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Superbet Classic: Wesley So besiegt Firouzja und übernimmt die Führung
Wesley So. Foto: Lennart Ootes.

Superbet Classic: Wesley So besiegt Firouzja und übernimmt die Führung

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der ersten Runde des Superbet Classic Romania 2023 konnte Wesley So den Gewinner der Grand Chess Tour 2022, Alireza Firouzja, besiegen.

Gleich beim ersten Turnier der Grand Chess Tour 2023 wird es zu einer Reihe explosiver Duelle kommen, denn neben dem frisch gekrönten Weltmeister Ding Liren und seinem Rivalen Ian Nepomniachtchi sind viele der weltbesten Spieler nach Bukarest gereist.

Die zweite Runde beginnt am Sonntag, dem 7. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr das Turnier verfolgen:
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Schon im Vorfeld freuten sich die Teilnehmer darauf, in die rumänische Hauptstadt Bukarest, die zum vierten Mal in Folge ein Großereignis der Grand Chess Tour ausrichtet, zurückzukehren.

Der 13. Weltmeister und das Mastermind der Grand Chess Tour, Garry Kasparov, hielt bei der Eröffnungsfeier eine Rede, spielte ein Simultan und führte vor der ersten Runde den zeremoniellen ersten Zug für Ding aus.

Da beide Herausforderer der letzten Weltmeisterschaft bei diesem Turnier mitspielen, wird Nepomniachtchi in wenigen Tagen seinen Rückkampf gegen Ding bekommen. Dieses mit Spannung erwartete Duell wird am Montag in der dritten Runde stattfinden.

Der frisch gebackene Schachweltmeister Ding Liren. Foto: Lennart Ootes.

Titelverteidiger beim Superbet Classic ist Maxime Vachier-Lagrave und den Franzosen sollte man definitiv im Auge behalten sollte, da er nicht nur um die höchsten Ehren bei diesem Turnier, sondern auch um die Gesamtwertung der Tour kämpfen wird. Jahr für Jahr ist er unglaublich nah dran. Bei der Grand Chess Tour 2022 wurde er dritter und in drei der letzten vier Ausgaben spielte er sich auf den zweiten Platz.

Maxime Vachier-Lagrave wird versuchen, die Grand Chess Tour zu gewinnen. Foto: Lennart Ootes.

Der amtierende Grand Chess Tour-Champion Firouzja kehrt nach einer achtmonatigen Pause zum klassischen Schach zurück. Sein letztes Over-the-Board-Turnier war der Sinquefield Cup 2022 im September und dort konnte er sowohl dieses Event als auch die Gesamtwertung der Tour gewinnen.

Nepomniachtchi gegen Rapport

Mit Spannung erwartet wurde das Duell zwischen Nepomniachtchi und Richard Rapport. Da Rapport ja bei der Weltmeisterschaft als Dings Sekundant fungiert hatte, war dies für Nepomniachtchi praktisch die erste Chance, sich beim "Team Ding" für seine Niederlage bei der WM zu revanchieren. Von den elf Partien, die die beiden schon gegeneinander gespielt hatten, konnte jeder Spieler aber nur eine Partie gewinnen und neun der elf Partien endeten friedlich.

Rapport und Ding nach Dings erstem Sieg bei der Weltmeisterschaft. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Rapport konterte Nepomniachtchis 1.e4 mit der französischen Verteidigung – eine Erinnerung an die siebte Partie in Astana, als Ding seinen Rivalen mit dieser Eröffnung, die seit der WM 1987 zwischen Karpov und Korchnoi in keiner Weltmeisterschaft das Licht der Welt erblickt hatte, sichtlich überrascht hatte.

Nepomniachtchi gelang es, sich in einem damenlosen Mittelspiel, wo er Rapports isoliertem Damenbauern auf d4 überraschend mit seinem König blockierte, einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Letztlich erzeugte der zweimalige WM-Herausforderer aber nicht genug Druck, um sich Gewinnchancen herauszuarbeiten. Rapport selbst war sich seiner Chancen, die Stellung halten zu können, ziemlich sicher gewesen:

"Wenn ich wirklich gemein sein wollte, würde ich sagen, dass ich mir während der Partie keine Sorgen gemacht habe. Aber im Ernst: Natürlich steht Schwarz deutlich schlechter. Ich denke nur, wenn man diese Stellungen extrem präzise spielt, sollte man sie nicht verlieren. Ich dachte, es liegt an mir, ob er in der Lage sein wird, maximalen Druck auszuüben, was er meiner Meinung nach nicht geschafft hat. Irgendwie hat er mich aber auch sehr leicht vom Haken gelassen."

Duda gegen Giri

Jan-Krzysztof Duda und Anish Giri lieferten sich ein theoretisches Duell im Angenommenen Damengambit. Duda spielte den ehrgeizigen Zug 3.e4 und Giri konterte mit einem sehr seltenen 5...Sf6-Abspiel und bot seinen e-Bauern an, um seine Entwicklung zu beschleunigen. Giri war eindeutig in seiner Vorbereitung und verschaffte sich auf der Uhr einen deutlichen Vorsprung von 30 Minuten.

Mit zwei Mehrbauern, aber unter erheblichem Druck stehend, lenkte Duda die Partie mit einem Energieschub im 14. Zug in faszinierende, zweischneidige Gewässer. Nach der Partie gab Giri zu, dass er sich trotz seiner ausführlichen vorherigen Analyse unsicher gefühlt hatte: "Ich hatte mir die Stellung zwar angesehen, aber als ich sie dann auf dem Brett hatte, hatte ich das Gefühl etwas schlechter zu stehen."

Wer kann den Zug finden, der Giri dazu veranlasst hatte, seine Heimvorbereitung infrage zu stellen?

Am Ende generierte Giri ein Gegenspiel am Königsflügel und die Partie endete Remis. Nach der Partie teilte Giri eine aufschlussreiche Perspektive darüber, wie die ständig zunehmende Stärke von Schachcomputern den Wettbewerbsaspekt verändert hat:

"Heutzutage ist es sehr schwer, eine Partie zu kontrollieren. Früher war es so: Ein gut vorbereiteter Spieler konnte eine Stellung kontrollieren. Heutzutage ist die Natur des Spiels, dass man rausgehen und kämpfen muss. Du kannst nicht mehr besser vorbereitet sein, weil es mittlerweile so einfach geworden ist, sich vorzubereiten. Jeder Mensch ohne Verständnis oder Fähigkeiten kann sich die Züge der Engine ansehen und merken.

The nature of the game is such nowadays that you've got to get out there and fight. 

—GM Anish Giri

"Früher hat dir die Engine, sagen wir, fünf Optionen gegeben. Und wenn Du ein sehr gutes Verständnis hattest, hast Du gesehen: Die erste Option ist nicht so gut. Die zweite Option auch nicht. Aber die dritte Option sieht vernünftig aus. Jetzt sind die Engines aber viel besser. Die Variante, die sie früher an die dritte Stelle gesetzt hatten, steht jetzt ganz oben. Also schaut jeder einfach nur hin und schreibt sich diese Variante auf. Du hast jetzt nicht mehr diesen Vorteil, den du früher hattest und das bedeutet, dass du es auf dem Brett ausfechten musst.

Firouzja gegen So

Firouzja spielte in der Eröffnung ambitioniert und verschaffte sich einen Vorteil. So aktivierte dann langsam aber sicher seine Figuren und neutralisierte den Vorteil von Weiß. Kurz vor der Zeitkontrolle öffnete So seinen eigenen Königsflügel, um die weiße Verteidigung des Bauern d4 entscheidend zu schwächen. Dieses scharfe Duell ist unsere Partie des Tages und Großmeister Dejan Bojkov hat sie für uns analysiert.

In seinem Interview nach der Partie verriet So, dass er sehr glücklich war, sich für die Niederlage beim Sinquefield Cup revanchiert zu haben.

Ding gegen Vachier-Lagrave

Obwohl Kasparov 1.e4 als zeremoniellen ersten Zug gespielt hatte, hatte der 17. Weltmeister seine eigenen Ideen und wechselte zu 1.d4. Vachier-Lagrave antwortete mit dem Angenommenen Damengambit, was eine ziemliche Stiländerung für den langjährigen Grünfeld-Fan war. Da Ding feststellte, dass sein Gegner sehr gut vorbereitet war, entschied er sich mit dem Zug 17.b4 zu einem friedlichen Ergebnis zu vereinfachen.


Caruana gegen Deac

Fabiano Caruana stand kurz vor einem Sieg und baute im Endspiel gegen den Rumänen Bogdan-Daniel Deac einen gewaltigen Druck auf. Als der jüngste Teilnehmer dieses Turniers seinen Läufer an den Rand des Bretts zog, verpasste der amerikanische Großmeister jedoch die entscheidende Gelegenheit. Danach korrigierte Deac sofort seinen Fehler, indem er seinen Läufer zurück ins Geschehen brachte und bald darauf einen Bauern opferte, um ein Turmendspiel, das er locker Remis halten konnte, zu erreichen.

Ergbnisse - Runde 1

Weiß Schwarz
Nepomniachtchi 1/2 - 1/2 Rapport
Duda 1/2 - 1/2 Giri
Firouzja 0 - 1  So
Ding 1/2 - 1/2 Vachier-Lagrave
Caruana 1/2 - 1/2 Deac

Paarungen - Runde 2

Weiß Schwarz
Vachier-Lagrave - So
Giri - Firouzja
Rapport - Duda
Deac - Nepomniachtchi
Ding - Caruana

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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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