News
Keymer gewinnt seine Auftaktpartie beim Weltcup
Magnus Carlsen beim Weltcup. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Keymer gewinnt seine Auftaktpartie beim Weltcup

Merlin2017
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Beim FIDE Weltcup 2023 in Baku begann heute die zweite Runde und endlich waren auch alle Top-Stars wie Magnus Carlsen und Vincent Keymer, die in der ersten Runde allesamt ein Freilos hatten, am Start.

Vincent Keymer legte dann auch gleich los wie die Feuerwehr und gewann seine Partie in nur 29 Zügen und unsere beiden Damen legten nach und gewannen ihre Partien ebenfalls. Alle anderen Teilnehmer aus deutschsprachigen Ländern blieben zumindest ungeschlagen und erzielten teils achtbare Remis. Nur Daniel Fridman musste anerkennen, dass ihm sein Gegner heute überlegen war, aber selbst das ist kein Beinbruch, denn er hat ja wie alle anderen morgen noch die Chance, sich für die Niederlage zu revanchieren.

Die Rückkämpfe der zweiten Runde beginnen morgen, am Donnerstag, dem 3. August, um 13:00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden über die deutschsprachigen Chess24-Kanäle auf Twitch und Youtube, mit fachmännischen Kommentaren verschiedener deutscher Schachlegenden.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Mittwoch:
Kommentator: The Big Greek

Der FIDE Weltcup 2023 wird in einem K.-o.-Format gespielt im Match-Modus gespielt. Es gibt also einen Turnierbaum, wie man ihn aus Wimbledon oder der K.-o.-Phase einer Fußball-WM kennt und mit jedem Sieg kommt man dem Finale einen Schritt näher.

Die einzelnen Duelle gehen aber nicht wie im Tennis oder im Fußball über ein Spiel, sondern über 2 Partien, die an 2 aufeinanderfolgenden Tagen gespielt werden. Hier kommt Ihr direkt zu dem Abschnitt des Turnierbaum, der Euch am meisten interessiert:

Erstes Viertel (mit Carlsen, Keymer, Rasmus Svane)

Zweites Viertel (mit Nepo, Giri, Grischuk, Blübaum)

Drittes Viertel (mit Caruana, So, Donchenko, Frederik Svane)

Viertes Viertel (mit Nakamura, Meier, Huschenbeth, Kollars, Fridman, Ragger, Dragnev)

Damen (mit Elisabeth Pähtz und Alexandra Kosteniuk)


Dass die Damen in diesem Artikel unterrepräsentiert sind, hat übrigens rein mathematische Gründe, denn die Neu-Schweizerin Alexandra Kosteniuk und die deutsche Großmeisterin Elisabeth Pähtz sind die einzigen Spielerinnen, die deutschsprachige Länder vertreten, während wir im Open gleich 11 Spieler am Start haben!

Dafür beginnen wir den Bericht des heutigen Tages aber nach dem Motto "Ladies First":

Damen

WGM Turmunkh Munkhzul - GM Elisabeth Pähtz 0:1

Elisabeths Gegnerin aus der Mongolei ist eine der großen Unbekannten in diesem Turnier. Sie hatte sich bis ins Jahr 2020 stetig verbessert, aber in den sehr wenigen Turnieren, die sie seitdem gespielt hat, trat sie nicht positiv in Erscheinung und auch in ihr Chess.com-Konto hat sie sich seit 2020 nicht mehr eingeloggt. Allerdings hat sie in der ersten Runde IM Nataliya Buksa mit einem wunderschönen erstickten Matt aus dem Turnier geworfen und Elisabeth wird sich deshalb dieses Video von The Big Greek, in dem er diese Partie zeigt, sicher zur Vorbereitung angesehen haben:

Gespielt wurde aber natürlich am Brett und nicht auf YouTube und hier entwickelte sich aus einer ewig langen Theorievariante der Najdorf-Eröffnung heraus eine unglaublich komplizierte Stellung mit Rochaden auf verschiedene Seiten. In einem wilden taktischen Gemetzel, das voller genutzter und ungenutzter taktischen Möglichkeiten steckte, veropferte sich die Mongolin und nach einer großartigen Verteidigungsleistung überlebte Ellis König und der Mehrturm war auf dem Brett geblieben.

Josefine Heinemann hat die Partie ihrer Nationalmannschafts-Kollegin ausführlich analysiert:


Elisabeth Pähtz. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

GM Alexandra Kosteniuk - WIM Yan Tianqi 1:0

Die Nummer 1 der Schweiz, Alexandra Kosteniuk, hatte mit der jungen Chinesin Yan Tianqi ein undankbares Los gezogen. Die 20-jährige Internationale Meisterin der Damen hatte Ende 2017 noch eine Elo von 1900 und sich dann in drei Jahren auf 2200 hochgespielt. Danach wurde sie von der Corona-Pandemie ausgebremst, aber in den vier Turnieren, die sie in diesem Jahr gespielt hat, konnte sie ihr Rating um weitere 100 Punkte verbessern. Wohin hätte ihre Reise wohl geführt, wenn sie durchgehend spielen hätte können?

Die ehemalige Weltmeisterin Aleksandra Kostiniuk war ihr aber definitiv eine Nummer zu groß und die junge Chinesin wurde nach und nach völlig ausgespielt:

Alexandra Kosteniuk. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

1. Viertel

Vincent Keymer - Daniel Dardha 1:0

Der erst 17 Jahre alte Daniel Dardha ist praktisch das belgische Gegenstück zu Vincent Keymer. Er ist nicht nur der jüngste belgische Großmeister alle Zeiten, sondern schaffte auch das Kunststück, im Alter von nur 13 Jahren die belgische Meisterschaft zu gewinnen! Für Vincent ist es auch ein seltenes Gefühl, dass ihm ein jüngerer Spieler gegenüber sitzt und er die Erfahrung auf seiner Seite hat.

Das Aushängeschild des deutschen Schachs erledigte seine Aufgabe dann mit Bravour. Aus einer Reti-Eröffnung heraus nutze er die erste Ungenauigkeit des Belgiers zu einem Bauerngewinn und überspielte seinen jungen Kontrahenten danach nach Strich und Faden. Nach nur 29 Zügen war der Spaß schon wieder vorbei.

"The Big Greek" hat diese Partie für uns ausführlich analysiert:


Vincent Keymer. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Ivan Saric - Rasmus Svane 0.5:0.5

Ivan Saric ist nicht nur die Nummer 1 Kroatiens, sondern auch der Gewinner der Europameisterschaft von 2018 und somit stand Rasmus Svane vor einer riesigen Herausforderung.

Die Partie begann mit dem Zug 1.e4 und obwohl Rasmus erst vor nicht allzu langer Zeit von 1...c5 auf 1...e5 umgestiegen ist, wehrte er dann in einer Italienischen Eröffnung alle Angriffsversuche des Kroaten so gekonnt ab, dass man denken hätte können, er hätte sein ganzes Leben lang noch keine andere Eröffnung gespielt. Die Belohnung dafür war ein Remis mit den schwarzen Figuren und es wäre sogar noch mehr drin gewesen!

Rasmus Svane. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

2. Viertel

David Paravyan - Matthias Blübaum 0.5:0.5

Matthias Blübaum bekam es mit dem Moskauer David Paravyan, dem Sieger des Gibraltar Masters von 2020, der in der ersten Runde den jungen Japaner Thanh Tu Tran ausgeschaltet hatte, zu tun.

Nach einem etwas riskanten Zug geriet Matthias zwar im frühen Mittelspiel etwas in die Defensive, aber letztendlich konnte er mit Schwarz den gewünschten halben Punkt auf sein Habenkonto verbuchen und wird versuchen, morgen den Sack mit den weißen Steinen zuzumachen.

Matthias Blübaum. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

3. Viertel

Alexander Donchenko - Mateusz Bartel 0.5:0.5

Mateusz Bartel ist wohl einer der solidesten und beständigsten Spieler in diesem Turnier. Der 36-jährige Großmeister aus Warschau hatte sich 2007 eine Elo von 2600 erspielt und fiel seitdem nie mehr unter diese magische Zahl.

Wie solide der polnische Großmeister spielt, zeigte sich dann auch in der Partie, die ohne große Höhepunkte verlief. Alexander konnte sich gegen das Abgelehnte Damengambit nie einen echten Vorteil erspielen und so endete die Partie nach 55. Zügen Remis.

Frederik Svane - Ivan Cheparinov 0.5:0.5

Der jüngere der beiden Svane-Brüder musste sich mit der seit Jahren unangefochtenen Nummer 2 Bulgariens beschäftigen und hatte zwar gegen die Russische Verteidigung des Bulgaren auf dem Brett alles im Griff, benötigte dafür aber eine Unmenge an Zeit. Nach 18 Zügen hatte er bereits 2/3 seiner Bedenkzeit verbraucht, während Chaparinov noch fröhlich am Blitzen war und sogar Zeit aufgebaut hatte!


Nach und nach schmolz aber der zeitliche Vorteil des Bulgaren zusammen und auf dem Brett war eh nicht viel los und die logische Konsequenz war ein Remis.

Frederik Svane. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

4. Viertel

Maxime Vachier Lagrave - Valentin Dragnev 0.5:0.5

Der junge Wiener Valentin Dragnev hatte mit dem Blitz-Weltmeister von 2021 und sechzehnten der aktuellen Weltrangliste, Maxime Vachier-Lagrave, das nominell schwerste Los aller deutschsprachigen Teilnehmer gezogen und musste in der ersten Partie auch noch mit Schwarz spielen.

Gegen die Englische Eröffnung des 1.e4 Spezialisten entschied er sich für eine etwas zweifelhafte Variante, die dafür bekannt ist, dass Schwarz nach einem frühen Damentausch eigentlich den Rest der Partie mit einer schlechteren Bauernstruktur um ein Remis kämpfen muss. Letztendlich ist ihm das dann aber auch gelungen. Ein toller Teilerfolg für Dragnev und vielleicht gelingt ihm ja morgen mit den weißen Figuren eine Sensation.

Valentin Dragnev. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Nikita Vitiugov - Daniel Fridman 1:0

Daniel Fridman musste sich mit dem St. Petersburger Nikita Vitiugov, der mit einer Elo von 2720 nach Baku gereist war, auseinandersetzten.

Fridman setzte wie schon am Dienstag auf die russische Verteidigung, aber im Gegensatz zum Dienstag wendete sich das Blatt heute nicht zu seinen Gunsten. Stattdessen geriet nach einer genialen Taktik auf der Verliererstraße und obwohl er sich noch fast 2 Stunden und fast 30 Züge lang wehrte, musste er am Ende eingestehen, dass Vitiugov heute einfach der bessere Spieler war.

Daniel Fridman (rechts) und Nikita Vitiugov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

David Navara - Niclas Huschenbeth 0.5:0.5

Niclas Huschenbeths Gegner David Navara ist der vielleicht stärkste tschechische Spieler aller Zeiten. Er hat bereits neun nationale Titel und somit mehr als jeder andere Spieler in der 114-jährigen Schachgeschichte der Tschechei gewonnen.

Im Mittelspiel nach einer Italienischen Eröffnung geriet der beliebte deutsche Streamer zwar in die Defensive, aber ihm genügte nur ein ungenauer Zug seines Gegners, um die Stellung wieder ausgleichen und ein sicheres Remis erreichen zu können.

Niclas Huschenbeth. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Ruslan Ponomariov - Dmitrij Kollars 0.5:0.5

Dmitrij Kollars bekam es mit Ruslan Ponomariov mit einer echten Schachlegende zu tun, denn der Ukrainer konnte im Jahr 2002, als die Schachwelt in zwei Verbände gespalten war, die Schachweltmeisterschaft der FIDE gewinnen!

Beide Spieler spielten dann eine eigentlich perfekte Partie mit einer unglaublichen Genauigkeit und das logische Ergebnis war ein Remis, über das sich der Bremer aber sicher mehr freuen wird als der Ex-Weltmeister, denn morgen darf Kollars mit Weiß spielen.


Markus Ragger - Javokhir Sindarov 0.5:0.5

Auf Markus Ragger, der sich erst nach seinem gestrigen Sieg im Schnellschach gegen Kareim Wageih für die zweite Runde qualifiziert hatte, wartete mit Javokhir Sindarov eines der scheinbar unzähligen usbekischen Schachtalente, der auch am Gewinn der Goldmedaille bei der letzten Schacholympiade beteiligt war.

Nachdem der junge Usbeke dann einen raffinerten Trick von Ragger rechtzeitig durchschaut und verhindert hatte, steuerte die Partie schnell auf den Remishafen zu, der auch zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach genau 30. Zügen erreicht wurde. Der Österreicher war nach dem anstrengenden gestrigen Tag mit dem Remis sicher zufrieden und sein junger Gegner wird sich über ein Remis mit Schwarz auch nicht ärgern.

Markus Ragger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Jaime Santos Latasa - Georg Meier 0.5:0.5

Zu guter Letzt wollen wir auch Georg Meier nicht vergessen. Der Trierer, der seit einigen Jahren für Uruguay spielt und in der ersten Runde seinen Neu-Landsmann Bernardo Roselli Mailhe souverän besiegt hatte, bekam es heute mit dem 27-jährigen spanischen Großmeister Jaime Santos Latasa zu tun.

Georg entschied sich mit Schwarz für die französische Verteidigung, war auf die Variante des Spaniers bestens vorbereitet und erzielte ein bombensicheres Remis.

Georg Meier. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


Weitere Berichte vom Weltcup

Mehr von Merlin2017
Elli Pähtz wirft Weltmeisterin Ju Wenjun aus dem Weltcup - Keymer verliert gegen Carlsen

Elli Pähtz wirft Weltmeisterin Ju Wenjun aus dem Weltcup - Keymer verliert gegen Carlsen

Carlsen revanchiert sich an Keymer - Jetzt fällt die Entscheidung im Tiebreak

Carlsen revanchiert sich an Keymer - Jetzt fällt die Entscheidung im Tiebreak