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Levon Aronian gewinnt den FIDE Weltcup 2017

Levon Aronian gewinnt den FIDE Weltcup 2017

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

12 Jahre nach seinem Triumph in Khanty-Mansiysk gewann Levon Aronian zum zweiten Mal den FIDE Weltcup und damit auch $120,000 Preisgeld. Im Tiebreak gegen Ding Liren gewann er beide Schnellschach Partien. 

Nach fast einem Monat ist der FIDE Weltcup 2017 damit beendet. Am 3. September waren 128 Spieler in Tiflis angetreten, um den begehrten Titel zu gewinnen. 24 Tage später steht nun der Sieger fest.

2017 ist eines der besten Jahre in Aronians Karriere. Er gewann nicht nur den FIDE Weltcup, sondern auch das Blitz- und Schnellschachturnier von St. Louis, das Norway Chess Turnier im Juni und das Grenke Open im April.

FIDE Weltcup Finale | Ergebniss

Land Spieler Land Spieler Klassisch Schnellschach Blitz Arm. Gesamt
Aronian (2802) Ding Liren (2771) ½-½, ½-½, ½-½, ½-½ 1-0, 1-0  4-2

Maria Emelianova von Chess.com stellte Aronian und Ding nach dem Viertelfinale dieselben sechs Fragen.

"Das ist ein ganz spezieller Moment für mich," sagte Aronian. "Einfach ein Traum." Dieser Sieg ist definitiv einer der größten Erfolge seine Karriere.

Der Tiebreak wurde in der kürzest möglichen Spieldauer entschieden. Obwohl alle 4 klassischen Partien Remis endeten, kann Aronians Sieg dennoch als überzeugend eingestuft werden, denn er stand in 2 klassischen Partien kurz vor dem Sieg und heute konnte er beide Schnellschachpartien gewinnen. OK, in der zweiten Partie unterlief ihm ein Fehler, aber wie er danach fortsetzte, zeigte seine ganze Klasse.

Aber fangen wir mit der ersten Partie an. Aronian legte mit seinem überzeugenden Sieg den Grundstein zum Gewinn des Weltcups. Seinen Gegner konnte der schon in der Eröffnung überraschen.

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Aronian brachte Ding schon früh in der Partie zum Nachdenken. | Foto: Anastasiya Karlovich, offizielle Weltcup-Webseite..

Aber genau nach dem Angriff mit Se5-g6, den Ding mit Df4-d2 beantwortete, passierte etwas.

Auf einmal war ein lauter Baustellenlärm im Turniersaal zu hören und genau in diesem Moment verlor Aronian seine Konzentration.

"Die erste Partie war eigentlich gar nicht schwierig, bis zu dem Moment, in dem der Lärm startete," sagte er. "Da verlor ich meine Konzentration und lies einige unnötige Sachen zu."

Im Schnellschach ist das ja eher ungewöhnlich, aber Aronian verließ sogar kurz den Turniersaal. "Ich ging zu den Sanitäranlagen, wusch mein Gesicht, beruhigte mich und ab dann habe ich wohl eine ordentliche Partie gespielt." 11 Züge später war diese dann schon vorbei.

Die Kommentare sind von GM Dejan Bojkov

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Bis auf einen kleinen Konzentrationsverlust hatte Aronian die erste Partie ständig unter Kontrolle. | Foto: Anastasiya Karlovich, offizielle Weltcup-Webseite.

Die zweite Partie war dann für Aronian praktisch schon ein Armageddon, denn ihm genügte ja schon ein Remis zur Turniersieg. Die Nerven spielten jetzt wieder eine große Rolle.

Nachdem der kurz rochiert hatte, zog Ding seinen g-Bauern vor und spielte danach e3-e4. Aronian schlug routiniert den e4 Bauern, mit der Idee, seinen Springer auf e8 über c7 auf d5 umzugruppieren. Dann stellte er aber mit schrecken fest, dass Se8-c7 wegen einer Taktik nicht möglich war, und deshalb war es schlecht gewesen, auf e4 zu nehmen.

"Ich dachte: Oh mein Gott, wie kann jemand nur so einen leichten Fehler machen?!"

Plötzlich hatte er Probleme zu lösen. Er entschied sich für 21...Sef6, obwohl er sah, dass der Zug verlieren würde. "Aber nach jedem anderen Zug wäre ich einen langsamen Tod gestorben."

Praktisch gesehen war es eine gute Entscheidung. "Ich konnte Ding zumindest verwirren. Er erlaubte mir dann 26...Tg4 zu spielen und danach war ich wieder im Geschäft."

Die Kommentare sind von GM Dejan Bojkov

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Die zweite Partie lief alles andere als Glatt, aber eine "praktische" Entscheidung führte Aronian auf die Siegerstraße. | Foto: Anastasiya Karlovich, offizielle Weltcup-Webseite.

Peter Svidler wäre vor 2 Jahren fast der erste Spieler der Geschichte geworden, der zum zweiten Mal den Weltcup gewinnen kann. Jetzt ist es Aronian geworden! Den Titelgewinn von 2005 will er dem von 2017 weder über- noch unterordnen: "Es fühlt sich ähnlich an. Das Turnier ist so schwierig zu Gewinnen und deshalb bin ich besonders froh, dass ich es gewinnen konnte."

Er bedankte sich noch bei seiner zukünftigen Ehefrau Anianne [Caoili], seinern Eltern, seiner Schwester und seinem Team für die Unterstützung, ohne die er seine Ziele nicht erreichen hätte können.

"Ein Familien- oder Teammitglied eines Schachspielers zu sein ist nicht leicht, dann man ist die ganze Zeit unterwegs und muss sich den Bedürfnissen des Spielers anpassen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich von Leuten umgeben bin, die ihr Wohlergehen für mich opfern. Mit diesen Menschen bin ich wirklich gesegnet."

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Im Pressezentrum verfolgten unter anderem die ehemaligen georgischen Spitzenspielerinnen Nona Gaprindashvili, Nana Alexandria und Maia Chiburdanidze die Partien. | Foto: Anastasiya Karlovich, offizielle Weltcup-Webseite.

Bei der Abschlussfeier sagte Ding, dass er sehr Stolz auf sein Ergebnis ist. Für den Gewinner fand er lobende Worte: "Zuerst war ich etwas verärgert, aber jetzt fühle ich mich wieder besser, denn Levon Aronian hat einfach besser gespielt als ich und somit hat er den Sieg auch verdient."

Aronian gab das Kompliment zurück: "Ich möchte meinen Gegner Gratulieren. Ich konnte viel von ihm lernen. Seine Widerstandsfähigkeit, besonders in der vierten Partie, war wirklich beeindruckend. Ich glaube nicht, dass es viele Spieler auf der Welt gibt, die diese Partie so locker Remis gehalten hätten."

Jetzt hat Aronian nur 3 Tage Zeit, um sich auf seine Hochzeit vorzubereiten. Das ist natürlich wenig ("ich werde einfach blitzen") aber Frau Aronian wird die "Zeitnot" ihres Ehemanns sicher gerne in Kauf nehmen, denn schließlich hat er ja gerade das Geld für eine schöne Hochzeitsreise verdient.

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Der Pokal. | Foto: Anastasiya Karlovich, offizielle Weltcup-Webseite.

Partien von TWIC.

Der Weltcup fand vom 3. bis zum 27. September in der georgischen Hauptstadt Tiflis statt. Jede Runde bestand aus 2 klassischen Partien (nur im Finale waren es 4) und danach folgt, je nach Bedarf, ein Tiebreak im Schnell- und Blitzschach. Das Preisgeld bei diesem Turnier betrug $1.600.000 und der Sieger bekam mit $120.000 den Löwenanteil davon. Zusätzlich qualifizierten sich die beiden Finalisten für das Kandidatenturnier 2018.


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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms.

Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools.

Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013.

As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

In October, Peter's first book The Chess Revolution will be published!


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