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Halb Mensch, halb Zombie - Nakamura gewinnt das Chessable Masters 2023

Halb Mensch, halb Zombie - Nakamura gewinnt das Chessable Masters 2023

AnthonyLevin
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Hikaru Nakamura hat am Freitag das Finale des Chessable Masters 2023 gegen Fabiano Caruana gewonnen. Der "halb Mensch, halb Zombie", wie ihn Robert Hess während der Übertragung nannte, kehrte von den Toten (der Verlierergruppe) durch einen Sieg über Magnus Carlsen zurück und sicherte sich dann den Titel durch gleich zwei Siege über Caruana.

Das Finale der Gruppe II gewann der junge Usbeke Nodirbek Abdusattorov gegen Maxime Vachier-Lagrave. Genau wie Caruana hatte auch Abdusattorov seinen Finalgegner bereits im Halbfinale der Gewinnergruppe besiegt, aber der Schnellschachweltmeister von 2021 ließ dem Franzosen auch im zweiten Duell keine Chance und besiegte ihn abermals überzeugend in 4 Partien.

So haben wir das Turnier übertragen:
Wir übertrugen das Champions Chess Tour Airthings Masters 2023 mit Kommentaren von Steve Berger und den Großmeistern Markus Ragger und Saša Martinović  auf Chess.com/TV, unserem Twitch Kanal und auf YouTube. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf YouTube.com/ChesscomLive und alle Partien des Turniers findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Hier könnt Ihr Euch die Übertragung vom Freitag nochmal ansehen:

Kommentatoren: Steve Berger und Saša Martinović


Division I

Großes Finale, 1. Akt: Caruana-Nakamura 1-3

Obwohl Caruana der leichte Außenseiter gewesen war, gewann er das erste Duell in diesem Turnier mit einem überwältigenden 2,5-0,5-Ergebnis und schickte Nakamura damit nach nur drei Partien in die Verliererrunde. Da bei einem Doppel-K.o.-System jeder Spieler praktisch "zwei Leben" hat und Caruana ungeschlagen ins Große Finale eingezogen war, musste ihn Nakamura also zweimal besiegen, um den Titel zu gewinnen.

Caruana saß die meiste Zeit der ersten Partie auf dem Fahrersitz, aber nachdem sich Nakamura hartnäckig verteidigt hatte, erreichten die beiden Amerikaner ein ausgeglichenes Endspiel. Dort verlor der amtierende US-Champion innerhalb von nur wenigen Zügen die Kontrolle und es stand 1:0 für Nakamura.

Auch die nächsten beiden Partien gingen an Schwarz. In der zweiten Partie wehrte Caruana einen Flügelangriff mit einem lehrreichen Gegenschlag im Zentrum ab und in der dritten Partie ging Nakamura aus einem wahnsinnig komplizierten Mittelspiel mit ungleichfarbigen Läufern als Sieger hervor.

In der vierten Partie, in der nur ein Remis benötigte, spielte Nakamura mutig das Smith-Morra-Gambit und opferte im dritten Zug einen Bauern. Später würde er noch enthüllen, dass er diese Eröffnung eigentlich für Carlsen vorbereitet hatte, aber nie die Gelegenheit bekam, sie zu spielen.

Eine Philosophie besagt, dass man am leichtesten ein Remis erzielt, indem man auf Sieg spielt und die riskante Strategie von Nakamura zahlte sich aus: Nakamura gewann die Partie und damit den ersten Akt des Großen Finales.

Großes Finale 2. Akt: Caruana-Nakamura 1-2

Jetzt hatten beide Spieler jeweils eine Niederlage auf ihrem Konto und ein weiteres Match musste über den Gewinn der Chessable Masters entscheiden. Dieses Duell ging aber nur über zwei Partien und nicht wie das vorherige über vier.

Nakamura gewann die erste Partie, nachdem er einen gefährlichen Bauernsturm am Königsflügel akkurat verteidigt hatte. Als sein König in Sicherheit war, ging Nakamura zum Gegenangriff über und zeigte, dass es in Wahrheit Caruanas König war, der in Schwierigkeiten steckte.

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns die Partie.

GM Rafael Leitao GotD

Damit hatte Nakamura zwar eine Schlacht, aber noch nicht den Krieg gewonnen. Als sich Nakamura in der nächsten Partie einen Bauern auf b7 schnappte und damit den Weg zu seinem eigenen König öffnete, hatte Caruana seine Chance und er nahm sie wahr.

Die Kommentatoren waren von der Partie und besonders von Caruanas Damenopfer begeistert:

Damit musste das Chessable Masters durch eine einzige Armageddon-Partie entschieden werden. Nakamura spielte mit Schwarz und nur 9 Minuten und 6 Sekunden auf der Uhr gegen Caruanas weiße Figuren und 15 Minuten. Allerdings würde er bei einem Remis zum Sieger erklärt werden, während Caruana mit Weiß die Partie gewinnen musste. 

Die Engine zeigte im Verlauf dieser Partie alle möglichen Bewertungen: Gleichstand, Sieg für Weiß und Sieg für Schwarz. Nakamura hatte jedoch die besseren Nerven und gewann die verrückte Partie und damit auch das Match, das Finale und das Turnier.

Und gleich danach machte sich der "Schachamateur" und professionelle YouTuber und Streamer Nakamura an seine "eigentliche Arbeit" und fasste das Geschehen des Tages in einem Video zusammen:

Nakamura sagte, dass er seine Chancen auf den Turniersieg nach seiner Niederlage gegen Caruana am Mittwoch auf etwa 20% geschätzt hatte. Nachdem er aber dann die erste Partie gegen Caruana gewonnen hatte, wurde er jedoch optimistischer.

Ferner sagte er: "Ein wichtiger Faktor war auch, dass Fabiano und ich beide wieder einmal nicht unser bestes Schach gespielt haben. Als ich gemerkt habe, dass Fabiano nicht ganz da war, gab das nach mir etwas Selbstvertrauen und das hat mich im Grunde genommen durch das gesamte Finale geführt.

Nakamura bekommt für den Gewinn der Chessable Masters $30.000 und 150 Tour-Punkte. Caruana wird für seinen zweiten Platz mit $20.000 und 100 Tour-Punkten belohnt. Und natürlich sind auch beide Finalisten für die Gruppe I des dritten Events der Champions Chess Tour, das im Mai stattfinden wird, gesetzt.

Der Turnierbaum der Gruppe I

Gruppe II

Abdusattorov besiegte Vachier-Lagrave zum zweiten Mal in nur drei Tagen und gewann dadurch die Gruppe II. Im Gegensatz zum Finale der Gruppe I gewannen hier aber die weißen Figuren alle drei entscheidenden Partien.

Dieses Match war erwartungsgemäß enger als das letzte, bei dem der französische Großmeister alle drei Partien verlor. Abdusattorov gewann die erste Partie, aber Vachier-Lagrave schlug in der zweiten Partie mit einem sehenswerten Damenopfer zurück.

Die Vorentscheidung fiel bereits in der dritten Partie. In einer katalanischen Eröffnung machte Vachier-Lagrave einen natürlichen Zug, um die offene c-Linie zu besetzen. Paradoxerweise verlor er mit diesem Zug aber die Kontrolle über die c-Linie und bald darauf waren seine Figuren vor Passivität fast gelähmt. Beim Versuch, seine Figuren zu entwirren verlor er einen Bauern und nachdem er etwas später einen zweiten Bauern verloren hatte, warf er das Handtuch.

In der letzten Partie setzte Abdusattorov auf die russische Verteidigung, geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr und gewann das Finale mit einem bombensicheren Remis.

Damit hat sich der Usbeke $10.000, 50 Tour-Punkte und einen Startplatz in der Gruppe I des dritten Turniers der Champions Chess Tour erspielt und Vachier-Lagrave wird die Finalniederlage mit $7.500 und 30 Tour-Punkten versüßt.

Der Turnierbaum der Gruppe II

Gruppe III

Die Gruppe III wurde bereits gestern von Amin Tabatabaei gewonnen.

Der Turnierbaum der Gruppe III


Die Champions Chess Tour 2023 (CCT) ist ein riesiges Online-Schachturnier, das die besten Features der ehemaligen Champions Chess Tour und der Chess.com Global Championship kombiniert. Die Tour umfasst sechs Turniere, die sich über das ganze Jahr erstrecken und in einem Finale, bei dem die Spieler vor Ort gegeneinander antreten, gipfeln. Mit den besten Spielern der Welt und einem Preisgeld von 2 Millionen US-Dollar ist die CCT das bislang größte Event auf Chess.com.


Weitere Berichte von der Champions Chess Tour:

AnthonyLevin
NM Anthony Levin

NM Anthony Levin caught the chess bug at the "late" age of 18 and never turned back. He earned his national master title in 2021, actually the night before his first day of work at Chess.com.

Anthony, who also earned his Master's in teaching English in 2018, taught English and chess in New York schools for five years and strives to make chess content accessible and enjoyable for people of all ages. At Chess.com, he writes news articles and manages social media for chess24.

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