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Die neun Leben des Felix Blohberger beim FIDE Weltcup gingen zu Ende
Markus Ragger (rechts) konnte seinen Tiebreak gewinnen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Die neun Leben des Felix Blohberger beim FIDE Weltcup gingen zu Ende

Merlin2017
| 2 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Beim FIDE Weltcup 2023 in Baku standen heute die Tiebreaks der ersten Runde auf dem Programm.

Nachdem sich alle 5 deutschen Vertreter und der Österreicher Valentin Dragnev bereits in den beiden klassischen Partien für die zweite Runde qualifiziert hatten, musste heute aus deutschsprachiger Sicht nur die beiden Österreicher Markus Ragger und Felix Blohberger nachsitzen.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden über die deutschsprachigen Chess24-Kanäle auf Twitch und Youtube, mit fachmännischen Kommentaren verschiedener deutscher Schachlegenden.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Dienstag:
Kommentator: GM Ilja Zaragatski

Der FIDE Weltcup 2023 wird in einem K.-o.-Format gespielt im Match-Modus gespielt. Es gibt also einen Turnierbaum, wie man ihn aus Wimbledon oder der K.-o.-Phase einer Fußball-WM kennt und mit jedem Sieg kommt man dem Finale einen Schritt näher.

Die einzelnen Duelle gehen aber nicht wie im Tennis oder im Fußball über ein Spiel, sondern über 2 Partien, die an 2 aufeinanderfolgenden Tagen gespielt werden. Und wenn ein Match nach 2 Partien Unentschieden steht, entscheidet ein Tiebreak am dritten Tag über das Weiterkommen.

Markus Ragger - Kareim Wageih

Felix Blohberger - Dimitrios Mastrovasilis

Markus Ragger - Kareim Wageih 1.5 : 0.5

Markus Ragger hatte beide Partien gegen den 31 Jahre alten internationalen Meister Kareim Wageih aus Ägypten Remis gespielt. Die beiden Partien hätten aber nicht unterschiedlicher sein können. Mit Weiß startete Wageih einen furiosen Angriff und setzte Ragger unter Druck wo er nur konnte und mit Schwarz rührte er eine Betonabwehr, gegen die der Grazer kein Durchkommen fand, an.

Heute hatte aber Markus in der ersten Partie die weißen Steine und er setzte auf eine völlig neue Taktik. Aus einem Damengambit heraus strebte er konsequent ein Endspiel an und dort ließ er dem Ägypter überhaupt keine Chance. Nach nur 37. Zügen war die Partie entschieden.

Markus Ragger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

In der zweiten Partie musste Ragger mit Schwarz nur noch Remis erreichen, um seinen Arbeitstag erfolgreich zu beenden, aber jetzt war er an der Reihe, im Endspiel schwer unter Beschuss zu geraten. Nachdem er dann sein ganzes Können aufgeboten hatte, konnte er aber all seine Probleme lösen, die Partie Remis halten und in die zweite Runde einziehen.

In der zweiten Runde, die morgen am Mittwoch, dem 2. August um 13:00 Uhr beginnt, trifft Markus Ragger auf den usbekischen Großmeister Javokhir Sindarov.

Felix Blohberger - Dimitrios Mastrovasilis 2:4

Das klassische Duell zwischen Felix Blohberger und dem griechischen Großmeister Dimitrios Mastrovasilis verlief völlig anders als das Duell zwischen Ragger und Wageih. Die erste Partie warf Blohberger in einer vorteilhaften Stellung praktisch einzügig aus dem Fenster und in der zweiten Partie unterlief dem Griechen ein Fehler, nach dem der Bewertungsbalken der Engine von 0.00 auf Minus eine Million sprang.

Das Ergebnis was aber dasselbe wie bei Ragger gegen Wageih: Nach 2 Partien stand es 1:1 und die beiden mussten heute erneut den Turniersaal aufsuchen.

Das Duell begann dann praktisch mit einem Worst-Case-Szenario, denn Felix wurde mit den schwarzen Steinen einfach völlig überspielt:

Blohberger stand also genau wie in der zweiten klassischen Partie mit dem Rücken zur Wand und musste erneut mit Weiß gewinnen. Aus einer Maroczy Struktur heraus erspielte er sich zwar einen kleinen Vorteil, aber diesen konnte er nie ausbauen. Als alles nach einem Remis und damit nach einem Ausscheiden aussah, entschied sich Felix noch für ein letztes Verzweiflungsopfer und erreicht damit ein Endspiel mit 3 Bauern gegen Springer und 2 Bauern. In Zeitnot fand Mastrovasilis dann den einzigen Verlustzug und Blohberger hatte sich erneut gerettet.

Felix Blohberger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Es standen also zwei Partien mit einer Bedenkzeit von 10+10 auf dem Programm und wie schon in der ersten klassischen Partie erspielte sich Felix mit Schwarz eine sehr komfortable Stellung. Gerade als Kommentator Ilja Zaragatski davon träumte, dass Felix mit Schwarz gewinnen und anschließend mit Weiß zu einem lockeren Remis cruisen würde, glitt ihm aber nach einer ganzen Serie sehr starker Züge seines Gegners die Stellung völlig aus den Händen. Die Engine schwenkte von Vorteil Schwarz über Ausgleich zuerst zu Vorteil Weiß und dann auf absolut gewonnen für Weiß.


Blohberger stand jetzt auch in seiner dritten Partie mit Weiß unter Zugzwang und gleich zu Beginn kam es zu einer echten Kuriosität. Felix verwechselte die Eröffnungsvarianten und stellte bereits nach 5 Zügen eine Figur ein! Da sein Gegner aber wohl einfach nicht damit gerechnet hatte, dass er so früh eine Figur gewinnen kann, kam der Österreicher mit seinem "Bluff" davon und die Partie ging weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Felix konnte sich aber nie einen Vorteil erspielen und als er gegen Ende der Partie gezwungen war, sich mit der Brechstange Siegchancen zu verschaffen, ging der Schuss nach hinten los und Blohberger muss als erster Spieler aus einem deutschsprachigen Land die Heimreise antreten.

Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


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