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Die Mongolei führt den neuen FIDE-Index zur Gleichstellung der Geschlechter im Schach an

Die Mongolei führt den neuen FIDE-Index zur Gleichstellung der Geschlechter im Schach an

Leon_Watson
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Die Mongolei ist die Nation, die bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung im Schach am besten abschneidet, während - vielleicht überraschend - die nordischen Länder drei der vier letzten Plätze belegen, wie eine neue Studie ergeben hat.

Die von der Kommission "Frauen im Schach" des Weltschachbundes (FIDE) in Auftrag gegebene und gemeinsam mit der Universität von Queensland veröffentlichte Studie hat 105 nationale Schachverbände der Welt bewertet, um einen neuen Index für die Gleichstellung der Geschlechter im Schach (GECI) zu erstellen.

Ergebnisse des "FIDE Gender Equality in Chess" Index (GECI) 2023. Bild: Chess.com.

Die Studie verwendete drei Hauptindikatoren, "Teilnahme", "Leistung" und "Fortschritt", um die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der internationalen Schachgemeinschaft zu vergleichen. Die Daten stammen aus der FIDE-Ratingliste und den Anteilen der Teilnehmer:innen an den jüngsten Jugendweltmeisterschaften, Kadettenweltmeisterschaften und ausgewählten Jugendkontinentalmeisterschaften.

An der Spitze der Tabelle stand die Mongolei mit dem höchsten GECI-Wert von 86,53. Dem Bericht zufolge sind fast 40 % der aktiven Spieler:innen der Mongolei auf der FIDE-Ratingliste vom September 2023 Frauen.

Mongolians have been playing and developing chess since ancient times and nowadays people are paying a lot of attention in teaching chess to their kids because of the successful achievements of our youth and professional women players.

- Gurvanbaatar Erdenebaatar

Der Präsident des mongolischen Verbandes, Gurvanbaatar Erdenebaatar, sagte in dem Bericht: "In der Mongolei wird Schach seit der Antike gespielt und entwickelt, und heutzutage schenken die Menschen dem Schachunterricht ihrer Kinder aufgrund der erfolgreichen Leistungen unserer Jugend und der Profispielerinnen große Aufmerksamkeit."

Herr Gurvanbaatar hob zwei Maßnahmen hervor, die zum Erfolg beigetragen haben: "Der mongolische Schachverband pflegt eine Politik der gleichen Preisgelder für männliche und weibliche Schachspieler bei Turnieren auf nationaler Ebene."

"Darüber hinaus versuchen wir, in Übereinstimmung mit dem Aufruf der FIDE, das Jahr des Frauenschachs 2022 auszurufen, unsere Schachspielerinnen in die Entscheidungsprozesse auf der Führungsebene einzubeziehen."

IM Munguntuul Batkhuyag, die am höchsten eingestufte Spielerin der Mongolei, sagte der FIDE, dass sie erhebliche Unterstützung erhalten hat, um ihre Karriere voranzutreiben.

We have a government bonus when we become a grandmaster. Also since 2012 with a break for four years we have a national team that receives a salary from the state. Now there is a tendency to increase the support of the national team, and, for example, the national championships have the same prize fund for both women and men.

- Munguntuul Batkhuyag

"Wir erhalten einen staatlichen Bonus, wenn wir einen Großmeistertitel erlangen. Außerdem haben wir seit 2012 mit einer Unterbrechung von vier Jahren eine Nationalmannschaft, die ein Gehalt vom Staat erhält. Jetzt gibt es eine Tendenz, die Unterstützung für die Nationalmannschaft zu erhöhen, und zum Beispiel haben die nationalen Meisterschaften den gleichen Preisfonds für Frauen und Männer."

Auf die Mongolei folgten Sri Lanka, Uganda, Vietnam und Namibia. Kleinere Verbände dominieren die vorderen Plätze und erst mit Georgien (12) und Aserbaidschan (15) tauchen große Schachnationen auf. Indien und Russland - traditionell zwei der stärksten Nationen auf der Elitestufe des Frauenschachs - liegen auf den Plätzen 24 und 25.

Die nordischen Länder schneiden schwach ab: Dänemark ist mit einem GECI-Wert von 34,34 das Schlusslicht der Tabelle, Island liegt auf Platz 104, Schweden auf Platz 102, Finnland auf Platz 99 und Norwegen auf Platz 94.

Und das, obwohl die Organisatoren von Norway Chess Anfang des Jahres ihre bahnbrechende Vision verkündet haben, im Jahr 2024 ein Superturnier nur für Frauen zu veranstalten, dessen Bedingungen denen ihres jährlichen Spitzenturniers entsprechen.

Chess.com hat den dänischen Schachverband um eine Antwort gebeten, aber noch keine erhalten. Auf der Plattform X sagte GM Peter Heine Nielsen, die Schlüsselfrage sei das Warum:

Von den 105 Ländern, die in der "Chess Gender Equality"-Rangliste aufgeführt sind, bildet Dänemark das Schlusslicht, Island und Schweden liegen knapp darüber. Es scheint, dass in Ländern, in denen Frauen tatsächlich gleichberechtigt sind, diese nicht Schach spielen wollen. Die Schlüsselfrage ist "warum"? - Peter Heine Nielsen

GM Pia Cramling, die sich letztes Jahr zu diesem Thema äußerte, sagte, dass es in den nordischen Ländern nicht üblich sei, Veranstaltungen nur für Frauen zu veranstalten, dass diese aber ihrer Meinung nach die Teilnahme fördern würden.

Großmeisterin Pia Cramling sagt, dass es in den nordischen Ländern Vorbehalte gegen Mädchenschachturniere gibt. Angesichts der guten Platzierungen bei den Statistiken zur Geschlechtergleichstellung denken viele, dass sie nicht gebraucht werden. Cramling ist anderer Meinung und würde gerne mehr Mädchen/Frauen-Veranstaltungen in Schweden sehen. - Jennifer Shahade

Leiter der Studie war der australische GM David Smerdon, Dozent an der Universität von Queensland und Autor mehrerer populärer Schachbücher. Er wurde von der FIDE-Kommission für Frauenschach von Carol B. Meyer, WGM Dana Reizniece-Ozola, WFM Maria Rodrigo-Yanguas und WIM Anastasia Sorokina unterstützt.

Die FIDE hat 199 Länder als angeschlossene Mitglieder in Form von nationalen Schachverbänden, von denen 76 wegen fehlender Daten ausgeschlossen wurden. Eine der fehlenden Nationen war China, das derzeit das Frauenschach dominiert und seit 2016 den Weltmeistertitel bei den Frauen innehat.

Da Chinas Top-Junioren während der COVID-19-Pandemie nicht zu den Welt- und Kontinentalmeisterschaften reisen konnten, sagten die Autoren, dass es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht genug Daten für eine Fortschrittsbewertung gab.

Als Ding Liren in diesem Jahr die Weltmeisterschaft für China gewann, trat er in die Fußstapfen von Spieler:innen wie Hou Yifan und Ju Wenjun. Fotos: Maria Emelianova/Chess.com.

Die Autor:innen räumten ein, dass die Analyse "unvollkommen" sei, sagten aber, sie hofften, dass der Bericht "positive und konstruktive Diskussionen in den Verbänden und in der breiteren Schachgemeinschaft fördern kann".

Sie fügten hinzu: " Der Bericht bietet Mitgliedern von Verbänden und anderen Organisationen die Möglichkeit, messbare Ziele für das Frauen- und Mädchenschach in jedem Land festzulegen und die Fortschritte im Laufe der Zeit zu verfolgen. Unser Ziel ist es, dass der GECI als nützliches Instrument für die Gleichstellung der Geschlechter in der Schachwelt dient und ein inklusiveres und gerechteres Umfeld für alle im Spiel schafft."

Die FIDE wurde in den letzten Jahren dafür kritisiert, dass sie es versäumt hat, das geschlechtsspezifische Ungleichgewicht im Schach zu beseitigen. GM Tan Zhongyi, die Schnellschachweltmeisterin 2022 und Finalistin des Kandidatenturniers der Frauen, war die einzige weibliche Schachspielerin, die mehr als 100.000 Dollar Preisgeld erhielt, verglichen mit 19 männlichen Konkurrenten, von denen 11 über 200.000 Dollar verdienten.

Im Oktober wurde die Women In Chess Foundation - eine Organisation außerhalb der FIDE - ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Teilnahmequote von Mädchen und Frauen am Schachspiel auf allen Ebenen zu erhöhen und gleichzeitig ein sichereres Umfeld zu schaffen und die Qualität von Frauenschachveranstaltungen zu verbessern.

Die Initiative folgt auf eine Reihe von Skandalen, die das Frauenschach in diesem Jahr erschüttert haben. Es sind Geschichten über sexuelle Belästigung aufgetaucht, wie z. B. die Geschichte des Wall Street Journal, in der acht Frauen behaupteten, GM Alejandro Ramirez habe seinen Status ausgenutzt, um ihnen wiederholt unerwünschte sexuelle Avancen zu machen.

Ellen Carlsen, die Schwester des ehemaligen Weltmeisters, ist eine weitere, die sich zu Wort meldet. Sie sagte, dass die anfänglichen Anschuldigungen von Shahade sie dazu veranlasst hätten, einen Vorfall von Belästigung beim norwegischen Schachverband zu melden.

Eine weitere Schachspielerin, die mit den jüngsten Anschuldigungen Schlagzeilen gemacht hat, war die englische WIM Sabrina Chevannes, die in einem emotionalen Interview mit Times Radio ihre erschütternden Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Frauenfeindlichkeit auf der Plattform X schilderte.

Ebenfalls in diesem Jahr unterzeichneten 14 der bekanntesten Spielerinnen Frankreichs einen offenen Brief mit dem Titel "Nous, Joueuse d'échecs", in dem sie das ihrer Meinung nach wiederholte sexistische Verhalten und die Gewalt in der Schachwelt anprangerten.

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