St. Louis gewinnt die PRO Chess League - Baden-Baden wird Zweiter
Die Saint Louis Arch Bishops haben zum zweiten Mal die PRO Chess League gewonnen. Im Finale in der Folsom Foundry in San Francisco besiegten sie die Baden-Baden Snowballs mit 10 : 6.
Die Chengdu Pandas konnten sich für die Finalniederlage im letzten Jahr revanchieren und besiegten die Armenia Eagles im Spiel um Platz 3 mit 8.5 : 7.5.
Verantwortlich für den ungefährdeten Sieg der Arch Bishops war zum einen Fabiano Caruana, der im Finale 3.5 von 4 und im gesamten Finalwochenende 7.5 von 8 möglichen Punkten erspielte und der an Brett 4 spielende NM Julian Proleiko, der zwar am Samstag noch mit 0/4 untergegangen war, im Finale aber 2 Punkte zum Sieg von St. Louis beisteuern konnte.
Die Frage nach dem wertvollsten Spieler des Finales beantwortete sich für Mike Kummer, den Manager der Amerikaner, dann auch von selbst. Er stellte die Leistung des Nachwuchsstars über alle anderen.
"Julian hat uns das Spiel gewonnen," sagte Kummer. "Er hat genau das Gegenteil von Forrest Chen im letzten Jahr gemacht." Beim Finalwochenende der PRO Chess League 2018 spielte Chen am Brett 1 der Chinesen und holte nach einem ganz starken Halbfinale am Sonntag dann 0 Punkte.
"Im Halbfinale haben wir ihn [Proleiko] nicht gebraucht, aber als wir im Finale seine Punkte benötigten, hat er geliefert und uns die Meisterschaft gewonnen," sagte Kummer.
Nach 3 Runden lagen die Arch Bishops bereits mit 8-4 in Führung, aber als Baden-Baden den Rückstand auf 8-5 verkürzen konnte, begann das große Nervenflattern. Dann war aber Proleiko an der Reihe und nagelte den Sieg der Amerikaner fest.
"Es fühlt sich toll an," sagte Caruana, nachdem er einige Monate später als geplant Weltmeister geworden war. "Es hat Spaß gemacht. Der Mannschaftsgeist hat uns das Turnier gewonnen."
Caruana lobte ebenfalls Proleiko und nannte ihn den "entscheidenden Faktor".
Zu seinen 7.5/8 an diesem Wochenende sagte Caruana, dass seine Mannschaft natürlich Kopflastig sei, denn der Elo-Schnitt muss ja unter 2500 liegen. Er glaubt auch nicht, dass dieses Ergebnis an seinem Ruf, ein schlechter Schnellschachspieler zu sein, etwas ändern wird.
"Die Leute sagen sowieso was sie wollen und ignorieren meine guten Ergebnisse einfach," sagte er.
Kommen wir aber zurück zu Proleiko. Obwohl es seine vierte Partie war, die den Arch Bishops den Sieg sicherte, versetzte er eigentlich mit seiner dritten Partie das Publikum in der Folsom Street Foundry in Staunen.
Zuerst spielte er mit Dame und Springer gegen Turm, Läufer und Springer und hätte die Partie mit einer einfachen Gabel gewinnen können, die er aber nicht gesehen hatte. Dann wandelte GM Dmitrij Kollars einen seiner Bauern in eine Dame um und Proleiko hatte auf einmal einen Turm und einen Springer weniger.
Unter anderen Umständen hätte er hier sicher aufgegeben, aber bei einem Mannschaftskampf kämpft man eben weiter und so gewann er zuerst den Turm und dann den Springer und hatte auf einmal sogar Gewinnchancen! Das war zwar mehr Sport als "Denk", aber dem Publikum hat es gefallen.
And the crowd goes wild...
In der ersten Runde ging St. Louis dank eines Sieges von IM Nikolas Theodorou über GM Alexander Donchenko mit 1 : 0 in Führung. Der Zug Ta6 brachte Donchenko ins Grübeln, aber das Opfer auf d6 hätte er auf keinen Fall erlauben dürfen.
Die zweite Runde gewannen die Arch Bishops mit 3:1 und bauten dadurch ihre Führung auf 5.5 : 2.5 aus. Caruana gewann gegen Kollars, indem er alles auf den König des Baden-Badeners warf.
Dann begann die dritte Runde, in der Proleiko zum Helden wurde. Aber auch Theodorou konnte seine Partie gewinnen und brachte St. Louis mit 8 : 4 in Führung. In der letzten Runde konnte dann Caruana auch nochgegen Georg Meier gewinnen und damit das Endergebnis von 10 : 6 herstellen.
Kummer ist stellvertretender Manager des Saint Louis Chess Clubs und hat Caruana im Laufe der Jahre schon bei vielen Veranstaltungen spielen gesehen. Er glaubt, dass Caruana solch ein Teamevent wirklich genießt.
"Es scheint ganz sicher so zu sein", sagte Kummer. "Es ist ja auch nicht besonders anstrengend."
Kummer verriet dann noch, dass sich das Team mit einer Party auf das Finale "vorbereitet" hatte, stellte aber dann sofort klar, dass es nur eine "Pizza-Party" und nicht mehr war.
Das Spiel um den dritten Platz war eine Neuauflage des Finales von 2018. Die Chengdu Pandas trafen auf die Armenia Eagles.
Wie schon im letztjährigen Finale spielte wieder das Brett 4 die entscheidende Rolle. Zuerst dachte man schon, dass Zhang Di an Brett 4 der Pandas gegen das Brett 1 von den Eagles, GM Zaven Andriasian, gewinnen könnte, aber letztendlich zog der Chinese doch den Kürzeren. Zhang Di hatte alles auf die g-Linie gesetzt aber völlig aus dem Nichts fing der Veteran aus Armenien die Dame des 12-jährigen.
Doch GM Wang Yue konnte seinen gefangenen Läufer befreien und mit seinem Sieg gegen IM Shant Sargsyan zum 2 : 2 ausgleichen.
Chengdu ging dann mit 5 : 3 in Führung aber in der dritten Runde gewann WFM Anna Sargsyan gegen GM Zhao Jun und die Armenier glichen zum 6 : 6 aus.
In der letzten Runde gewann GM Li Chao das Duell der Top-Seeds gegen Andriasian. Der Armenier konnte damit den zweiten Tag in Folge nur 1.5 Punkte holen.
GM Haik Martirosyan glich mit seinen Sieg über Wang Yue allerdings postwendend wieder aus:
Somit hing alles vom letzten Duell an Brett 4 ab. Würde Anna Sargsyan oder der 12-jährige Zhang Di zum Matchwinner werden?
"Ich war sowohl aufgeregt als auch nervös, denn ich habe ja nur gegen Spieler mit einem viel höheren Rating gespielt," sagte Zhang Di über das Finalwochenden. Und dann sagte er noch, dass er ohne das Endspieltraining mit Wang Yue die letzte Partie niemals gewonnen hätte.
Bei der Abschlußfeier konnte PCL Kommisar Greg Shahade noch eine großartie Neuigkeit verkünden: Aufgrund der wachsenden Beliebtheit der PRO Chess League werden in der nächsten Saison 40 statt 32 Teams mitspielen dürfen.
Hier könnt Ihr die gesamte Übertragung des Finales ansehen.
Das PCL Finale fand in der Folsom Street Foundry in San Francisco vor Livepublikum statt. Das Event wurde Chess.com und Twitch ausgerichtet.
Peter Doggers hat zu diesem Bericht beigetragen.
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