Die St Louis Arch Bishops gewinnen die PRO Chess League
GM Wesley So führte seine Mannschaft durch die erste Saison der Professional Rapid Online (PRO) League. Heute gewann er mit seinen Teamkameraden den Titel.
Der Superstar der Saint Louis Arch Bishops gewann die ersten 3 Partien im Finale, und trug damit wesentlich zu einer komfortablen Führung über die Norway Gnomes bei. Er verlor zwar dann, den mit Spannung erwarteten Vergleich mit dem amtierenden Weltmeister, aber GM Varuzhan Akobian's zweites Opfer an Brett 2 sicherte Saint Louis den Sieg.
Die St. Louis Blues konnten in 50 Jahren NHL-Zugehörigkeit noch nicht eine Meisterschaft gewinnen. Die St. Louis Arch Bishops benötigten nur eine Saison in der PRO Chess League für den ersten Titel.
Nach zwei 8-8 in den beiden gestrigen Halbfinals, gönnten die Arch Bishops den Fans im Finale keine Verlängerung und gewannen, obwohl GM Magnus Carlsen's fantastische 4 Siege in 4 Partien schaffte, das Finale mit 9-7.
"Jetzt sind wir Weltmeister," war GM Wesley So´s schlichte Aussage nach dem Finale, und das ist für die bescheidene Nummer 2 der Welt ein bemerkenswert salopper Satz. "Ich habe eine großartige Mannschaft. Das ist ein Wahnsinnserfolg."
"Wesley ist der beste Schachspieler der Welt. Er war in jedem Spiel fantastisch und lies das Team immer an den Sieg glauben" sagte GM Ben Finegold, einer der Kandidaten für den MVP Titel der Liga.
So und Akobian erspielten jeweils 3 von 4 möglichen Punkten. Die weiteren 3 Punkte steuerten Finegold and NM Nicholas Rosenthal bei, die zwar beide mäßig ins Finale starteten, aber am Ende immer stärker wurden.
Wie jeder andere Spieler der Arch Bishops hatte auch GM Varuzhan Akobian strapaziöse 13 Schnell- und Blitzschachpartien innerhalb von 24 Stunden zu absolvieren.
In den ersten 90 Minuten lief noch alles nach Plan. Carlsen gewann seine erste Partie und So antwortete nur wenige Sekunden später.
Ein Remis von Finegold war die einzige Mini-Überraschung der ersten beiden Runden, da er nur die Nummer 3 der Arch Bishops war, GM Kjetil Lie jedoch die Nummer 2 der Norweger. Bemerkenswert war, dass Finegold, obwohl er eine Figur weniger hatte, lange weiterhin auf Sieg spielte und sich erst sehr spät entschied, den halben Punkt zu sichern.
Die Norweger hätten in der ersten Runde ihrerseits fast einen unwerwarteten halben Punkt gewonnen, als Akobian FM Sebastian Mihajlov zurück ins Spiel lies.
Eine Rekordzahl an Zusehern führte zu einer kleinen Zeitverzögerung der nächsten Runde, denn über 75.000 Schachfans wollten das Finale ansehen und diesem Ansturm war der Server von Chess.com/TV einfach nicht gewachsen.
Carlsen holte dann gegen Finegold nicht nur den vollen Punkt für die Norweger, sondern er hatte am Ende der Partie auch nur 90 Sekunden seiner Grundzeit verbraucht!
Während Saint Louis bis jetzt eisern die ein Punkte Führung verteidigte, gewannen sie die dritte Runde mit 3-1 und zogen damit fast uneinholbar davon.
So´s möglicher Abzug wurde mit einer Abzugsdrohung seines Gegenübers beantwortet.
Rosenthal erspielte den ersten Sieg eines Aussenseiters gegen Norwegens IM Joachim Nilsen, doch Carlsen hielt seine Mannschaft mit seinen einzigartigen Fähigkeiten am Leben. Er spielte den zweiten Tag in Folge die französische Abtauschvariante um diesesmal Akobian damit zu besiegen. Als die Partie endete hatte Carlsen noch 9 Minuten auf der Uhr, während sein Gegner bei 16 Sekunden angelangt war.
Am letzten Brett war Mihajlov drauf und dran, Rosenthal's Punktverlust auszugleichen aber er lies Finegold zurück ins Spiel.
"Es war nur ein schlechter Zug von Schwarz," sagte Kommentator IM Danny Rensch. Du kannst bei jeder Sportveranstaltung Momente benennen, die ein Spiel entschieden haben, und dieser Moment war schon ein Wirkungstreffer bei den Gnomes.
Das Team vom Mississippi benötigte jetzt nur noch einen Sieg um sich den $20,000 USD Preis zu sichern, aber Carlsen spielte den Spielverderber und brachte So, die erst zweite Saisonniederlage, bei über 30 absolvierten Partien, bei.
So ärgerte sich nach der Partie über seinen Zug 14. Se5, da er ein reiner Tempoverlust gewesen sei..
Been a pleasure taking part in the inaugural season of the @PROChessLeague. Proud of my @NorwayGnomes for making it to the final!
— Magnus Carlsen (@MagnusCarlsen) March 26, 2017
Jetzt richteten sich alle Blicke auf die hinteren Bretter, um zu sehen, ob das Comeback der Norweger fortgesetzt werden würde, aber die Dinge liefen schlecht für die Gnomes bei der Partie der beiden Armenier Akobian und GM Tigran Petrosian. Wie der frühere Weltmeister wusste Akobian genau, wann ein Turm weniger wertvoll als eine Figur ist.
Bei einer internationalen Diskussion warf Rensch ein: "Ich sage doch immer, dass man keine Quatsch-Eröffnungen wie Benoni spielen soll." (Akobian schaffte am Sonntag 2 Siege gegen diese oft geschmähte Eröffnung.)
Durch diesen Sieg hatten die Arch Bishops schon 8.5 Punkte und der letzte halbe Punkt von NM Nicholas Rosenthal war nur noch Endergebnisskosmetik. Norwegen hatte die letzte Schlacht (also die letzte Runde) zwar mit 2.5-1.5 gewonnen, aber den Krieg mit 9-7 verloren.
So begann das Championship Wochenende mit der höchsten Leistung aller Spieler (2866), und absolvierte fast jede Partie für das Team seiner Heimatstadt. Gefragt, ob er sich selbst als wertvollsten Spieler der Meisterschaft sähe (eine Auszeichnung, die mit einem Geldpreis verbunden ist) zögerte So und antwortete: "Das habe nicht ich zu entscheiden."
Im vielleicht am schlechtest gehüteten Geheimnis der Saison, gestand PRO Chess League Kommisionsmitglied, IM Greg Shahade, in der Chess.com/TV live Show, "Im Vertrauen gesagt - Ich glaube seine Chancen stehen nicht schlecht."
"Die Mannschaft, die heute gespielt hat, ist im Prinzip identisch mit der Mannschaft, die vor 3 Jahren die U.S. Chess League gewonnen hat", sagte So. "Aber dieser Sieg ist Ruhmreicher."
The sun shined on the Arch Bishops at season's end.
Auch wenn er mittlerweile in Minnesota lebt, besuchte er St Louis immer noch regelmäßig. "Seit letztem Jahr haben wir hier auch ein Trainingszentrum", erklärte So.
Die Norweger spielten hingegen nicht in der Traumbesetzung des Viertelfinals. Die GMs Jon Ludvig Hammer und Aryan Tari hatten bereits bei anderen Schachveranstaltungen zugesagt. Kommentatorin IM Anna Rudolf bezeichnete die Mannschaft sogar als "B-Team." Hammer sagte, dass Carlsen zu acht der zwölf Mannschaftskämpfen angetreten war und nur die ersten Runden, in denen er das Tata Steel Schachturnier spielte, verpasst hatte.
Obwohl er die Partie gegen Carlsen verloren hatte und weiterhin auf seinen ersten Sieg mit Weiß gegen Carlsen wartet, wurde So nach den Möglichkeiten eines künftigen "Kampfes der Giganten" gefragt.
So antwortete: “Ich Plane die Zukunft nicht besonders weit im voraus". Er wüsste nur welche Turniere er in den nächsten Wochen bestreiten würde, sagte So, aber dann fügte er doch noch einen Satz an, der alle Fans der Pro Chess League erfreute:
"Wir werden unseren Titel in der kommenden Saison verteidigen."
Saint Louis Arch Bishops Manager Mike Kummer veröffentlichte dieses Siegerfoto auf Facebook.
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