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Schnellschach Meisterschaft Woche 2: Caruana gewinnt

Schnellschach Meisterschaft Woche 2: Caruana gewinnt

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Fabiano Caruana hat das erste Turnier der von Coinbase präsentierten Schnellschach Meisterschaft 2022 gewonnen. Genau wie Anish Giri in der Woche zuvor, konnte Hikaru Nakamura zwar das Schweizer System Turnier am Samstag gewinnen, musste sich aber Caruana im Finale geschlagen geben. Die Großmeister Daniil Dubov und David Paravyan scheiterten im Halbfinale und für Wesley So, Alexey Dreev, Peter Svidler und David Anton Guijarro war im Viertelfinale Endstation. Interessanterweise waren sieben der acht Viertelfinalisten Russen oder Amerikaner.

Teilgenommen hatte 48 Elitespieler der eingeladenen Top 100 der Welt sowie den Top 10 der Damen und Junioren und den 10 Wildcards. Die Veranstaltung wird am kommenden Wochenende, am 19. und 20. Februar, um 18:00 Uhr fortgesetzt.

So könnt Ihr zusehen:
Die Samstags-Turniere der von Coinbase präsentierten Schnellschach Meisterschaft 2022 könnt Ihr auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube.com/ChesscomLive ansehen.
Hier sind die Aufzeichnung der Übertragungen des zweiten Wochenendes:

 

Die Rapid Chess Championship ist ein wöchentliches Turnier, das von Chess.com veranstaltet wird. Jeden Samstag findet ein Schweizer System Turnier mit neun Runden und einer Bedenkzeit von 10+0 statt. Die besten 8 Spieler dieses Turniers qualifizieren sich für das Finale am Sonntag, das mit einer Bedenkzeit von 10+2 gespielt wird. Sollte eine Partie am Sonntag Remis enden, entscheidet eine 3+2 Blitzpartie über das Weiterkommen. Sollte auch diese keine Entscheidung bringen, folgt eine 1+1 Blitzpartie und gegebenenfalls ein Armageddon.

 


Samstag

Bei einem so starken Starterfeld kann man natürlich leicht sagen, dass sich die Favoriten durchgesetzt haben. Schließlich war ja praktisch jeder Teilnehmer für einen Platz unter den ersten Acht mehr als nur qualifiziert. Nichtsdestotrotz beendeten das Turnier aber so bekannte Namen wie Nakamura, Caruana, So, Dubov und wohl auch Paravyan, der sich auch letzte Woche qualifiziert hatte, auf den ersten acht Plätzen.

Wir bekamen aber auch einige neue Namen zu sehen: Svidler, Dreev und Anton. Wir wollen natürlich nicht so tun, als wären sie Außenseiter gewesen, aber die besten Zeiten von Svidler (45), der hinter Nakamura Zweiter wurde und Dreev (53), der seine Züge immer wieder überraschend schnell und manchmal sogar im Bullet-Tempo spielte, sollten doch schon hinter ihnen liegen. Vielleicht ist es aber ein Hinweis an die jungen Generationen, dass sie die Bühne immer noch mit der alten Garde teilen müssen.

Um ehrlich zu sein, pflügte Nakamura durch das Turnier und sicherte sich so überlegen ersten Platz, wie Giri in der Woche zuvor. Am Ende hatte er nicht nur einen halben Punkt Vorsprung, sondern auch noch die beste Feinwertung. Er besiegte die Großmeister Bogdan-Daniel Deac, Dreev, Arjun Erigaisi, Svidler und Vladimir Fedoseev und sicherte sich danach gegen Caruana und So einen halben Punkt, in genau derselben bekannten Remisvariante in der Berliner Verteidigung, die wir (leider) so oft zu sehen bekommen.

Einer der befriedigendsten Siege muss seine Partie in der ersten Runde gegen Deac gewesen sein, in der dieser die Damen tauschte, um in ein Endspiel mit Mehrbauern zu erreichen und dann plötzlich völlig paralysiert wurde.

Svidler gewann gegen die Großmeister Benjamin Bok, Pavel Ponkratov, Grigoriy Oparin, Anton und Erigaisi und musste sich nur Nakamura geschlagen geben. Sein Endspielsieg in der letzten Runde gegen Erigaisi zeigte ein ähnliches Thema der Lähmung wie wir es in der Partie zwischen Nakamura und Deac gesehen haben, aber in seiner Partie gegen Oparin bekamen wir Kampfschach vom Feinsten zu sehen. Am Ende war es Oparin, der den letzten Fehler machte:

Die letzte Runde hätte nicht dramatischer enden können, als Anton eine Stellung mit zwei Bauern weniger rettete und die Zuschauer mit einem sehr ungewöhnlichen Endspiel (siehe unten) verblüffte. Mit dieser Parade schlug er Fedoseev um weniger als einen Punkt in der Feinwertung und belegte mit 5,5 aus 9 den achten Platz. Wer hat eigentlich gesagt, dass es im Schach kein Glück gibt?

Laut Tablebase wäre der beste Zug in der folgenden Stellung 63...d1=L!! gewesen. Es stellt sich jedoch heraus, dass 63...d1=S ebenfalls gewonnen hätte, weil der weiße Springer letztendlich zu weit vom weißen König entfernt ist und geschlagen werden kann.

Für diejenigen, die sich für die theoretische Frage interessieren, ob zwei Läufer einen Springer in einem bauernlosen Endspiel besiegen können, lautet die Antwort tatsächlich... manchmal! Die überlegene Seite muss den feindlichen König und Springer trennen, um die letzte Figur zu fangen, und es hilft, wenn der feindliche König gegen den Rand des Bretts gedrückt wird – ein berühmtes Beispiel dafür ist der Weltmeisterschafts-Rückkampf von 1961, bei dem Mikhail Tal gegen Mikhail Botvinnik gewinnen konnte.

Obwohl er sich nicht für den Sonntag qualifizieren konnte, spielte Erigaisi eine fantastische Partie, in der er seinen Turm auf a1 mit Schach hängen ließ. Genau wie Adolf Anderssen 1851 in seiner unsterblichen Partie. Anschließend brach er mit einer ganzen Serie von Turmopfern zum schwarzen König durch.

Schweizer System Turnier | Abschlusstabelle (Top 20)

# Gesetzt Land Titel Benutzername Name Rating Punkte SB
1 5 GM @Hikaru Hikaru Nakamura 2864 7 38
2 19 GM @PSvidler Peter Svidler 2760 6.5 32.5
3 1 GM @FabianoCaruana Fabiano Caruana 2854 6.5 32
4 7 GM @GMWSO Wesley So 2754 6 32
5 2 GM @dropstoneDP David Paravyan 2864 6 29.25
6 21 GM @Igrok3069 Alexey Dreev 2647 6 23.25
7 6 GM @Duhless Daniil Dubov 2716 6 22.25
8 25 GM @tptagain David Anton Guijarro 2639 5.5 25.5
9 36 GM @Bigfish1995 Vladimir Fedoseev 2640 5.5 24.75
10 3 GM @BillieKimbah Maxim Matlakov 2690 5.5 23.75
11 29 GM @daro94 Dariusz Swiercz 2611 5.5 23.25
12 22 GM @GGuseinov Gadir Guseinov 2654 5.5 22
13 32 GM @Msb2 Matthias Bluebaum 2546 5.5 20.25
14 13 GM @viditchess Vidit Gujrathi 2642 5.5 18.5
15 11 GM @vladislavkovalev Vladislav Kovalev 2690 5 24.5
16 10 GM @GHEEVAM2003 Arjun Erigaisi 2706 5 23.5
17 14 GM @mishanick Alexey Sarana 2655 5 21.75
18 20 GM @viviania Vassily Ivanchuk 2613 5 17.25
19 42 GM @GMBenjaminBok Benjamin Bok 2419 5 16.5
20 33 GM @spicycaterpillar Ray Robson 2500 5 11

(Die gesamte Tabelle findet Ihr hier.)

Sonntag

Das erste Viertelfinale zwischen Nakamura und Anton wurde erst in der letzten 1+1 Partie entschieden. Der spanische Großmeister hatte viele Gewinnchancen und stand in den ersten beiden Partien besser. In der Blitzpartie hatte er sogar ein gewonnenes Turmendspiel, aber letztendlich konnte er seine Vorteile in keiner Partie verwerten und schließlich verlor er dann die letzte Bullet-Partie, indem er in Zeitnot eine Figur einstellte.

So übersah gegen Paravyan, dass nach 36.Tb6 zwei seiner Figuren hingen und war gezwungen, einen Verzweiflungsangriff zu starten, der aber einfach nicht funktionierte.

Svidler schien sein Viertelfinale gegen Dubov bereits so gut wie gewonnen zu haben, nachdem er seinen Landsmann mit Weiß in der englischen Eröffnung absolut überspielt hatte. Dann aber schätzte er das Gegenspiel falsch ein (dass er 19...c4 übersehen hatte, nannte er in seinem Live-Stream einen "Hirnfurz") verlor einen ganzen Turm, stürzte die Stellung in ein Chaos und verlor, nachdem es ihm nicht gelungen war, mit seiner Dame ein Dauerschach zu geben.

Caruana zementierte mit Weiß gegen den Sizilianer von Dreev einen Doppelbauern auf der c-Linie, setzte die schwarze Stellung mit meisterhafter Technik unter Druck und war kurz davor zu gewinnen, als er – mit zwei Mehrbauern – plötzlich das folgende theoretische Remis zuließ:

Nach der Partie gab er zu: "Ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern nicht zu gewinnen, war ziemlich beeindruckend... Das war schrecklich... Es war ziemlich hilfreich, dass die nächste Partie gleich begonnen hat." In der zweiten Partie konnte Caruana dann erneut eine starke Verteidigung durchbrechen und das Ergebnis zu seinen Gunsten korrigieren: "Ich dachte, es würde erneut auf ein Remis zusteuern, aber plötzlich saß sein Läufer in der Falle", sagte Caruana nach der Partie. Er musste nicht zweimal blinzeln, um den Punkt zu holen:

Im Halbfinale gab es zwei überzeugende und einseitige Siege. Nakamura besiegte Paravyan mit seinem üblichen schnell gespielten strategischen Squeeze und beendete die Partie mit einem gut kalkulierten Übergang zu einem gewonnenen Turmendspiel:

Caruana gewann in einem klassischen Sizilianer gegen Dubov den rückständigen Bauern auf d6 und verwandelte anschließend eine saubere Partie. Interessierte können sich den Zug 33...Ld7 ansehen, der die Stellung laut Engine (vielleicht?) hätte halten können, aber in einer praktischen Partie ist es sehr unwahrscheinlich, dass man eine solche Stellung mit drei Bauern weniger halten kann.

Das Finale war dann ein rein amerikanisches Duell zwischen Nakamura und Caruana. Das Duell begann mit einem schnellen Remis in der Berliner Verteidigung. Nakamura wollte die Entscheidung bei kürzeren Bedenkzeiten herbeiführen und Caruana war froh, mit Schwarz ein Remis erreicht zu haben.

Was dann aber geschah, erschütterte Kommentatoren und Zuschauer gleichermaßen. In den letzten Jahren – insbesondere seit der Weltmeisterschaft 2018 – hat sich Caruana den Ruf erarbeitet, in Blitz- und Schnellschachformaten deutlich schwächer als im klassischen Schach zu sein, aber diese letzte Partie und eigentlich das gesamte Turnier sollten seine Zweifler zum Schweigen bringen!

Caruana erklärte nach der Partie: "Sein dxc war ein Patzer... Er hat Txd6... übersehen und danach kamen mir alle Züge einfach und natürlich vor."


Im Interview nach dem Turnier antwortete Caruana auf die Frage, ob Schnellschach und Blitz die Fähigkeiten im klassischen Schach verbessern kann: "Nein, ich denke, das sind nur zwei völlig unterschiedliche Arten von Schach... und ich weiß nicht, ob es für das klassische Schach gut ist, wenn man sich auf Schnellschach und Blitz konzentriert."

"Ich war überhaupt nicht überrascht, dass Nakamura das Grand Prix Finale gegen Levon gewonnen hat. Ich dachte, dass es 50/50 wäre, aber ich hielt ihn definitiv nicht für einen Außenseiter. Im Schnellschach spielt er extrem beeindruckend."

Ergebnisse, Tabellen, Preise

Nakamura hat das Schweizer-System-Turnier am Samstag und Caruana das KO-Turnier am Sonntag gewonnen. Hier findet Ihr die endgültigen Platzierungen:

Das K.o.-Turnier vom Sonntag:

# Land Spieler Platz Preis
1 Fabiano Caruana Sieger $7.500
2 Hikaru Nakamura Finalist $3.500
3-4 Daniil Dubov Halbfinale $2.500
3-4 David Paravyan Halbfinale $2.500
5-8 Wesley So Viertelfinale $1.000
5-8 Alexey Dreev Viertelfinale $1.000
5-8 Peter Svidler Viertelfinale $1.000
5-8 David Anton Guijarro Viertelfinale $1.000

Weitere Berichte von der Schnellschach-Meisterschaft:

Woche 1: Sieger: Nepomniachtchi


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AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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