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Nakamura gewinnt den FIDE Grand Prix in Berlin
Hikaru Nakamura gewann den FIDE Grand Prix in Berlin. Foto: WorldChess.

Nakamura gewinnt den FIDE Grand Prix in Berlin

VSaravanan
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Hikaru Nakamura hat den FIDE Grand Prix in Berlin gewonnen. Im Finale demonstrierte er einmal mehr seine Überlegenheit bei kurzen Bedenkzeiten und besiegte seinen Landsmann Levon Aronian mit 2:0. In zwei fesselnden Partien mit der Bedenkzeit 15+10 stellte Nakamura erneut seine Fähigkeit des schnellen Denkens, seines Gespürs für Gegenangriffe und seine Fähigkeit nahezu jede Stellung verteidigen zu können unter Beweis.

In der ersten Partie akzeptierte Nakamura Aronians Bauernopfer in der Eröffnung und konnte sich danach einen Vorteil aufzubauen, den er bis zum Endspiel behalten konnte. Dann aber misshandelten beide Spieler das Turmendspiel und schließlich war es Aronian, der den letzten Fehler machte. In der zweiten Partie versuchte Aronian, sich in einer Must-Win-Situation einen Vorteil zu verschaffen, aber Nakamura schuf geschickt ein Gegenspiel und konnte sogar gewinnen, nachdem Aronian in einem ausgeglichenen Doppelturm-Endspiel alles auf einen letzten verzweifelten Angriff gesetzt hatte.

Damit ist das erste der drei FIDE Grand Prix Turniere 2022 beendet. Das zweite Turnier beginnt am 28. Februar in Belgrad, Serbien.

So haben wir den Grand Prix übertragen:
Alle Partien des FIDE Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite. Die deutschsprachigen Übertragungen mit Kommentaren von IM Steve Berger findet Ihr auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung auf unserem YouTube-Kanal Chess.com Live.
Hier seht Ihr die Aufzeichnung der Übertragung des Playoffs:

Am Ende der beiden hart umkämpften Partien ist es interessant zu entschlüsseln, wie Nakamura dieses Playoff gewonnen hat und warum er sich gerade in schnelleren Formaten des Spiels auszuzeichnen scheint.

Mit der für ihn typischen Offenheit gestand Nakamura nach dem Match: "Ich bin schon stolz darauf, dass ich seit sehr, sehr langer Zeit keine Schnellschach- oder Blitzpartie mehr verloren habe. Ich denke, meine letzte Niederlage war wahrscheinlich 2019 gegen Alireza. Wie ich bereits sagte, versucht man hauptsächlich, gute Züge zu finden. Ich denke, der Hauptunterschied ist, dass ich keinen wirklichen Druck gespürt habe. Auch heute habe ich einfach nur gespielt. Und ich konnte definitiv spüren, dass Levon nervöser war als ich... Im Allgemeinen denke ich, dass ich gut gespielt habe."

I am actually proud of the fact that I have not lost a rapid or blitz game for a very very long time.

—GM Hikaru Nakamura

Diese Fähigkeit, bei Bedarf gute Züge zu finden, konnten wir schon sehr früh im ersten Playoff beobachten:

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten beide Spieler geblitzt, aber hier dachte Nakamura fast fünf Minuten lang nach. Aronian hatte einen Bauern geopfert und hat sein Gegenspiel durch aktive Figuren, die das Zentrum von Weiß angreifen. Aber hier kam Nakamuras gesunder Menschenverstand zum Einsatz und er spielte mit 17.axb5 axb5 18.Ld2 Sc6 19.Lf4 "einfach" und festigte sein Zentrum.

Es gab noch eine interessante Aussage von Nakamura: "Jeden Tag zu spielen hält dich schärfer. Die Frage ist, ob du die Eröffnungen halbwegs gut spielen kannst oder nicht. Das ist das Opfer, das du bringst, wenn du einfach nur spielst. Aber praktisch gesehen habe ich mehr gespielt als jeder andere in den letzten paar Jahren und ich denke, es hat definitiv geholfen."

Diese Fähigkeit, "schärfer zu bleiben", kam ihm zugute, als beide Spieler ein ausgeglichenes Turmendspiel misshandelten und Nakamura es schaffte, sich durch typisches "Hetzen" mit sehr wenig Zeit auf der Uhr Chancen zu erspielen:

Es klingt zwar unglaublich, aber Nakamura hat tatsächlich geschafft, Aronian in dieser Stellung zu überlisten! Er hat es geschafft, diese Stellung gegen Spieler, der zur absoluten Weltspitze gehört, zu gewinnen!

Daniel Naroditsky der die Übertragung von Chess.com kommentierte, war begeistert von Nakamuras Schwindel und verkündete aufgeregt: "Levon traf gleich mehrere unerklärliche Entscheidungen - Zeitdruck hin oder her! Und das ist es, was Hikaru tut— er hat darauf eine Karriere aufgebaut! Er macht das auch im Blitz – er spielt nicht immer genau, aber wenn es hart auf hart kommt, wenn am Ende des Tages die Geschichte geschrieben wird, ist Hikaru der Beste. Er ist immer der, der zuletzt lacht!"

...when push comes to shove, when the ledgers are written at the end of the day, Hikaru is the one who has the last laugh!"

—GM Daniel Naroditsky

Nakamura-Aronian: Ein dramatisches Turmendspiel. Foto: WorldChess.

Seine andere phänomenale Fähigkeit, dem Druck auf dem Brett standzuhalten und eine schlechte Stellung zu verteidigen, zeigte sich in der zweiten Partie, als Aronians verzweifeltes Sondieren der schwarzen Stellung eine potenziell bedrohliche Form annahm:

Naroditsky hatte hier lange dafür plädiert, den schwarzen Bauern mit 30....a6-a5 vorzuziehen, den Damenflügel aufzulösen und die einzige Schwäche in der Stellung – d6 – verbissen zu verteidigen, um ein Remis anzustreben. Aber hier fand Nakamura den Zug 30...Sf6-e8. Er hatte das Ziel, ...f7-f5 zu spielen und ein Gegenspiel auf den weißen König, der im Moment in einer ziemlich ruhigen Zone und anscheinend absolut sicher steht, zu schaffen. Und er schuf ein solch starkes Gegenspiel, dass er am Ende des Tages sogar einen Bonussieg erringen konnte.

Nakamura - Gute Züge, scharfes Denken und die Fähigkeit, sich zu verteidigen. Foto: WorldChess.

Das Playoff begann wenig überraschend mit einer starken Eröffnungsvorbereitung von Aronian, der mit Schwarz gegen die Anti-Marshall-Variante der spanischen Eröffnung einen Bauern opferte:

Chess.com game of the day

Die ganzen Fehler im Turmendspiel brachten das obligatorische Twitter-Geplänkel mit sich!

Nachdem die erste Partie so dramatisch verloren hatte, musste Aronian nun die zweite Partie mit Weiß unbedingt gewinnen, was eine weitere intensive Partie versprach. Aus einer ruhigen Variante der italienischen Eröffnung schien Aronian langsam Druck aufzubauen:

Aronian zollte Nakamura im Interview nach dem Finale volle Anerkennung: "Hikarus Eröffnungen waren noch nie seine Stärke. Er hat sich ziemlich oft in schlechte Stellungen gebracht, aber er kämpft immer weiter. Das bewundere ich. Er verteidigt auch ziemlich gut, was er in der ersten Partie gezeigt hat. Ich muss an meiner Technik arbeiten, um in vorteilhaften Stellungen besser zu spielen."

Aronian bewundert Nakamuras Kämpferqualitäten. Foto: WorldChess.

Als er abschließend nach seiner Reaktion auf den Turniersieg gefragt wurde, ließ Nakamura das Turnier Revue passieren: "Es ist natürlich schön zu gewinnen. Ich glaube, ich hatte aber auch ein bisschen Glück. Am Anfang hatte ich die bestmögliche Gruppe, die ich mir hätte wünschen können, was definitiv geholfen hat. Ich glaube, ich habe auch ziemlich gut gespielt. Ich will den Teufel jetzt nicht an die Wand malen, aber ich habe seit Ewigkeiten keine Partie mehr verloren! Also, ich bin ziemlich glücklich. Aber das war nur ein Turnier. Mal sehen, wie das zweite und das dritte Turnier verlaufen."

Wie immer bot das Internet einzigartige Möglichkeiten, um Nakamura zu seiner Leistung zu gratulieren. Einige von ihnen untermauerten Nakamuras Aussagen vom Interview nach dem Turniersieg::

Andere brachten ihn zum Lachen:

Und einige waren so elegant, dass der Champion keine andere Wahl hatte, als darauf ebenso kultiviert zu antworten!

Alle Playoff-Partien

Turnierbaum

Der FIDE Grand Prix Berlin war das erste von drei Turnieren. Es fand vom 4. bis zum 17. Februar statt. Die Partien begannen jeden Tag um 15.00 Uhr.


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