Sinquefield Cup: Nepomniachtchi wurde mit seiner eigenen Analyse von Aronian geschlagen
Wie steht es um die amerikanisch-russischen Beziehungen? Wir müssen noch einen weitern Tag warten, um dies herauszufinden.
Beim Sinquefield Cup 2017 spielen genau 4 russischsprachige Spieler mit und in der ersten Runde wurden sie ausschließlich gegeneinander gelost. Auch wenn man einräumen muss, dass einer ein Armenier ist, sind die Zeiten wie in den 60er Jahren, als sich Spieler aus dem selben Land schon früh auf ein Remis einigten, um Kraft und Energie für die Partien gegen den Rest der Welt zu sparen, wohl endgültig vorbei, denn beide dieser Partien wurden mit Siegen beendet.
GM Levon Aronian unterhielt sich während einer Autogrammstunde mit GM Sergey Karjakin. | Lennart Ootes, Grand Chess Tour
Als erstes war die Partie von GM Levon Aronian gegen GM Ian Nepomniachtchi beendet. Der letztere sah sich einer Eröffnung ausgesetzt, die er selbst Analysiert und Vorbereitet hatte. Dann gewann der Sinquefiled Cup Neuling GM Sergey Karjakin gegen seinen Landsmann GM Peter Svidler. Karjakin hat nun, nach nur einer Partie in Amerika, genausoviele Siege erzielt, wie im gesamten November letzten Jahres bei der Weltmeisterschaft 2016, und liegt nun das zweite Mal in seinem Leben vor dem Weltmeister.
Das stärkste Turnier des Jahres auf amerikanischen Boden wollten viele Zuschauer live erleben. | Lennart Ootes, Grand Chess Tour
GM Maxime Vachier-Lagrave zeigt, dass er sein Lieblingsturnier in Biel nicht ohne Grund verpasste. Am selben Tag, an dem das Turnier in Biel zu Ende ging, gewann er seine Partie in St. Louis gegen die Nummer 2 der Welt, GM Wesley So, der auch gleichzeitig durch diese Niederlage auf die Nummer 3 zurückfiel.
Das ist weil GM Fabiano Caruana gegen GM Magnus Carlsen ein Remis erreichte und Wesley damit wieder überholte. Interessant ist noch, dass Aronian durch seinen Sieg auch GM Vladimir Kramnik (der bei diesem Turnier nicht mitspielt) von Platz 4 verdrängte, was bedeutet, dass jetzt jeder der aktuellen Top 4 der Welt jeweils einmal den Sinquefield Cup gewinnen konnte. Und jeder von denen will natürlich der erste sein, der dieses Turnier zum zweitenmal gewinnt.
Schließlich einigten sich noch GM Viswanathan Anand und GM Hikaru Nakamura nach einer ruhigen, spanischen Partie auf ein Remis.
Sind das die Stars des Sinquefield Cups 2037? In 20 Jahren werden wir es wissen. | Lennart Ootes, Grand Chess Tour
Aber zurück zur ersten Partie. Aronian´s exotischer Turmvorstoß im 10. Zug war sicher einzigartig (Aronian: "Die Chance für so einen Zug bekommst Du nicht jeden Tag."), aber Nepomniachtchi sagte nach der Partie, dass er diesen Zug schon zu Hause für sich selbst analysiert hatte. Nur für Weiß!
"Es ist wirklich lustig, dass ich genau die selbe Variante für Weiß vorbereitet hatte," sagte er. "Ich habe alles aufgeschrieben."
GM Levon Aronian (links) "fand" eine Neuerung für seinen Turm, die sein Gegner eigentlich bestens kannte. | Lennart Ootes, Grand Chess Tour
Leider ist es aber in St. Louis nicht erlaubt, seine Analysen mit ans Brett zu bringen. Nepomniachtchi verschwendete dann keine Zeit mit seiner Antwort und als sein b-Bauer angegriffen war, dachte er nicht zweimal nach, und opferte ihn.
"Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich auf Db3 nicht einfach kurz rochieren konnte," sagte Nepomniachtchi. "Es ist schon ärgerlich, dass ich die Partie auf so idiotische Art und Weise verloren habe.... so unglaublich dumm."
Wie es sich zeigte war der Bauer auf b7 ein vergifteter Bauer - nur ohne Gift.
"Er hätte mir nicht erlauben dürfen auf b7 zu nehmen" sagte Aronian. "Ich hatte keine Angst. Mein ganzes Konzept mit dem Turmzug war ein Angriff auf dem Damenflügel... Ich konnte gar nichts anderes spielen."
"Vielleicht ist ja d4 mittlerweile widerlegt," witzelte Vachier-Lagrave über die Tatsache, dass in keiner Partie 1.d4 gezogen wurde (Aronian wählte 1.Sf3 und die anderen 4 Partien wurden mit 1.e4 eröffnet).
Die Partie der ersten beiden Sieger des Sinquefield Cups (2013 gegen 2014), Caruana gegen Carlsen, endete in einem friedlichen Remis.
"Es gab in dieser Partie nicht viel zu tun," sagte Carlsen. Nachdem er eine Zugwiederholung abgelehnt hatte verpasste er den entscheidenden Verteidigungszug. "Ich habe auf dieses b3, d3 Zeug gespielt, denn ich dachte, das wäre ein erzwungenes Remis. Am Ende hatte ich dann sogar Glück, denn das Tf8 Ding hatte ich vollig übersehen."
"Es war schon überraschend, dass er diesen Zug nicht gesehen hat, aber es ändert ja nichts am Ergebnis," sagte Caruana.
Das Interview "zwischen" GM Magnus Carlsen und GM Maurice Ashley endete gestern ebenfalls mit einem "friedlichen Remis". . | Lennart Ootes, Grand Chess Tour
Davor sagte Caruana bereits, dass er Carlsen die ganze Partie lächeln sah.
"Irgendwann hat er richtig gelächelt," sagte Caruana. "Es war dieses Lächeln, wenn jemand etwas besonders schönes oder gutes entdeckt und ich wollte unbedingt herausfinden, was das war."
Caruana leistete eine gute Detektivarbeit um den Grund für Carlsens lächeln herauszufinden, und er fand es auch heraus:
Carlsen sagte, er fände es schade, dass er beim Schnellschach und Blitzturnier, das später im August stattfindet, nicht gegen GM Garry Kasparov antreten könnte. Die Bekanntmachung, dass der 13. Weltmeister ein Comeback geben würde, erreichte den Norweger erst nachdem er bereits für die anderen beiden Schnellschach und Biltzturniere der Grand Chess Tour zugesagt hatte.
"Wenn ich gewusst hatte, dass er hier mitspielt, hätte ich alles getan um auch hier mitspielen zu können," sagte Carlsen. Er denkt auch, dass Kasparov besser vorbereitet als jeder andere sein wird, aber dass er nicht auf einen Gesamtsieg von Kasparov wetten würde.
Nakamura war in seiner Prognose deutlicher, denn der amerikaner gab Kasparov überhaupt keine Chance auf den Gesamtsieg. Anstatt seine Aussage aber mit einem Auftaktsieg zu untermauern, remisierte er seine Auftaktpartie gegen Anand.
"Ich dachte einfach, dass die erste Runde nicht der richtige Zeitpunkt ist, um irgendein verrücktes Zeug zu spielen," sagte Nakamura.
Sinquefield Cup 2017 | Tabelle nach der 1. Runde
Platz | Name | Land | ELO | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | Punkte |
1 | GM Aronian, Levon | 2799 | x | 1 | 1 | |||||||||
2 | GM Vachier-Lagrave, Maxime | 2789 | x | 1 | 1 | |||||||||
3 | GM Karjakin, Sergey | 2773 | x | 1 | 1 | |||||||||
4 | GM Carlsen, Magnus | 2822 | x | ½ | 0.5 | |||||||||
5 | GM Caruana, Fabiano | 2807 | ½ | x | 0.5 | |||||||||
6 | GM Nakamura, Hikaru | 2792 | x | ½ | 0.5 | |||||||||
7 | GM Anand, Viswanathan | 2783 | ½ | x | 0.5 | |||||||||
8 | GM So, Wesley | 2810 | 0 | x | 0 | |||||||||
9 | GM Svidler, Peter | 2751 | 0 | x | 0 | |||||||||
10 | GM Nepomniachtchi, Ian | 2751 | 0 | x | 0 |
Beim Sinquefield Cup 2017 spielen 10 Spieler vom 1. bis zum 12. August im Modus "Jeder-gegen-Jeden" um ein Preisgeld von $300.000. Die Partien beginnen täglich um 20.00 Uhr deutscher Zeit und können auf der offiziellen Seite oder auf www.chess.com/TV live verfolgt werden.