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Superbet Classic: Firouzja verliert gegen Duda und Caruana liegt wieder in Führung
Jan-Krzysztof Duda. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Superbet Classic: Firouzja verliert gegen Duda und Caruana liegt wieder in Führung

JackRodgers
| 1 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der vorletzten Runde des Superbet Classic Romania 2023 kam es zu einem Sieg und vier Remis. Da aber mit Alireza Firouzja einer der beiden Führenden von dieser Niederlage betroffen war, kam es zu einer Veränderung an der Tabellenspitze und Fabiano Caruana führt die Tabelle jetzt wieder alleine an.

Dreifache Stellungswiederholungen, teilweise schon nach 14 Zügen, dominierten diese Runde und neben dem Sieg von Jan-Krzysztof Duda bot lediglich die Partie zwischen Caruana und Anish Giri ein Spektakel.

Die neunte und letzte Runde beginnt am Montag, dem 15. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr das Turnier verfolgen:
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Duda gegen Firouzja

Firouzjas Lauf von drei Siegen aus den letzten vier Partien wurde in der achten Runde schlagartig gestoppt, als Duda mit Weiß in der Abtauschvariante der slawischen Verteidigung einfach überspielte. Dabei hatte der Pole mit dem Turnier, bei der er bis dahin noch keine einzige Partie gewinnen konnte, nach eigener Aussage bereits mental abgeschlossen und vor der Runde war ihm sogar übel.

Jan-Krzysztof Duda (links) und Alireza Firouzja. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Duda gelang es jedoch, ein dynamisches Mittelspiel herbeizuführen, bei dem Firouzja am Damenflügel eine ziemlich ramponierte Bauernstruktur hatte und gezwungen war, einen Bauern aufzugeben, um die Stellung spielbar zu halten. Durch aktives Spiel hielt er dann seine Chancen auf ein Remis am Leben, aber nach einem erneuten Fehler konnte Duda erneut die Initiative ergreifen - und der Mehrbauer war auch noch vorhanden.

Großmeister Dejan Bojkov zeigt uns den ersten Sieg der Nummer 19 der Weltrangliste bei diesem Turnier:

Chess.com Game of the Day Dejan Bojkov

Duda kann zwar trotz seines großartigen Sieges nicht mehr um den ersten Platz im Turnier kämpfen, aber das Ergebnis hatte trotzdem große Auswirkungen auf die Tabellenspitze, denn Firouzja verlor seine Führung und liegt jetzt zusammen mit drei anderen Spielern auf dem geteilten zweiten Platz.

Das Turnier aus Sicht der Zuschauer in Bukarest. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Caruana gegen Giri

Der Showdown zwischen Caruana und Giri war wie immer ein theoretisches Duell und es war Caruana, der eine großartige Vorbereitung zeigte. Sein Gegner würde später erklären, dass alles nach Caruanas Plan verlaufen war.

Die italienische Eröffnung erfreut sich seit der Jahrhundertwende aufgrund der Flexibilität der Aufbauten, aus denen Weiß wählen kann, stetig wachsender Beliebtheit und war das Schlachtfeld dieser Partie. Caruana schien mit der Variante bestens vertraut zu sein und entschied sich mit 13.La3 dafür, die Dinge abseits der ausgetretenen Pfade zu klären.

Anish Giri. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Giri gestand später, dass er "nichts über diese Variante wusste", schaffte es aber dennoch, jede Idee, die ihm Caruana präsentierte, mit äußerster Präzision zu widerlegen. Der kritische Moment der Partie war im 17. Zug, als es danach aussah, dass Weiß die Initiative erlangen würde. Angesichts dieser Widrigkeiten fand Giri ein atemberaubendes Damenopfer, das ihm die Initiative und seinen Leichtfiguren die nötige Kraft gab, um einige Züge später ein Remis zu erzwingen.

Caruana beendete die Partie mit sechs Minuten mehr als er begonnen hatte, was ein Beweis für die Qualität seiner Vorbereitung ist.  Giri hingegen hatte mehr als eine Stunde auf seiner Uhr verbraucht.

Ding gegen Rapport

In den letzten beiden Monaten haben Schachfans die aufkeimende Freundschaft zwischen dem frisch gebackenen Weltmeister Ding Liren und Richard Rapport genossen. In der achten Runde dieses Turniers mussten sie jedoch gegeneinander antreten. 

Ding Liren (links) und Richard Rapport. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Die Berliner-Verteidigung war das erste Anzeichen dafür, dass keiner der beiden ein großes Interesse daran hatte, die Partie zu gewinnen und nach 20 Zügen, die im Tempo einer Blitzpartie gespielt wurden, begann diese Theorie Früchte zu tragen. Die Master-Datenbank lieferte eine vernichtende Statistik: Bis zum 19. Zug war diese nahezu symmetrische und offensichtlich ausgeglichene Stellungen über ein Dutzend Mal erreicht worden und ausnahmslos alle dieser Partien endeten Remis.

Ding brachte zwar mit 25.h4 eine Neuerung aufs Brett, aber als Rapport nach weniger als einer Minute mit 25...Sg7 antwortete, war klar, dass ihm die Variante nicht fremd war. Nur fünf Züge später wiederholten die beiden die Züge. Es war aber trotzdem noch die zweitlängsten Partie der Runde.

Nepomniachtchi gegen So

In der achten Runde zeigte die "Berliner-Remis-Epidemie" ihr hässliches Gesicht. Nach nur 14 Zügen und 10 Minuten verließen die Großmeister Ian Nepomniachtchi und Wesley So schon wieder den Turniersaal und hatten jeweils einen zusätzlichen halben Punkt auf ihrem Konto. Die gemeinsame Linie in der Ruy-Lopez-Eröffnung: Berliner Verteidigung, L'Hermet-Variante ist mittlerweile über 150 Mal im Spiel auf Meisterniveau vorgekommen.

Beide Spieler schienen mit dem halben Punkt zufrieden zu sein, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Nepomniachtchi versuchte wahrscheinlich, seine Verluste in diesem für ihn enttäuschenden Turnier in Grenzen zu halten, während das schnelle Remis für So bedeutete, dass er jetzt mehr Zeit hat, sich auf seine letzte Partie mit Weiß gegen Duda vorzubereiten.

Ian Nepomniachtchi (links) und Wesley So. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Erschöpfung war mit ziemlicher Sicherheit ein weiterer Faktor, der Nepomniachtchis Entscheidung beeinflusst hat und der legendäre Großmeister Maurice Ashley verteidigte die beiden jüngsten Weltmeisterschafts-Herausforderer mit den Worten: "Die extreme Erschöpfung nach ihrem außergewöhnlichen und anstrengenden Kampf um die Weltmeisterschaft hat sich auf ihr Spiel ausgewirkt."

Vachier-Lagrave gegen Deac

Titelverteidiger Maxime Vachier-Lagrave zeigte in diesem Jahr eine eher mittelmäßige Leistung, die er aber durch einen Sieg über Bogdan-Daniel Deac zumindest optisch hätte auffrischen können. Seine Ambitionen hielten sich aber in Grenzen, denn er entschied sich mit Weiß für eine ruhige Variante der italienischen Eröffnung und nahm die erste Chance zum Damentausch wahr.

Bogdan-Daniel Deac. Foto: Lennart Ootes/Grand Chess Tour.

Jeder Vorteil für den Franzosen hing vom Zusammenbruch der schwarzen Bauernstruktur am Damenflügel ab, was in der italienischen Eröffnung schnell passieren kann, wenn der Läufer auf a7 nicht richtig behandelt wird. Deac war jedoch seine Verteidigungsaufgabe mehr als gewachsen und entwickelte seine Figuren schnell und präzise. Danach stand Vachier-Lagrave vor der Wahl, ob er riskante Ungleichgewichte erzeugen, oder die Züge wiederholen soll. Er entschied sich für letzteres.

Ergebnisse - Runde 8

Weiß Schwarz
Caruana 1/2-1/2 Giri
Ding 1/2-1/2 Rapport
Duda 1-0 Firouzja
Vachier-Lagrave 1/2-1/2 Deac
Nepomniachtchi 1/2-1/2 So

Die Tabelle nach der 8. Runde

Nach einer Runde, in der in fünf Partien nur 139 Züge gespielt wurden (manchmal sind in einzelnen Schachpartien mehr Züge erforderlich), wird die größte Frage sein, ob die Spitzenspieler in der letzten Runde die Energie finden werden, Druck auszuüben.

Das wichtigste Duell wird Rapport gegen Caruana sein, denn wenn es Caruana gelingen sollte, mit Schwarz zu gewinnen, hat er das Turnier gewonnen. Falls ihm das nicht gelingt, haben So, Giri und Firouzja die große Chance, Caruana abzufangen. Und sollte Rapport gegen Caruana gewinnen, könnte plötzlich der Lokalmatador ganz oben auf dem Siegerpodest stehen.

Paarungen - Runde 9

Weiß Schwarz
Firouzja - Vachier-Lagrave
So - Duda
Giri - Nepomniachtchi
Rapport - Caruana
Deac - Ding

Das Superbet Chess Classic Romania 2023 ist das erste Turnier der diesjährigen Grand Chess Tour (GCT), bei dem 10 der besten Spieler der Welt wie Weltmeister Ding Liren, Ian Nepomniachtchi und Fabiano Caruana um den Löwenanteil am Preisgeld von $350.000 kämpfen.


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