen war:

Der Tiebreak ging also in die nächste Runde und jetzt wurde mit einer Bedenkzeit von 10+10 gespielt. Für die erste Partie wurden Blübaum die schwarzen Steine zugelost und jetzt entschied er sich für die Französische Verteidigung und konnte mit etwas Glück und viel Geschick alle Angriffsversuche von Vidit abwehren und sich einen halben Punkt erkämpfen.

In der zweiten Partie hatte Blübaum wieder Weiß und diese verlief dann ohne große Höhepunkte und endete Remis.

Jetzt musste die Entscheidung im Blitzschach mit einer Bedenkzeit von 5+3 fallen und Vidit hatte in der ersten Partie wieder Weiß. Leider geriet Matthias dann in ein schreckliches Endspiel mit Minusbauern und nachdem der Inder auch noch einige tolle Kombinationen gefunden hatte, musste er sich geschlagen geben.

Damit stand Blübaum vor der schwierigen Aufgabe, die slawische Verteidigung von Vidit überwinden zu müssen und alles sah danach aus, als ob er mit wehenden Fahnen untergehen würde. In einer vollständigen Gewinnstellung unterlief Vidit dann ein Fehler nach dem anderen und in nur 2 Zügen wurde aus der Gewinnstellung eine Verluststellung und Blübaum hatte das nächste Comeback geschafft und sich in den Sudden Death gerettet.

Ein Sudden Death bedeutet im Schach, dass die beiden Spieler so lange mit einer Bedenkzeit von 3+2 blitzen, bis einer eine Partie gewinnt. Die Farbe für die erste Partie wurde ausgelost und Vidit gewann das Recht, mit den weißen Steinen beginnen zu dürfen.

Erneut erspielte sich der Inder eine Gewinnstellung und hätte Matthias im 64. Zug seinen König auf das richtige Feld gezogen, hätte er erneut eine zwischenzeitlich absolut verlorene Stellung in ein Remis gerettet. Leider zog er seinen König aber auf das falsche Feld und damit hieß es Spiel, Satz und Sieg für Vidit.

Es war ein großartiger Kampf von Matthias Blübaum, der uns über 5.5 Stunden unterhalten hat, aber letztendlich war er vergebens.

The Big Greek hat die Höhepunkte dieses Matches in einem Video zusammengefasst:

Vidit. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Alexandra Kosteniuk - Teodora Injac 0:2

Alexandra Kosteniuk erwischte einen rabenschwarzen Tag und verlor beide Partien gegen die Serbin Teodora Injac.

Nach den beiden eher langweiligen Partien mit klassischer Bedenkzeit lieferten sich die beiden eine hochinteressante erste Partie. Aus einer Damenindischen Eröffnung heraus geriet Kosteniuk aber unter schweren Beschuss und nach und nach in eine verlorene Stellung. Bezeichnend für diesen Tag, ließ sie am Ende auch noch eine überraschende Chance auf ein Dauerschach liegen.

Der rumänische IM Adrian Petrisor hatte heute Nachmittag etwas Zeit und war so freundlich, diese Partie für uns zu analysieren:


In der zweiten Partie verlor die Schweizerin in einer komplizierten Variante der Italienischen Eröffnung völlig den Faden und wurde von der schwarzen Armee förmlich überrollt:

Alexandra Kosteniuk. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Damit haben wir im Damenturnier nur noch Elli Pähtz im Rennen und der deutschen Großmeisterin steht am Mittwoch mit dem Duell gegen die Weltmeisterin Ju Wenjun eine sehr schwere Aufgabe bevor.


Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


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