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Alle deutschen Spieler stehen beim FIDE Weltcup in der zweiten Runde
Niclas Huschenbeth. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

Alle deutschen Spieler stehen beim FIDE Weltcup in der zweiten Runde

Merlin2017
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Seit gestern läuft in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku der FIDE Weltcup 2023 und heute standen die zweiten Partien der ersten Runde auf dem Programm. Das Turnier wird ja in einem K.-o.-Modus im Match-Format gespielt. Jedes Match besteht aus 2 Partien und wenn es danach Unentschieden steht, entscheidet ein Tiebreak im Schnellschach über das Weiterkommen. 

Für die deutschen Spieler war die erste Runde ein voller Erfolg. Alle 5 Spieler stehen bereits nach den beiden klassischen Partien in der zweiten Runde. Bei den Österreichern schaffte dies lediglich Valentin Dragnev. Felix Blohberger und Markus Ragger müssen morgen in den Tiebreaks nachsitzen.

Die Tiebreaks der ersten Runde FIDE Weltcups 2023 beginnen morgen, am Dienstag, dem 1. August, um 13:00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:

Wir übertragen alle Runden über die deutschsprachigen Chess24-Kanäle auf Twitch und Youtube, mit fachmännischen Kommentaren verschiedener deutscher Schachlegenden.

Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Und hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Montag:
Kommentator: GM Ilja Zaragatski

    Aufgrund des für den Schachsport ungewöhnlichen Formats haben wir wie in Wimbledon oder bei einer Fußball-WM einen klassischen Turnierbaum und den sehen wir uns einfach von oben nach unten an:

    Erstes Viertel (mit Carlsen, Keymer, Rasmus Svane)

    Zweites Viertel (mit Nepo, Giri, Grischuk, Blohberger, Blübaum)

    Drittes Viertel (mit Caruana, So, Donchenko, Frederik Svane)

    Viertes Viertel (mit Nakamura, Meier, Huschenbeth, Kollars, Fridman, Ragger, Dragnev)

    Damen

    1. Viertel:

    Die bekanntesten und interessantesten Namen im obersten Viertel des Turnierbaums sind sicher die Nummer 1 der Welt, Magnus Carlsen, und die Nummer 1 Deutschlands, Vincent Keymer. Neben den beiden Superstars, die erst in der zweiten Runde in den Weltcup einsteigen, befindet sich auch Rasmus Svane in diesem Viertel und der musste erst die Hürde Prin Laohiwlrapap überwinden, um in die zweite Runde einzuziehen.

    Prin Laohiwlrapap - Rasmus Svane

    Die Ausgangslage - Svane hatte die erste Partie gewonnen und die zweite Partie ist am Laufen

     

    Rasmus Svane hatte sich gestern die angenehme Ausgangslage erspielt, dass er mit einem Remis in die zweite Runde einziehen kann. Er war aber sicherlich gewarnt, denn sein junger Gegner aus Thailand konnte kürzlich in einem Turnier alle seine 5 Partien mit Weiß gewinnen. Die ersten 10 Züge gegen das Mittelgambit hatte Rasmus noch auf seiner Festplatte gespeichert, aber danach begann er gehörig Zeit zu verbrennen, während Prin Laohiwlrapap seine Züge bis zum 16. Zug munter herausblitzte und sich einen beträchtlichen Vorteil auf der Uhr erspielte. Als Rasmus seine Dame gegen Turm und Figur opfern musste, hätte man Angst bekommen können, aber die Engine gab Weiß zu keinem Zeitpunkt der Partie einen echten Vorteil und am Ende erzielte Rasmus ein souveränes Remis.

    Prin Laohiwlrapap - Rasmus Svane 0.5:0.5

    2. Viertel 

    In der unteren Hälfte des oberen Tableaus kämpft der Österreicher Felix Blohberger um die Chance, im späteren Turnierverlauf gegen Matthias Blübaum, Anish Giri, Alexander Grischuk oder Ian Nepomniachtchi spielen zu können.

    Felix Blohberger - Dimitrios Mastrovasilis


    Felix Blohberger war der einzige deutschsprachige Spieler, der gestern verloren hatte und deshalb heute mit dem Rücken zur Wand stand. Gestern hatte Felix die Partie in einer vorteilhaften Stellung praktisch einzügig eingestellt. Heute hingegen profitierte er in einer absolut ausgeglichenen Stellung von einem Fehler des griechischen Großmeisters und konnte einen Tiebreak erzwingen.

    Felix Blohberger - Dimitrios Mastrovasilis 1:0

    Felix Blohberger. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

    3. Viertel

    Kommen wir zur zweiten Hälfte des Turnierbaums. Im oberen Viertel stehen Alexander Donchenko, Fabiano Caruana und Wesley So nach einem Freilos bereits in der zweiten Runde und Frederik Svane hatte nach seinem gestrigen Remis mit den schwarzen Steinen, heute sehr gute Chancen, in die zweite Runde einzuziehen.

    Frederik Svane - Jun Hyeok Lee


    Frederik erspielte sich auf dem Brett eine angenehme Stellung und auf der Uhr einen immer größer werdenden Vorteil. Nachdem dann der Südkoreaner 4 Minuten über den Zug 27.Kh7 und weitere 3 Minuten über 29.Tfe7 nachgedacht hatte, musste er praktisch 10 Züge lang in einer sehr schwierigen Stellung auf seinem Inkrement spielen und dabei unterlief ihm der entscheidende Fehler. Er versuchte zwar noch einige Tricks und die Stellung zu verkomplizieren, aber sein König stand einfach zu unsicher und es war nur Frederik, der eine ernsthafte Drohung nach der anderen aufstellen konnte und dadurch in die zweite Runde einzog.

    Frederik Svane - Jun Hyeok Lee 1:0

    Frederik Svane. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

    4. Viertel

    Im untersten Viertel haben wir mit Markus Ragger, Valentin Dragnev, Dmitrji Kollars, Daniel Fridman, Niclas Huschenbeth und dem für Uruguay spielenden Trierer Georg Meier eine ganze Armada an deutschsprachigen Spielern am Start und alle hoffen natürlich auf ein Duell mit Hikaru Nakamura im weiteren Turnierverlauf.

    Fy Antenaina Rakotomaharo - Niclas Huschenbeth


    Niclas Huschenbeth benötigte gegen Fy Antenaina Rakotomaharo aus Madagaskar nur ein Remis zum Weiterkommen und das sicherte er sich mit den schwarzen Steinen absolut problemlos. Einmal hätte er sogar die Chance auf den Sieg gehabt, aber warum soll man ein Risiko eingehen, wenn ein Remis doch für den Einzug in die zweite Runde völlig reicht?

    Fy Antenaina Rakotomaharo - Niclas Huschenbeth 0.5:0.5


    Niclas Huschenbeth. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

    Bernardo Roselli Mailhe - Georg Meier


    Georg Meier ließ nach seinem gestrigen Sieg überhaupt nichts anbrennen und trieb seinen Neu-Landsmann Bernardo Roselli Mailhe sicher in den Wahnsinn, weil er konsequent jede weiße Figur, die sich über die dritte Reihe hinauswagte, vom Brett nahm. Das Ergebnis war ein für beide Spieler ungewinnbares Turmendspiel und für Georg der Einzug in die zweite Runde.

    Bernardo Roselli Mailhe - Georg Meier 0.5:0.5

    Georg Meier. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

    Markus Ragger - Kareim Wageih


    Markus Ragger hätte nach seinem gestrigen Remis mit Schwarz heute mit einem Sieg mit Weiß direkt in die zweite Runde einziehen können. Sein Gegner, der Markus gestern vielleicht noch mit seiner extrem aggressiven Spielweise etwas überrascht hatte, entschied sich heute gegen das Damengambit des Österreichers für die ultrasolide Slawische Verteidigung und konnte die Stellung trotz eines vorübergehenden Minusbauern jederzeit ausgeglichen halten. Nachdem Ragger den Mehrbauern verloren hatte, stimmte er dem Remis zu und somit geht auch dieses Duell in die Verlängerung.

    Markus Ragger - Kareim Wageih 0.5 - 0.5

    Ori Kobo - Valentin Dragnev


    Um ein Haar hätten alle drei Österreicher morgen in den Tiebreak gemusst, denn Valentin Dragnev stand in seiner Partie gegen den Japaner Ori Kobo gefühlte 100 Züge lang auf Verlust. Nach 160(!) Zügen könnte sich der Wiener aber dann doch ein Remis ergaunern und darf sich morgen von dem faszinierenden Überlebenskampf erholen.

    Ori Kobo - Valentin Dragnev 0.5:0.5

    Enamul Hossein - Dmitrij Kollars

    Dmitrij Kollars benötigte nach seinem gestrigen Sieg nur ein Remis zum Weiterkommen und er tat das, was alle Großmeister so perfekt beherrschen. Er ließ Schwarz einfach 69. Züge lang keine Chance auf ein Vorteil und als klar war, dass er auch den letzten weißen Bauern schlagen würde, willigte sein Gegner aus Bangladesch in ein Remis ein.

    Enamul Hossein - Dmitrij Kollars 0.5:0.5

    Dmitrij Kollars. Foto: Maria Emelianova/Chess.com

    Stamatis Kourkoulos-Arditis - Daniel Fridman


    Gestern konnte sich Daniel Fridman mit Weiß keine echten Gewinnchancen erspielen und damit war sein Match gegen den jungen Internationalen Meister aus Griechenland völlig offen. Daniel setzte wie so oft auf die russische Verteidigung und erspielte sich zuerst eine angenehme Stellung, dann einen Vorteil und schließlich nutzte er einen Fehler seines Gegners gekonnt aus und hatte eine komplette Gewinnstellung, die er sicher nach Hause brachte und damit stehen alle deutschen Spieler in der zweiten Runde.

    Stamatis Kourkoulos-Arditis - Daniel Fridman 0:1



    FIDE Damen Weltcup 2023

    Bei den Damen sind 103 Spielerinnen am Start, aber leider haben nur 2 Spielerinnen aus deutschsprachigen Verbänden den Weg nach Aserbaidschan gefunden. Neben Elli Pähtz versucht die Neu-Schweizerin Alexandra Kosteniuk ihren Titel von 2021 zu verteidigen. Beide haben aber in der ersten Runde ein Freilos und deshalb werden wir uns mit dem Damenturnier erst beschäftigen, wenn die beiden auch spielen.


    Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


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