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Superbet Classic: Caruana gewinnt und schließt zu den Führenden auf
Fabiano Caruana (links) und Maxime Vachier-Lagrave. Foto: Lennart Ootes.

Superbet Classic: Caruana gewinnt und schließt zu den Führenden auf

NM_Vanessa
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In der dritten Runde des Superbet Classic Romania 2023 warf Fabiano Caruana gegen Maxime Vachier-Lagrave alle Eröffnungsprinzipien über Bord und griff die Königsindische Verteidigung des Franzosen mit dem radikalen Zug 3.h4 an, was zu einem glorreichen Sieg führte.

Ein paar Bretter weiter fand derweil die mit Spannung erwartete Revanche der WM zwischen Nepomniachtchi und Ding Liren statt, aber da in dieser und in allen anderen Partien kein Sieger gefunden werden konnte, schloss Caruana durch seinen Sieg zu den Führenden Ian Nepomniachtchi, Richard Rapport und Wesley So auf.

Die vierte Runde beginnt am Dienstag, dem 9. Mai, um 14.00 Uhr.

So könnt Ihr das Turnier verfolgen:
Alle Partien des Superbet Chess Classic findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Nepomniachtchi gegen Ding

Alle Augen waren auf Nepomniachtchi vs. Ding gerichtet, die sich so kurz nach ihrem spannenden, hart umkämpften WM-Kampf erneut gegenüberstanden. Trotz Dings jüngstem Erfolg führt Nepomniachtchi aber den direkten Vergleich mit sechs Siegen und fünf Niederlagen (bei 16 Remis) weithin an.

Abgesehen von seinen Hoffnungen auf eine Revanche hatte Nepomniachtchi noch einen weiteren Grund, in dieser Partie voll auf Sieg zu spielen. Vor der Partie war sein Live-Rating bei 2797 und mit einem Sieg wäre er neben Carlsen der einzige Spieler gewesen, der sich die 2800-Elo Marke von oben ansieht. Trotz seiner Rückschläge hat er klargestellt, dass es weiterhin sein Anspruch ist, der beste Spieler der Welt zu werden.

In einem abgelehnten Damengambit (Nepomniachtchi war überraschend von 1.e4 auf 1.d4 umgestiegen) spielte der Weltmeister den unerwarteten Zug 6...Lf5, den er ursprünglich für die WM vorbereitet hatte. Ein früher Damentausch auf f6 ließ Ding dann mit einem isolierten Doppelbauern auf der f-Linie zurück und Nepomniachtchi drückte auf die Schwachpunkte in Dings Stellung. Der Chinese verteidigte sich aber einfallsreich und fand durch ein Gegenspiel zurück in die Partie, die von Anfang bis Ende ein faszinierender Kampf war und mit 2 nackten Königen auf dem Brett endete.

Ian Nepomniachtchi (links) und Ding Liren. Foto: Lennart Ootes

Firouzja gegen Rapport

Richard Rapport war in der russischen Verteidigung besser vorbereitet als Alireza Firouzja und neutralisierte den weißen Vorteil mit seinem seltenen Zug 8...Lf5. 

Obwohl Firouzja auf die gegenüberliegende Seite rochierte und mit seinen h-Bauern aggressiv nach vorne stürmte, kam es zu massiven Abtauschaktionen, die zu einem gleichfarbiges Läuferendspiel führten und bald darauf fand die Partie ein friedliches Ende.

Nach der Partie gab Firouzja zu, dass ihn das riesige Repertoire seines Gegners aus der Fassung gebracht hat: "Er spielt einfach alles und es ist unmöglich, sich gegen ihn vorzubereiten. Es ist wirklich erstaunlich. Ich habe einen Franzosen erwartet und natürlich hatte ich auch einen Sizilianer auf dem Schirm ... Mit der russischen Verteidigung und ...Sc6 und ...Lf5 hat er mich aber überrascht. Ich konnte mich nicht an meine Vorbereitung erinnern. Ich spielte dann einfach ein paar zufällige Züge und es hat nicht geklappt."

He plays everything, so it’s impossible to prepare against him. It’s really amazing.
-GM Alireza Firouzja 

Caruana gegen Vachier-Lagrave

Caruana und Vachier-Lagrave sind zwei Spieler, die sich gut kennen und auf eine lange Geschichte klassischer Partien zurückblicken können. Bei 25 Remis hat Caruana mit 9 Partien aber fast doppelt so viele Partien wie der Franzose (5) gewonnen.

Caruana entschied sich für den unternehmungslustigen Zug 3.h4 gegen Vachier-Lagraves Königsindische Verteidigung und trieb damit seinen Randbauern ohne jegliche Entwicklung nach vorne. Kommentator Yasser Seirawan machte dies fassungslos:

"Als ich mit dem Schach begonnen hatte, war mein Eröffnungszug h4, gefolgt von Th3, a4 und Ta3. Als meine Gegner anfingen, meine Türme zu schlagen, musste ich meine Strategie ändern.

Später, als ich 1200 erreicht hatte, war der Zug h4 völlig verpönt. Du konntest einfach nicht h4 spielen.

Wenn ich heutzutage diesen Zug sehe, denke ich immer: 'Meine Güte, das ist doch ein Anfängerzug. Warum sollte das kein Anfängerzug sein? Warum ist er plötzlich so unglaublich beliebt?'"

Glücklicherweise bedeuten Partien wie diese jedoch nicht, dass alle anderen Schachspieler alles über Bord werfen müssen, was sie über das Spiel zu wissen glaubten und beginnen sollten, ihre Bauern am Königsflügel mit Zuversicht nach vorne zu treiben.

My goodness, that's a beginner's move. Why is it not a beginner's move?

-GM Yasser Seirawan

Weil all ihre Gegner auf die Standardentwicklung und die bekannten Pläne so gut vorbereitet sind, suchen die besten Spieler der Welt aber ständig nach unorthodoxen frischen Ideen. Und weil diese Spieler ein so großes Verständnis für konventionelle Stellungen haben und alle Kernprinzipien und Hauptpläne einer jeden Eröffnung kennen, wissen sie auch, wo sie etwas Ungewöhnliches ausprobieren können.

Dies ist die Grundlage der Kreativität: Das Entwickeln einer neuen Idee, die auf einem starken Verständnis der Grundlagen beruht.

Caruanas unkonventioneller Ansatz zahlte sich aus. Angestachelt durch den kühnen Vorstoß seines Gegners am Königsflügel konterte Vachier-Lagrave mit einem Bauernopfer im Wolga-Gambit-Stil am Damenflügel und gab dann die Basis seines Zentrums, also sowohl seinen e- als auch seinen d-Bauern, auf, um mit seinen Pferden ins Herz der weißen Stellung springen zu können. Der amerikanische Großmeister fegte eifrig das gesamte Material vom Brett, wich den wagemutigen Springern seines Gegners aus und schuf mit seinen Bauern auf d5 und e5 ein unbezwingbares Zentrum, das Vachier-Lagrave veranlasste, im 23. Zug die weiße Fahne zu schwenken.

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns diesen dynamischen Kampf der Ideen.

Im Interview nach der Partie sagte Caruana: "Ich glaube, dass ich heute gut gerechnet habe. Um fair zu sein, muss ich aber auch sagen, dass Maxime heute weit von seiner besten Leistung entfernt war. Er sagte mir, dass er Lxe7 einfach nicht gesehen hatte. Das war ein Zeichen dafür, dass er heute wirklich nicht in einer guten Form war. Aber ich habe getan, was ich tun musste."

Durch diesen Sieg hat Caruana nicht nur den geteilten ersten Platz in der Tabelle dieses Turniers erobert, sondern auch seinen Lieblingsrivalen Anish Giri in der Live-Weltrangliste überholt. 

Duda gegen Deac

Jan-Krzysztof Duda erspielte sich gegen Bogdan-Daniel Deac in einem Rossolimo Sizilianer einen klaren Vorteil. Unterstützt durch eine clevere taktische Idee zwang Duda den Rumänen, einen isolierten d-Bauern in Kauf zu nehmen. Könnt Ihr die Antwort von Weiß finden, wenn Deac den isolierten Bauern vermieden hätte, indem er auf anstatt mit seiner Dame mit dem Bauern auf e4 geschlagen hätte?

Duda setzte den blockierten und isolierten Bauern das ganze Mittelspiel hindurch und bis ins Endspiel mit seinen gut platzierten Figuren unter Druck. Schließlich gab Deac den Bauern auf, um seinen Turm auf die zweite Reihe zu aktivieren. Nachdem die Spieler die gegenseitige Zeitnot überstanden und die Zeitkontrolle erreicht hatten, hatte Duda einen Mehrbauern und sah wohl schon einen Sieg am Horizont, aber ein ungenauer Zug im 41. Zug genügte, um seinen Vorteil zunichtezumachen. Mit dem passiven Zug 41.Sdc1, um seinen Mehrbauern auf b3 zu verteidigen, erlaubte der Pole dem schwarzen Turm, hinter den Freibauern zu kommen, was dessen Potenzial starke beeinträchtigte.

So gegen Giri

Die Partie zwischen Wesley So und Anish Giri war ein von Nuancen geprägtes Duell in der Berliner Verteidigung, das nach 56. Zügen mit einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern Remis endete.

Ergebnisse - Runde 3

Weiß Schwarz
Nepomniachtchi 1/2 - 1/2 Ding
So 1/2 - 1/2 Giri
Firouzja 1/2 - 1/2 Rapport
Caruana 1 - 0 Vachier-Lagrave
Duda 1/2 - 1/2 Deac

Die Tabelle nach der 3. Runde


Exciting clashes are ahead in round four when all the leaders face off. Caruana will have the first-move advantage a second time in a row, this time vs. Nepomniachtchi. In addition, Rapport has a chance to let his creativity flow with the white pieces vs. So.

Though the two youngest competitors, Firouzja and Deac, have gotten off to a rough start, their upcoming matchup gives one the opportunity to right the ship while leaving the other even further lost at sea. 

Paarungen - Runde 4

Weiß Schwarz
Caruana - Nepomniachtchi
Rapport - So
Vachier-Lagrave - Giri
Ding - Duda
Deac - Firouzja

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NM Vanessa West

Vanessa West is a National Master, a chess teacher, and a writer for Chess.com. In 2017, they won the Chess Journalist of the Year award.

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