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So und Nakamura gewinnen ihre Auftaktpartien bei der US Meisterschaft

So und Nakamura gewinnen ihre Auftaktpartien bei der US Meisterschaft

MikeKlein
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Die "großen Drei," wie sie üblicherweise in Amerika genannt werden, werden als die großen Favoriten der U.S.A. Meisterschaft 2017, die gestern begann, gehandelt.

Das Turnier ist noch jung, aber zwei der großen Drei unterstrichen schon ihre Favoritenrolle, während der dritte von ihnen hart um ein Remis kämpfen musste. Da alle 5 Goldmedaillen Gewinner von Baku am Start sind, und 4 von ihnen gleich in der ersten Runde direkt gegeneinander gelost wurden, gab es natürlich eine Menge Duelle zwischen Spielern, die sich sehr gut kennen.

Das Titelfoto wurde uns freundlicherweise von Austin Fuller zur Verfügung gestellt.

Die einzigen Siege konnten die GMs Wesley So und Hikaru Nakamura verbuchen. Die anderen 4 Partien endeten Remis.

Für den Topgesetzten So, der selbst nicht genau weis, wieviele Spiele in Folge er schon nicht mehr verloren hat (es sind mittlerweile fast 60), war es ein Pflichtsieg. Der an Drei gesetzte Nakamura musste sich im Endspiel gegen GM Ray Robson strecken um den vollen Punkt einzufahren, und hatte dabei nach eigener Aussage auch etwas Glück.

Der Titelverteidiger GM Fabiano Caruana, zwischen den beiden vorhergenannten an Position Zwei gesetzt, stand fast die ganze Partie schlechter als sein Olympia-Teamkamerad GM Sam Shankland, konnte aber eine Niederlage abwehren und ein Remis halten.

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Grafik von Spectrum Studios.

In der U.S. Frauenmeisterschaft, konnte hingegen keine der "großen Drei" den vollen Punkt erzielen. auch wenn hier die Phrase "die großen 3" nicht ganz richtig ist, denn bei den Damen sind es eigentlich "die fantastischen 4". Während aber die siebenmalige Gewinnerin, GM Irina Krush und die Titelverteidigerin IM Nazi Paikidze beide Remis spielten, verlor IM Anna Zatonskih nach einem ungeheuerlichen Fehler sogar ihr Turmendspiel.

Die vierte der Musketiere, WGM Tatev Abrahamyan (die die Meisterschaft letztes Jahr schon um ein Haar gewonnen hätte) ist dank ihres Auftaktsieges somit eine der Führenden. Mit ihr gleichauf liegen WGM Sabina Foisor und WIM Jennifer Yu.

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Beim Vergleich des an 1 gesetzten So, gegen den an 12 gesetzten, viermaligen Champion GM Alexander Shabalov gewann der Favorit. Shabalov qualifierte sich für die letztjährige Meisterschaft in dem er das The veteran qualified last year too by Qualifikationsturnier für die U.S. Open 2016 gewann, hatte dann aber im Hauptturnier keine Chance. Her sagte daraufhin zu Chess.com, dass er nicht mehr versuchen würde sich für die US Meisterschaften zu qualifizieren, da er einfach nicht mehr das Niveau habe, um ein solch hochklassiges Turnier zu spielen. Dann änderte der Veteran aber seine Meinung und gewann auch das  Qualifikationsturnier für die U.S. Open 2017!

Es ist natürlich eine undankbare Aufgabe, in der ersten Runde mit schwarz, gegen den momentan vielleicht besten Spieler der Welt spielen zu müssen, und so kann man zu diesem Zeitpunkt über Shabalovs Form noch nicht viel sagen.

Partien via TWIC.

"Dies ist definitiv die bestbesetzte nationale Meisterschaft der Welt," sagt So zu seinem dritten Versuch, diese zu gewinnen. 2015 beendete er das Turnier mit +2 und letztes Jahr mit +4. Kommentator GM Maurice Ashley schlug deshalb lachend vor, dieses Jahr einfach +6 zu erreichen.

Shabalov fand in GM Ben Finegold einen Unterstützer, denn er schrieb auf Facebook: "Ich spiele seit 28 Jahren gegen Shobalov und ich habe noch nie gegen ihn gewonnen. Und dann kommt Wesley So daher, und fegt ihn vom Brett, als wäre er von einem anderen Planten. Wesley So ist ein Monster - der furchterregendste Spieler den ich je gesehen habe."

Nakamura hatte es nicht so leicht, und fand gefallen daran mit Schwarz zu spielen.

"Es geht darum, gegen die richtigen Spieler die schwarzen Figuren gelost zu bekommen. Spieler gegen die du pressen kannst." erklärte er. Robson war anscheinend der richtige Spieler...

(Interessanterweise war es für Robson die vierte Partie in Folge, in der er Weiß hatte. Seine Mannschaft setzte ihn letztes Wochenende im President's Cup nämlich 3 mal auf Bretter, an denen er auch Weiß hatte.)

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Leser mit besonders guten Augen können hier vielleicht erkennen, dass Robson weniger als 10 Minuten auf seiner Uhr hatte, während Nakamura noch fast eine Stunde hatte. Das Foto wurde uns freundlicherweise von Austin Fuller zur Verfügung gestellt.

Der viermalige Champion übernahm die Initiative und fand am Ende ein kniffliges Qualitätsopfer dass ihm ein Endspiel mit Läufer und 3 Bauern gegen einen Turm bescherte, aber dies war wohl auch auf Robsons Zeitnot zurückzuführen.

Robson brauchte "eineinhalb Stunden für 3 oder 4 Züge" bemerkte Nakamura, "Ich glaube, damit hat er sich mehr geschadet als genutzt".

"Ich weiß nicht, ob er diese Linie mit ...f5 nicht angesehen hat, oder ob er schon länger nicht mehr Schach gespielt hat."


In einer weiteren Partie dachte der schachspielende Reality Star Sam Shankland, dass ihm die Verdreifachung auf der C-Linie mehr als nur einen halben Punkt gegen Caruana einbringen würde. Shankland verbrachte nach der letztjährigen US Meisterschaft 8 Tage im Dschungel und jetzt können sich seine Gegner nicht nur anhand seiner Partien-Datenbank, sondern auch mittels seiner Dschungelcamp Fanseite auf ihn vorbereiten.

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GM Sam Shankland hat heute zwar nicht gewonnen, aber immerhin durfte er heute seine Kleidung anbehalten. Foto von Austin Fuller .

Caruana fand seine Partie aber nicht so schlecht:

"Nachdem er auf f6 genommen hatte mochte ich meine Stellung überhaupt nicht mehr. Ich dachte ich habe überhaupt kein Gegenspiel, also habe ich einfach auf Verdacht mal ...g5 gezogen. Ich hatte schon viel schlechtere Stellungen. Das war eigentlich eine meiner besseren schlechten Stellungen!"

Für die Statistiker: Shankland wurde in der zweiten Episode geschlagen, aber glücklicherweise muss kein Spieler diese Meisterschaft vorzeitig verlassen.

In den weiteren Partien war GM Jeffrey Xiong gegen GM Varuzhan Akobian schon einen Bauern hinten und er hatte nur noch 3 Sekunden auf der Uhr, aber dem erfahrenen Spieler reichten die 30 Sekunden Zeitgutschrift pro Zug um ein Remis zu halten. Ein weiterer ehemaliger Champion, GM Alex Onischuk remisierte die kürzeste Partie des Tages gegen GM Daniel Naroditsky. Newcomer GM Yaroslav Zherebukh, der mit einer Wildcard in das Turnier startete, remisierte mit dem 5maligen Champion GM Gata Kamsky.

Es ist schon bemerkenswert, dass Kamsky, der dieses Turnier über Jahre dominierte, jetzt in der unteren Hälfte der Setzliste zu finden ist. Er sagte dass er schon froh wäre überhaupt noch mitspielen zu dürfen, denn er hat nur 14 ELO Punkten mehr als Akobian, welcher den letzten direkten Startplatz im Turnier erhielt.

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Von den 12 Spielern haben nur 3 Spieler die US Meisterschaft schon mehrfach gewonnen. GM Gata Kamsky (im BIld) hat 5 Titel, Nakamura und Shabolov jeweils 4. Onischuk und Caruana haben noch jeweils einen Titel zu Buche stehen. Foto: Lennart Ootes

"Meine Hoffnung ist, dass ich einige Rating Punkte und etwas Geld gewinne" sagte Kamsky nach der Partie als er nach seinen Siegchancen gefragt wurde. Ausserdem würde er in den jungen Spielern das Feuer lodern sehen, das in ihm selbst gebrannt hatte, als er noch jünger war.

Bei den U.S. Frauen-Meisterschaften ist die viermalige Siegerin Zatonskih die älteste Teilnehmerin, aber im Gegensatz zu Kamsky, rechnet sie sich durchaus Siegchancen aus. Sie stimmt aber in dem Punkt, dass sie nicht mehr das "Feuer" vergangener Tage habe, mit Kamsky überein. Ihre Siegchancen schrumpften durch einen Fehler am Ende des Tages aber erheblich.

"Ich habe einfach den Zug Kc2 vergessen," sagte sie. "Am Ende des Spiels habe ich die Konzentration verloren. Das ein ein Vorteil, den die Jugend hat."

Es sind 5 Teenager im Damenfeld zu finden (auf den hintersten 5 Plätzen der Setzliste). Am Ende des Tages konnte nur YU ihre Partie gewinnen.

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WIM Jennifer Yu, führt die nächste Generation im amerikanischen Damenschach an. Foto: Lennart Ootes

Abrahamyan liebt die Sizilianische Eröffnung und ihre junge Gegnerin hatte keine Angst davor. Die Kalifornierin war nicht für die Nationalmannschaft in Baku nominiert, aber hier zeigte sie, dass Sie ein gewichtiges Wort um den Gesamtsieg mitsprechen möchte.

Abrahamyan fand eine Taktik, die im 20 Zug begann und ihr den Sieg sicherte:

Die Überraschung der letztjährigen ersten Hälfte des Turniers, die 13jährige WFM Carissa Yip, hätte dieses Jahr, gegen die Olympionikin Foisor fast wieder überrascht. Nach einem Qualitätsopfer hatte sie eine solide und vielversprechende Stellung. Foisor opferte aber ihrerseits eine Qualität und erreichte ein ausgeglichenes Endspiel.

Am Ende machte Yip dann einen geometrischen Fehler und erlaubte es der weißen Dame eine Hypotenuse zu benutzen um Matt zu sagen.

Traditionell wurde im Rahmen der Eröffnungsfeier des Turniers auch ein Spieler in die "U.S. Schach Hall of Fame" aufgenommen. Dieses Jahr wurde diese Ehre, im Gegensatz zu den letzten Jahren, aber keinem aktiven Spieler, sondern IM Edward Lasker, zu Teil. Edward ist ein entfernter Verwandter des früheren Weltmeisters und wohl am besten für diese Partie bekannt. Er hätte rochieren können um Matt zu setzen, fand aber den ästetischeren Zug Kd2:

Die "Welt Schach Hall of Fame" hatte eine arbeitsreichere Nacht, denn gleich drei neue Spieler wurden dort posthum aufgenommen. Die Bilder von Paula Kalmar-Wolf, Alla Kushnir und GM Viktor Korchnoi verzieren jetzt die Wände diese Institution.

Kalmar-Wolf kam unter die ersten 3 der Damenweltmeisterschaften in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren. Kushnir wurde 3 mal Vizeweltmeisterin, und war nahe dran, GM Nona Gaprindashvili zu besiegen.

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IM Nazi Paikidze bei der Eröffnungsfeier.  Foto: Lennart Ootes.

Korchnoi rundet das Bild der Vizeweltmeister ab. Auch er war dreimal im Finale und fand dort seine persönliche Nemesis in GM Anatoly Karpov. Er hatte ein erfülltes Leben und eine der längsten Schachkarrieren überhaupt. Korchnoi ist letztes Jahr gestorben und das Turnier in seiner Heimatstadt Zürich, wird ab diesem Jahr nach ihm benannt werden.

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Die heutige Toppartie wird sicher Caruana-Nakamura. Caruana sagte gestern noch, dass er gegen Nakamura wohl öfters gespielt habe, als jeder andere Spieler (alleine im Erwachsenenalter sind es über 30 Partien).

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Die Favoritinnen bei den Damen gehen sich für eine weitere Runde aus dem Weg. Stattdessen treten aber die Nationalmannschaftskolleginnen WGM Katerina Nemcova und IM Nazi Paikidze gegeneinander an. Sehenswert ist sicher auch GM Irian Krush gegen WGM Sabina Foisor.

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Ihr könnt die Berichterstattung mit Livespielen und Interviews täglich ab 20 Uhr auf Chess.com/TV oder offiziellen Seite uschesschamps.com verfolgen.

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Mike Klein began playing chess at the age of four in Charlotte, NC. In 1986, he lost to Josh Waitzkin at the National Championship featured in the movie "Searching for Bobby Fischer." A year later, Mike became the youngest member of the very first All-America Chess Team, and was on the team a total of eight times. In 1988, he won the K-3 National Championship, and eventually became North Carolina's youngest-ever master. In 1996, he won clear first for under-2250 players in the top section of the World Open. Mike has taught chess full-time for a dozen years in New York City and Charlotte, with his students and teams winning many national championships. He now works at Chess.com as a Senior Journalist and at ChessKid.com as the Chief Chess Officer. In 2012, 2015, and 2018, he was awarded Chess Journalist of the Year by the Chess Journalists of America. He has also previously won other awards from the CJA such as Best Tournament Report, and also several writing awards for mainstream newspapers. His chess writing and personal travels have now brought him to more than 85 countries.

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