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Norway Chess: Abdussatorov, Nakamura und Firouzja gewinnen

Norway Chess: Abdussatorov, Nakamura und Firouzja gewinnen

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Nachdem Nodirbek Abdusattorov und Hikaru Nakamura ihre klassischen Partien gewinnen konnten, liegen sie Fabiano Caruana, der gegen Anish Giri im Armageddon gewann, dicht auf den Fersen.

Alireza Firouzja gewann ebenfalls und konnte sich durch seinen Sieg über Shakhriyar Mamedyarov wieder in die obere Tabellenhälfte des Norway Chess 2023 vorspielen.

Die dritte Runde des Norway Chess mit dem Superduell Nakamura gegen Carlsen beginnt heute, am Donnerstag, dem 1. Juni, um 17.00 Uhr.

Wollt Ihr das Turnier live verfolgen?
Wir übertragen das Norway Chess 2023 von Anfang bis Ende mit Kommentaren von Steve Berger und Jan Gustafsson auf Chess.com/TV, Twitch und YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite.
Hier ist die Aufzeichnung der gestrigen Übertragung:

Am Ende der englischsprachigen Übertragung kam Kommentatorin Judit Polgar zu dem Schluss, dass diese Runde einige der "interessantesten und aufregendsten Partien, die ich in meiner Karriere als Kommentatorin gesehen habe" beinhaltete.

Kommentator David Howell gab ihr recht und fügte hinzu: "Wir konnten uns kaum einen Moment Zeit nehmen, um zu Atem zu kommen. Auf allen Brettern gab es nur Action, Taktiken und Tricks."

Jovanka Houska fasste die Runde mit einem Wort zusammen: "Wild!"

Sehen wir uns also an, was passiert ist.

Der Beginn der zweiten Runde. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Gukesh-Nakamura

Obwohl diese beiden Spieler schon sieben Partien mit kürzeren Bedenkzeiten gespielt haben (online und am Brett), standen sie sich noch nie in einer klassischen Partie gegenüber. Nakamura wollte sich sicherlich von seiner Armageddon-Niederlage gegen So am Vortag erholen und mit Schwarz gewinnen.

Gukesh D (links) und Hikaru Nakamura. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Mit der Eröffnung war Nakamura zufrieden. Er hatte seinem Gegner einen isolierten Bauern verpasst und erklärte, dass er in der Vergangenheit mit Weiß eine ähnliche Stellung gehabt und sich damit sehr unwohl gefühlt hatte. Als Gukesh über seinen 14 Zug 11 Minuten lang nachdachte, war sich Nakamura sicher, dass er die Vorbereitung seines Gegners erfolgreich umschifft hatte.

Als die Partie etwas fortgeschritten war, entschied sich Nakamura mit dem Zug 22...f5 für ein interessantes und auch etwas zweifelhaftes positionelles Zugeständnis, das zu einer zweischneidigen Partie führte.

"Wir hatten beide unsere Chancen", sagte Nakamura und erklärte, dass er in der Zeitnotphase Oberwasser bekommen hatte. 
Ab den 36. Zug spielten die Großmeister im Wesentlichen eine Blitzpartie mit fünf Minuten Bedenkzeit und genau ab diesem Zeitpunkt ging es für Weiß auch bergab.

Der 48. Zug war wohl der interessanteste Zug der Partie, denn hier geriet Nakamura von einer gewonnenen in eine völlige Verluststellung. Nach der Partie besprachen die Spieler genau diesen Zug und die Konsequenzen der möglichen Varianten nach 48.Lf1. Und wer könnte uns diese besser erklären, als Hikaru Nakamura selbst?

Und hier ist die Partie zum durchklicken:

Am Donnerstag findet auch der Norwegische Schachgipfel statt und Nakamura wird dort nur weniger Stunden vor seiner Partie gegen Carlsen eine Rede halten.

Tari-Abdusattorov

Die erste klassische Partie dieser beiden erregte schon bald die Aufmerksamkeit der Kommentatoren. Nakamura, der die Energie hatte, in der "Confession Box" nicht nur über seine Partie, sondern auch über andere zu sprechen, zeigte sich schockiert darüber, dass Abdusattorov so früh alles auf eine Karte gesetzt hatte. Abdusattorov hat am Ende gewonnen, aber nicht nur die Kommentatoren dachten, dass die Partie in beide Richtungen gehen hätte können.

Nodirbek Abdusattorov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Der barbarische Zug 7...Tg8 erregte die Aufmerksamkeit aller Schachspieler und löste bei Polgar einige Minuten lang unaufhörliches Gelächter aus.

Abdusattorov sagte danach: "Die Eröffnung verlief für mich gut, aber vielleicht hätte ich 14...Lg7 statt 14...Da5 spielen und Sc3 und e5 nicht zulassen sollen." Die elektronischen Supergroßmeister stimmen dem voll und ganz zu.

Die Stellung war von Anfang an war schwer zu verstehen und Tari gab das in der "Confession Box" offen zu:

 

Abdusattorov fuhr in seinem Interview fort: "Nach ...Da5 Sc3 wurde mir klar, dass meine Stellung sehr schwierig ist. Dann bekam ich die Chance auf diese Tricks mit 23...d3 und 24...e6 und sein König wurde schwach." Der usbekische Großmeister gab zu, dass 27.Db4+ die Partie für Weiß gewonnen hätte und er das während der Partie auch gesehen hatte.

Dies ist unsere Partie des Tages und Großmeister Rafael Leitao zeigt uns, warum Abdusattorov am Ende doch gewonnen hat:

Giri-Caruana

Giri und Caruana spielten bereits 36 klassische Partien gegeneinander und dabei ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Jeder konnte drei Partien gewinnen und 30 Mal gab es keinen Sieger. Nach der heutigen Partie bleibt die Bilanz im klassischen Schach weiterhin ausgeglichen, aber im Schnellschach konnte Caruana einen Sieg verbuchen.

Katrine Pedersen vom Sponsor NES führt den ersten Zug der Partie zwischen Anish Giri (links) und Fabiano Caruana aus. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

"Ich glaube, ich hatte in beiden Partien die Oberhand, aber in der klassischen Partie konnte ich nicht wirklich das Beste daraus machen", sagte Caruana nach dem Duell.

Die ersten 19 Züge lang waren beide Spieler in der Theorie, aber dann muss Giri etwas vergessen haben. Nach der nicht nachahmenswerten Neuerung 20.Dc2 verlor er einfach einen Bauern und vier Züge waren sich alle Kommentatoren einig, dass hier nur Schwarz gewinnen kann. Polgar sagte: "Diese Stellung ist für Weiß sehr gefährlich."

Aber auch mit dem Mehrbauern war der Gewinn nicht einfach und nachdem Giri ein starkes Springeropfer gefunden hatte, war die Stellung wieder ausgeglichen und endete viele, viele Züge später mit einem Remis.

In der Armageddon-Partie spekulierte Caruana darauf, dass Giri die Idee 21...c5 gefolgt von 22...f5 nicht sehen würde. Der Plan funktionierte - Caruana stand klar besser  - und Giri hatte nur noch einige Chancen auf Ausgleich, aber keinesfalls Chancen, um den benötigten Sieg zu erzielen. Nach 33 Zügen war die weiße Stellung dann völlig zusammengebrochen und Giri gab sich geschlagen.

Carlsen-So

So konnte Carlsen in seiner gesamten Karriere erst einmal besiegen, aber das war genau bei diesem Turnier: Dem Norway Chess 2018. Carlsen hingegen hat gegen Wesley So schon 5 Sieg zu Buche stehen (bei 14 Remis).

Magnus Carlsen (links) und Wesley So. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

In der klassischen Partie folgten die Spieler in der Berliner Verteidigung einem Weg, der schon in mehreren Fernschachpartien eingeschlagen wurde. Carlsen entschied sich für die seltene Expansion mit f3-g4-h4 und sagte darüber, dass seine Stellung seiner Meinung nach etwas einfacher zu spielen, wenn auch nicht objektiv besser war. So hingegen stand aber auch keinesfalls schlechter. 

Nachdem er Carlsens Bauern auf a4 gewonnen hatte, bot So im 31. Zug Remis und Carlsen nahm das Angebot dankend an.

Kommentatorin Polgar sagte in der Übertragung, dass sie in dieser Stellung mit Schwarz keinesfalls Remis geboten hätte.

Das Armageddon beschrieb Carlsen so: "Das Armageddon war ziemlich schlecht, aber ihn anzugreifen hat Spaß gemacht."

Carlsen stand praktisch aus der Eröffnung heraus auf Verlust und entschied sich deshalb mit dem völlig unsoliden, aber letztlich erfolgreichen Zug 15.Da4 für ein Qualitätsopfer der Marke "Verzweiflung". Er war sowieso verloren, warum also nicht?

Als er nach den "Hochs und Tiefs" im Armageddon gefragt wurde, antwortete er: "Es waren eigentlich mehr Tiefs. Erst am Ende kam ein Hoch."

Und hier ist eine Videoanalyse von "The Big Greek" von diesem Armageddon:

Dieses Ergebnis hat aber letztendlich keinem der beiden wirklich weitergeholfen, denn sowohl Carlsen als auch Wesley So tingeln weiter in der unteren Tabellenhälfte herum.

Firouzja-Mamedyarov

Vor dieser Partie hatte Firouzja mit zwei Siegen und einem Remis eine ungeschlagene und positive Bilanz gegen Mamedyarov. Am Mittwoch steigerte er diesen Wert auf +3.

Alireza Firouzja (links) und Shakhriyar Mamedyarov. Foto: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Partie begann mit einem angenommenen Damengambit, das zu einem Partieverlauf führte, den Firouzja mit einem Lächeln so beschrieb: "Ich stand wohl die meiste Zeit auf Verlust. Zum Glück wurde er sehr nervös."

Tatsächlich schwankte der Bewertungsbalken sehr oft hin und her und Mamedyarovs deutlichster Fehlgriff war 29...Sxg2, was zu Komplikationen führte, anstatt 29.Se2, was sehr wahrscheinlich gewonnen hätte.

Nachdem er dem Angriff des Aserbaidschaners entkommen war, überlistete Firouzja seinen Gegner in einer dynamisch ausgeglichenen Stellung, die für beide Seiten schwierig zu spielen war. Kurz vor dem 40. Zug verlor Mamedyarov dann in einer verlorenen Stellung auf Zeit.

"The Big Greek" Georgios Souleidis hat auch diese Partie für uns analysiert und würde sich sicherlich über das eine oder andere "Like" freuen:

Durch diesen Sieg hat sich Firouzja wieder in die obere Tabellenhälfte gespielt und über die hohe Anzahl von Siegen in dieser Runde sagte er: "Das ist nicht typisch, das war ein verrückter Tag."

Die Ergebnisse der 2. Runde

Die Paarungen der 3. Runde

Brett Elo Weiß Schwarz Elo
1 2738 Shakhriyar Mamedyarov Gukesh D 2732
2 2731 Nodirbek Abdusattorov Alireza Firouzja 2785
3 2764 Fabiano Caruana Aryan Tari 2642
4 2760 Wesley So Anish Giri 2768
5 2775 Hikaru Nakamura Magnus Carlsen 2853


Das Norway Chess 2023 ist ein Rundenturnier im norwegischen Stavanger für 10 eingeladene Spieler. Die Spieler bekommen 3 Punkte für einen Sieg und einen Punkt für ein Remis. Im Falle eines Remis wird aber eine Armageddonpartie gespielt, bei der ein weiterer halber Punkt vergeben wird.

Die Bedenkzeit der klassischen Partie beträgt 120 Minuten für die gesamte Partie. Ab dem 41. Zug bekommen die Spieler ein Inkrement von 10 Sekunden pro Zug. Im Armageddon beträgt die Bedenkzeit 10 Minuten für Weiß und 7 Minuten für Schwarz und ab dem 41. Zug bekommen die Spieler ein Inkrement von einer Sekunde pro Zug.


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NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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