Tata Steel Runde 7: Abdusattorov baut seine Führung aus und Keymer holt ein Remis
Am Samstag konnten beim Tata Steel Turnier gleich vier Spieler ihre Partie gewinnen. Einer davon war Nodirbek Abdusattorov, der nach diesem Sieg die Tabelle mit unglaublichen 5.5 von 7 möglichen Punkten anführt.
Während Vincent Keymer ganz stark aufspielte und gegen die Nummer 2 der Welt am Rande eine Niederlage hatte, macht im Challenger Turnier der zweite deutsche Teilnehmer in Wijk aan Zee von sich Reden, denn hier führt Alex Donchenko nach seinem gestrigen Sieg ebenfalls mit 5.5/7 die Tabelle an.
Wenn das mal keine guten Nachrichten für das deutsche Schach sind!
Hier ist die Aufzeichnung der Übertragung der 7. Runde:
Auch nach sieben Runden zeigten die Spieler in Wijk aan Zee noch keine Anzeichen von Müdigkeit und spielten großartiges Kampfschach. Wenn man das Challenger-Turnier mitzählt, kam es in den 14 Partie zu 11 Siegen und nur zu drei Remis.
Abdusattorovs Sieg war einer der überzeugendsten der siebten Runde. Nachdem Erigaisi sehr aggressiv gegen die russische Verteidigung des Usbeken vorgegangen war, konnte sich die neue Nummer 17 der Weltrangliste einen gefährlichen Freibauern im Zentrum erspielen und die Partie mit einem wunderschönen Turmopfer gewinnen.
Großmeister Rafael Leitao hat diese Partie für uns analysiert.
Abdusattorov beim Katar-Masters 2015, als er zum ersten Mal Weltmeister Magnus Carlsen getroffen hatte:
This photo was taken at the closing of the Qatar Masters in December 2015, where 11-year-old Nodirbek Abdusattorov saw the world champion Magnus Carlsen for the first time. He was the youngest participant and played in such a strong tournament for the first time.
— International Chess Federation (@FIDE_chess) January 20, 2023
📷 by @TarjeiJS pic.twitter.com/kTVIowYT9c
Und heute beim Betrachten seiner Partie:
Praggnanandhaa konnte gegen Jorden van Foreest seine zweite Partie bei diesem Turnier gewinnen. Langes und gekonntes Manövrieren war das Motto dieser Partie:
Gukesh D unterlief im 28. Zug ein Fehler und innerhalb von nur fünf Zügen war seine Stellung zusammengebrochen und Wesley So konnte seinen zweiten Sieg in Serie feiern:
Weltmeister Magnus Carlsen scheint nach seinen schmerzhaften Niederlagen in den Runden 4 und 5 wieder in die Spur gefunden zu haben und konnte gegen Richard Rapport seine zweite Partie in diesem Turnier gewinnen. Er musste dafür aber nicht viel machen, außer den Angriff, für den der für Rumänien spielende Großmeister gleich zwei Figuren geopfert hatte, abzuwehren. Nachdem Carlsen das geschafft hatte, war die Partie im Prinzip gewonnen.
Hikaru Nakamura hat die Partie auf YouTube analysiert und das Video kurz nach der Partie mit dem Titel "Magnus is Back!!" veröffentlicht.
Die restlichen beiden Partien der siebten Runde endeten Remis, wobei aber Fabiano Caruana und Keymer in ihren jeweiligen Partien große Möglichkeiten hatten. Sehen wir uns zuerst die Partie des Amerikaners an:
Und dann kommen wir zur - aus deutscher Sicht - interessantesten Partie des Tages. Aus einer Reti-Eröffnung heraus erspielte sich Vincent Keymer eine großartige Stellung und hatte Ding Liren sogar mehrfach am Rande einer Niederlage. Leider konnte der Mainzer zwar den Gewinn nicht finden, aber ein Remis gegen einen Spieler eines solchen Kalibers ist auf jeden Fall ein glänzendes Resultat.
IM Adrian Petrisor erklärt uns, was Vincent gut gemacht hat und was er noch besser hätte machen können:
Im Challenger Turnier konnte Alex Donchenko, der bisher kurioserweise jede Partie mit Schwarz gewonnen und jede Partie mit Weiß Remis gespielt hatte, den "Fluch" brechen und seine erste Weißpartie gewinnen. Donchenko erzählte, dass er in Wijk aan Zee keinen Trainer oder Sekundanten dabei hat, gab aber humorvoll zu: "Ich habe nur meine Mutter dabei und das ist der beste Sekundant, den man sich nur wünschen kann."
Ich habe nur meine Mutter dabei und das ist der beste Sekundant, den man sich nur wünschen kann.
—Alexander Donchenko
Angesichts der turbulenten, wilden Partien, die bisher bei diesem Event gespielt wurden, war es keine Überraschung, dass die Partie Amin Tabatabaei gegen Erwin l'Ami ein chaotisches Gesamtkunstwerk war. Obwohl die Partie nicht immer von höchster Genauigkeit war, glichen die Drehungen und Wendungen dem Drehbuch eines Hollywood-Dramas, aus dem der Iraner schließlich als strahlender Sieger hervorging.
IM Thomas Beerdsen ist auf dem besten Weg, der nächste holländische Großmeister zu werden. In den sechs verbleibenden Runden benötigt er nur noch 2,5 Punkte, um sich seine dritte Norm zu erspielen. Nach seinem heutigen Sieg über Mishra sprach er darüber.
Zurück zum Masters-Turnier: In der achten Runde wird Abdusattorov versuchen, seine Tabellenführung mit Weiß gegen Levon Aronian zu verteidigen und auf Vincent Keymer wartet mit Anish Giri der nächste Top10 Spieler.
Alle Partien - Masters - 7. Runde
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