Ivanchuk und Fedoseev starten mit Siegen ins Achtelfinale
Am ersten Achtelfinal-Tag des FIDE Weltcup's konnten zwei Spieler ihre Partien gewinnen. Vassily Ivanchuk gewann gegen Anish Giri in einer russischen Eröffnung und Vladimir Fedoseev widerlegte einen Fehler von Maxim Rodshtein auf geradezu brilliante Art und Weise.
Vassily Ivanchuk schlug Giri in einer russischen Partie. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Da das Teilnehmerfeld mittlerweile auf 16 Spieler geschrumpft ist, wurde der Weltcup heute in einem neuen, kleineren Turniersaal im 2. Stock des Hotels fortgesetzt. Russland hat noch 5 Spieler im Turnier, China noch 3 und die Länder Armenien, Frankreich, Georgien, Ungarn, Isreal, Holland, die Ukraine und die USA stellen jeweils einen Spieler.
Zwei der verbliebenen Teilnehmer haben die Chance, als erster Spieler der Geschichte den Weltcup zum zweiten Mal zu gewinnen: Levon Aronian und Peter Svidler.
World Cup 2017 | Runde 4, Tag 1
Land | Spieler | Land | Spieler | Klassisch | Schnellschach | Blitz | Gesamt |
Svidler (2756) | Bu Xiangzhi (2714) | ½-½ | |||||
Vachier-Lagrave (2804) | Grischuk (2788) | ½-½ | |||||
Ivanchuk (2727) | Giri (2777) | 1-0 | |||||
Dubov (2666) | Aronian (2802) | ½-½ | |||||
So (2792) | Jobava (2702) | ½-½ | |||||
Rodshtein (2695) | Fedoseev (2731) | 0-1 | |||||
Rapport (2675) | Najer (2694) | ½-½ | |||||
Wang Hao (2701) | Ding Liren (2771) | ½-½ |
Im neuen Turniersaal haben die 8 benötigten Tische perfekt Platz. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Der Umzug in einen kleineren Saal hat sicherlich einige Kosten gespart aber er bringt auch Nachteile mit sich. Der Ruheraum der Spieler, in dem sich sich mit Snacks und Erfrischungen versorgen können ist ein öffentlicher Bereich und ständig gehen dort Zuschauer oder Hotelgäste vorbei. Und der Weg zur Toilette führt ebenfalls durch für jedermann frei zugängliche Bereiche. Dass die Spieler diesen Umstand nutzen um zu Betrügen ist zwar unwahrscheinlich aber die Möglichkeit ist immerhin gegeben.
Der Raucherbereich ist jetzt nicht mehr im Freien, sondern in der Aufzugshalle. Glücklicherweise sind mit Jobava und Grischuk nur noch 2 Raucher im Turnier. Wären Kramnik und Kuzubov noch dabei, wäre die Rauchwolke vor den Aufzügen noch undurchdringlicher.
Der Spielerbereich ist vom Zuschauerbereich nur durch eine Absperrung getrennt. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
In den Partien So-Jobava, Svidler-Bu, Wang-Ding und Dubov-Aronian Remis konnte sich kein Spieler einen Vorteil erspielen und somit endeten diese Partien Remis. Die Spieler, die heute Schwarz hatten, freute dies natürlich, obwohl Jobava doch enttäuscht schien, denn er hatte im Endspiel einen kleinen Vorteil.
Grischuk zeigt So und Jobava nach deren Partie eine Variante auf. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
In der Partie zwischen Daniil Dubov und Levon Aronian fragten sich viele Fans in der Endphase: Hätte Aronian nicht auf b2 schlagen können? Die Antwort ist: Ja, das wäre möglich gewesen!
Aronian schien nach der Partie guter Laune zu sein. Schließlich hatte er Schwarz und es war ja nichts schlimmes passiert. Die gute Laune wird sich spätestens bei seiner Partieanalyse verflüchtigt haben, denn seine Partiefortsetzung hatte zu einem Remis geführt, aber ein anderer Zug hätte gewonnen.
Dubov hatte wieder einmal gezockt und wieder einmal ist es gut gegangen. Seine Glückssträhne scheint noch nicht beendet zu sein.
Dubov sprang dem Teufel wieder einmal von der Schippe. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Vladimir Fedoseev hat nach seinem tollen Sieg mit Schwarz über Maxim Rodshtein beste Chancen um ins Viertelfinale einzuziehen. Rodshtein hatte ja wegen dem Kovalyov 3 Tage frei und er verbrachte sie hauptsächlich relaxend im Hotel.
In einer Katalanischen/Damenindischen Eröffnung entschied sich Fedoseev für einen Bauerntausch im Zentrum mit 9...c5. Danach wurde die Partie ziemlich interessant. Weiß stand vielleicht sogar etwas besser aber der Zug 22.f4 von Rodshtein war einfach "zu optimistisch", wie es sein Gegner nannte.
Eine ausgeglichene Partie + ein Fehler + eine Widerlegung = Schwarz gewinnt. | Photo: Chess.com/Maria Emelianova.
22...e5 war vielleicht nicht die beste Antwort, aber Schwarz konnte durch dieses Bauernopfer die Initiative erlangen, und das genau zu dem Zeitpunkt, als Rodshteins Bedenkzeit immer weniger wurde. 13 Züge später unterlief dem Israeli, dem sein Landsmann Boris Gelfand gestern vor seiner Abreise noch viel Glück gewünscht hatte, in Zeitnot der entscheidende Fehler.
Fedoseev's Finale war großartig und sein Kommentar nach der Partie brachte die Sache auf den Punkt: "Es ist immer gut wenn Du Weiß hast und einen Punkt vorne liegst!"
Fedoseev erwischte einen Traumstart ins Achtelfinale. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Vassily Ivanchuk hatte Kramnik bereits nach den klassischen Partien aus dem Turnier geworfen und konnte somit gestern einen Ruhetag genießen. Das war sicher ein Vorteil für das Duell gegen den um 25 Jahre jüngeren Anish Giri. Der holländische Großmeister entschied sich für die Russische Verteidigung und wollte wohl die alte Sovjet-Strategie anwenden: "Mit Schwarz nicht verlieren - Mit Weiß gewinnen." Der erste Teil der Strategie ging aber schon mal gehörig schief.
Irgendwie schafften es gleich beide Spieler, sich in der Eröffnung zu überraschen. Zuerst dachte Ivanchuk eine halbe Stunde über einen Zug nach und dann tat Giri das selbe. Dies führte zu einer Partie in der die Qualität der Berechnungen ziemlich schwankten und beiden Spielern in Zeitnot seltsame Fehler unterliefen. Giri machten dann den letzten Fehler:
Eine wacklige Petroff Verteidiung in der Entstehung. | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Die mit Abstand beste Partie spielten heute Maxime Vachier-Lagrave und Alexander Grischuk. Nach der italienischen Eröffnung kamen beide Spieler gleich zur Sache!
Im frühen Mittelspiel spielten beide Spieler auf Sieg, und so wurde die Partie sehr interessant. MVL´s Turmschwenk Te1-e3-g3 folgte ein Turmopfer auf g7. Kurz darauf dachte der Franzose er hätte es übertrieben und würde verlieren, obwohl er keinen kongreten Gewinnplan für seinen Gegner entdecken konnte. Grischuk fand auch keinen und so endete die Schlacht in einem Remis.
MVL wartet auf Grischuks ersten Zug, aber der sieht sich lieber auf der Großbildleinwand die anderen Partien an! | Foto: Chess.com/Maria Emelianova.
Great fights today. Impressed with: Jobava's solidity; Bu's calculations; Grischuk's guts; Fedoseev's trickery; and Chukky - just Chukky.
— Jonathan Tisdall (@GMjtis) September 12, 2017
Großartige Kämpfe heute. Ich bin beeindruckt von: Jobavas solidem Spiel, Bus Berechnungen, Grischuks Mut, Fedoseevs Tricks und Chukky - ist einfach Chukky
---Johnathan Tisdall
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Der Weltcup findet vom 3. bis zum 27. September in der georgischen Hauptstadt Tiflis statt. Jede Runde besteht aus 2 klassischen Partien (nur im Finale sind es 4) und danach folgt, je nach Bedarf, ein Tiebreak im Schnell- und Blitzschach. Das Preisgeld bei diesem Turnier beträgt $1.600.000 und der Sieger bekommt mit $120.000 den Löwenanteil davon. Zusätzlich qualifizieren sich die beiden Finalisten für das Kandidatenturnier 2018.
Chess.com überträgt alle Partien des Weltcups live auf Chess.com/Live. Außerdem könnt ihr Live Kommentare der besten Kommentatoren der Welt, der Chessbrahs, also GM Eric Hansen, GM Robin van Kampen, GM Yasser Seirawan und IM Aman Hambleton auf Chess.com/TV sehen.
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