Karjakin besiegt Georg Meier im Speed Chess
Sergey Karjakin und Georg Meier sind für ihre ähnliche Spielweise bekannt. Beide haben ihre Fähigkeit, den Gegner nach und nach einzuschnüren und ihm so lange Raum zu nehmen, bis dieser einfach keine vernünftigen Züge mehr hat, schon oft unter Beweis gestellt. Im Speed Chess Achtelfinale zeigte aber der amtierende Blitz-Weltmeister, dass er genau dies einfach schneller und noch genauer kann, als sein deutscher Herausforderer. Wie Meier knapp und zutreffend nach dem Duell bemerkte, spielte der Russe einfach besser und schneller zugleich.
Karjakin, der bei diesem Turnier an Nummer 2 gesetzt ist, spielt im Viertelfinale gegen den Gewinner des Duells Ian Nepomniachtchi gegen Levon Aronian, das am 23. August ausgetragen wird. Wenn sich weiterhin die Favoriten durchsetzen (wenn...), würde er im Halbfinale auf Hikaru Nakamura und auf Magnus Carlsen im Finale treffen.
Das Duell war viel ausgeglichener, als es der Endstand von 19:7 vermuten lässt. Meier vorlor einige Partien, in denen er schon wie der sichere Sieger aussah, aber am Ende hatte Karjakin beeindruckende 19 Punkte auf seiner Haben Seite.
Zur Erinnerung: Beim Speed Chess werden 3 Stunden lang Partien mit den Bedenkzeiten 5|2, 3|2 und 1|1 gespielt, mit kurzen Pausen zwischen den einzelnen Abschnitten. Jeder Abschnitt wird mit einer Partie Schach960 abgeschlossen.
Die Fans dieses Turniers kennen und lieben dieses Format und bereiteten sich auf ihre ganz eigene Weise auf dieses Achtelfinale vor:
Party food✔ chess on the telly ✔ we're good to go! #speedchess pic.twitter.com/3bzSIEi508
— L.J. Nielsen (@Nightscape) May 24, 2017
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— Anna Rudolf (@Anna_Chess) May 24, 2017
Karjakin gewann die erste Partie auf seine urtypischte Art und Weise: Meier hatte einen positionellen Vorteil, und Karjakin wartete Geduldig auf den kleinsten Fehler des Deutschen um diesen dann gnadenlos zu bestrafen:
Meier fand dann trotz Zeitnot eine großartige Verteidigung in der zweiten Partie und rettete ein Remis, aber dann zeigte Karjakin wer der Chef im Ring ist und landete 3 Siege in Serie! Beim ersten von dieses drei Siegen hatte Meier die bessere Bauernstruktur und stand schon kurz vor dem Gewinn, aber er musste ständig auf seinen ungeschützten König achten, und ein einziger Fehlgriff kostete ihm schließlich diese Partie.
In der vierten Runde gelang Karjakin dann die vielleicht beste Partie des gesamten Abends. Sein Läuferpaar war einfach von Anfang bis Ende eine wahre Pracht und die Vereinfachung am Ende könnte man in Lehrbücher, die die Überlegenheit des Läufers gegen den Springer behandeln, aufnehmen.
Meier änderte dann seine Taktik und versuchte Karjakin mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er erzielte einen kleinen Vorteil und hatte das Läuferpaar aber Karjakin fand eine Taktik mit...Sxf2 und befreite sich dadurch. Meier schien im Endspiel trotzdem besser zu stehen, aber ihm glitt die Partie förmlich durch die Finger und am Ende entschied er die Partie mit einem klassischen Eigentor in Form von Ta7??
Nach einem Remis in der sechsten Partie schien Meier im Achtelfinale angekommen zu sein, aber Karjakin war davon nicht beeindruckt und gewann die siebte Partie schon wieder und führte danach mit 6:1! Meier unternahm einen Versuch zu gewinnen und opferte einen Bauern um einen Turmspieß zu bekommen. Leider sah er aber nicht Karjakins Konter, durch den der Russe den Mehrbauern einfach behalten konnte.
In der achten Runde war das Glück dann endlich einmal auf der Seite des Trierers. Karjakin schien schon gewonnen zu haben, denn seine Bauern schienen einfach schneller zu sein, aber nachdem er Meiers Turm erobert hatte, hätte er ein paar perfekte Züge finden müssen, was er nicht tat. Meier gewann den Turm zurück und remisierte das Endspiel trotzt eines Springers weniger auf dem Brett.
Dieses kleine Erfolgserlebnis gab Meier Selbstvertrauen für die anstehende Schach960 Partie, die das erste Drittel des Achtelfinals abschloß. Der Blockadespringer auf e3 gab ihm einen positionellen Vorteil und er gewann die Partie mit einer tollen Taktik.
Ergebnis: 5|2 Bedenkzeit
Spieler | Land | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | Gesamt |
Sergey Karjakin | 1 | ½ | 1 | 1 | 1 | ½ | 1 | ½ | 0 | 6.5 | |
Georg Meier | 0 | ½ | 0 | 0 | 0 | ½ | 0 | ½ | 1 | 2.5 |
Meier ging also mit einem Rückstand von 4 Punkten ins zweite Drittel, das mit einer Bedenkzeit von 3|2 ausgetragen wurde, und er wollte diesen Rückstand auf keinen Fall vergrößern, im Optimalfall aber natürlich verringern, um im letzten Drittel noch eine Chance zu haben.
Die ersten vier Partien verliefen dann auch gut für den Deutschen. Obwohl er die erste Partie verlor, remisierte Meier die Partien Nummer 2 und 4 (mit besseren Stellungen) und die dritte Partie dieses Drittels sollte sich sogar zu Meiers stärkster Vorstellung des gesamten Achtelfinals werden.
Karjakin gewann dann nach einigen genialen Turmmanövern die fünfte Partie, aber in der sechsten Partie war es wieder Meier, der den Ton angab. Leider verpasste er aber eine Taktik, mit der er diese Partie hätte. Entdeckt ihr diese Taktik?
Als Meier in der siebten Runde in einer besseren Stellung zu ungestüm war, konterte ihn Karjakin einmal mehr aus, und auch die abschließende Schach960 Partie gewann der Russe überlegen. Somit führte Karjakin nach 2 Dritteln mit 7 Punkten Vorsprung und die Chancen von Meier waren nur noch mathematisch vorhanden.
Ergebnis: 3|2 Bedenkzeit
Spieler | Land | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | Gesamt |
Sergey Karjakin | 1 | ½ | 0 | ½ | 1 | ½ | 1 | 1 | 5.5 | |
Georg Meier | 0 | ½ | 1 | ½ | 0 | ½ | 0 | 0 | 2.5 |
Niemand wusste aber zu diesem Zeitpunkt wie gut Karjakin im Bullet-Schach sein würde, und im letzten Drittel wurden ja schließlich schon mehrere Duelle in der Vergangenheit gedreht. Um die Frage kurz und bündig zu beantworten: Karjakin entpuppte sich als exzellenter Bullet-Spieler! Er gewann 6 der 9 Partien und verlor nur eine einzige!
Karjakin's Spiel war natürlich nicht so präzise wie mit längerer Bedenkzeit, und in den ersten beiden Partien hatte er eigentlich verlorene Stellungen, stellte aber Meier durch präzise Verteidigungszüge stellte er Meier so lange vor Probleme, bis dieser die Zeit überschritt. Meier erklärte im Interview nach dem Duell, dass er mit dem 1 Sekunden Bonus überhaupt nicht zurechtkam und nie ein "Gefühl" für seine Zeit entwickeln konnte.
Karjakin's Siege in den Partien Nummer 3 und 5 waren überzeugend, und in der sechsten Partie war es wieder die Zeit, die Meier zum Verhängnis wurde. Der Deutsche hatte zwar dann die Ehre, die letzten beiden Partien des Achtelfinals zu gewinnen, aber wieder war das Glück nicht auf seiner Seite, denn die erste dieser beiden Partien wurde nicht gewertet, denn die Spielzeit des letzten Drittels war bereits abgelaufen und beide Spieler hatten dies im Eifer des Gefechts nicht bemerkt und auch nicht auf die Anweisung des Schiedsrichters gehört. Den Ausgang des Achtelfinals hat dieses Missgeschick aber nicht beeinflusst.
Ergebnis: 1|1 Bedenkzeit
Spieler | Land | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | Gesamt |
Sergey Karjakin | 1 | 1 | 1 | ½ | 1 | 1 | ½ | 1 | 0 | 7 | |
Georg Meier | 0 | 0 | 0 | ½ | 0 | 0 | ½ | 0 | 1 | 2 |
Karjakin und Meier lobten sich nach dem Duell gegenseitig
It was a good match for me, with many interesting games! Thanks to @chesscom_ru and @GMGeorgMeier ! That was difficult but fun!👍👍👍
— Sergey Karjakin (@SergeyKaryakin) May 24, 2017
Great performance @SergeyKaryakin! I had many chances, but barely converted any, while my opponent used his to full effect. #speedchess
— Georg Meier (@GMGeorgMeier) May 24, 2017
Hast Du das Live Event verpasst? Hier kannst Du dir die Aufzeichnung mit den original kommentaren von IM Danny Rensch und WGM Jennifer Shahade in voller Länge ansehen!
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Durch diesen Kantersieg sicherte sich Karjakin auch den größten Teil des Preisgeldes. Zusätzlich, zu den $1.000 für das erreichen des Viertelfinales werden ja noch $1.000 nach der Anzahl der Siege zwischen den beiden Spielern aufgeteilt. So gewann Karjakin insgesamt $1.730,77 und Meier immerhin noch $269,23.