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Tata Steel Runde 4: Giri fegt Carlsen vom Brett und Keymer spielt Remis
Giri has turned the world a bit topsy-turvy with his magnificent victory vs. the world champion. Photo: Lennart Ootes/Tata Steel Chess Tournament 2023.

Tata Steel Runde 4: Giri fegt Carlsen vom Brett und Keymer spielt Remis

NM_Vanessa
| 3 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der vierten Runde des Tata Steel Turniers konnte Anish Giri zum ersten Mal seit 12 Jahren gegen Magnus Carlsen eine Partie mit klassischer Bedenkzeit gewinnen. Durch diesen Sieg übernahm der Holländer auch gemeinsam mit Nodirbek Abdusattorov, der am Dienstag ebenfalls gewinnen konnte, die Tabellenführung.

Vincent Keymer ging auf Nummer Sicher und erspielte sich ein bombensicheres Remis und im Challenger Turnier konnte Alexander Donchenko seine Partie gegen Jergus Pechac gewinnen und darf sich damit mit Mustafa Yilmaz und Velimir Ivic den Platz an der Sonne teilen.

So könnt Ihr zusehen:
Wir übertragen alle 13 Runden des Turniers live und in voller Länge auf Chess.com/TV. Die Übertragung mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr aber auch auf Twitch und unserem deutschen YouTube-Kanal. Die englischsprachige Übertragung könnt Ihr Euch auf YouTube.com/ChesscomLive ansehen und alle Partien findet Ihr wie immer auf unserer Event-Seite.

                                                        Die Übertragung der vierten Runde

Die kürzeste Partie des Tages spielten Levon Aronian und Wesley So. Aronian glich in der Eröffnung schnell aus, tauschte Bauern im Zentrum und öffnete die d-Linie. Von da an blieb die Partie ausgeglichen und in Windeseile hatten die beiden Amerikaner ein ungleichfarbiges Läuferendspiel erreicht und einigten sich auf ein Remis.

Fabiano Caruana überraschte Richard Rapport mit frühen und aggressiven Bauernvorstößen, die sich der aggressive rumänische Großmeister selbst nicht besser ausdenken hätte können. Kommentatorin Tania Sachdev sagte dazu: "Das ist unglaublich von Fabi! Wir kennen Fabi ja als prinzipientreuen Spieler, der in Eröffnungen sehr gut vorbereitet ist und erwarten von ihm theoretische Kämpfe, in denen er diese erstaunlichen Ideen hat. Aber das ist pure Aggression."

Trotz der spannenden Eröffnung blieb die Stellung aber ausgeglichen und viele Figuren wurden getauscht. Mit einem sich abzeichnenden Abtausch aller Türme auf der h-Linie schien die Partie auf ein Remis hinauszulaufen, aber dann spielte Rapport ein paar zweifelhafte Züge und Caruana erlangte einen deutlichen Vorteil. Seltsamerweise einigten sich die Spieler aber dann doch auf ein Remis.

In seinem Interview nach der Partie erklärte Caruana seine ungewöhnliche Entscheidung: "Wir hatten ein ausgeglichenes Endspiel erreicht und um den 19. Zug herum hatte er mir ein Remis angeboten und weil die Stellung völlig ausgeglichen war, war ich bereit, das Remis anzunehmen. Uns war aber nicht ganz klar, ob man sich vor dem 30. Zug auf ein Remis einigen darf. Also fragten wir den Schiedsrichter und der Schiedsrichter sagte, wir sollten noch ein paar Züge spielen. Dann wurde seine Stellung plötzlich mit jedem Zug schlechter und schlechter und schon bald war seine Stellung äußerst gefährlich. Da wir uns aber vorher ja prinzipiell schon auf ein Remis geeinigt hatten....... tja...."

Rapport bot Caruana zu früh ein Remis an. Foto: Jurriaan Hoefsmit/Tata Steel Chess Tournament 2023.

Giri fügte dem Weltmeister eine sensationelle und seltene Niederlage zu. Mit fantastischer Figurenkoordination verknotete der holländische Großmeister Carlsens Figuren und fand schreckliche Fesselungen in der Mitte des Bretts. Außerdem spielte er, was Sachdev als "den chaotischsten Zug, den man hier gegen Magnus spielen kann", bezeichnete, um seinem Angriff Feuer zu verleihen. Wer kann diesen Zug finden?

Großmeister Rafael Leitao hat Giris Meisterwerk für uns analysiert. 

GM Rafael Leitao GotD

Nach der Partie teilte Giri seine Überzeugung, dass ein weiterer Sieg gegen Carlsen nur eine Frage der Zeit war: "Mir war klar, dass das früher oder später passieren würde. In letzter Zeit habe ich gegen ihn immer sehr schlecht gespielt. Und jedes Mal hat er das Risiko erhöht. Mir war klar, dass es irgendwann ein Licht am Ende des Tunnels geben muss, weil er wieder enorme Risiken gegen mich eingeht. Genau wie damals, als ich noch ein kleiner Junge war."

Gestern lag Giris letzter Sieg gegen Carlsen in einer klassischen Partie noch 12 Jahre zurück. Diese Partie wurde beim Tata Steel Turnier 2011 gespielt und Giri war damals gerade einmal 16 Jahre alt. Hier zeigt das ehemalige Wunderkind diesen monumentalen Sieg.

Die Zuschauer waren von dieser epischen Partie hingerissen. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess Tournament 2023.

Vincent Keymer und Arjun Erigaisi spielten eine sehr solide Partie und achteten hauptsächlich darauf, keine schlecht platzierten Figuren oder Schwächen zu haben. Die logische Konsequenz war ein Remis. IM Adrian Petrisor hat diese ausgewogene, strategische Partie für uns analysiert.

Jorden van Foreest und Gukesh D. begannen ihre Partie mit einem temperamentvollen Sizilianer, bei dem van Foreest lang rochierte und Gukesh seinen König im Zentrum ließ und mit seinen Bauern am Königsflügel vorstürmte. Aber die verflachte, als Gukesh von Hand zum Damenflügel rochierte und einige Abtausche im Zentrum stattfanden. Bald darauf einigten sich die Spieler auf ein Remis.

Abdusattorov brachte mit 16.Lg5 eine frische Idee in die spanische Eröffnung und baute mit energischem Angriffsspiel Druck auf Maghsoodloos König auf. Maghsoodloo schlug zurück und schaffte es, die Stellung ziemlich ausgeglichen zu halten, aber als der iranische Großmeister im 38. Zug die Gelegenheit für einen Damentausch verpasste, hielt Abdusattorov den König seines Gegners im Zentrum fest und beschwor einen Angriff herauf, dem sich Maghsoodloo bis zum Ende der Partie nicht entziehen konnte.

Nach der Partie sagte Abdusattorov über die kritische Stellung: "Nach Dh4, als er sich entschied, keine Damen zu tauschen, dachte ich, dass es sehr gefährlich für ihn wird, weil ich einen völlig risikolosen Angriff auf seinen König bekomme."

Maghsoodloo verteidigte sich hervorragend und nutzte seine Dame und seinen Turm, um seinem ansonsten offenen König Deckung zu verschaffen. Der usbekische Großmeister presste jedoch mit einem präzisen Zug nach dem anderen weiter und sagte nach der Partie: "Praktisch war das unmöglich zu verteidigen." Nach 64 Zügen war der schwarze König dann Schachmatt.

An der längsten Partie des Tages war wieder einmal Praggnanandhaa beteiligt. Sein hartnäckiger Kampfgeist brachte ihm seinen bisher größten Sieg ein. Der mit über 2800 Elo bewertete Ding und das indische Wunderkind hatten nach einer italienischen Eröffnung eine symmetrische Bauernstruktur mit jeweils einem Doppelbauern auf der e-Linie und einer offenen f-Linie. Die Spieler tauschten in ein ausgeglichenes Endspiel mit jeweils 2 Türmen und 2 Springer ab, aber trotz dieser so ausgeglichenen Stellung konnte Praggnanandhaa einen Bauernbruch im Zentrum vorbereiten und bekam damit die aktiveren Figuren. Schließlich gewann einen Bauern und zermürbte seinen Gegner 74 Züge lang.

Praggnanandhaa blickt entschlossen auf die Stellung. Foto: Jurriaan Hoefsmit/Tata Steel Chess Tournament 2023.

Im Challenger Turnier erspielte sich Donchenko mit den schwarzen Figuren gegen Jergus Pechac eine dominante Stellung und jagte mit seinem Freibauern auf der d-Linie, der von seinen Figuren hervorragend unterstützt wurde, über das Brett. Velimir Ivic zog in einem Taimanov Sizilianer seinen König nach f3, anstatt zu rochieren und gewann später ein Doppelturm-Endspiel, indem er beide Türme auf die siebte Reihe brachte. Und Mustafa Yilmaz überspielte Max Warmerdam in einem Damen- und Läuferendspiel.

Damit gehen diese drei Spieler als Tabellenführer in die heutige Runde und können sich sicher sein, dass alle Augen sie gerichtet sein werden, denn im Master-Turnier ist heute ein Ruhetag angesetzt.

Ergebnisse - Masters - Runde 4


Tabelle nach 4 Runden 


Die Paarungen der 5. Runde


Alle Partien der 4. Runde im Masters


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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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