Tata Steel Runde 1: Keymer remisiert mit Schwarz gegen Maghsoodloo
Vincent Keymer hat seine Auftaktpartie beim Tata Steel Masters 2023 gegen Parham Maghsoodloo, genauso wie Levon Aronian gegen Weltmeister Magnus Carlsen, mit Schwarz remisiert. Die großen (weil einzigen) Sieger der ersten Runde sind Ding Liren und Nordirbek Abdusattorov.
Im Challenger-Turnier gewannen Max Warmerdam und der jüngste Großmeister aller Zeiten, Abhimanyu Mishra, ihre Partien. Alexander Donchenko spielte gegen Javokhir Sindarov Remis.
Der Schachkalender der Weltelite beginnt jedes Jahr in dem holländischen Küstenort Wijk aan Zee mit dem Tata Steel Chess Festival, das auch als "Wimbledon des Schachs" bezeichnet wird. In diesem Jahr feiert dieses geschichtsträchtige Event mit einer spannenden Mixtur aus Elitespielern und aufstrebenden Wunderkindern sein 85-jähriges Bestehen.
Back at it in Wijk aan Zee. Can you guess the arm? pic.twitter.com/F5j5Lwqe4S
— Fabiano Caruana (@FabianoCaruana) January 12, 2023
Taking mittens to Wijk aan Zee for @tatasteelchess. pic.twitter.com/At7H7b1t4M
— Anish Giri (@anishgiri) January 12, 2023
Hanging out with the boys! Just revising the “ emoticon variations!”
— Viswanathan Anand (@vishy64theking) January 13, 2023
Happy to be at the 85 th edition of the @tatasteelchess . It is our greatest tradition and a January not in Wijk Aan zee is No January at all! pic.twitter.com/MIrOvg9Rkz
Neben dem viel beachteten Masters veranstaltet Tata Steel auch ein Challenger-Turnier, bei dem hauptsächlich aufstrebende Talente um den Turniersieg und dem damit verbundenen Startplatz im nächsten Masters spielen. Und erstmals seit Corona findet auch wieder ein riesiges Amateur-Turnier statt und auch Zuschauer sind wieder im Spielsaal willkommen.
Über den Wettbewerbsaspekt hinaus ist Tata Steel ein komplettes Schachfestival, denn in ganz Wijk aan Zee finden eine Fülle von Nebenveranstaltungen statt. Für das Turnier selbst wurde in diesem Jahr ein neuer Spielsaal gefunden. Das "Dorpshuis de Moriaan" ist eine Mehrzweckhalle, in der eine Fülle von Events stattfinden.
♟| For the 85th edition of the #TataSteelChess Tournament, it was time for a completely new look & feel. The brand new playing hall is ready and the first round of the tournament is about to start. Check out this years transformation of The Moriaan! https://t.co/3RuvaPGC0S
— Tata Steel Chess (@tatasteelchess) January 14, 2023
Und auch die Anti-Cheating-Maßnahmen sind in diesem Jahr strenger denn je:
- die Züge werden im Internet mit einer Verzögerung von 15 Minuten übertrage;
- alle Spieler werden vor jeder Partie gescannt;
- es gibt einen zusätzlichen Fairplay-Schiedsrichter, der speziell damit beauftragt ist, Betrug in der Spielhalle zu verhindern;
- Zuschauer dürfen mit ihren Handys keine Fotos mehr machen
Turnierdirektor Jeroen van den Berg sagte der niederländischen Zeitung de Volkskrant: "Betrug ist eine Bedrohung für diesen Sport und deshalb mussten wir handeln. Die Topspieler freuen sich, dass wir dieses Thema ernst nehmen."
Die erste Runde begann mit vielen spannenden Partien, aber die meisten Zuschauer interessierten sich für das Duell des achtmaligen Champions Carlsen gegen den viermaligen Champion Aronian. Carlsen nutzte mit Weiß eine Mischung aus taktischen und strategischen Ideen und setzte Aronian während des gesamten Mittelspiels unter Druck, doch der amerikanische Großmeister konterte mit einer scharfsinnigen Abwehridee nach der anderen. Dieses spannende Duell gipfelte darin, dass Carlsens Dame und Turm dem schwarzen König gefährlich nahe kamen und Aronian daraufhin ein Qualitätsopfer fand, das ihm genug Gegenspiel gab, um im letzten Moment das Gleichgewicht der Kräfte wahren zu können.
Als Nächstes endete dann die Partie zwischen Parham Maghsoodloo und Vincent Keymer. Im Zentrum fand ein dynamischer Kampf statt, bei dem Keymer mit Schwarz auf Vorteil drückte. Kommentator Hess beschrieb die Stellung so: "Sie ist verrückt und Vincent Keymer mag verrückte Stellungen."
Eine einzige Ungenauigkeit von Keymer genügte aber Maghsoodloo, um die Stellung wieder ausgleichen zu können und schon bald darauf einigten sich die beiden auf ein Remis. IM Adrian Petrisor hat sich diese Partie genauer angesehen und für uns analysiert:
Glad to be back in Wijk an Zee, this time for the Masters! pic.twitter.com/BOU8BcB6Qh
— Vincent Keymer (@VincentKeymer04) January 13, 2023
Anish Giri, der bei diesem Turnier schon fünf Mal Zweiter geworden war, erspielte sich mit Schwarz gegen Fabiano Caruana, dem Sieger von 2020, einen passablen Vorteil. Dann erhöhte der niederländische Großmeister den Einsatz, indem er einen Springer opferte, um am Damenflügel mit verbundenen Freibauern durchzubrechen.
Letztendlich erwies sich Caruana aber als Spielverderber, denn der Amerikaner opferte den Springer zurück und hielt die Partie mit einer hartnäckigen Verteidigung Remis.
Die beiden indischen "Wunderkinder" Praggnanandhaa R und Arjun Erigaisi, der im letzten Jahr das Challenger-Turnier gewinnen konnte, trafen gleich in der ersten Runde aufeinander und remisierten eine relative ereignislose Partie nach 40 Zügen.
Kurze Zeit später bekamen die Zuschauer dann den ersten Sieg des Tages zu sehen, denn das dritte indische Wunderkind im Turnier, Gukesh D, zog gegen Ding Liren den Kürzeren. Der chinesische Großmeister expandierte mutig am Königsflügel, indem er seine g- und f-Bauern vortrieb und damit seinen 16-jährigen Gegner verunsicherte. Nach einer großartigen Taktik war die Partie dann entschieden und Großmeister Rafael Leitao erklärt uns die entscheidenden Züge:
Jorden van Foreest und Wesley So tauschten bereits früh ihre Damen und danach hatte van Foreest eine wirklich angenehme Stellung. Etwas später befanden sich aber plötzlich 5 der 6 Figuren des Holländers auf der Grundlinie wieder und zu allem Überfluss übersah er auch noch eine taktische Idee von Wesley So, mit der der Amerikaner einen Bauern gewinnen konnte. Wer kann die Taktik finden?
Obwohl So dann weiterhin Druck ausübte, konnte van Foreest diesem standhalten und sich schließlich in einem Leichtfiguren-Endspiel ein Remis erkämpfen.
In der längsten Partie des ersten Tages zwischen Richard Rapport und Abdusattorov bekamen wir die aggressive und selten gespielte Wiener Partie zu sehen. Obwohl der 18-jährige Usbeke von Rapports Eröffnung sicherlich überrascht worden war, fand er sich in der Stellung gut zurecht und fand zu einem aktiven Figurenspiel im Zentrum. Nachdem Abdusattorov lang rochiert hatte entschied sich Rapport, seinen König im geschlossenen Zentrum zu belassen und obwohl die Spieler dann schnell ein Endspiel erreichten, war es doch Abdusattorovs König, der nach einem ungenauen Schach von Rapport als erster in die Partie eingreifen und am Damenflügel aktiv werden konnte.
Genau wie im Masters gab es auch im Challenger-Turnier zwei Siege. Der dreizehn Jahre alte Mishra war in seiner Partie gegen Eline Roebers der Meinung, dass hängende Bauern eher eine Schwäche als eine Stärke sind und behielt mit seiner Meinung Recht. Warmerdam hingegen fand in seiner Partie gegen Jergus Pechac ein recht seltenes taktisches Motiv. Wer findet es ebenfalls?
Ergebnisse - Masters - 1. Runde
Die Paarungen der 2. Runde
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