News
Lokalmatador Abasov, Carlsen und Caruana stehen im Halbfinale - Goryachkina im Finale
Nijat Abasov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Lokalmatador Abasov, Carlsen und Caruana stehen im Halbfinale - Goryachkina im Finale

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Magnus Carlsen erzielte gegen Dommaraju Gukesh das benötigte Remis und Nijat Abasov und Fabiano Caruana folgten dem Norweger durch Siege über Vidit Gujrathi und Leinier Dominguez ins Halbfinale des FIDE Weltcup 2023. Der vierte Halbfinalist wird erst im rein indischen Tiebreak zwischen Praggnanandhaa Rameshbabu und Arjun Erigaisi ermittelt. 

Bei den Damen sicherte sich Aleksandra Goryachkina durch ein Remis gegen Tan Zhongyi einen Platz im Finale des FIDE Damen-Weltcup 2023. Ihre Finalgegnerin wird im Stichkampf zwischen Nurgyul Salimova und Anna Muzychuk ausgespielt.

Diese Stichkämpfe beginnen heute, am Donnerstag, dem 17. August, um 13:00 Uhr.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen alle Runden des Weltcups auf den englischsprachigen Chess24-Kanälen auf Twitch und Youtube.
Alle Partien des gesamten Turniers findet Ihr auf unseren Eventseiten für das Open und die Damen. Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung vom Mittwoch.
Kommentatoren: David Howell und Peter Leko.

Zu Beginn der heutigen Runde präsentierte Kommentator Howell eine interessante Statistik: "Bisher hat Schwarz in diesem Turnier nur 20% der Partien gewonnen." Dies war keine ermutigende Tatsache für Gukesh, Praggnanandhaa und Tan, die gestern mit Weiß verloren hatten und heute mit Schwarz gewinnen mussten. Hinzu kam die Stärke ihrer jeweiligen Gegner.

Kommentator Leko hatte für diese drei Spieler einen Plan entwickelt: "Wenn Schwarz eine Art zweischneidiges, komplexes Mittelspiel bekommt und eine lange Partie spielen kann, weiß man nie, was passiert."

Die Spieler schienen Lekos Ratschlag gehört zu haben, denn nach vier Stunden intensiven Kampfschach, waren all diese Spieler, die einen Sieg mit Schwarz benötigten, noch im Rennen und den Fans wurde ein Tag voller intensiver Schachpartien beschert.

Open

Da Carlsen und Arjun mit den weißen Figuren nur ein Remis benötigten, machten sie ihre Absichten für den Tag deutlich, als sie die Alapin-Variante gegen die sizilianische Verteidigung wählten, woraufhin Leko amüsiert bemerkte: "Der c3-Sizilianer c3: ein sehr nerviger Aufbau, wenn man mit den schwarzen Figuren gewinnen will!"

Aber als die Dinge dann aber in der vierten Stunde chaotisch wurden, hatten wir eine weitere Expertenmeinung zu den Entscheidungen von Weiß:

Im Gegensatz dazu waren die beiden anderen Partien zwischen Caruana und Dominguez und Abasov und Vidit vollwertige Kämpfe, bei denen keiner der Kontrahenten die Partie schnell beenden wollte, um einen Tiebreak zu erzwingen – keine unbekannte Taktik bei K.-o.-Turnieren.

In jedem Multi-Game-Match zwischen zwei Spielern hat derjenige, der in einer Partie eine schwierige Stellung verteidigt hat, in der nächsten Partie einen psychologischen Vorteil und mehr Selbstvertrauen als derjenige, der eine Kugel verschossen hat. Dies war im Spiel von Caruana und Abasov deutlich zu erkennen. Caruana setzte seinen Landsmann Dominguez über längere Zeit unter Druck und konnte sich dafür, als sein Landsmann in Zeitnot geriet, belohnen. Und auch Abasov erhöhte stetig den Druck auf Vidit, bis dieser unter dem Druck zusammenbrach.

Carlsen-Gukesh

Gukesh stand vor einer der schwierigsten Aufgaben, die es im Schach geben kann: Carlsen in einer entscheidenden Partie mit Schwarz zu besiegen. Darauf wurde auch auf Twitter hingewiesen:

Dann war es aber doch Carlsen, der einige schwierige Entscheidungen treffen musste, nachdem er das Mittelspiel etwas nachlässig gehandhabt hatte:

Carlsen nannte seinen Zug 18.Lb5 einen "kranken Zug" und einen "Fehler" und verriet, dass er ursprünglich nach 18...Db6 den Zug 19.Da4 beabsichtigt hatte, aber dann sah, dass Schwarz mit 19...Sxd4 einen Bauern gewinnt.

Man muss aber auch sagen, dass Gukesh einen entschlossenen Kampf führte und enormen Druck auf Carlsen ausgeübt hat. Nachdem der Zug 21...Td5 auf dem Brett war, gestand Carlsen: "Mir gefiel meine Stellung überhaupt nicht."

Im 25. Zug hatte Carlsen nur noch neun Minuten Zeit, um die Zeitkontrolle zu erreichen und er stand definitiv unter Druck. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Gukesh ernsthafte Chancen hatte, einen der härtesten Kämpfe seines Lebens zu gewinnen und das sorgte auch bei den Zuschauern für Aufregung:

Carlsen kämpfte jedoch beharrlich weiter und mit dem Zug 33.a5 spielte er ein wahres defensives Juwel.

The Big Greek hat sich diese Partie ebenfalls angesehen und erklärt uns die Geheimnisse dieser Partie und des Zuges 33.a5:

Als er diesen Zug gespielt und Schwarz damit in ein Endspiel mit Turm + Springer gegen Turm + Läufer gezwungen hatte, waren die Kommentatoren voll des Lobes über sein Spiel.

Leko bezeichnete den Zug 33.a5 als Zug eines Genies und Howell sagte: "Ich weiß nicht, wie Magnus das macht, aber seine Figuren scheinen immer auf guten Feldern zu landen. Ich weiß nicht, ob es Glück, Zufall oder Geschick ist, aber jedes Mal, wenn ich Magnus sehe, sorgt er für so viel Harmonie!"

Whenever I see Magnus, he makes so much harmony!

—David Howell

Auch Carlsen fand, dass der Zug 33.a5 der Schlüssel zum Einzug ins Halbfinale war. Er sagte: "Ich kann nicht genug betonen, wie groß der Zug war. Er hat eine ziemlich eiserne Festung errichtet."

Magnus Carlsen. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Nach der Partie besuchte Carlsen die Live-Übertragung und erklärte kategorisch, dass er kein Interesse daran habe, nächstes Jahr am Kandidatenturnier teilzunehmen, was bedeutet, dass alle Halbfinalisten dieses Weltcups einen Startplatz für das Kandidatenturnier 2024 erhalten.

Abasov-Vidit

Abasov kam erneut eine Minute zu spät ans Brett und bekam den vertrauten Anblick von Vidit zu sehen, der nach dem Start der Uhren mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen am Brett meditierte.

Doch als die Partie begann, erwies sich die ganze Partie als eine einzige Abasov-Show. Bereits aus der Eröffnung konnte er einen Vorteil herausholen und danach zeigte er eine nahezu makellose Darbietung dynamischen Schachs:

Leko war für Abasovs Spiel im Mittelspiel voll des Lobes: "Ich kann ihn im Moment gar nicht genug loben. Er hat eine Stellung erreicht, in der er so einfache, natürliche Züge spielen kann und er spielt sie so schnell. Es ist die wichtigste Partie seines Lebens, in der es um den Einzug ins Halbfinale des Weltcups geht und er spielt im Grunde genommen Blitz!"

Nijat Abasov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Abasovs Spiel wurde auch von seinem Gegner im Halbfinale, Magnus Carlsen, gelobt: "Er spielt ein fantastisches Turnier! Das Selbstvertrauen, mit dem er spielt, ist erstaunlich und das Niveau der Gegner, die er ausgeschaltet hat, ist sehr beeindruckend."

He is having a fantastic tournament! The confidence with which he plays is astounding

—Magnus Carlsen

Abasov besuchte nach der Partie die Live-Übertragung und zeigte sich natürlich mit seinem bisherigen Turnierverlauf sehr zufrieden:

Nachdem er jetzt bereits 5 höher bewertete Gegner eliminiert hatte, steht für den Lokalmatadoren eine Turnierleistung von 2793 zu Buche:

 Arjun-Praggnanandhaa

Angekündigt als "Match zwischen Freunden", hatten wir schon früh den Beweis, dass die Protagonisten nach einer ereignisreichen ersten Partie, in der Arjun triumphierte, immer noch Freunde waren. Die indonesische IM Irene Sukandar traf beide Spieler, als sie in Baku vor Beginn des Viertelfinales einen gemeinsamen Spaziergang machten und unglaublicherweise traf sie die beiden auch nach der ersten Partie:

Ein interessantes Stück verborgener Geschichte wurde enthüllt, als Howell eine bisher unbekannte Geschichte über die Eröffnung der Partie zwischen Arjun und Praggnanandhaa erzählte:

Weiß begann mit der Alapin-Variante der sizilianischen Verteidigung und schien stetig auf die gewünschte Parität zuzusteuern, als Praggnanandhaas König plötzlich beschloss, einen Spaziergang in Richtung Zentrum zu machen:

Danach genügte ein flüchtiger Blick auf die Stellung, um festzustellen, dass Arjun in Schwierigkeiten steckte. Diese interessante Partie ist unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao hat sie für uns kommentiert:



Praggnanandhaas Leistung, mit den schwarzen Figuren auf Abruf zu gewinnen, erntete ihm großes Lob:

Caruana-Dominguez

Nachdem er in der ersten Partie am Rande einer Niederlage gestanden war, spielte Caruana die ganze Partie über konstant und übte stetigen Druck auf seinen Gegner aus. Obwohl die Stellung von Schwarz solide aussah, behaupteten die Kommentatoren, dass Caruana aufgrund der strukturellen Schwäche auf d5 immer in der Lage sein würde, den Vorteil zu nutzen. Howell meinte: "Psychologisch … etwas unangenehm für Dominguez."

Obwohl es keine fehlerfreie Partie war, wurde Caruana für sein konstantes Spiel belohnt, als Dominguez kurz vor der Zeitkontrolle ein Fehler unterlief:

Nach der Partie gestand Caruana: "Ich bin wirklich erschöpft. Es war eine wirklich schwere Partie. Ich hatte nicht damit gerechnet, sie gewinnen zu können – nach der Eröffnung hatte ich eigentlich nichts."

Es ist bemerkenswert, dass sich Caruana erschöpft fühlte, obwohl er bislang insgesamt nur zehn klassische Partien und zwei Schnellschach-Partien bestritten hat: "Ich schätze, ich spiele gut, aber ich fühle mich ziemlich müde. Das ist ein ziemlich anstrengendes Turnier ... Zwischen den letzten vier Spielern wird es wahrscheinlich auf die Nerven und den Erschöpfungsgrad ankommen.

Between the final four players, it will probably come down to nerves and tiredness

—Caruana

Der Turnierbaum

Alle Partien - Viertelfinale - 2. Tag

Damen

Es wurde erwartet, dass Tan ihr Bestes geben würde, um mit den schwarzen Figuren eine spielbare Stellung zu bekommen und Druck auf Goryachkina, die nach ihrem gestrigen Sieg nur ein Remis benötigte, auszuüben und Salimova und Muzychuk nach dem gestrigen Remis etwas vorsichtiger zu Werke gehen würden. Beide Partien verliefen wie erwartet.

Salimova-Muzychuk

Eine interessante Tatsache, die für Salimova sprach, war, dass sie in ihren bisherigen sieben Partien mit Weiß (einschließlich Tiebreaks) unglaubliche sechseinhalb Punkte erzielt hat. Dies, gepaart mit ihrer guten Vorbereitung auf die Partie, gab den ersten Ton an. Salimova spielte souverän ein Bauernopfer und bekam ihren dringend benötigten Durchbruch, als Muzychuk mit 20...Ld6 ein unscheinbarer Fehler unterlief:

Nurgyul Salimova. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Goryachkina-Tan

Goryachkina schien am Anfang etwas zu geradlinig auf ein Remis zu spielen, was von den Kommentatoren kritisiert wurde. Nachdem sich Goryachkina für den Zug 7.Lg5 anstelle des beliebten 7.f4 entschieden hatte, meinte Leko: "Ich bin mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden. ... Den Kampf für einen Vorteil einfach so aufzugeben ... um Damen zu tauschen ... das ist nicht ihr Stil ... das ist eine ziemlich riskante Strategie.

Nachdem sie die Damen dann früh getauscht hatte, schien Goryachkina bestrebt zu sein, noch mehr Figuren zu tauschen:

Als Weiß mit 12.Lh3 das verbleibende Läuferpaar tauschen wollte, bekam Schwarz aufgrund der flexibleren Bauernstruktur einen leichten Vorteil und Tan versuchte, im darauffolgenden Endspiel einen Vorteil herauszupressen. Der kleine Vorteil blieb aber immer das, was er war: Ein kleiner Vorteil.

Tan Zhongyi. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der Turnierbaum - Damenturnier


Alle Partien - Damen-Halbfinale - 2. Tag

Am Donnerstag bekommen wir die Stichkämpfe Arjun-Praggnanandhaa und Muzychuk-Salimova zu sehen.


Der FIDE Weltcup 2023 ist ein K.-o.-Turnier im Matchformat. Jedes Match besteht aus zwei klassischen Partien und sollte es danach Unentschieden stehen, entscheidet ein Schnellschach-Tiebreak über das Weiterkommen. Der Damen-Weltcup läuft bis zum 21. August und das Open bis zum 24. August. Insgesamt gibt es in Baku 2.5 Millionen US-Dollar zu gewinnen.


Weitere Berichte vom Weltcup

Mehr von IM VSaravanan
Aronian, Carlsen und Keymer qualifizieren sich für das CCT-Finale

Aronian, Carlsen und Keymer qualifizieren sich für das CCT-Finale

Carlsen und Firouzja im Siegerfinale der D-I; Keymer im Siegerhalbfinale der D-III

Carlsen und Firouzja im Siegerfinale der D-I; Keymer im Siegerhalbfinale der D-III