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Tata Steel Runde 7: Carlsen übernimmt die alleinige Tabellenführung
Anish Giri wartete heute vergeblich auf seinen Gegner. Foto: Tata Steel Chess.

Tata Steel Runde 7: Carlsen übernimmt die alleinige Tabellenführung

PeterDoggers
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Magnus Carlsen konnte seine zweite Partie in Folge gewinnen und ist nun nach sieben Runden alleiniger Tabellenführer beim Tata Steel Turnier 2022. Der Weltmeister besiegte Praggnanandhaa R. mit den schwarzen Figuren.

Daniil Dubov verlor seine Partie gegen Anish Giri kampflos, da sich der Russe weigerte, mit einer Maske zu spielen. Die Organisatoren hatten ihn dazu aufgefordert, nachdem jemand in seinem engeren Kreis positiv auf Covid-19 getestet worden war.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger
Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live und hier könnt Ihr Euch die Aufzeichnung der englischsprachigen Übertragung der 7. Runde ansehen:

Im vergangenen Jahr gelang es den Organisatoren, das Turnier in Wijk aan Zee mitten in der Pandemie ohne Probleme durchzuführen. Aus heutiger Sicht erscheint das wie ein kleines Wunder. In diesem Jahr, in dem die hochansteckende Omikron-Variante wütet, war dies schlichtweg unmöglich.

Nach den beiden Corona-Fällen am Vormittag vor der dritten Runde, als zwei Sekundanten (Trainer) von Spielern positiv getestet wurden, gab es am Samstagvormittag einen weiteren Fall: Ein Mitglied von Dubovs Team. In Erwartung eines PCR-Testergebnisses für Dubov forderten die Organisatoren den Russen auf, während der Partie eine Maske zu tragen, obwohl die allgemeine Regel beim Turnier lautet, dass Gesichtsmasken überall, außer am Brett, obligatorisch sind. Dubov lehnte dies ab und nannte das "eine Grundsatzfrage". Als er eine halbe Stunde nach Beginn der Runde noch nicht am Brett eingetroffen war, wurde die Partie für Giri als gewonnen erklärt.

Wenig überraschend wurde die ganze Situation in den sozialen Medien ausgiebig diskutiert. Eine Frage war, ob den Spielern vorher mitgeteilt wurde, dass nach einem Kontakt zu einer positive getesteten Person die Maske auch am Brett eine Notwendigkeit wäre. Ein weiterer interessanter Vorschlag war, dass die Organisatoren die Dubov-Giri-Partie doch auf den nächsten Ruhetag hätten verschieben können.

Sergey Karjakin, der Dubov noch vor kurzem dafür kritisiert hatte, dass er Carlsen bei der Weltmeisterschaft geholfen hatte, sprang seinem Landsmann diesmal zur Seite und twitterte nach der Beendigung seiner eigenen Partie:

Robert Moens, der Pressesprecher des Turniers, sagte zu Chess.com: "Nein. Diese spezielle Situation wurde vorher nicht besprochen. Allerdings enthält der Vertrag der Spieler eine Klausel, dass die Organisatoren in unerwarteten Situationen die notwendigen Maßnahmen ergreifen können. Da es der Turnierarzt für nicht ratsam hielt, dass Dubov ohne Gesichtsmaske spielt, haben wir als Organisatoren dies Dubov mitgeteilt. Er hat unsere Entscheidung voll und ganz verstanden, aber entschieden, die Partie aus Prinzip nicht zu spielen. Wir haben nicht erwägt, die Partie zu verschieben, denn Dubov hätte ja heute, wenn auch mit Gesichtsmaske, spielen können. Es war seine Entscheidung, nicht zu spielen."

Derzeit sieht es so aus, dass Dubov das Turnier ohne Gesichtsmaske weiterspielen kann, falls die Ergebnisse seiner letzten PCR- und Antigentests negativ ausfallen. Sollte der Test aber positiv ausfallen, muss er das Turnier verlassen und da die Halbzeit des Turniers noch nicht erreicht war, würden all seine bisherigen Ergebnisse gestrichen werden.

Tata Steel Chess round 7 2022
Runde 7 in Aktion. Außer der Partie Giri-Dubov. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Neben Giris kampflosen Sieg gab es in der siebten Runde drei weitere Siege. Der wichtigste war Carlsens Sieg gegen Praggnanandhaa, durch den der Norweger alleiniger Tabellenführer wurde.

Abgesehen von zwei Online-Partien hatten die beiden noch nie gegeneinander gespielt. Interessanterweise versuchte Carlsen das Angenommene Damengambit (heutzutage nicht die häufigste Verteidigung gegen 1.d4) und kam ohne Probleme aus der Eröffnung. Als Praggnanandhaa den suboptimalen Plan fasste, seine Dame an den Königsflügel zu manövrieren, bekam der Weltmeister zunächst einen Vorteil und kurz darauf eine Gewinnstellung.

Im Interview nach der Partie widersprach Carlsen der Aussage, dass es ein reibungsloser Sieg war. "Ich glaube, ich habe es gegen Ende wirklich vermasselt, zumindest praktisch. Ich meine, ich habe dieses Sg7-Zeug zugelassen. Aber vielleicht war das nur ein Moment. Ich hatte Mühe, einen Weg zu finden, um mich richtig zu konsolidieren und ich muss zugeben, dass ich es auch nicht wirklich geschafft habe. Ich habe ihm da einfach viel zu viele Konterchancen gegeben.

Für Jorden van Foreest läuft das Turnier zwar nicht so gut wie im letzten Jahr, aber 50% zur Halbzeit sind sicherlich auch nicht schlecht. Heute besiegte der Titelverteidiger Vidit Gujrathi, was auch bedeutet, dass der Holländer bislang nur eine einzige Partie Remis gespielt hat.

"Das Turnier kommt mir wie eine Achterbahnfahrt vor. Ich dachte, ich wäre ein bisschen erwachsener und etwas solider geworden, aber das scheint einfach nicht zu stimmen", sagte er in seinem Interview. "Ich habe drei Partien verloren und drei Partien gewonnen. Heute wollte ich solide spielen, ich wollte nichts Verrücktes machen und riskieren, eine dritte Partie in Folge zu verlieren, aber dann wurde die Stellung doch wieder chaotisch, obwohl das absolut nicht geplant war. Zug Glück hat es ein gutes Ende genommen."

Fabiano Caruana verbesserte seine Bilanz gegen Jan-Krzysztof Duda auf 3:0 (neben 3 Remis). Wie der Amerikaner aber selbst erklärte, war das alles andere als einfach:

"Das war keine gute Partie, da bin ich mir sicher. Meine Stellung war die ganze Partie über sehr komfortabel und irgendwann stand ich klar auf Gewinn, aber dann lief im Vorfeld vor dem 40. Zug etwas schief. Ich bin mir sicher, dass ich da etwas viel Besseres hatte. Ich weiß aber nicht genau, was. Jetzt ist alles ein bisschen verschwommen, aber ich bin mir sicher, dass er die Stellung nach dem 40. Zug nicht verlieren musste. Was mich am meisten beunruhigt hatte, war, dass mein König ständig in einem Mattnetz war."

Caruana gab in seinem Interview nach der Partie auch bekannt, dass sein Trainer GM Vladimir Chuchelov zu Beginn des Turniers positiv auf Covid getestet worden war und seitdem isoliert ist. Jetzt ist also auch bekannt, wer neben Praggnanandhaas Trainer GM Ramesh R.B. der zweite Trainer war.

Das bedeutet, dass Caruana, wie Pragg, den größten Teil seiner Zeit ganz allein verbracht hat. Er sagte dazu: "Ich möchte keine Ausreden finden, aber im Grunde hat mich die ganze Reise hierher emotional und körperlich ausgelaugt." Chuchelov ist inzwischen fast symptomfrei und kann hoffentlich bald wieder zu Caruana stoßen.

Fabiano Caruana walking
Caruana muss seine Zeit alleine verbringen. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.


Von den drei Remis war das zwischen Andrey Esipenko und Sam Shankland am interessantesten. Der Amerikaner stand nach der Eröffnung - einem scharfen Taimanov Sizilianer - ständig mit dem Rücken zur Wand, verteidigte sich aber großartig.

Sam Shankland closeup
Sam Shankland zeigte eine starke Verteidigung. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Auf die Frage, ob er mit seinem bisherigen Abschneiden zufrieden sei, antwortete Esipenko: "Ja, eigentlich bin ich zufrieden. Ich hatte zwar gegen Mamedyarov und Vidit einige Chancen, aber die letzten beiden Runden gegen Caruana und Dubov stand ich bereits komplett auf Verlust. Also ja, ich bin durchaus zufrieden!"

Tabelle nach der 7. Runde - Masters

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Punkte SB
1 Carlsen 2865 2872 ½ 1 1 ½ ½ 1 ½ 5.0
2 Mamedyarov 2767 2831 ½ ½ ½ 1 1 ½ ½ 4.5
3 Esipenko 2714 2810 ½ ½ ½ ½ 1 ½ ½ 4.0 14.75
4 Giri 2772 2796 0 ½ ½ 1 ½ 1 ½ 4.0 13.25
5 Vidit 2727 2788 ½ ½ ½ 0 ½ 1 1 4.0 12.75
6 Rapport 2763 2776 0 ½ 1 0 ½ 1 1 4.0 11.75
7 Caruana 2792 2735 ½ 0 ½ ½ 1 ½ ½ 3.5 11.5
8 Karjakin 2743 2734 0 ½ ½ 1 ½ ½ ½ 3.5 11
9 Van Foreest 2702 2735 ½ 0 1 0 0 1 1 3.5 11
10 Duda 2760 2703 ½ 0 ½ 1 0 ½ ½ 3.0 11.5
11 Shankland 2708 2665 ½ 0 ½ ½ ½ ½ ½ 3.0 9.25
12 Dubov 2720 2645 ½ ½ 0 0 ½ ½ ½ 2.5 9.25
13 Praggnanandhaa 2612 2646 0 ½ 0 0 ½ ½ 1 2.5 7
14 Grandelius 2672 2578 ½ ½ 0 ½ 0 ½ 0 2.0

Im Challenger-Turnier musste sich Tabellenführer Arjun Erigaisi gegen einen seiner ärgsten Rivalen, den kasachischen Großmeister Rinat Jumabayev, lange verteidigen, aber letztendlich endete die längste Partie des Tages Remis:

Arjun Erigaisi Tata 2022
Arjun Erigaisi führt weiterhin mit einem Punkt Vorsprung. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 7. Runde - Challenger

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Punkte SB
1 Erigaisi 2632 2869 ½ ½ 1 1 1 1 1 6.0
2 Nguyen 2613 2709 ½ 1 ½ ½ ½ 1 1 5.0
3 Jumabayev 2631 2655 ½ ½ 1 ½ 1 ½ ½ 4.5 15.5
4 Bjerre 2586 2654 0 ½ ½ 1 ½ 1 1 4.5 11.75
5 Van Foreest 2539 2634 ½ 0 ½ ½ 1 1 ½ 4.0 14
6 Murzin 2519 2620 0 ½ ½ ½ 1 1 ½ 4.0 12.25
7 Warmerdam 2607 2610 0 ½ ½ ½ 1 ½ 1 4.0 11.5
8 Ganguly 2627 2591 0 ½ ½ ½ ½ 1 1 4.0 10.25
9 L'Ami 2622 2537 ½ 0 0 ½ 1 1 ½ 3.5
10 Dardha 2532 2459 0 0 ½ 0 ½ ½ 1 2.5 6.75
11 Shuvalova 2516 2453 ½ 0 0 0 0 1 1 2.5 5
12 Vogel 2452 2432 0 ½ 0 ½ ½ 0 ½ 2.0
13 Zhu 2478 2336 0 ½ 0 0 0 0 1 1.5
14 Maurizzi 2502 2271 0 ½ 0 0 ½ 0 0 1.0

Alle Partien der 7. Runde


Weitere Berichte vom Tata Steel Turnier:

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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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