Tata Steel Runde 2: Carlsen überspielt Keymer und Giri feiert einen großartigen Sieg
In der zweiten Runde des Tata Steel Turniers hat Magnus Carlsen Vincent Keymer klar überspielt und damit gemeinsam mit Anish Giri, der ebenfalls gewinnen konnte, die beiden Führenden nach der ersten Runde, Ding Liren und Nodirbek Abdusattorov, eingeholt.
Im Challenger-Turnier gewann die 17-jährige Eline Roebers gegen den amtierenden holländischen Meister Erwin l'Ami und auch Alexander Donchenko konnte seinen ersten Sieg einfahren.
Die Übertragung der zweiten Runde.
Der Höhepunkt des zweiten Tages in Wijk aan Zee war sicher Giris überwältigender Sieg gegen Gukesh. Der Holländer spielte auf heimischen Boden inspiriertes Schach und gewann in nur 27 Zügen.
Großmeister Rafael Leitao hat sich diese Partie genauer angesehen und für uns analysiert.
Neben Giris Sieg waren lange Endspiele das Hauptthema der zweiten Runde. Das am wenigsten spannende davon war leider das von Weltmeister Carlsen gegen Vincent Keymer, denn Carlsen hatte Vincent mit einer Grünfeld-Verteidigung absolut überspielt und das Endspiel war einfach nur gewonnen.
Nach der Partie gab Carlsen zu, dass das Endspiel schwieriger war, als er ursprünglich angenommen hatte. Unglücklicherweise aus deutscher Sicht verfügte er aber über die erforderliche Technik, um das Sprichwort, dass alle Turmendspieler Remis enden, zu widerlegen. Nun ja. Es war aber auch ein Turmendspiel mit 2 Mehrbauern...
Der Internationale Meister Adrian Petrisor erklärt uns, was für Keymer in dieser Partie alles schiefgelaufen ist. Und das war so einiges:
Ding stand kurz davor, mit 2 Siegen in das Turnier zu starten, aber eine außergewöhnliche Ausdauer von Maghsoodloo, der stundenlang in einer schlechteren Stellung kämpfte, verhinderte das. Letztendlich war der Überlebenskampf des Iraners von Erfolg gekrönt und er durfte sein zweites Remis in diesem Turnier wie einen Sieg feiern.
Wenn es der iranischen Nummer 1 gelingen sollte, sich in Wijk aan Zee 10 Elo-Punkte zu erspielen, wäre er zum ersten Mal in seiner Karriere in den Top 20 der Welt.
Fabiano Caruana zeigte heute ebenfalls sein gesamtes Endspiel-Können und hielt gegen Abdusattorov ein Endspiel mit Turm und 3 Bauern gegen Turm und 4 Bauern Remis. Faszinierenderweise schien der Doppelbauer auf der f-Line dem Amerikaner zu helfen.
Die restlichen Partien endeten ebenfalls Remis und somit führen jetzt Carlsen, Ding, Abdusattorov und Giri die Tabelle an. In der dritten Runde treffen Carlsen und Ding zum ersten Mal seit dem Sinquefield Cup 2019 aufeinander und sollte einer der beiden diese Partie gewinnen können, würden sich die Statistiken, die den Turniersieger vorherzusagen versuchen, sicher ganz gewaltig verändern.
Carlsen strikes back at #TataSteelChess! With his win today, he is back in the pole position. Four players are tied for first, but Magnus is the favorite once again. Magnus vs Ding tomorrow is a heavyweight bout to tune in for! #Chess https://t.co/PAYupjEXLj pic.twitter.com/4WhIKjERxY
— Pawnalyze (@pawnalyze) January 15, 2023
Am frühen Sonntag waren die meisten Augen auf das Challenger-Turnier gerichtet. Der Grund dafür war der topgesetzte Tabatabaei, der bereits im sechsten Zug eine Figur eingestellt hatte. Er hatte zwar sicher nicht damit gerechnet, dass sein Gegner Jergus Pechac ein Königsgambit spielen würde, aber dass ein 2700-Großmeister in der Eröffnung eine Figur einstellt, sieht man wirklich nicht alle Tage.
2700 rated player hung a piece on move 6 😳 pic.twitter.com/i3cruZUwNV
— GothamChess (@GothamChess) January 15, 2023
Tabatabaei blundered a piece on move 7 in a classical game. He still won.
— agadmator (@agadmator) January 15, 2023
Never give up! pic.twitter.com/gT5wyUryos
In einer bemerkenswerten Renaissance erholte sich Tabatabaei von dem Fehler und revanchierte sich für seinen Springer, indem er den weißen König in der Mitte des Bretts fing und die Partie gewann.
Eline Roebers Sieg über l'Ami war der andere Headliner des Tages, denn die 266 Punkte Elo-Unterschied machen den Sieg zur bisher größten Überraschung des Events. Ein Damenopfer im 35. Zug war ein Statement für das erste holländische Damenbrett und als sich der Staub gelegt hatte, hatte die 17-Jährige es geschafft, ihr gesamtes Material plus Zinsen zurückzugewinnen.
Abhimanyu Mishra konnte sich gegen Mustafa Yilmaz gerade noch in ein Dauerschach retten. Wer sieht, wie der 13-jährige Großmeister das geschafft hat?
Nach zwei Runden führen jetzt Mishra, Alexander Donchenko, Tabatabaei und Max Warmerdam die Tabelle an.
Alle Partien der 2. Runde im Master-Turnier
Weitere Berichte aus Wijk aan Zee