Rapid Chess Championship Woche 10: Aronian besiegt Grischuk im Finale

Levon Aronian hat das zehnte Turnier der von Coinbase präsentierten Rapid Chess Championship 2022 gewonnen. Obwohl er das Schweizer-System Turnier am Samstag nur auf dem siebten Platz beendet hatte, konnte er sich am Sonntag bis ins Finale vorspielen und dort Alexander Grischuk mit Schwarz besiegen.

Neben den beiden Finalisten und dem Sieger des Schweizer-System Turniers, Hikaru Nakamura, hatten sich auch Fabiano Caruana Jeffery Xiong, Vidit Gujrathi, Dmitry Andreikin und Jose Martinez für das Viertelfinale qualifiziert.

Teilgenommen hatten 38 Elitespieler der eingeladenen Top 100 der Welt sowie den Top 10 der Damen und Junioren und den 10 Wildcards. Die Veranstaltung wird am kommenden Wochenende, am 23. und 24. April, um jeweils 18:00 Uhr fortgesetzt.

Die Rapid Chess Championship ist ein wöchentliches Turnier, das von Chess.com veranstaltet wird. Jeden Samstag findet ein Schweizer System Turnier mit neun Runden und einer Bedenkzeit von 10+0 statt. Die besten 8 Spieler dieses Turniers qualifizieren sich für das Finale am Sonntag, das mit einer Bedenkzeit von 10+2 gespielt wird. Sollte eine Partie am Sonntag Remis enden, entscheidet eine 3+2 Blitzpartie über das Weiterkommen. Sollte auch diese keine Entscheidung bringen, folgt eine 1+1 Blitzpartie und gegebenenfalls ein Armageddon.

• Samstag 
• Sonntag
• Ergebisse, Tabellen und Preise

Samstag

Nakamura gewann das Turnier ungeschlagenen und mit einem ganzen Punkt Vorsprung auf das hochkarätige Feld. Den entscheidenden Sieg landete er in der fünften Runde gegen Aronian in einem lehrreichen Kampf gegen einen isolierten d-Bauern.

Andreikin startete mit drei Siegen in das Turnier und wurde am Ende Zweiter. Beim letzten dieser drei Siege gegen Wesley So fand er in einer taktischen Stellung ein langsames Manöver, mit dem er Material gewinnen konnte.

Caruana blieb ebenfalls ungeschlagen und wurde mit einer soliden Leistung Dritter. In der fünften Runde gegen Grischuk lief für ihn in einem ungewöhnlichen Nimzo-Inder alles nach Plan und der konnte den weißen Doppelbauern auf der c-Linie gewinnen.

Aronian erspielte sich nur 5.5 Punkte und erreichte das Viertelfinale lediglich aufgrund der besseren Feinwertung gegenüber einer Vielzahl von anderen punktgleichen Spielern. In der achten Runde wiederholte er in einem gewonnenen Damenendspiel versehentlich dreimal die Stellung.

Nach diesem Missgeschick musste Aronian in der letzten Runde gegen David Paravyan unbedingt gewinnen und konnte in einem Endspiel mit zwei Läufern gegen Springer und Läufer seinen Mehrbauern verwandeln.

Das Chess.com Kommentatoren-Duo Naroditsky und Rensch kommentierte das ganze Geschehen lehrreich und unterhaltsam und schaffte es sogar, der langweiligen Berliner Verteidigung etwas Leben einzuhauchen:

Schweizer System Turnier | Abschlusstabelle (Top 20)

Sonntag

Im Viertelfinale zwischen Nakamura und Xiong schien Xiong mit 9...h5 auf einen Angriff am Königsflügel zu starten, verwarf diese Idee dann aber und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Zentrum. Nakamura nutzte Xiongs Unentschlossenheit aus, verschaffte sich einen erheblichen Raumvorteil und drängte Schwarz mit seinen vorrückenden Zentrumsbauern vom Brett.

Das Viertelfinale zwischen Grischuk und Vidit war eine sehr enge Angelegenheit. In der Schnellschachpartie versuchte Grischuk ein Endspiel mit Mehrbauern zu forcieren, aber sein Gegner aktivierte seine Figuren, gewann den Bauern zurück und kam sogar selbst zu Gewinnchancen. In beiderseitiger Zeitnot fanden die beiden dann eine Zugwiederholung.

Im Blitz drängte Vidit die meiste Zeit der Partie auf einen Sieg. Wie Naroditsky es ausdrückte: "Vidit hat hier seine Absichten gezeigt. Er will das bis zu den nackten Königen ausspielen." Am Ende konnte sich Grischuk aber behaupten.

Vidit has shown his intentions here. He wants to play this out to bare kings.
—GM Daniel Naroditsky

Im Bullet drängte dann Grischuk auf den Sieg und hatte bereits ein gewonnenes Endspiel erreicht. In einer weiteren Zeitnotschlacht konnte sich der Inder aber in ein Remis retten.

Im Armageddon bekam Vidit dann mit den weißen Figuren einfach nicht genug Spiel und damit stand Grischuk im Halbfinale.

Im Viertelfinale zwischen Andreikin und Aronian erlangte Aronian mit Druck gegen die geschwächten weißen Bauern am Damenflügel eine ideale Nimzo-Indische Stellung, während der Versuch seines Gegners, einen Angriff am Königsflügel zu starten, erfolglos blieb. Aronian besiegelte seinen Sieg mit einem tollen Damenopfer, das entweder einen Damentausch in ein gewinnendes Endspiel oder ein unerwartetes Schachmatt erzwang.

Auch im Viertelfinale zwischen Caruana und Martinez bekamen wir eine Nimzo-Indische Eröffnung zu sehen. Diese verlief aber genau gegenteilig. Während Martinez am Damenflügel nicht genug Druck aufbauen konnte, brach Caruanas Angriff am Königsflügel durch. Als der Amerikaner seine Dame von h1 über h6 nach b6 in die Stellung des Peruaners manövriert hatte, war die Partie entschieden.

Im Halbfinale zwischen Nakamura und Grischuk überspielte Grischuk seinen Gegner in einer spanischen Eröffnung mit d3 und gewann einen Bauern. Nakamura leistete harten Widerstand und tat alles, um die schwarzen Figuren einzuschränken. Grischuk konnte seine Stellung jedoch nach und nach entwirren und seinen Vorteil in einen Sieg verwandeln.

Im Halbfinale zwischen Caruana und Aronian verschaffte sich Caruana mit dem einfachen, aber effektiven Zug 14.b3, der zu einem aktiven Turm auf der siebten Reihe führte, einen Vorteil. Sein Gegner antwortete mit dem cleveren Zug 23...Lb6, der den weißen Turm auf dem Feld b7 einsperrte und es Caruana praktisch unmöglich machte, die Partie zu gewinnen. Caruana beschloss, einen Bauern zu opfern, um seinen Turm zurück in die Partie bringen zu können, aber das daraus resultierende Endspiel konnte Aronian ohne größere Probleme Remis halten.

Die anschließende Blitzpartie war die meiste Zeit über sehr ausgeglichen. Aber als Aronian in einem Turmendspiel scheinbar aus dem Nichts einen Vorteil herausquetschte, unterlief Caruana ein Mausslip und er hatte seinen Turm verloren.

Das Finale zwischen Grischuk und Aronian verlief nach einem Patzer von Grischuk überraschend einseitig. Der Russe versuchte zwar alles menschenmögliche um ein Gegenspiel zu generieren, aber sein Gegner ließ ihn nicht mehr in die Partie zurück.

Obwohl Aronian am Samstag große Probleme hatte, lief er am Sonntag zu einer hervorragenden Form auf und konnte mit Nakamura, Caruana und Grischuk drei der weltbesten Spieler überraschend klar besiegen. In seinem Interview äußerte sich Aronian zu seiner heutigen Gemütslage: "Nachdem es gestern so schrecklich gelaufen war, dachte ich, dass es heute ja nicht schlimmer kommen konnte. Also war ich sehr entspannt."

Since yesterday was so terrible, I was thinking that things cannot get worse, so I was very relaxed.
—GM Levon Aronian

Aronian äußerte sich auch zu seiner Freundschaft und Rivalität mit seinem Großmeisterkollegen aus St. Louis, Caruana:

Ergebnisse, Tabellen, Preise

Nakamura hat das Schweizer-System-Turnier am Samstag und Aronian das KO-Turnier am Sonntag gewonnen. Hier sind die endgültigen Platzierungen:

Ergebnis

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Weitere Berichte von der Rapid Chess Championship:

Alle Informationen über das Turnier

Woche 1: Sieger: Nepomniachtchi

Woche 2: Sieger: Caruana

Woche 3: Sieger: Caruana

Woche 4: Sieger: Aronian

Woche 5: Sieger: Nakamura

Woche 6: Sieger: Matlakov

Woche 7: Sieger: Andreikin (nur auf englisch)

Woche 8: Sieger: Maghsoodloo

Woche 9: Sieger: Nakamura